Wilhelm Meisters Lehrjahre â Band 7
Johann Wolfgang von Goethe
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Wilhelm Meisters Lehrjahre â Band 7
Johann Wolfgang von Goethe
Ă propos de ce livre
Der FrĂŒhling war in seiner völligen Herrlichkeit erschienen; ein frĂŒhzeitiges Gewitter, das den ganzen Tag gedrohet hatte, ging stĂŒrmisch an den Bergen nieder, der Regen zog nach dem Lande, die Sonne trat wieder in ihrem Glanze hervor, und auf dem grauen Grunde erschien der herrliche Bogen. Wilhelm ritt ihm entgegen und sah ihn mit Wehmut an. "Ach!" sagte er zu sich selbst, "erscheinen uns denn eben die schönsten Farben des Lebens nur auf dunklem Grunde? Und mĂŒssen Tropfen fallen, wenn wir entzĂŒckt werden sollen? Ein heiterer Tag ist wie ein grauer, wenn wir ihn ungerĂŒhrt ansehen, und was kann uns rĂŒhren als die stille Hoffnung, daĂ die angeborne Neigung unsers Herzens nicht ohne Gegenstand bleiben werde? Uns rĂŒhrt die ErzĂ€hlung jeder guten Tat, uns rĂŒhrt das Anschauen jedes harmonischen Gegenstandes; wir fĂŒhlen dabei, daĂ wir nicht ganz in der Fremde sind, wir wĂ€hnen einer Heimat nĂ€her zu sein, nach der unser Bestes, Innerstes ungeduldig hinstrebt."
Inzwischen hatte ihn ein FuĂgĂ€nger eingeholt, der sich zu ihm gesellte, mit starkem Schritte neben dem Pferde blieb und nach einigen gleichgĂŒltigen Reden zu dem Reiter sagte: "Wenn ich mich nicht irre, so muĂ ich Sie irgendwo schon gesehen haben."