Lehrbuch der Perspective
Gustav Conz
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Lehrbuch der Perspective
Gustav Conz
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Wer das Schaffen unserer KĂŒnstler kennt, der weiss, dass auch der Talentvollste nicht ohne gewissenhaftes und grĂŒndliches Studium zum Ziele gelangt, und dass sie MĂŒhe und Arbeit nicht zu scheuen pflegen. Woher kommt es nun, dass die Mehrzahl der Maler so wenig von der Perspective versteht, welche doch zweifellos eine so wichtige Grundlage ihrer Studien bildet? Die Meisten unterschĂ€zen den Wert derselben nicht, nehmen auch wohl dieses oder jenes Lehrbuch zur Hand, aber gewöhnlich nur, um es bald wieder zur Seite zu legen, ohne ihren Zweck erreicht zu haben, und wenn man nach dem Grunde fragt, so heisst es, das möge alles ganz gut fĂŒr Architekten sein, eigne sich aber nicht fĂŒr Maler.
Allerdings ist die Art und Weise, in welcher der Architekt die perspectivischen Geseze anwendet, wesentlich verschieden von der des Malers und es mag wohl sein, dass die meisten perspectivischen LehrbĂŒcher dem Standpunkt des Lezteren weniger als dem des Ersteren Rechnung tragen.
Der Architekt stellt sich die Aufgabe, das perspectivische Bild eines Gegenstands mathematisch genau zu berechnen auf Grund bestimmter Angaben ĂŒber die wirkliche (geometrische) Richtung, Grösse und Winkelstellung sĂ€mtlicher Linien, wie sie ihm in seinem Grundriss und Aufriss vorliegen. FĂŒr den Maler dagegen ist das perspectivische Bild, welches in der Natur oder in seiner Fantasie vor ihm steht, das zuerst Gegebene. In den meisten FĂ€llen ist er darauf angewiesen, zunĂ€chst die perspectivische Richtung und Grösse einzelner fĂŒr die beabsichtigte Wirkung seines Bildes wesentlicher Linien, so gut die Ăbung seines Auges gestattet, festzustellen und dann erst die perspectivische Berechnung anzuwenden, um das Ăbrige mit jenen in richtige Ăbereinstimmung zu bringen. FĂŒr diese Berechnung fehlen ihm aber, da er selten in der Lage ist, Messungen an seinem Gegenstand vorzunehmen, die genauen und bestimmten Angaben, welche dem Architekten zu Gebote stehen, und welche die Auffassung auch eines geĂŒbten Auges nicht vollstĂ€ndig ersezen kann. Er muss daher in der Regel auf eine vollstĂ€ndige perspectivische Genauigkeit aller Teile seines Bildes verzichten und er bezweckt eine solche auch nicht. Man kann sagen, dass er in dieser Beziehung seiner Aufgabe genĂŒgt, wenn er perspectivische Fehler vermeidet, welche fĂŒr das Auge eines kundigen Beschauers ohne Anwendung einer Berechnung wahrnehmbar und deshalb fĂŒr die Wirkung des Ganzen störend wĂ€ren.
Hieraus ergeben sich einerseits gewisse Schwierigkeiten, welche ein fĂŒr die Zwecke des Malers geeignetes Lehrbuch der Perspective zu berĂŒcksichtigen hat, anderseits bietet sich die Möglichkeit, in mancher Beziehung den Stoff zu vereinfachen und leichter verstĂ€ndlich zu machen.
Der Umgang mit Kunstgenossen, sowie eine langjĂ€hrige LehrthĂ€tigkeit haben dem Verfasser das BedĂŒrfnis eines in dem erwĂ€hnten Sinne geschriebenen Lehrbuchs so oft nahe gelegt und ihm zugleich so vielfache Gelegenheit gegeben, die Mittel und Wege, welche sich hiebei darbieten, zu erproben, dass er vielleicht hoffen darf, mit dieser Schrift Vielen einen Dienst zu erweisen. Neben den BedĂŒrfnissen des Malers sind zugleich diejenigen des Schulunterrichts ins Auge gefasst. Mit RĂŒcksicht auf diesen sind auch die einfachen geometrischen Begriffe, welche in Betracht kommen, besprochen und ist die Anordnung des Stoffes eine solche, dass die fĂŒr das Freihandzeichnen wichtigsten und unentbehrlichsten LehrsĂ€ze, welche zugleich die verstĂ€ndlichsten sind, leicht von den schwierigeren Teilen getrennt vorgenommen werden können.
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