Stolz und Vorurteil
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Stolz und Vorurteil

Neuausgabe 2020

Jane Austen, Karin von Schwab (Übersetzer)

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  1. 320 pages
  2. German
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Stolz und Vorurteil

Neuausgabe 2020

Jane Austen, Karin von Schwab (Übersetzer)

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Jane Austen: Stolz und Vorurteil | Neu editierte Ausgabe 2020 mit aktualisierter Rechtschreibung | Jane Austen liefert mit »Stolz und Vorurteil« nicht nur eine oberflÀchliche Liebesgeschichte: Wie alle ihre Werke hat auch dieser Roman eine tiefere Ebene. Unterhalb der Romanze schwingen die kritischen Fragen einer jungen Frau an die Gesellschaft mit: Ist das alles richtig so? Muss mein Leben so eingerichtet sein? Leben wir nicht in furchtbaren ZwÀngen? - Der Roman folgt oberflÀchlich dem konservativen Wertesystem der damaligen Zeit, und ist doch ein schreiender Protest dagegen. Darum ist »Stolz und Vorurteil« zeitlos und heute genauso lesbar wie vor zweihundert Jahren.

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Informations

Éditeur
Books on Demand
Année
2020
ISBN
9783751961400
Édition
1
Stolz und Vorurteil
Erstes Kapitel
IN DER GANZEN WELT gilt es als ausgemachte Wahrheit, dass ein begĂŒterter Junggeselle unbedingt nach einer Frau Ausschau halten muss 

Welcher Art die GefĂŒhle und WĂŒnsche eines solchen Mannes im Übrigen auch immer sein mögen, diese Wahrheit hat eine so unumstĂ¶ĂŸliche Geltung, dass er schon bei seinem ersten Auftauchen von sĂ€mtlichen umwohnenden Familien als rechtmĂ€ĂŸiger Besitz der einen oder anderen ihrer Töchter angesehen wird.
»Mein lieber Bennet«, sprach eines Tages Mrs. Bennet zu ihm, »hast du schon gehört, dass Netherfield Park endlich einen Mieter gefunden hat?«
Mr. Bennet erwiderte, er habe es noch nicht gehört.
»Trotzdem ist es so, wie ich sage«, beharrte Mrs. Bennet. »Mrs. Long war gerade hier und hat es mir erzĂ€hlt – Willst du denn nicht wissen, wer der neue Mieter ist?« fuhr sie mit ungeduldiger Stimme fort.
»Du willst es mir doch gerade erzÀhlen, und ich habe nichts dagegen.«
Einer deutlicheren Aufforderung bedurfte es nicht.
»Also, Mrs. Long erzĂ€hlte, dass Netherfield von einem sehr wohlhabenden jungen Mann aus Nordengland gepachtet wurde. Er kam letzten Montag im VierspĂ€nner an, um das Haus zu besichtigen, und er war so entzĂŒckt davon, dass er sogleich mit Mr. Morris abschloss. Noch vor Michaelis will er einziehen, und seine Dienerschaft soll zum Teil schon Ende dieser Woche herkommen.«
»Wie heißt er denn?«
»Bingley.«
»Verheiratet?«
»Aber nein! Unverheiratet! NatĂŒrlich unverheiratet! Ein steinreicher Junggeselle, mit vier- oder fĂŒnftausend Pfund im Jahr! Welch ein GlĂŒck fĂŒr unsere Kinder!«
»Wieso? Wieso fĂŒr unsere Kinder?«
»Du bist aber auch zu langweilig, mein Lieber. Verstehst du denn nicht, dass er vielleicht eine unserer Töchter heiraten wird?«
»Kommt er deshalb hierher?«
»Deshalb? Was redest du da? Unsinn! Aber es ist doch sehr gut möglich, dass er sich in eine von ihnen verliebt; und daher musst du ihm einen Besuch machen, sobald er eingezogen ist.«
»Weshalb denn? Du kannst ja mit den MĂ€dchen hinĂŒbergehen. Oder besser noch, du schickst sie allein; denn da du noch ebenso gut aussiehst wie jede von deinen Töchtern, wĂŒrde sich Mr. Bingley vielleicht gar dich aus dem Schwarm aussuchen.«
»Ach, du Schmeichler. Gewiss, ich bin einmal recht schön gewesen, aber jetzt bilde ich mir nicht mehr ein, irgendetwas Besonderes vorzustellen. Wenn eine Frau fĂŒnf erwachsene Töchter hat, tut sie gut daran, alle Gedanken an ihre eigene Schönheit fallen zu lassen. Du musst aber unbedingt Mr. Bingley aufsuchen, sobald er unser Nachbar ist.«
»Ich gebe dir heute nur die Versicherung, dass ich es dir nicht versprechen kann.«
»Aber denk doch an deine Töchter! Denk doch an die gesellschaftliche Stellung, die es fĂŒr eine von ihnen bedeuten mag! Sogar Sir William und Lady Lucas sind fest entschlossen, ihm nur deshalb einen Besuch zu machen; du weißt, wie wenig sie sich sonst um Neuankömmlinge kĂŒmmern. Du musst unter allen UmstĂ€nden hingehen; denn wie sollen wir ihn besuchen können, wenn du es nicht zuerst tust?«
»Du bist viel zu korrekt; ich bin ĂŒberzeugt, Mr. Bingley wird sich sehr freuen, euch bei sich begrĂŒĂŸen zu dĂŒrfen. Ich kann dir ja ein paar Zeilen mitgeben und ihm aufs Herzlichste meine Einwilligung zusichern fĂŒr den Fall, dass er sich eine von meinen Töchtern aussuchen und sie heiraten will. FĂŒr meine kleine Lizzy will ich dabei ein besonders gutes Wort einlegen.«
»Ich will sehr hoffen, dass du nichts dergleichen tust. Lizzy ist nicht einen Deut besser als die anderen. Im Gegenteil, ich finde sie nicht halb so hĂŒbsch wie Jane und nicht halb so reizend wie Lydia. Aber du musst sie ja immer vorziehen.«
»Du hast recht. Wirklich empfehlen könnte ich keine von ihnen«, erwiderte Mr. Bennet. »Sie sind albern und unwissend wie alle jungen MÀdchen; nur Lizzy ist wenigstens etwas lebhafter als ihre Schwestern.«
»Aber hör mal, wie kannst du deine eigenen Kinder so herabsetzen! Es macht dir offenbar Spaß, mich zu Ă€rgern. Du hast eben gar kein MitgefĂŒhl mit meinen armen Nerven!«
»Da verkennst du mich ganz und gar, meine Liebe. Ich hege die grĂ¶ĂŸte Achtung vor deinen Nerven. Seit zwanzig Jahren höre ich mir nun schon das mit deinen Nerven an; sie sind mir nun gute alte Bekannte geworden.«
»Ach, du ahnst nicht, wie sehr ich unter ihnen leiden muss!«
»Aber ich hoffe, du ĂŒberstehst es auch dieses Mal und erlebst, dass noch viele andere junge MĂ€nner mit viertausend Pfund im Jahr sich in unserer Nachbarschaft niederlassen.«
»Und wenn zwanzig kĂ€men, was nĂŒtzt es uns, wenn du sie doch nicht besuchen willst?«
»Verlass dich auf mich, meine Liebe: wenn es erst zwanzig sind, werde ich sie nacheinander aufsuchen.«
Mr. Bennet stellte eine so eigenartige Mischung von klugem Verstand und Ironie, von ZurĂŒckhaltung und Schalkhaftigkeit dar, dass eine dreiundzwanzigjĂ€hrige Erfahrung nicht genĂŒgt hatte, um seine Frau diesen Charakter verstehen zu lassen. Ihre GedankengĂ€nge zu ergrĂŒnden war einfacher: sie war eine unbedeutende Frau mit geringem Wissen und unberechenbarer Laune. War sie mit etwas unzufrieden, liebte sie es, die Nervöse zu spielen. Ihre Lebensaufgabe bestand darin, ihre Töchter zu verheiraten. Besuche machen und Neuigkeiten austauschen war ihre Erholung.

Zweites Kapitel

MR. BENNET gehörte zu den ersten, die Mr. Bingley auf Netherfield begrĂŒĂŸten. Er war von vornherein entschlossen gewesen, den neuen Nachbarn aufzusuchen, so sehr er seiner Frau auch immer wieder das Gegenteil versicherte; und so wusste sie noch am Abend nichts von seinem Besuch am Morgen.
Mr. Bennet machte seiner Familie auf folgende Weise Mitteilung von seinem Antrittsbesuch: eine Weile sah er seiner zweiten Tochter Elisabeth zu, wie sie an einem Hut arbeitete, und sagte dann plötzlich:
»Hoffentlich wird er Mr. Bingley gefallen, Lizzy.«
»Leider ist es uns ja nicht möglich, Mr. Bingleys Geschmack festzustellen«, sagte seine Frau vorwurfsvoll, »da wir ihn nicht besuchen können.«
»Du vergisst aber, Mama«, sagte Elisabeth, »dass wir ihn auf einem von den BÀllen treffen werden. Mrs. Long hat versprochen, ihn uns vorzustellen.«
»Mrs. Long wird sich hĂŒten! Sie hat ja selbst zwei Nichten. Mrs. Long ist eine selbstsĂŒchtige und falsche Person, ich habe keine gute Meinung von ihr.«
»Ganz recht, ich auch nicht«, sagte Mr. Bennet. »Ich freue mich, dass du dich nicht auf ihre GutmĂŒtigkeit verlassen willst.«
Seine Frau wĂŒrdigte ihn keiner Antwort. Aber da nichts zu sagen ĂŒber ihre Kraft gegangen wĂ€re, fing sie an, eine ihrer Töchter zu schelten:
»Hör um Himmels willen mit deinem Husten auf, Kitty! Nimm doch ein wenig RĂŒcksicht auf meine Nerven – du zerreißt sie mir ja geradezu!«
»Kitty hustet ohne jedes TaktgefĂŒhl«, meinte ihr Vater, »sie hustet in einem sehr unpassenden Augenblick.«
»Ich huste nicht zum VergnĂŒgen«, erwiderte Kitty störrisch. »Wann ist denn dein nĂ€chster Ball, Lizzy?«
»Morgen in vierzehn Tagen.«
»Richtig«, rief ihre Mutter, »und Mrs. Long kommt erst einen Tag vorher zurĂŒck; sie kann ihn euch also gar nicht vorstellen, denn sie wird ihn selbst noch nicht kennen!«
»Dann wirst du, meine Liebe, gegen deine Freundin großmĂŒtig sein können und Mr. Bingley ihr vorstellen.«
»Ausgeschlossen, Bennet, ganz ausgeschlossen! Ich kenne ihn ja auch nicht. Warum musst du mich immer Àrgern?«
»Deine Vorsicht macht dir alle Ehre. Eine vierzehntĂ€gige Bekanntschaft genĂŒgt allerdings kaum, um jemand kennenzulernen; man kann einen Menschen nach so kurzer Zeit noch nicht beurteilen. Aber wenn wir es nicht tun, dann tut es jemand anders; Mrs. Long und ihre Nichten mĂŒssen das Risiko eben auf sich nehmen. Wenn du also glaubst, es nicht verantworten zu können – Mrs. Long wird das sicherlich als einen besonderen Beweis deiner Freundschaft anerkennen –, dann will ich es ĂŒbernehmen.«
Die MĂ€dchen starrten ihren Vater an. Mrs. Bennet sagte bloß: »Unsinn, Unsinn!«
»Was willst du mit deinem â€șUnsinnâ€č sagen?« fragte Mr. Bennet. »Etwa, dass die Förmlichkeit des Vorstellens und das Gewicht, das man dieser Förmlichkeit beimisst, Unsinn ist? In dem einen Punkt mĂŒsste ich dann verschiedener Meinung mit dir sein. Was meinst du dazu, Mary? Du denkst doch, soviel ich weiß, tief ĂŒber alles nach und liest dicke BĂŒcher und machst dir Notizen und AuszĂŒge.«
Mary hĂ€tte fĂŒr ihr Leben gern etwas sehr Kluges gesagt, aber ihr fiel nichts Passendes ein.
»WĂ€hrend Mary ihre Gedanken ordnet«, fuhr ihr Vater fort, »wollen wir zu Mr. Bingley zurĂŒckkehren.«
»Ich kann den Namen nicht mehr hören!« rief seine Frau.
»Das tĂ€te mir wirklich sehr leid. Aber warum sagtest du es mir nicht eher? HĂ€tte ich es heute Morgen schon gewusst, wĂ€re mein Besuch bei ihm bestimmt unterblieben. Zu schade –, aber nun ist es einmal geschehen, und wir werden uns seiner Bekanntschaft nicht mehr entziehen können.«
Das Erstaunen seiner Familie war so groß und so lebhaft, wie er es sich gewĂŒnscht hatte. Mrs. Bennet ĂŒbertraf auch hierin die anderen, wenn auch nur um ein Weniges. Nichtsdestoweniger erklĂ€rte sie, nachdem man sich wieder etwas beruhigt hatte, sie habe es sich schon die ganze Zeit gedacht.
»Das war einmal richtig nett von dir. Aber ich wusste ja, dass ich dich wĂŒrde ĂŒberreden können. Ich wusste ja, dass du deine Kinder viel zu lieb hast, als dass du eine solche Bekanntschaft vernachlĂ€ssigt hĂ€ttest. Wie ich mich freue! Und wie gut dir dein Scherz gelungen ist –, heute Morgen bist du schon bei ihm gewesen, und jetzt erzĂ€hlst du uns erst davon!«
»So, Kitty, jetzt kannst du husten, so viel es dir Spaß macht«, mit diesen Worten verließ Mr. Bennet das Zimmer, offensichtlich ziemlich mitgenommen von dem Begeisterungsausbruch seiner Frau.
»Ihr MĂ€dchen habt einen einzigartigen Vater«, sagte sie, als die TĂŒr sich geschlossen hatte. »Ich weiß nicht, wie ihr ihm je seine GĂŒte werdet danken können – ich ĂŒbrigens auch nicht. In unserem Alter ist es kein VergnĂŒgen, kann ich euch versichern, tĂ€glich neue Bekanntschaften machen zu mĂŒssen. Aber fĂŒr euch tun wir eben alles. Lydia, mein Liebling, du bist zwar sehr jung, aber ich bin fest davon ĂŒberzeugt, dass Mr. Bingley auf dem nĂ€chsten Ball mit dir tanzen wird.«
»Och«, sagte Lydia stolz, »ich hab’ keine Angst. Ich bin wohl die JĂŒngste, aber auch die GrĂ¶ĂŸte von uns.«
Den Rest des Abends verbrachten sie auf das Angenehmste damit, zu ĂŒberlegen, wann wohl Mr. Bingleys Gegenbesuch zu erwarten sei und wann sie ihn dann zum Essen laden könnten.

Drittes Kapitel

SO SEHR SICH indessen Mrs. Bennet, eifrig von ihren fĂŒnf Töchtern unterstĂŒtzt, darum bemĂŒhte, es war keine auch nur einigermaßen zufriedenstellende Beschreibung des neuen Nachbarn aus ihrem Mann herauszubekommen. Die Angriffe erfolgten von den verschiedensten Seiten, geradewegs als Fragen oder unter Harmlosigkeit getarnt oder wieder als scheinbar ganz fern-liegende Andeutungen, aber er ließ sich in keine Falle locken. Zuletzt mussten sie sich mit dem zufriedengeben, was Lady Lucas ihnen aus zweiter Hand berichten konnte. Sir William war entzĂŒckt gewesen. Er sei noch sehr jung, ungewöhnlich gut aussehend, außerordentlich wohlerzogen, und, als Krönung des Ganzen, er beabsichtige, an dem nĂ€chsten Ball mit einer grĂ¶ĂŸeren Gesellschaft teilzunehmen 
 Wo konnte es da noch fehlen! Zwischen gern tanzen und sich verlieben war nur noch ein kleiner, ein fast unvermeidlicher Schritt! Mr. Bingleys Herz wurde Gegenstand der lebhaftesten Erörterungen und Erwartungen.
»Wenn ich es erleben darf, dass eine meiner Töchter als Herrin in Netherfield einzieht«, sagte Mrs. Bennet zu ihrem Mann, »und wenn es mir gelingen sollte, die anderen ebenso gut unterzubringen, dann wird mir jeder Wunsch erfĂŒllt sein.«
Nach einigen Tagen erwiderte Mr. Bingley Mr. Bennets Besuch und blieb mit ihm etwa zehn Minuten in der Bibliothek. Er hatte die leise Hoffnung gehabt, wenigstens einen Blick auf die jungen Damen werfen zu dĂŒrfen, von deren Schönheit er schon viel gehört hatte; aber der Vater war alles, was er zu sehen bekam. Die Damen selbst waren ein wenig mehr vom GlĂŒck begĂŒnstigt; gelang es ihnen doch, von einem Fenster im oberen Stock festzustellen, dass er einen blauen Mantel trug und ein schwarzes Pferd ritt.
Bald darauf wurde auch die Einladung zum Essen abgeschickt. Mrs. Bennet war sich schon ĂŒber alle Gerichte und GĂ€nge klar, mit denen sie hausfrauliche Ehre einzulegen gedachte; da kam seine Antwort und schob all die schönen PlĂ€ne auf unbestimmte Zeit auf. Mr. Bingley bedauerte sehr, am folgenden Tag nach London fahren und sich daher des VergnĂŒgens berauben zu mĂŒssen, der Einladung usw. usw. Mrs. Bennet war ganz unglĂŒcklich. Sie konnte sich gar nicht denken, was das fĂŒr eine Angelegenheit sein mochte, die ihn schon so bald nach seiner Ankunft in Hertfordshire nach London zurĂŒckrief. Der Gedanke, er könne vielleicht zu der Sorte junger MĂ€nner gehören, die stĂ€ndig von einem Ort zum anderen flattern, anstatt sich mit einem festen Wohnsitz zu begnĂŒgen – in diesem Fall Netherfield –, wie es sich gehörte, begann sie ernstlich zu beunruhigen. Und sie schöpfte erst wieder ein wenig Mut, als Lady Lucas ihr gegenĂŒber die Möglichkeit erwĂ€hnte, er sei doch vielleicht nur nach London gefahren, um seine große Ballgesellschaft nach Netherfield zu holen. Bald darauf verbreitete sich das aus sicheren Quellen stammende GerĂŒcht, Mr. Bingley werde mit zwölf Damen und sieben Herren auf dem Fest erscheinen. Zwölf Damen! Die jungen MĂ€dchen hörten diese Nachricht mit großer Besorgnis. Aber auch sie fassten wieder Mut, als die Zahl zwölf am Tage vor dem Ball auf sechs – fĂŒnf Schwestern und eine Cousine – berichtigt wurde. Die Gesellschaft, die tatsĂ€chlich den großen Festsaal betrat, war dann schließlich nicht zahlreicher als insgesamt nur fĂŒnf Personen: Mr. Bingley, seine beiden Schwestern, der Gatte der Ă€lteren und ein unbekannter junger Mann.
Mr. Bingley sah sehr gut aus und machte einen vornehmen Eindruck. Seine ganze Haltung und Art, sich zu geben, waren natĂŒrlich und von einer ungezwungenen Freundlichkeit. Die Schwestern waren mit gutem, eigenem Geschmack nach der letzten Mode gekleidet und mussten zweifellos zu den Schönheiten der Londoner Gesellschaft gezĂ€hlt werden. Mr. Hurst, dem Schwager Mr. Bingleys, war die gute Familie anzusehen; mehr allerdings auch nicht. Mr. Darcy, der junge Freund, dagegen war bald mit seiner großen, schlanken Figur, seinem angenehmen Äußeren und seinem vornehmen Auftreten Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des ganzen Saales. Kein Wunder, dass in weniger als fĂŒnf Minuten die verbĂŒrgte Nachricht ihren Lauf ĂŒber alle Lippen nahm, Mr. Darcy verfĂŒge ĂŒber zehntausend Pfund im Jahr. Die Herren gestanden ihm sein ungewöhnlich stattliches und mĂ€nnliches Wesen zu, die Damen versicherten, er sehe noch besser aus als Mr. Bingley, und die Blicke von jedermann folgten ihm bewundernd den halben Abend lang; dann aber wandelte sich die anfĂ€ngliche Auffassung von der Vornehmheit seines Auftretens vollstĂ€ndig in das Gegenteil um, woraufhin die Hochflut der Achtung, die man ihm entgegengebracht hatte, rasch abzuebben begann. Denn man konnte nicht umhin, die Feststellung zu machen, dass Mr. Darcy hochmĂŒtig war, auf die anwesende Gesellschaft herabsah und an nichts Anteil nehmen wollte. Nichts, nicht einmal sein großer Grundbesitz in Derbyshire, war ein Ausgleich fĂŒr sein abweisendes und wenig freundliches Benehmen. Jedenfalls konnte er in keiner Weise mit seinem Freund Mr. Bingley verglichen werden.
Mr. Bingley hatte sich bald schon mit all den vornehmlichsten Anwesenden bekanntgemacht. Er tanzte jeden Tanz, war lebhaft und aufgerĂ€umt, Ă€rgerte sich nur darĂŒber, dass das Fest so frĂŒh zu Ende sein sollte, und sprach davon, einen Ball auf Netherfield zu geben. Solche LiebenswĂŒrdigkeit bedarf keiner weiteren Lobesworte. Welch ein Gegensatz zwischen ihm und seinem Freund! Mr. Darcy tanzte nur je einmal mit Mrs. Hurst und mit Miss Bingley und lehnte es ab, irgendeiner anderen Dame vorgestellt zu werden. Den grĂ¶ĂŸten Teil des Abends brachte er damit zu, im Saal herumzugehen und hin und wieder mit dem einen oder der anderen von seinen Bekannten ein paar Worte zu wechseln. Über seinen Charakter brauchte auch kein Wort mehr verloren zu werden. Er war der hochmĂŒtigste, unangenehmste Mensch auf der Welt, und man konnte nur hoffen, dass man ihn zum letzten Male gesehen hatte.
Seine heftigste Gegnerin war Mrs. Bennet; denn zu der allgemeinen Missstimmung kam bei ihr ein persönlicher Grund hinzu, der ihre A...

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