Psychodynamische Paar- und Familientherapie
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Psychodynamische Paar- und Familientherapie

GĂŒnter Reich, Antje von Boetticher, Nina Heinrichs, Rita Rosner, GĂŒnter H. Seidler, Carsten Spitzer, Rolf-Dieter Stieglitz, Bernhard Strauß

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Psychodynamische Paar- und Familientherapie

GĂŒnter Reich, Antje von Boetticher, Nina Heinrichs, Rita Rosner, GĂŒnter H. Seidler, Carsten Spitzer, Rolf-Dieter Stieglitz, Bernhard Strauß

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Psychodynamische Paar- und Familientherapie sind Anwendungsbereiche der psychoanalytischen Verfahren, ergĂ€nzt durch Erkenntnisse aus der strukturellen wie systemischen Therapie. Der Band bietet einen Überblick ĂŒber Grundbegriffe und -konzepte sowie Diagnostik und Therapie, illustriert mit Fallbeispielen aus langjĂ€hriger Praxis. Die Bedeutung der Familie fĂŒr die Entwicklung und Behandlung schwerer psychischer Störungen wird herausgearbeitet, dabei macht das Buch Mut fĂŒr die Einbeziehung von Angehörigen in therapeutische Prozesse.

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Informations

Année
2020
ISBN
9783170323070
Édition
1
Sous-sujet
Psychotherapy

1          Herkunft, Ursprung und Entwicklung des Verfahrens

 
 
 
Die psychodynamische bzw. psychoanalytische Paar- und Familientherapie entwickelte sich aus der Psychoanalyse und der zunehmenden Verbindung psychoanalytischer Konzepte mit system- und kommunikationstheoretischen Konzepten. Die Bedeutung familiĂ€rer Beziehungen fĂŒr die Entwicklung seelischer Gesundheit und Krankheit wurde in der Psychoanalyse von Anfang an thematisiert. Auch nach Aufgabe der »VerfĂŒhrungstheorie« und der Hinwendung zur »psychischen RealitĂ€t« betonten Psychoanalytiker in der Regel die Wechselwirkung zwischen Umweltfaktoren und intrapsychischer Entwicklung. Als relevante Umwelt wurde und wird die Familie angesehen, wozu bereits frĂŒh auch mehrgenerationale EinflĂŒsse gehörten. Zudem wurde durch die gleichzeitig oder nacheinander erfolgende psychoanalytische Behandlung von Ehepartnern das Ineinandergreifen jeweiliger neurotischer Mechanismen beider Partner deutlich. Mit der Entwicklung der Objektbeziehungstheorien wurde die Bedeutung von Umweltfaktoren und familiĂ€ren Beziehungen fĂŒr die psychische Entwicklung von einem Teil der hier maßgeblichen Autoren hervorgehoben (vgl. Massing et al. 2006). Die Entwicklung der Kybernetik sowie der Systemtheorie in den Naturwissenschaften fĂŒgten neue Impulse hinzu, die die Interdependenz von intrapsychischer Entwicklung, die Entstehung von Krankheitssymptomen und interpersonale Beziehungen weiter differenzierten (Massing et al. 2006). Systemtheoretische Überlegungen fanden Eingang in den interpersonellen Ansatz der Psychoanalyse von Sullivan (vgl. Beutel et al. 2020). Unter dem programmatischen Titel »Patients have families« verband Richardson bereits 1948 psychodynamische und systemtheoretische Konzepte zum VerstĂ€ndnis von psychosomatischen Erkrankungen. Im weiteren Verlauf wurden international z. B. durch die Arbeiten von Bowen (1960), Boszormenyi-Nagy und Mitarbeiterinnen (1965, 1981, 1986) und Framo (1965) psychoanalytische und systemtheoretische Konzepte verbunden. Im deutschen Sprachraum entwickelten Eckhard Sperling in Göttingen (Mehrgenerationenperspektive), Horst-Eberhardt Richter in Gießen (psychoanalytische Rollentheorie), Helm Stierlin in Heidelberg (Delegation, bezogene Individuation) und Thea Bauriedl in MĂŒnchen (Beziehungsanalyse) psychoanalytische Konzepte familiendynamisch weiter, ebenso JĂŒrg Willi in ZĂŒrich (Kollusion, Ko-Evolution) fĂŒr die Paartherapie. Dabei wurden zunehmend auch Erkenntnisse aus der Kommunikationstheorie (Ruesch und Bateson 1951, 1995; Watzlawick et al. 1971) verwendet.
Im Laufe der Zeit differenzierten sich die verschiedenen familien- und paartherapeutischen »Schulen«, wobei in Deutschland die »Systemische Therapie« am weitesten verbreitet ist, die allerdings auch psychodynamisch geprÀgte Konzepte wie den Ansatz von Boszormenyi-Nagy und Mitarbeiterinnen, bindungstheoretische und mentalisierungsbasierte Konzepte »eingemeindet«.
Klinisch hat sich die psychoanalytische Paar- und Familientherapie entwickelt aus der Behandlung von
1.  Kindern und Jugendlichen,
2.  Jugendlichen mit psychosomatischen Erkrankungen, v. a. von Anorektikerinnen,
3.  Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Psychosen und
4.  Paaren mit neurotischen und schwereren Störungen.
Aktuell finden sich neben dem klassischen, eher konfliktorientierten mehrgenerationalen Ansatz objektbeziehungstheoretische, bindungsorientierte und mentalisierungsbasierte AnsÀtze in der psychoanalytischen Paar- und Familientherapie (Lebow 2017). Die aktuelle psychodynamische Paar- und Familientherapie integriert Techniken und Methoden der strukturellen und der systemischen Familientherapie (Asen und Fonagy 2017a,b; Reich et al. 2007).

2          Verwandtschaft und Abgrenzung zu anderen Verfahren

 
 
 
Mit anderen Verfahren der Familien- und Paartherapie verbindet die psychodynamische Familien- und Paartherapie zunĂ€chst die »System-Sichtweise«. Das Handeln von Personen steht immer in einem bedeutungsgebenden interpersonellen Kontext und ist insofern interdependent, wobei sich diese Kontexte durchaus sprunghaft verĂ€ndern können, z. B. durch Ă€ußere EinbrĂŒche oder lebenszyklische VerĂ€nderungen. Psychische Symptome werden als Lösungsversuch fĂŒr Konflikte, in diesem Fall interpersonelle Konflikte, angesehen. Um diese Lösungsversuche wiederum organisieren sich Interaktionen, die als »Problemsystem« bezeichnet werden können. Die wesentliche Matrix ist dabei das System der Kommunikation, wobei sich diese nicht auf die verbale Kommunikation beschrĂ€nkt. Nonverbale, analoge Formen der Kommunikation, AtmosphĂ€risches, spielen eine erhebliche Rolle.
Im Unterschied zu anderen Verfahren sind folgende Aspekte wichtig:
‱  Intrapsychische Prozesse werden im Unterschied zur systemischen Therapie als bedeutsam angesehen. Die Erkenntnisse der psychoanalytischen Persönlichkeitstheorien sowie der Bindungs-, Mentalisierungs- und Affektforschung werden berĂŒcksichtigt.
‱  Ebenso werden die Erkenntnisse der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie, insbesondere der neueren SĂ€uglings- und Kleinkindforschung sowie der Forschungen zu lebenszyklischen VerĂ€nderungen berĂŒcksichtigt.
‱  Besonderes Gewicht wird auf die mehrgenerational tradierten familiĂ€ren Prozesse gelegt.
‱  Historischen und sozialen EinflĂŒssen wird auf der Ebene der Familie und auf der Ebene ökonomischer und gesellschaftspolitischer VerĂ€nderungen sowie den damit einhergehenden Traumatisierungen, Verlusten und deren Verarbeitung eine große Bedeutung beigemessen. Insofern ist psychodynamisch orientierte Familien- und Paartherapie am »Faktischen« orientiert.
‱  Dementsprechend werden die Ansichten des radikalen Konstruktivismus aus der systemischen Therapie nicht geteilt. »Wirklichkeiten« sind nicht beliebig konstruierbar. Ebenso sind der VerĂ€nderbarkeit von Personen und Beziehungskonstellationen durch frĂŒhere Entwicklungen und die Ă€ußeren Rahmenbedingungen (z. B. Ökonomie) Grenzen gesetzt. Die Anerkennung von Begrenzungen und die damit einhergehende Trauerarbeit spielen in manchen FĂ€llen eine besondere Rolle.
‱  Unbewussten Prozessen, die auch mehrgenerational ablaufen, wird eine große Bedeutung beigemessen. Ebenso werden die psychoanalytischen Konzepte der interpersonellen Abwehr, der unbewussten Kommunikation, des Szenischen Verstehens sowie EinschĂ€tzungen der strukturellen Möglichkeiten der Beteiligten berĂŒcksichtigt.
‱  Übertragungs-GegenĂŒbertragungsprozesse und die sich hieraus ergebende Beziehungsgestaltung werden analysiert und die Interventionen bzw. die Therapieplanung insgesamt auch hierauf abgestellt. In der GegenĂŒbertragungsanalyse werden die persönlichen EinflĂŒsse des Therapeuten und seiner Familien- und Lebensgeschichte besonders berĂŒcksichtigt.
‱  Die Indikationsstellung erfolgt adaptiv-prozessorientiert. In der Regel wird vom Gesamt-Beziehungssystem ausgehend mit bedeutsamen Subsystemen (z. B. Elternpaar, Geschwister, Vater-Sohn, Mutter-Tochter) gearbeitet. Familien- und PaargesprĂ€che können in diesem Rahmen durchaus mit Einzelbehandlungen kombiniert werden.
‱  Auch die Interventionstechnik wird adaptiv angepasst und prozessorientiert gestaltet, wobei durchaus systemische und strukturelle Behandlungstechniken einfließen.

3          Wissenschaftliche Grundlagen des Verfahrens

 
 
 
Neben Erkenntnissen und Konzepten der Psychoanalyse, z. B. zur interpersonellen Abwehr, zu unbewussten Prozessen und zur Tendenz, neue Beziehungserfahrungen im Lichte frĂŒherer Erfahrungen zu interpretieren und diese somit zu wiederholen (»Wiederholungszwang«, Übertragung), spielen Systemtheorie und Kommunikationstheorie eine bedeutende Rolle. Ganz wesentlich ist zudem, dass familiĂ€re und Paarbeziehungen einen erheblichen Beitrag zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen, aber auch zu somatischen Dysregulationen leisten. Dies gilt z. B. fĂŒr depressive Störungen (Reich 2003a), Zwangsstörungen (Reich 2008; Reich 2019a; Reich 2020 in Druck), Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge Eating (Cierpka und Reich 2010; Reich 2003b,c; Reich und von Boetticher 2017a), Persönlichkeitsstörungen (Reich 2003d; Reich und von Boetticher 2017b), Borderline-Persönlichkeitsstörungen (Reich und Cierpka 2011), Angststörungen, Psychosen (Reich und KlĂŒtsch 2014), Trauma-Erfahrungen (KlĂŒtsch und Reich 2012) sowie eine Vielzahl von körperlichen Regulationsstörungen und pathogenen Prozessen (Frisch et al. 2017; Reich 2020 in Druck). Die Verzahnung von physiologischen pathogenen Prozessen mit dysfunktionalen familiĂ€ren Prozessen wurde auch im behavioralen Familienmodell (Wood et al. 2008, 2015; vgl. auch Reich 2020 in Druck) nachgewiesen.
Die Bedeutung familiĂ€rer und paardynamischer Prozesse fĂŒr psychische Erkrankungen und körperliche Dysregulation belegen emprische Studien zu interpersonellen Prozessen wie dem »Spill-Over«, bei denen gezeigt werden kann, dass sich eheliche Spannungen der Eltern direkt auf Kinder ĂŒbertragen, und Studien zur Kompensationshypothese. Sie zeigen sich auch zum Konzept der »Meta-Emotion«, in dem gezeigt werden kann, dass die Verbalisierung von unangenehmen GefĂŒhlen durch Eltern es Kindern leichter ermöglicht, die negativen Folgen von elterlichen Konflikten zu bewĂ€ltigen. Sie zeigen sich zudem in den Forschungen zur Parentifizierung (Chase 1999) sowie den Forschungen zur Bedeutung von VĂ€tern und Geschwistern (vgl. Reich 2020 in Druck). Empirische Studien belegen zudem die mehrgenerationale Weitergabe einer ganzen Reihe von Problemen und problematischen Beziehungsmustern. WĂ€hrend diese Weitergabe in nichtgestörten Familiensystemen eher moderat ausfĂ€llt (Reich 2017; Reich et al. 2008), ist sie in gestörten Familiensystemen hĂ€ufig erheblich und konnte in einer Reihe von Bereichen nachgewiesen werden, z. B. bezĂŒglich der Bindungsmuster, der Erziehungseinstellungen, der QualitĂ€t der Ehebeziehungen, der Neigung zu Trennungen und Scheidungen, der Neigung zu Parentifizierungen, der Weitergabe von Traumafolgen und Gewalterfahrungen, bezĂŒglich der Verletzung interpersoneller Grenzen sowie der FĂ€higkeiten zur Selbstregulierung (Reich et al. 2008; Reich 2020 in Druck). Auch in den Familien- und Paarbeziehungen wirksame Resilienzfaktoren wurden untersucht (Walsh 2016; Reich 2020 in Druck). Hierzu gehören gemeinsame Sinnfindung und Orientierung, FĂ€higkeiten zur VerĂ€nderung der Familienorganisation bei EinbrĂŒchen wie z. B. Erkrankungen, kooperatives Elternverhalten, Respekt fĂŒr die individuellen Unterschiede, die FĂ€higkeit zur Mobilisierung außerfamiliĂ€rer Ressourcen sowie Klarheit der Kommunikation und das offene Teilen schmerzlicher und freudiger Emotionen. Auch positive Paarinteraktionen wie verbale UnterstĂŒtzung, BerĂŒhrung oder ResponsivitĂ€t wirken salutogenetisch. Kinder profitieren zudem von stabilen Elternbeziehungen, klaren Generationsgrenzen, emotionaler Resonanz sowie davon, ob sie elterliches Verhalten, auch hochproblematisches, verstehen können oder nicht (vgl. Reich 2020 in Druck).
Familien- und Paartherapien haben sich zudem bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen als wirksam erwiesen. Dies gilt im Erwachsenenbereich fĂŒr affektive Störungen, Angststörungen, Essstörungen, Substanzmissbrauchsstörungen und Psychosen, im Bereich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen fĂŒr Aufmerksamkeitsdefizit- und HyperaktivitĂ€tsstörungen, VerhaltensauffĂ€lligkeiten, Substanzmissbrauch und Essstörungen (von Sydow et al. 2010, 2013) (
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Kap. 9).

4 Kernelemente der Diagnostik

4.1 Psychodynamische Paartherapie

Die Initiative fĂŒr eine Paartherapie geht in der Regel stĂ€rker von einem Partner oder einer Partnerin aus. Selten ist die Motivation gleichmĂ€ĂŸig verteilt. Dies kann sich hinderlich auswirken, jedoch auch diagnostische und therapeutisch nutzbare Hinweise ergeben. Erstes Kernelement der Paardiagnostik ist in diesem Sinne die Beachtung der Szene, analog zum Konzept des Szenischen Verstehens in der Einzeltherapie (Lorenzer 2006).

4.1.1 Die initiale Paarszene, Übertragung, GegenĂŒbertragung, ArbeitsbĂŒndnis und Widerstand

Der Ansatz, den Informationen aus der Anmeldesituation und dem ErstgesprĂ€ch Beachtung zu schenken, hat sich als Ă€ußerst fruchtbar erwiesen. Dabei interessieren uns Fragen wie:
‱ Wer meldet an, wer ergreift die Initiative?
‱ Wer beginnt das GesprĂ€ch, wer schildert und »definiert« womöglich das Problem?
‱ Wer hat ein »Problembewusstsein«?
‱ Stimmen die Schilderungen der Problemstellung einigermaßen ĂŒberein oder unterscheiden sie sich sehr?
‱ Spricht das Paar vor allem miteinander oder mehr an die Therapeuten gerichtet?
‱ Wie erscheint das Paar: eher bedĂŒrftig, eher abgegrenzt-autonom?
‱ Welche GegenĂŒbertragungsgefĂŒhle stellen sich ein? Unterscheiden sich diese zwischen weiblicher Therapeutin und mĂ€nnlichem Therapeuten?
HÀufig meldet die Person an, die (scheinbar oder im eigenen Erleben) unbelastet von Symptomen im engeren Sinne ist, wÀhrend die oder der andere als SymptomtrÀger gekennzeichnet wird. Die Motivation zur Paartherapie ist dann nicht selten, die Symptome des oder der Einen zu bekÀmpfen, um die Belastung des oder der jeweils anderen zu vermindern.

Fallbeispiel

Ein Paar meldet sich drĂ€ngend an und sagt mehrere Termine kurzfristig ab. Jeweils fielen der Therapeutin der gehetzt wirkende Tonfall sowie eine wenig Widerspruch duldende Art, sich mitzuteilen, auf. Ein weiterer Termin musste aufgrund von Krankheit der Therapeutin verschoben werden. Als das ErstgesprĂ€ch schließlich stattfindet, schildert das Paar vielfĂ€ltige Schwierigkeiten, die sich aus den schweren »Kopfschmerzattacken« des Mannes ergeben. Weder seien lĂ€ngerfristige Wochenend- oder Urlaubsplanungen möglich, noch gĂ€be es ein befri...

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