Schachnovelle
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Schachnovelle

Stefan Zweig

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Informations

Éditeur
Books on Demand
Année
2019
ISBN
9783749420759
Édition
1

Stefan Zweig

SCHACHNOVELLE

A uf dem großen Passagierdampfer, der um Mitternacht von New York nach Buenos Aires abgehen sollte, herrschte die ĂŒbliche GeschĂ€ftigkeit und Bewegung der letzten Stunde. GĂ€ste vom Land drĂ€ngten durcheinander, um ihren Freunden das Geleit zu geben, Telegraphenboys mit schiefen MĂŒtzen schossen Namen ausrufend durch die GesellschaftsrĂ€ume, Koffer und Blumen wurden geschleppt, Kinder liefen neugierig treppauf und treppab, wĂ€hrend das Orchester unerschĂŒtterlich zur Deckshow spielte. Ich stand im GesprĂ€ch mit einem Bekannten etwas abseits von diesem GetĂŒmmel auf dem Promenadendeck, als neben uns zwei- oder dreimal Blitzlicht scharf aufsprĂŒhte – anscheinend war irgendein Prominenter knapp vor der Abfahrt noch rasch von Reportern interviewt und fotografiert worden. Mein Freund blickte hin und lĂ€chelte. »Sie haben da einen raren Vogel an Bord, den Czentovic.« Und da ich offenbar ein ziemlich verstĂ€ndnisloses Gesicht zu dieser Mitteilung machte, fĂŒgte er erklĂ€rend bei: »Mirko Czentovic, der Weltschachmeister. Er hat ganz Amerika von Ost nach West mit Turnierspielen abgeklappert und fĂ€hrt jetzt zu neuen Triumphen nach Argentinien.«
In der Tat erinnerte ich mich nun dieses jungen Weltmeisters und sogar einiger Einzelheiten im Zusammenhang mit seiner raketenhaften Karriere –, mein Freund, ein aufmerksamerer Zeitungsleser als ich, konnte sie mit einer ganzen Reihe von Anekdoten ergĂ€nzen. Czentovic hatte sich vor etwa einem Jahr mit einem Schlage neben die bewĂ€hrtesten Altmeister der Schachkunst, wie Aljechin, Capablanca, Tartakower, Lasker, Bogoljubow, gestellt; seit dem Auftreten des siebenjĂ€hrigen Wunderkindes Rzecewski bei dem Schachturnier 1922 in New York hatte noch nie der Einbruch eines völlig Unbekannten in die ruhmreiche Gilde derart allgemeines Aufsehen erregt. Denn Czentovics intellektuelle Eigenschaften schienen ihm keineswegs solch eine blendende Karriere von vornherein zu weissagen. Bald sickerte das Geheimnis durch, dass dieser Schachmeister in seinem Privatleben außerstande war, in irgendeiner Sprache einen Satz ohne orthographischen Fehler zu schreiben, und wie einer seiner verĂ€rgerten Kollegen ingrimmig spottete, »seine Unbildung war auf allen Gebieten gleich universell«. Sohn eines blutarmen sĂŒdslawischen Donauschiffers, dessen winzige Barke eines Nachts von einem Getreidedampfer Überrannt wurde, war der damals ZwölfjĂ€hrige nach dem Tode seines Vaters vom Pfarrer des abgelegenen Ortes aus Mitleid aufgenommen worden, und der gute Pater bemĂŒhte sich redlich, durch hĂ€usliche Nachhilfe wettzumachen, was das maulfaule, dumpfe, breitstirnige Kind in der Dorfschule nicht zu erlernen vermochte.
Aber die Anstrengungen blieben vergeblich. Mirko starrte die schon hundertmal ihm erklĂ€rten Schriftzeichen immer wieder fremd an; auch fĂŒr die simpelsten UnterrichtsgegenstĂ€nde fehlte seinem schwerfĂ€llig arbeitenden Gehirn jede festhaltende Kraft. Wenn er rechnen sollte, musste er noch mit vierzehn Jahren jedes Mal die Finger zu Hilfe nehmen, und ein Buch oder eine Zeitung zu lesen bedeutete fĂŒr den schon halbwĂŒchsigen Jungen noch besondere Anstrengung. Dabei konnte man Mirko keineswegs unwillig oder widerspenstig nennen. Er tat gehorsam, was man ihm gebot, holte Wasser, spaltete Holz, arbeitete mit auf dem Felde, rĂ€umte die KĂŒche auf und erledigte verlĂ€sslich, wenn auch mit verĂ€rgernder Langsamkeit, jeden geforderten Dienst. Was den guten Pfarrer aber an dem querköpfigen Knaben am meisten verdross, war seine totale Teilnahmslosigkeit. Er tat nichts ohne besondere Aufforderung, stellte nie eine Frage, spielte nicht mit anderen Burschen und suchte von selbst keine BeschĂ€ftigung, sofern man sie nicht ausdrĂŒcklich anordnete; sobald Mirko die Verrichtungen des Haushalts erledigt hatte, saß er stur im Zimmer herum mit jenem leeren Blick, wie ihn Schafe auf der Weide haben, ohne an den Geschehnissen rings um ihn den geringsten Anteil zu nehmen. WĂ€hrend der Pfarrer abends, die lange Bauernpfeife schmauchend, mit dem Gendarmeriewachtmeister seine ĂŒblichen drei Schachpartien spielte, hockte der blondstrĂ€hnige Bursche stumm daneben und starrte unter seinen schweren Lidern anscheinend schlĂ€frig und gleichgĂŒltig auf das karierte Brett.
Eines Winterabends klingelten, wĂ€hrend die beiden Partner in ihre tĂ€gliche Partie vertieft waren, von der Dorfstraße her die Glöckchen eines Schlittens rasch und immer rascher heran. Ein Bauer, die MĂŒtze mit Schnee ĂŒberstĂ€ubt, stapfte hastig herein, seine alte Mutter lĂ€ge im Sterben, und der Pfarrer möge eilen, ihr noch rechtzeitig die letzte Ölung zu erteilen. Ohne zu zögern folgte ihm der Priester. Der Gendarmeriewachtmeister, der sein Glas Bier noch nicht ausgetrunken hatte, zĂŒndete sich zum Abschied eine neue Pfeife an und bereitete sich eben vor, die schweren Schaftstiefel anzuziehen, als ihm auffiel, wie unentwegt der Blick Mirkos auf dem Schachbrett mit der angefangenen Partie haftete.
»Na, willst du sie zu Ende spielen?«, spaßte er, vollkommen ĂŒberzeugt, dass der schlĂ€frige Junge nicht einen einzigen Stein auf dem Brett richtig zu rĂŒcken verstĂŒnde. Der Knabe starrte scheu auf, nickte dann und setzte sich auf den Platz des Pfarrers. Nach vierzehn ZĂŒgen war der Gendarmeriewachtmeister geschlagen und musste zudem eingestehen, dass keineswegs ein versehentlich nachlĂ€ssiger Zug seine Niederlage verschuldet habe. Die zweite Partie fiel nicht anders aus.
»Bileams Esel!«, rief erstaunt bei seiner RĂŒckkehr der Pfarrer aus, dem weniger bibelfesten Gendarmeriewachtmeister erklĂ€rend, schon vor zweitausend Jahren hĂ€tte sich ein Ă€hnliches Wunder ereignet, dass ein stummes Wesen plötzlich die Sprache der Weisheit gefunden habe. Trotz der vorgerĂŒckten Stunde konnte der Pfarrer sich nicht enthalten, seinen halb analphabetischen Famulus zu einem Zweikampf herauszufordern. Mirko schlug auch ihn mit Leichtigkeit. Er spielte zĂ€h, langsam, unerschĂŒtterlich, ohne ein einziges Mal die gesenkte breite Stirn vom Brette aufzuheben. Aber er spielte mit unwiderlegbarer Sicherheit; weder der Gendarmeriewachtmeister noch der Pfarrer waren in den nĂ€chsten Tagen imstande, eine Partie gegen ihn zu gewinnen. Der Pfarrer, besser als irgendjemand befĂ€higt, die sonstige RĂŒckstĂ€ndigkeit seines Zöglings zu beurteilen, wurde nun ernstlich neugierig, wieweit diese einseitige sonderbare Begabung einer strengeren PrĂŒfung standhalten wĂŒrde. Nachdem er Mirko bei dem Dorfbarbier die struppigen strohblonden Haare hatte schneiden lassen, um ihn einigermaßen prĂ€sentabel zu machen, nahm er ihn in seinem Schlitten mit in die kleine Nachbarstadt, wo er im CafĂ© des Hauptplatzes eine Ecke mit enragierten Schachspielern wusste, denen er selbst erfahrungsgemĂ€ĂŸ nicht gewachsen war. Es erregte bei der ansĂ€ssigen Runde nicht geringes Staunen, als der Pfarrer den fĂŒnfzehnjĂ€hrigen strohblonden und rotbackigen Burschen in seinem nach innen getragenen Schafspelz und schweren, hohen Schaftstiefeln in das Kaffeehaus schob, wo der Junge befremdet mit scheu nieder geschlagenen Augen in einer Ecke stehenblieb, bis man ihn zu einem der Schachtische hinrief. In der ersten Partie wurde Mirko geschlagen, da er die sogenannte Sizilianische Eröffnung bei dem guten Pfarrer nie gesehen hatte. In der zweiten Partie kam er schon gegen den besten Spieler auf Remis. Von der dritten und vierten an schlug er sie alle, einen nach dem andern.
Nun ereignen sich in einer kleinen sĂŒdslawischen Provinzstadt höchst selten aufregende Dinge; so wurde das erste Auftreten dieses bĂ€uerlichen Champions fĂŒr die versammelten Honoratioren unverzĂŒglich zur Sensation. Einstimmig wurde beschlossen, der Wunderknabe mĂŒsste unbedingt noch bis zum nĂ€chsten Tage in der Stadt bleiben, damit man die anderen Mitglieder des Schachklubs zusammenrufen und vor allem den alten Grafen Simczic, einen Fanatiker des Schachspiels, auf seinem Schlosse verstĂ€ndigen könne. Der Pfarrer, der mit einem ganz neuen Stolz auf seinen Pflegling blickte, aber ĂŒber seiner Entdeckerfreude doch seinen pflichtgemĂ€ĂŸen Sonntagsgottesdienst nicht versĂ€umen wollte, erklĂ€rte sich bereit, Mirko fĂŒr eine weitere Probe zurĂŒckzulassen. Der junge Czentovic wurde auf Kosten der Schachecke im Hotel einquartiert und sah an diesem Abend zum ersten Mal ein Wasserklosett. Am folgenden Sonntagnachmittag war der Schachraum ĂŒberfĂŒllt. Mirko, unbeweglich vier Stunden vor dem Brett sitzend, besiegte, ohne ein Wort zu sprechen oder auch nur aufzuschauen, einen Spieler nach dem andern; schließlich wurde eine Simultanpartie vorgeschlagen. Es dauerte eine Welle, ehe man dem Unbelehrten begreiflich machen konnte, dass bei einer Simultanpartie er allein gegen die verschiedenen Spieler zu kĂ€mpfen hĂ€tte. Aber sobald Mirko diesen Usus begriffen, fand er sich rasch in die Aufgabe, ging mit seinen schweren, knarrenden Schuhen langsam von Tisch zu Tisch und gewann schließlich sieben von den acht Partien.
Nun begannen große Beratungen. Obwohl dieser neue Champion im strengen Sinne nicht zur Stadt gehörte, war doch der heimische Nationalstolz lebhaft entzĂŒndet. Vielleicht konnte endlich die kleine Stadt, deren Vorhandensein auf der Landkarte kaum jemand bisher wahrgenommen, zum ersten Mal sich die Ehre erwerben, einen berĂŒhmten Mann in die Welt zu schicken. Ein Agent namens Koller, sonst nur Chansonetten und SĂ€ngerinnen fĂŒr das Kabarett der Garnison vermittelnd, erklĂ€rte sich bereit, sofern man den Zuschuss fĂŒr ein Jahr leiste, den jungen Menschen in Wien von einem ihm bekannten ausgezeichneten kleinen Meister fachmĂ€ĂŸig in der Schachkunst ausbilden zu lassen. Graf Simczic, dem in sechzig Jahren tĂ€glichen Schachspieles nie ein so merkwĂŒrdiger Gegner entgegengetreten war, zeichnete sofort den Betrag. Mit diesem Tage begann die erstaunliche Karriere des Schiffersohnes.
Nach einem halben Jahre beherrschte Mirko sĂ€mtliche Geheimnisse der Schachtechnik, allerdings mit einer seltsamen EinschrĂ€nkung, die spĂ€ter in den Fachkreisen viel beobachtet und bespöttelt wurde. Denn Czentovic brachte es nie dazu, auch nur eine einzige Schachpartie auswendig – oder wie man fachgemĂ€ĂŸ sagt: blind – zu spielen. Ihm fehlte vollkommen die FĂ€higkeit, das Schlachtfeld in den unbegrenzten Raum der Phantasie zu stellen. Er musste immer das schwarz-weiße Karree mit den vierundsechzig Feldern und zweiunddreißig Figuren handgreiflich vor sich haben; noch zur Zeit seines Weltruhmes fĂŒhrte er stĂ€ndig ein zusammenlegbares Taschenschach mit sich, um, wenn er eine Meisterpartie rekonstruieren oder ein Problem fĂŒr sich lösen wollte, sich die Stellung optisch vor Augen zu fĂŒhren. Dieser an sich unbetrĂ€chtliche Defekt verriet einen Mangel an imaginativer Kraft und wurde in dem engen Kreise ebenso lebhaft diskutiert, wie wenn unter Musikern ein hervorragender Virtuose oder Dirigent sich unfĂ€hig gezeigt hĂ€tte, ohne aufgeschlagene Partitur zu spielen oder zu dirigieren. Aber diese merkwĂŒrdige Eigenheit verzögerte keineswegs Mirkos stupenden Aufstieg. Mit siebzehn Jahren hatte er schon ein Dutzend Schachpreise gewonnen, mit achtzehn sich die ungarische Meisterschaft, mit zwanzig endlich die Weltmeisterschaft erobert. Die verwegensten Champions, jeder einzelne an intellektueller Begabung, an Phantasie und KĂŒhnheit ihm unermesslich ĂŒberlegen, erlagen ebenso seiner zĂ€hen und kalten Logik wie Napoleon dem schwerfĂ€lligen Kutusow, wie Hannibal dem Fabius Cunctator, von dem Livius berichtet, dass er gleichfalls in seiner Kindheit derart auffĂ€llige ZĂŒge von Phlegma und ImbezillitĂ€t gezeigt habe. So geschah es, dass in die illustre Galerie der Schachmeister, die in ihren Reihen die verschiedensten Typen intellektueller Überlegenheit vereinigt, Philosophen, Mathematiker, kalkulierende, imaginierende und oft schöpferische Naturen, zum ersten Mal ein völliger Outsider der geistigen Welt einbrach, ein schwerer, maulfauler Bauernbursche, aus dem auch nur ein einziges publizistisch brauchbares Wort herauszulocken selbst den gerissensten Journalisten nie gelang. Freilich, was Czentovic den Zeitungen an geschliffenen Sentenzen vorenthielt, ersetzte er bald reichlich durch Anekdoten ĂŒber seine Person. Denn rettungslos wurde mit der Sekunde, da er vom Schachbrette aufstand, wo er Meister ohnegleichen war, Czentovic zu einer grotesken und beinahe komischen Figur; trotz seines feierlichen schwarzen Anzuges, seiner pompösen Krawatte mit der etwas aufdringlichen Perlennadel und seiner mĂŒhsam manikĂŒrten Finger blieb er in seinem Gehaben und seinen Manieren derselbe beschrĂ€nkte Bauernjunge, der im Dorf die Stube des Pfarrers gefegt. Ungeschickt und geradezu schamlos plump suchte er zum Gaudium und zum Ärger seiner Fachkollegen aus seiner Begabung und seinem Ruhm mit einer kleinlichen und sogar oft ordinĂ€ren Habgier herauszuholen, was an Geld herauszuholen war. Er reiste von Stadt zu Stadt, immer in den billigsten Hotels wohnend, er spielte in den klĂ€glichsten Vereinen, sofern man ihm sein Honorar bewilligte, er ließ sich abbilden auf Seifenreklamen und verkaufte sogar, ohne auf den Spott seiner Konkurrenten zu achten, die genau wussten, dass er nicht imstande war, drei SĂ€tze richtig zu schreiben, seinen Namen fĂŒr eine ‚Philosophie des Schachs’, die in Wirklichkeit ein kleiner galizischer Student fĂŒr den geschĂ€ftstĂŒchtigen Verleger geschrieben. Wie allen zĂ€hen Naturen fehlte ihm jeder Sinn fĂŒr das LĂ€cherliche; seit seinem Siege im Weltturnier hielt er sich fĂŒr den wichtigsten Mann der Welt, und das Bewusstsein, all diese gescheiten, Intellektuellen, blendenden Sprecher und Schreiber auf ihrem eigenen Feld geschlagen zu haben, und vor allem die handgreifliche Tatsache, mehr als sie zu verdienen, verwandelte die ursprĂŒngliche Unsicherheit in einen kalten und meist plump zur Schau getragenen Stolz.
»Aber wie sollte ein so rascher Ruhm nicht einen so leeren Kop...

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