Kompendium UnterstĂŒtzte Kommunikation
eBook - ePub

Kompendium UnterstĂŒtzte Kommunikation

Jens Boenisch, Stefanie K. Sachse, Jens Boenisch, Stefanie K. Sachse

Partager le livre
  1. 427 pages
  2. German
  3. ePUB (adapté aux mobiles)
  4. Disponible sur iOS et Android
eBook - ePub

Kompendium UnterstĂŒtzte Kommunikation

Jens Boenisch, Stefanie K. Sachse, Jens Boenisch, Stefanie K. Sachse

DĂ©tails du livre
Aperçu du livre
Table des matiĂšres
Citations

À propos de ce livre

Over the past 30 years, augmented and assisted communication (AAC) has made tremendous advances in theory, research and practice and it is now an important part of professional work in many educational, therapeutic and medical fields. This compendium summarizes these developments and, using a new approach, provides systematic access to the various topics and fields of work in AAC. In addition to basic theoretical positions, the areas of language development and AAC, diagnosis in AAC, intervention and participation, literacy (acquisition of written language), care structures and quality assurance, as well as research and evaluation, are differentiated on the basis of the current state of research and knowledge. The compendium is designed as a study textbook for education and further education. With its consistent focus on the International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF), social participation and inclusion, it provides a bridge between the educational and medical-therapeutic professions involved.

Foire aux questions

Comment puis-je résilier mon abonnement ?
Il vous suffit de vous rendre dans la section compte dans paramĂštres et de cliquer sur « RĂ©silier l’abonnement ». C’est aussi simple que cela ! Une fois que vous aurez rĂ©siliĂ© votre abonnement, il restera actif pour le reste de la pĂ©riode pour laquelle vous avez payĂ©. DĂ©couvrez-en plus ici.
Puis-je / comment puis-je télécharger des livres ?
Pour le moment, tous nos livres en format ePub adaptĂ©s aux mobiles peuvent ĂȘtre tĂ©lĂ©chargĂ©s via l’application. La plupart de nos PDF sont Ă©galement disponibles en tĂ©lĂ©chargement et les autres seront tĂ©lĂ©chargeables trĂšs prochainement. DĂ©couvrez-en plus ici.
Quelle est la différence entre les formules tarifaires ?
Les deux abonnements vous donnent un accĂšs complet Ă  la bibliothĂšque et Ă  toutes les fonctionnalitĂ©s de Perlego. Les seules diffĂ©rences sont les tarifs ainsi que la pĂ©riode d’abonnement : avec l’abonnement annuel, vous Ă©conomiserez environ 30 % par rapport Ă  12 mois d’abonnement mensuel.
Qu’est-ce que Perlego ?
Nous sommes un service d’abonnement Ă  des ouvrages universitaires en ligne, oĂč vous pouvez accĂ©der Ă  toute une bibliothĂšque pour un prix infĂ©rieur Ă  celui d’un seul livre par mois. Avec plus d’un million de livres sur plus de 1 000 sujets, nous avons ce qu’il vous faut ! DĂ©couvrez-en plus ici.
Prenez-vous en charge la synthÚse vocale ?
Recherchez le symbole Écouter sur votre prochain livre pour voir si vous pouvez l’écouter. L’outil Écouter lit le texte Ă  haute voix pour vous, en surlignant le passage qui est en cours de lecture. Vous pouvez le mettre sur pause, l’accĂ©lĂ©rer ou le ralentir. DĂ©couvrez-en plus ici.
Est-ce que Kompendium UnterstĂŒtzte Kommunikation est un PDF/ePUB en ligne ?
Oui, vous pouvez accĂ©der Ă  Kompendium UnterstĂŒtzte Kommunikation par Jens Boenisch, Stefanie K. Sachse, Jens Boenisch, Stefanie K. Sachse en format PDF et/ou ePUB ainsi qu’à d’autres livres populaires dans PedagogĂ­a et EducaciĂłn inclusiva. Nous disposons de plus d’un million d’ouvrages Ă  dĂ©couvrir dans notre catalogue.

Informations

Année
2019
ISBN
9783170360600
Édition
1

D Intervention und Teilhabe

Ziele formulieren und Maßnahmen beschreiben mit dem ABC-Modell

Stefanie K. Sachse & Tobias Bernasconi

Im Folgenden wird ein Vorschlag fĂŒr systematische UK-Interventionsplanungen vorgelegt. Dieser ist als Beitrag zur Fachdiskussion und als Orientierungshilfe fĂŒr eine zunehmend professionalisierte UK-Praxis zu verstehen.
Interventionsplanung ist ein zentrales Thema in der UK. Insbesondere bei der Versorgung mit Kommunikationshilfen wird oft davon ausgegangen, dass sich von einer kommunikativen BeeintrĂ€chtigung mehr oder weniger eindeutig Interventionen ableiten lassen. Kommunikative Kontexte sind jedoch so unterschiedlich, so abhĂ€ngig von Umweltfaktoren (z. B. GesprĂ€chspartner oder GesprĂ€chssituation) und von psychosozialen Faktoren (z. B. Motivation), dass auf der Grundlage der Beschreibung einer kommunikativen BeeintrĂ€chtigung allein kaum umfassende UK-Interventionen geplant werden können. Aus Sicht der Autoren muss hier unterschieden werden zwischen a) einem grundsĂ€tzlichen Bedarf an UK – der sich tatsĂ€chlich oft von einer kommunikativen BeeintrĂ€chtigung ableiten lĂ€sst – und b) der konkreten UK-Interventionsplanung, die auf den Einsatz von UK in der individuellen Lebenswelt zielt. Dabei sind zwei Fragen zu beantworten:
‱ Welche Kompetenzen und Kommunikationsformen verbessern bei welchen AktivitĂ€ten die soziale Teilhabe?
‱ Wie kann langfristig die kommunikative UnabhĂ€ngigkeit einer u.k. Person unterstĂŒtzt werden?
Im folgenden Beitrag wird zunĂ€chst beschrieben, was kommunikative UnabhĂ€ngigkeit meint und wie UK-Interventionen definiert werden. Anschließend wird auf zwei Modelle (Kommunikative Kompetenz und ICF) eingegangen und abschließend ein Entwurf fĂŒr systematische Interventionsplanungen vorgestellt (ABC-Modell).

1 Begriffliches: Kommunikative UnabhÀngigkeit und UK-Interventionen

Kommunikative UnabhÀngigkeit

Der Begriff kommunikative UnabhĂ€ngigkeit wird im FĂ€higkeitskontinuum (vgl. Dowden 2004) genutzt. Das FĂ€higkeitskontinuum wurde zur Beschreibung der expressiven FĂ€higkeiten unterstĂŒtzt Kommunizierender entwickelt. Im Original werden die Stufen abhĂ€ngige, moderierte und freie Kommunikation unterschieden (
image
Abb. 1; vgl. auch Blackstone/Hunt Berg 2006; PRD 2015).
AbhĂ€ngig bezieht sich sowohl auf die AbhĂ€ngigkeit von den GesprĂ€chspartnern und vorbereiteten Situationen mit den Kommunikationshilfen (z. B. von passenden Aussagen auf dem BIGmack, der zur VerfĂŒgung gestellt und auf dessen Verwendung angemessen reagiert wird). Diese AbhĂ€ngigkeit nimmt im Entwicklungsverlauf immer weiter ab: mehr Wörter/Symbole oder GebĂ€rden können ausgedrĂŒckt werden, der Kreis der GesprĂ€chspartner, die diese Kommunikationsformen verstehen und den gemeinsamen Austausch moderieren können, erweitert sich. Langfristig wird mit UK-Interventionen auf die freie Kommunikation der unterstĂŒtzt kommunizierenden Person hingearbeitet oder wie Burkhart/Porter (2015, o.S.) beschreiben: »being able to say whatever I want to say, to whoever I want to say it to, whenever I want to say it«.
Images
Abb. 1: Entwicklung kommunikativer UnabhÀngigkeit im FÀhigkeitskontinuum (in Anlehnung an Dowden 2004)

UK-Interventionen

UK-Interventionen bezeichnen das geplante und systematische UnterstĂŒtzen einer nicht lautsprachlich kommunizierenden Person bei der Erweiterung ihrer kommunikativen UnabhĂ€ngigkeit und Partizipation. Dies geschieht vorwiegend durch Maßnahmen wie das VerĂ€ndern und Anpassen von Kontextfaktoren (z. B. durch UnterstĂŒtzungsleistungen der GesprĂ€chspartner, den Einsatz von Kommunikationshilfen in unterschiedlich stark vorbereiteten Situationen; vgl. auch Romski/Sevcik 2018).
Das geplante und systematische UnterstĂŒtzen zielt konkret ab auf:
1. gelingende Alltagskommunikation,
2. UnterstĂŒtzung zur Erweiterung der kommunikativen Kompetenz (s. u.) und
3. die Entfaltung der schriftsprachlichen FĂ€higkeiten der unterstĂŒtzt kommunizierenden Person (vgl. Light/McNaughton 2015; Beukelman/Mirenda 2013).
Angestrebt wird die Erweiterung der Partizipation einer Person. Wie sich die Partizipation einer unterstĂŒtzt kommunizierenden Person gestaltet, ist dabei nicht nur von den FĂ€higkeiten der Person abhĂ€ngig, sondern auch von den Kontextfaktoren wie den GesprĂ€chspartnern, den Kommunikationsformen, dem adĂ€quaten Vokabular usw.
Anhand dieser Beschreibung wird auch klar, was keine UK-Interventionen sind: So werden das Nutzen von Symbolen im Stundenplan oder der sporadische Einsatz eines BIGmack nicht als UK-Intervention verstanden.
Im UK-Kontinuum werden die Ziele und zu berĂŒcksichtigende Aspekte von UK-Interventionen veranschaulicht: Die Ziele von UK-Interventionen sind gelingende Alltagskommunikation und zunehmende kommunikative UnabhĂ€ngigkeit. Die Umsetzung der Interventionen erfolgt im Rahmen von AktivitĂ€ten, bei denen UK sinnvoll eingesetzt werden kann. Dabei spielen Anerkennung, adĂ€quates Vokabular und adĂ€quate Kommunikationsformen, Modelling und vielfĂ€ltige bedeutsame Interaktionen eine wichtige Rolle (
image
Abb. 2).
Images
Abb. 2: UK-Kontinuum mit Zielen und zu berĂŒcksichtigenden Aspekten von UK-Interventionen

2 Hilfreiche Modelle: Kommunikative Kompetenz und ICF

Kommunikative Kompetenz

Welche konkreten FĂ€higkeiten machen kommunikative Kompetenz einer unterstĂŒtzt kommunizierenden Person aus? Light (1989, 139 ff.) legt dazu ein Modell vor, mit dem UK-spezifische FĂ€higkeiten fĂŒr unterschiedliche Kommunikationsformen beschrieben werden können (
image
Abb. 3). Das Besondere an diesem Modell ist, dass es sich nicht um ein absolutes, sondern um ein relationales, dynamisches Konstrukt handelt (ebd.). D. h., dass die Kompetenz unter bestimmten Rahmenbedingungen (z. B. vertraute Situation und GesprĂ€chspartner, die die körpereigenen Signale sehr gut verstehen) beschrieben wird. Dieses Modell berĂŒcksichtigt also die AbhĂ€ngigkeit einer unterstĂŒtzt kommunizierenden Person von verschiedenen Rahmenbedingungen. Es ist deshalb gut geeignet, FĂ€higkeiten und Interventionsbedarf einer Person bei konkreten AktivitĂ€ten mit bestimmten Personen und der genutzten Kommunikationsform zu beschreiben.
Zur kommunikativen Kompetenz unterstĂŒtzt kommunizierender Personen gehören:
‱ Linguistische FĂ€higkeiten: Wortschatz und grammatikalisch-syntaktische FĂ€higkeiten zur Kombination von Wörtern/GebĂ€rden, um konkrete GesprĂ€chsbeitrĂ€ge realisieren zu können.
‱ Operationale FĂ€higkeiten: Um BeitrĂ€ge in der jeweiligen Kommunikationsform zusammenstellen zu können, muss die unterstĂŒtzt kommunizierende Person z. B.
Images
Abb. 3: Das Modell kommunikativer Kompetenz in der UK (vgl. Light 1989)
Wörter auf der Kommunikationshilfe finden können. Dabei ist nicht das »Finden« von Wörtern in Übungssituationen gemeint, sondern das Finden der Wörter in Alltagssituationen.
‱ Soziale Kompetenzen: Um sich adĂ€quat am GesprĂ€ch beteiligen und dabei an die GesprĂ€chspartner anpassen zu können.
‱ Strategische FĂ€higkeiten: Situationsangepasst die beste bzw. effektivste Kommunikationsform zu wĂ€hlen, bedeutet z. B. mit vertrauten Personen vorrangig körpereigene Kommunikationsformen zu nutzen und bei Bedarf Wörter oder Namen mit Hilfe der Kommunikationshilfe zu nennen; bestimmten GesprĂ€chspartnern das OK zu geben, dass sie Aussagen vervollstĂ€ndigen dĂŒrfen; Möglichkeiten der jeweiligen Kommunikationsform kreativ zu nutzen und Fragen wie »Willst du auch was?« mit dem umgangssprachlich verwendeten Fragepronomen »was« zu bilden (oft auf der Startseite und somit schneller zu erreichen) statt mit dem eigentlich korrekten »etwas« (mehrere Klicks).

ICF

Light/McNaughton (2015) schlagen vor, die ICF (vgl. Bernasconi in diesem Band) als Planungshilfe zu nutzen. GrĂŒnde dafĂŒr sind die Orientierung an Teilhabe und die Beachtung aller Teilhabe-fördernden oder -hemmenden Umweltbedingungen. Ausgangspunkt und Ziel einer ICF-orientierten Interventionsplanung sind damit Teilhabemöglichkeiten einer Person im Kontext individuell relevanter AktivitĂ€ten unter Beachtung der verschiedenen Komponenten der ICF (vgl. ebd.). Dazu gehören (in Anlehnung an Ryan et al. (2015, 8):
‱ Körperfunktionen (z. B. lautsprachliche oder alternative Äußerungsformen)
‱ AktivitĂ€ten (konkrete GesprĂ€chskontexte und -beteiligung)
‱ Partizipation (HĂ€ufigkeit und QualitĂ€t der Teilhabe, Erfahrungen der unterstĂŒtzt kommunizierenden Person)
‱ Kontextfaktoren (Umweltbedingungen und personenbezogene Aspekte).

3 Empfehlungen zur UK-Interventionsplanung

3.1 GrundsÀtzliches

Ziel der Interventionen sind gelingende Alltagskommunikation und zunehmende kommunikative UnabhÀngigkeit. Dabei spielt der Gebrauch der Kommunikationsformen in der Interaktion mit anderen eine zentrale Rolle (vgl. Klang et al. 2016, 46). Der Blick wird demzufolge nicht nur auf die Person ohne Lautsprache gerichtet, sondern auch auf das komplexe Zusammenspiel zwischen UK-Nutzer, Umweltbedingungen und Bezugspersonen. Gleichzeitig werden weniger die EinschrÀnkungen einer Person als vielmehr die angestrebte Teilhabe und Partizipation thematisiert (vgl. Beukelman/Mirenda 2013; Light/McNaughton 2015; Lage/Knobel Furrer 2017; s. auch UK-Kontinuum,
image
Abb. 2). Damit entsteht eine deutlich erweiterte Perspektive in der Interventionsplanung, aus der folgende grundsÀtzliche Handlungsempfehlungen resultieren (vgl. Light/McNaughton 2015, 89):
1. Vorhandene FĂ€higkeiten der betreffenden Person werden erweitert, um Kommunikation zu maximieren. Dies erfordert auch eine differenzierte Diagnostik der kommunikativen FĂ€higkeiten in unterschiedlichen Situationen, nicht lediglich eine Sprachstandserhebung.
2. Interventionen streben die Partizipation der Person in verschiedenen Alltagskontexten (Kita, Schule, WfMB, Freizeit, Familie) an; es geht vor allem um gelingende Alltagskommunikation.
3. Die Interventionen mĂŒssen einen Mehrwert fĂŒr die Person und ihr Lebensumfeld haben. Interventionsziele orientieren sich daher an der LebensrealitĂ€t der unterstĂŒtzt kommunizierenden Person (vgl. auch Klang et al. 2016).
4. Bei den Kontextfaktoren werden Umweltfaktoren (Einstellungen des Umfelds, Modelling-FĂ€higkeiten der Bezugspersonen) und personenbezogene Faktoren der unterstĂŒtzt kommunizierenden Person berĂŒcksichtigt (vgl. auch Moorcroft et al. 2018).
Hier wird erneut deutlich, dass der Fokus bei der Interventionsplanung nicht nur auf die unterstĂŒtzt kommunizierende Person, sondern auf das komplette Umfeld und die Lebenssituation gerichtet wird.

3.2 Vorgehen nach dem ABC-Modell

Entsprechend der vorangegangenen Punkte ist die Teilhabe einer Person an fĂŒr sie relevanten AktivitĂ€ten Ausgangspunkt und Ziel von UK-Interventi...

Table des matiĂšres