Der Weg der Welt
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Der Weg der Welt

Visionen der Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen

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  1. 244 pages
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Visionen der Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen

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Hildegard von Bingen aus Deutschland war ein großes Genie. Sie beschrieb erstmals den weiblichen Orgasmus, gilt als erste Ärztin, erste Naturforscherin, war Dichterin, Philosophin und Komponistin. Sie hielt regen Schriftwechsel mit dem Papst (zu ihrer Zeit im Mittelalter war das Alexander III.) und schrieb sich Briefe mit Kaiser Barbarossa. Von Bingen ist eine Ikone, ein Vorbild - heute mehr denn je.

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Informations

Éditeur
Books on Demand
Année
2018
ISBN
9783752845662
Édition
3
Sous-sujet
Religion

1. Buch

Die erste Vision:

Von der geistlichen Einsichet:

Ich sah einen großen, eisenfarbenen Berg: auf ihm saß ein Menschenbild von solchem Glanze, dass seine Helligkeit mein Auge blendete. Von seinen beiden Seiten erhob sich ein sanfter Schatten, der sich wie ein wundersamer breiter und langer FlĂŒgel ausdehnte. Am Fuße dieses Berges stand vor dem Manne eine Gestalt, die ĂŒberall voller Augen war; wegen der Menge der Augen konnte ich nicht unterscheiden, ob sie eine menschliche Gestalt war. Vor dieser stand eine andere Gestalt in knabenhaftem Alter mit mattfarbenem Gewand und weißen Schuhen. Über deren Haupt stieg von dem Manne, der auf jenem Berge saß, eine solche Helle hernieder, dass ich sein Antlitz nicht sehen konnte. Von demselben, der auf dem Berge saß, gingen viele lebendige Funken aus, welche beide Gestalten mit großer Anmut umflogen. In dem Berge selbst sah man zahlreiche Fenster, in denen bleiche und weiße Menschenköpfe erschienen. Der Mann auf dem Berge rief mit gewaltiger und durchdringender Stimme:
»O du gebrechlicher Mensch, Staub vom Erdenstaube, Asche von der Asche, rufe und verkĂŒnde vom Eintritt der makellosen Erlösung, damit jene unterwiesen werden, die das Mark der Schriften sehen, sie aber doch nicht verkĂŒndigen und predigen wollen, weil sie lau und stumpf sind im Kampf um Gottes Gerechtigkeit! Öffne ihnen das Siegel der Geheimnisse, das sie auf verborgenem Acker furchtsam und fruchtlos vergraben! Breite dich wie ein ĂŒbervoller Quell aus und ströme so in mystischer Lehre aus, dass jene von deiner Ausgießung und BewĂ€sserung erschĂŒttert werden, welche dich wegen Evas Fall verĂ€chtlich halten wollen! Denn du nimmst die Erhabenheit dieser Lehre nicht von einem Menschen an, sondern vom höchsten und furchtgebietenden Richter aus der Höhe, wo in hellstem Lichte auch ein Licht unter den Leuchtenden stark erstrahlt. Erhebe dich also, rufe und verkĂŒnde, was dir in der allerstĂ€rksten Kraft göttlicher Hilfe geoffenbart wird! Denn der, welcher allen seinen Geschöpfen machtvoll und gĂŒtig gebietet, durchgießt die, die ihn fĂŒrchten und ihm in anmutiger Liebe im Geiste der Demut dienen, mit der Klarheit ĂŒbernatĂŒrlicher Erleuchtung und fĂŒhrt die auf dem Wege der Gerechtigkeit Ausharrenden zu den Freuden der ewigen Schau.
2. Der große eisenfarbene Berg versinnbildlicht die Kraft und Stetigkeit des ewigen Gottesreiches, das durch keinen Ansturm der VerĂ€nderlichkeit ein Ende finden kann. Der Mann, der auf dem Berge sitzt, blendet dein Auge mit seinem Glanze und zeigt den im Reiche der Seligen, der im Glanze einer sich gleichbleibenden Heiterkeit dem ganzen Erdkreise mit seiner höchsten Gottheit gebietet und menschlichem Geiste unfassbar ist. Von seinen beiden Seiten breitet sich ein FlĂŒgel von wunderbarer Breite und LĂ€nge aus. Sie zeigen in Ermahnung und in ZĂŒchtigung milden und linden Schutz recht und fromm, die unaussprechliche Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und Billigkeit.
3. Vor ihm steht am Fuße des Berges eine Gestalt, die allĂŒberall voller Augen ist, weil sie vor Gott in Demut in das Gottesreich Einblick hat, und aus Furcht vor ihm mit Genauigkeit und gerechtem Eifer und Ausdauer auf die Menschen wirkt, so dass man vor Augen keine menschliche Gestalt unterscheiden kann. Sie vergisst nie die Gerechtigkeit Gottes, weil menschliches Forschen in seiner SchwĂ€che ihre Wachsamkeit nicht erschĂŒttert.
4. Vor dieser Gestalt zeigt sich eine andere, knabenhafte, bekleidet mit mattfarbenem Gewande und weißen Schuhen, weil unter Vorantritt der Furcht des Herrn die Armen im Geiste folgen. Die Furcht Gottes hĂ€lt nĂ€mlich in hingebender Demut die GlĂŒckseligkeit der Armut im Geiste kraftvoll fest, welche weder nach RĂŒhmen noch SelbstĂŒberhebung gelĂŒstet, sondern Einfalt und NĂŒchternheit liebt. Nicht sich, sondern Gott allein gibt sie die Ehre fĂŒr ihre gerechten Werke und folgt den Spuren des Gottessohnes getreulich nach. Auf ihr Haupt steigt eine solche Klarheit von dem auf dem Berge hernieder, dass du auch ihr Angesicht nicht schauen kannst, denn die Heiterkeit der Heimsuchung dessen, welcher jedem Geschöpf preiswĂŒrdig gebietet, gießt ihr ein solches Maß von Macht und StĂ€rke ein, dass ein schwacher Sterblicher sie nicht zu fassen vermag. Er, der allen himmlischen Reichtum in sich trĂ€gt, unterwirft sich in Demut der Armut.
5. Von dem Manne auf jenem Berge gehen viele lebendige Funken aus, welche diese Gestalten mit großer Anmut umfliegen, weil von dem allmĂ€chtigen Gotte verschiedene und unermesslich große Tugenden, in göttlichem GlĂ€nze erstrahlend, kommen und die Gott wahrhaft FĂŒrchtenden und die getreuen Liebhaber der geistigen Armut mit ihrer Hilfe und ihrem Schutze ĂŒberall umgeben.
6. Auch sind an jenem Berge zahllose Fenster sichtbar, in denen bleiche Menschenantlitze erscheinen, weil vor der höchsten Höhe der Erkenntnis Gottes die Menschenwerke weder verheimlicht noch verborgen werden können. Bald schlafen Menschen in Schande ermĂŒdet in ihren Herzen und Taten, bald wachen sie in Ehren wieder auf. So spricht auch Salomon in meinem Sinn: »Die faule Hand ward arm, die der Starken aber schaffte sich Reichtum.«
7. Dies lĂ€sst erkennen, dass jener sich selbst arm und schwach machte, der die gerechten Werke zu tun verschmĂ€hte, das Ungerechte nicht zerstörte, die Schuld nicht nachließ und arm an den wunderbaren Werken der Seligkeit verblieb. Wer aber mit Kraft starke Heilswerke ausfĂŒhrt, den Weg der Wahrheit lĂ€uft, die Quelle der Herrlichkeit ergreift, bereitet sich ĂŒberaus kostbare SchĂ€tze auf Erden und im Himmel. Wer also Weisheit im hl. Geiste und FlĂŒgel im Glauben hat, der möge meine Ermahnung nicht ĂŒberhören, sondern nehme sie willig mit dem Geschmacke seiner Seele auf.

Die zweite Vision:

Vom Fall der Engel und Menshcen

  1. Dann sah ich eine zahllose Menge lebendiger Leuchten von hellstem Feuerglanze; auch einen ausgedehnten und tiefen See, aus dem feuriger, scheußlich riechender Rauch aufstieg, der ekelhaften Nebel aushauchte. An einer helleren Stelle kam eine weiße Wolke nĂ€her, die, von schöner Menschengestalt, sehr viele Sterne enthielt und diese und jene menschliche Figur von sich abwarf. Darauf umgab lichtester Glanz diese ganze Gegend und alle Dinge der Welt, welche vorher in Ruhe verharrten, wurden unruhig und zeigten Schrecken. Wiederum hörte ich jenen, der schon vorher zu mir gesprochen, sagen: »Die getreu Gott anhangen und in lobwĂŒrdiger Liebe brennen, werden weder durch irgendeinen Ansturm der Ungerechtigkeit erschreckt, noch getrennt von der Herrlichkeit ĂŒbernatĂŒrlicher Freude; es werden aber nach gerechter PrĂŒfung verworfen alle diejenigen, welche Gott nur heuchlerisch dienen und auf dem Wege nicht hinansteigen können, ihnen wird auch noch genommen werden von dem, was sie zu besitzen vermeinen.
  2. Die ĂŒberaus große Menge der lebendigen Lichter bedeutet dies: Die unzĂ€hlbaren Scharen der himmlischen Geister erglĂŒhen in seligem Leben und erscheinen in großer Pracht, weil sie, von Gott erschaffen, sich nicht stolz erhoben, sondern in der göttlichen Liebe standhaft verblieben. Sie empfingen feurigen Glanz und heiterste Helle. Da aber Luzifer und sein Gefolge versuchte, sich gegen den höchsten Schöpfer zu empören, umkleideten sie sich mit der Wachsamkeit der göttlichen Liebe, jene aber wurden mit blinder Unwissenheit geschlagen. Durch den Fall des Teufels wurde jenen englischen Geistern, die vor Gott in Gradheit ausharrten, höchstes Lob zuteil, da sie in Erleuchtung klar erkannten, dass Gott immer unverĂ€nderlich in seiner Macht verbleibt und von keinem siegreich bekĂ€mpft werden kann.
  3. Luzifer aber ging ob seines Stolzes der himmlischen Herrlichkeit verlustig, er, der am Anfang der Schöpfung keinen Mangel an Schönheit und Kraft verspĂŒrte. Da er aber seine Schönheit erkannte und die Kraft seiner StĂ€rke in sich betrachtete, kam der Hochmut ĂŒber ihn, der ihm versprach, zu beginnen, was ihm in den Sinn kam, da er ja vollenden könnte, was er begonnen. Da schleuderte ihn der Zorn Gottes in feuriges Dunkel mit seiner ganzen Schar hinab, so dass sie dunkel statt der Helle, verwirrt statt der Heiterkeit wurden.
  4. Der große und tiefe See, welchen du siehst, ist die Hölle und enthĂ€lt in sich die ganze FĂŒlle der Laster und die Abgrundtiefe der Verderbtheiten. Er gleicht einer Zisternenöffnung und schleudert feuerflammenden Rauch mit großem Gestank heraus. In diesen taucht er die Seelen unter und erfĂŒllt sie tĂ€uschend mit großer Freude, wĂ€hrend er sie zu den Qualen fĂŒhrt, dorthin, wo das Feuer mit scheußlichem Rauch qualmt und mörderischer Gestank aufwallt. Diese grausigen Qualen sind dem Teufel und seiner Gefolgschaft bereitet.
  5. Bei dem Fall des Teufels ward diese Ă€ußerste Finsternis, welche jegliche Art von Strafe in sich birgt. Die boshaften Geister tauschten hier das Elend vielerlei Strafen gegen die ihnen bestimmte Herrlichkeit ein und wurden, anstatt der Klarheit, die sie besaßen, in dichteste Finsternis gehĂŒllt. Da der stolze Engel sich wie eine Schlange erhob, erhielt er ewige Gefangenschaft, weil er die göttliche Bevorzugung nicht ertragen konnte. Wie aber in einer Brust nicht zwei Herzen schlagen können, so kann es auch im Himmel nur einen Gott geben.
  6. Der See strömt hĂ€sslichen Nebel aus, so weit man sehen kann. Der teuflische Betrug bringt die giftige Schlange hervor, welche das Gift trĂŒgerischer Absicht in sich trĂ€gt und den Menschen heimlich befĂ€llt. Als nĂ€mlich der Teufel den Menschen im Paradiese sah, rief er mit großer EntrĂŒstung aus: »Der soll mir in der wahren GlĂŒckseligkeit folgen!« Er wandte sich listig an Adam und Eva, die er in kindlicher Unschuld im Wonnegarten gesehen hatte, um sie durch die Schlange zu tĂ€uschen. Weshalb? Er hielt die Schlange fĂŒr ihm Ă€hnlicher als irgendein anderes Lebewesen, und wollte er mit List im geheimen erreichen, was ihm offen nicht gelang.
  7. Als er daher Adam und Eva mit Leib und Seele sich vom verbotenen Baume abwenden sah, dachte er bei sich, dass es ein göttliches Verbot fĂŒr sie sei, und er sie am leichtesten vertreiben könnte, wenn sie die erste Tat begingen. Er wusste nĂ€mlich nicht, dass jener Baum verboten sei, wenn er es nicht durch seine trugvolle Frage und ihre Antwort erfahren hĂ€tte. Deshalb blies er in dieser klaren Gegend (welche aus einer schönen Menschengestalt, die sehr viele Sterne in sich barg, hervorgegangen war) eine weißschimmernde Wolke durch scheußlichen Nebel heran, weil an diesem lieblichen Ort der Teufel in Eva, die eine unschuldige Seele hatte, durch VerfĂŒhrung der Schlange zur Vertreibung dieser eindrang. (Eva hatte vom unschuldigen Adam die ganze Menge des menschlichen Geschlechts, die in Gottes Vorherbestimmung leuchtete, an ihrem Körper getragen.) Weshalb? Weil er wusste, dass weibliche Weichheit leichter zu besiegen sei als mĂ€nnlicher Starkmut, und er auch sah, dass Adam zu Eva so sehr in Liebe brannte, dass, hĂ€tte er nur Eva besiegt, Adam das ausfĂŒhren wĂŒrde, was Eva ihm sagte. Deshalb vertrieb auch der Teufel jene und die Menschengestalt aus jener Gegend. Der alte VerfĂŒhrer verbannte durch TĂ€uschung Eva und Adam von ihrem seligen Wohnsitz und stieß sie hinab in die Finsternis. Zuerst verfĂŒhrte er Eva, damit sie Adam schmeichelte, ihr beizupflichten. Sie konnte schneller als irgendein anderes Geschöpf Adam zum Ungehorsam verleiten, da sie selbst aus seiner Rippe gebildet worden war. Deshalb stĂ¶ĂŸt das Weib den Mann schneller hinab, weil sie ihn nicht abschreckt, sondern er ihre Worte willig aufnimmt.

Dritte Vision:

Vom Weltall.

  1. Darauf sah ich ein sehr großes, rundes, dunkles Gebilde, das einem Ei Ă€hnelte, oben eingeschnĂŒrt, in der Mitte breit und nach unten zu eingeschnĂŒrt; an seiner Außenseite war ringsum ein helles Feuer, darunter eine schattige Haut. In jenem Feuer war eine rotglĂŒhende Feuerkugel von solcher GrĂ¶ĂŸe, dass das Ganze von ihr erhellt wurde. DarĂŒber lagen 3 Fackeln, welche die Kugel mit ihrem Licht zusammenhielten, damit sie nicht abstĂŒrzte. Die Kugel erhob sich eine Zeitlang, und sehr viel Licht strahlte ihr entgegen, so dass sie davon ihre Flammen lĂ€nger werden ließ und sich dann nach unten bog. Dann kam ihr eine große KĂ€lte entgegen, weswegen sie ihre Flammen schnell zurĂŒckzog. Aber von jenem das Gebilde umgebenden Feuer ging ein Hauch mit Wirbeln aus. Von der unter ihm liegenden Haut wallte ein anderer Hauch mit seinen Wirbeln, der sich hier und dort ausbreitete. In der Haut war auch ein dunkles, so schreckliches Feuer, dass ich es nicht zu betrachten vermochte. Es schlug auf die Haut mit großer Kraft und LĂ€rm, Sturm und spitzen kleineren und grĂ¶ĂŸeren Steinen. WĂ€hrend der LĂ€rm sich erhob, wurde das hell leuchtende Feuer, die Winde und Luft bewegt, so dass Blitze dem LĂ€rm vorauseilten, denn das Feuer fĂŒhlte die erste Bewegung des LĂ€rmes in sich. Unter dieser Haut befand sich reinster Äther, der keine Haut unter sich hatte, in dem ich auch eine weißleuchtende Kugel von betrĂ€chtlicher GrĂ¶ĂŸe sah. Über ihr waren zwei Fackeln deutlich erkennbar, die einen Kreis bildeten, damit die Kugel nicht das Maß ihres Laufes ĂŒberschritte. Im Äther waren viele klare Lichtkreise ĂŒberall gelagert, in welche die Kugel bisweilen sich ein wenig entleerend ihre Helligkeit entsandte, dann ihre FĂŒlle wiederherstellte und wieder in sie entsandte. Aber von dem Äther selbst brach ein Hauch mit seinen Wirbeln hervor, welcher sich ĂŒberall ausbreitete. Unter dem Äther sah ich wasserhaltige Luft, die eine Haut unter sich hatte, und sich hier und dort verbreitend dem ganzen Gebilde Feuchtigkeit mitteilte. Bisweilen sammelte sie sich plötzlich und schickte Regen aus. Daraus ging wieder ein Hauch mit seinen Wirbeln hervor und breitete sich ĂŒberall aus. In der Mitte dieser Elemente war eine Sandkugel, die sehr groß war und welche die Elemente so umgaben, dass sie weder hierhin noch dorthin entgleiten konnte. Wenn sich aber bisweilen die Elemente mit den erwĂ€hnten Hauchen rieben, so brachten sie durch ihre Kraft die Kugel ein wenig in Bewegung. Zwischen Norden und Osten sah ich einen hohen Berg, der nach Norden viel Dunkel und nach Osten viel Licht hatte, so dass weder das Licht zur Finsternis noch diese zum Licht gelangen konnte. Ich hörte wiederum eine Stimme vom Himmel sagen: »Gott, der alles in seinem Willen gegrĂŒndet hat, hat es zur Kenntnis der Ehre seines Namens geschaffen und zeigt darin nicht nur, was sichtbar und zeitlich ist, sondern offenbart in ihm auch, was unsichtbar und ewig ist.«
  2. Das ĂŒberaus große Gebilde, rund und dunkel, einem Ei Ă€hnelnd, oben und unten zusammengeschnĂŒrt, in der Mitte breit, bedeutet trefflich den allmĂ€chtigen Gott, der unbegreiflich ist, in seiner MajestĂ€t und unschĂ€tzbar in seinen Geheimnissen.
  3. Auf der Ă€ußeren Seite ringsum ein helles Licht, das eine dunkle Haut unter sich hat. Es bezeichnet, dass Gott jene, die außerhalb des wahren Glaubens stehen, ĂŒberall durch das Feuer seiner Vergeltung brennt. Die aber im katholischen Glauben bleiben, reinigt er ĂŒberall mit dem Feuer seiner Tröstung.
  4. In jenem Feuer ist eine große rötlich leuchtende Feuerkugel, die Sonne, auf dass das ganze Gebilde von ihr erleuchtet wird. Ihr heller Glanz bedeutet, dass in Gott Vater sein unaussprechlicher Eingeborener ist, die Sonne der Gerechtigkeit, welche den Blitz glĂŒhender Liebe in sich trĂ€gt und von solcher Herrlichkeit ist, dass jedes Geschöpf von der Klarheit seines Lichtes erleuchtet wird. DarĂŒber sind 3 Fackeln, 3 Planeten, welche die Kugel zusammenhalten, damit sie nicht wankt. Das bedeutet, dass die Dreifaltigkeit in ihrer Anordnung alles zusammenhĂ€lt, und der Sohn Gottes, vom Himmel zur Erde hernieder gestiegen, und die Engel, die im Himmel sind, verließ, und den Menschen himmlische Dinge offenbarte. Diese verherrlichen ihn wegen der Wohltat seiner Helligkeit, werfen allen schĂ€dlichen Irrtum von sich, da er als wahrer Sohn Gottes, der aus der wahren Jungfrau Fleisch angenommen hat, verherrlicht ist, nachdem ihn der Engel vorausgekĂŒndigt hat, und da ihn der Mensch, der aus Leib und Seele besteht, in glĂ€ubiger Freude aufgenommen hat.
  5. Daher erhebt sich die Kugel zuweilen, und hellstes Feuer strahlt ihr entgegen, so dass sie davon ihre Flammen lÀnger aussendet. Das bedeutet, dass, als jene Zeit kam, in der der Eingeborene Gottes zur Erlösung und Erhebung des menschlichen Geschlechts nach dem Willen des Vaters Mensch werden musste, der heilige Geist in der Kraft des Vaters die höchsten Geheimnisse in der seligen Jungfrau wunderbar gewirkt hat, so dass die JungfrÀulichkeit herrlich wurde, da sie dem Sohne Gottes in jungfrÀulicher Schamhaftigkeit durch fruchtbare Jungfrauschaft wunderbaren Glanz verlieh. Denn in der edelsten Jungfrau ist die ersehnteste Menschwerdung gezeigt.
  6. Sich etwas abwĂ€rts biegend, kommt ihr große KĂŒhle entgegen, weshalb sie ihre Flammen schnell einzieht. Das bedeutet, dass der Eingeborene Gottes aus der Jungfrau geboren, sich so zur Armut des Menschen barmherzig neigte, in vielen MĂŒhsalen, die ihm begegneten, viel körperliche BedrĂ€ngung ausstand, als er sich im Körper der Welt gezeigt hatte, ĂŒber die Welt ging und zum Vater zurĂŒckkehrte, und im Beisein seiner JĂŒnger, wie geschrieben steht: »sahen sie ihn erhoben, und eine Wolke verbarg ihn wieder ihren Augen.«
  7. Das bedeutet: den Söhnen der Kirche, die mit innerer Kenntnis ihres Herzens den Sohn Gottes sehen, ist die Heiligkeit seines Körpers in der Macht seiner Gottheit emporgehoben worden.
  8. Der Hauch mit seinem Winde, der aus jenem Feuer, das das ganze Gebilde umgibt, ausgeht, bedeutet, dass aus dem allmĂ€chtigen Gott, der die ganze Welt mit seiner Macht erfĂŒllt, die wahre Aussaat gerechter Rede ausgeht, als der lebendige und wahre Gott dem Menschen in der Wahrheit gezeigt wurde.
  9. Und aus der Haut, welche darunter ist, wallt ein anderer Hauch mit seinen Wirbeln auf: weil auch aus der teuflischen Wut, welche sich nicht fĂŒrchtet, Gott nicht kennen zu wollen, ĂŒbelste Rede mit ruchlosestem GeschwĂ€tz ausgeht.
  10. In derselben Haut ist ein dunkles, so schreckliches Feuer, dass du es nicht anschauen kannst. Das bedeutet, dass in schlechtester und niedrigster HinterhĂ€ltigkeit des alten VerrĂ€ters hĂ€sslichster Mord mit solcher Glut ausbricht, dass seine Raserei der menschliche Geist nicht zu unterscheiden vermag. Er erschĂŒttert die ganze Haut mit seiner Kraft: denn der Mord umfĂ€ngt alle teuflischen Bosheiten mit seinem Schrecken. Jenes Feuer war voller LĂ€rm, Sturm und spitzer kleinerer und grĂ¶ĂŸerer Steine; weil der Mord voll Geiz und Trunkenheit und wildester Missetaten ist, welche ohne Barmherzigkeit rasen, in großen Mordtaten wie in kleineren Fehltritten. Das leuchtende Feuer erhebt seinen LĂ€rm, Winde und Luft bewegen sich. Denn, wĂ€hrend der Mord in der Begierde, Blut zu vergießen, schreit, erhebt sich das himmlische Gericht, schnelle Donner zum Verderben des Mörders als Rache des gerechten Ratschlusses.
  11. Aber unter jener Haut ist reinster Äther, der keine weitere Haut unter sich hat, da unter dem Hinterhalt des alten VerrĂ€ters hellstrahlende Treue leuchtet, welche nicht aus sich selbst gegrĂŒndet ward, sondern in Christus ihre StĂŒtze hat. Darin siehst du auch eine sehr große weißglĂŒhende Kugel, den Mond, die wahrhaft bedeutet die vereinigte Kirche, die im Glauben den Glanz unschuldiger Klarheit und viel Ehre kĂŒndet. DarĂŒber lagern sich zwei Fackeln und halten die Kugel, damit sie nicht den Lauf ihrer Bahn ĂŒberschreitet. So wird dargetan, dass die Kirche, vom Himmel ausgehend, zwei Testamente, nĂ€mlich der alte und neue Bund, zu den göttlichen Geboten der himmlischen Geheimnisse hinziehen, damit sie nicht in die Verschiedenheit der Sitten sich eilends verliere.
  12. Daher sind auch in diesem Äther viele helle Lichtkreise, die Sterne, ĂŒberall gelagert, in welche die Kugel bisweilen sich ein wenig entleerend ihre Klarheit sendet, da ja in der Reinheit des Glaubens sehr viele und leuchtende Werke der Frömmigkeit ĂŒberall erscheinen. Aber unter die genannte rotglĂŒhende Kugel zurĂŒckeilend und an ihr ihre Flammen wieder herstellend, hauchte sie wiederum jene in die Sterne: denn sie eilt in Zerknirschung unter den Schutz des Eingeborenen Gottes und empfĂ€ngt von ihm die Geduld göttlichen Wandels und erklĂ€rt die Liebe der Himmelsbewohner in beseligenden Werken.
  13. Daher bricht aus dem Äther ein Hauch und seine Wirbel hervor, der sich ĂŒberall ausdehnt, da von der Einheit des Glaubens der stĂ€rkste...

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