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Durch die WĂŒste (Abenteuer-Klassiker)
Der erste Buch in der Orientzyklus (Durch WĂŒste und Harem + Durchs wilde Kurdistan + Von Bagdad nach Stambul + In den Schluchten des Balkan + Durch das Land der Skipetaren + Der Schutt)
Karl May
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- 902 pages
- German
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Durch die WĂŒste (Abenteuer-Klassiker)
Der erste Buch in der Orientzyklus (Durch WĂŒste und Harem + Durchs wilde Kurdistan + Von Bagdad nach Stambul + In den Schluchten des Balkan + Durch das Land der Skipetaren + Der Schutt)
Karl May
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Ă propos de ce livre
FĂŒr Liebhaber von spannenden Abenteuergeschichten und packender Reiseliteratur ist 'Durch die WĂŒste' von Karl May ein absolutes Muss. Die packende Handlung, die lebendigen Beschreibungen der faszinierenden WĂŒstenlandschaft und die vielschichtigen Charaktere machen dieses Buch zu einem zeitlosen Klassiker, der Leser jeden Alters in seinen Bann zieht. Tauchen Sie ein in die Welt des Orients und erleben Sie gemeinsam mit Kara Ben Nemsi atemberaubende Abenteuer in den SanddĂŒnen Nordafrikas - ein Buch, das Sie nicht mehr aus der Hand legen wollen werden.
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Informations
Sujet
LiteratureSous-sujet
Historical FictionEine WĂŒstenschlacht
Am Tigris
Inhaltsverzeichnis
An diese Worte des Propheten Zephanja muĂte ich denken, als wir unser Boot beim letzten Schimmer des Tages an das rechte Ufer des Tigris legten. Die ganze Gegend rechts und links vom Strome ist ein Grab, eine groĂe, ungeheuere, öde BegrĂ€bniĂstĂ€tte. Die Ruinen des alten Rom und Athen werden vom Strahle der Sonne erleuchtet, und die DenkmĂ€ler des einstigen Egypten's ragen als gigantische Gestalten zum Himmel empor. Sie reden verstĂ€ndlich genug von der Macht, dem Reichthume und dem Kunstsinne jener Völker, welche sie errichtet haben. Hier aber, an den beiden Strömen, Euphrat und Tigris, liegen nur wĂŒste TrĂŒmmerhaufen, ĂŒber welche der Beduine achtlos dahinreitet, oft ohne nur zu ahnen, daĂ unter den Hufen seines Pferdes die Jubel und die Seufzer von Jahrtausenden begraben liegen. Wo ist der Thurm, welchen die Menschen im Lande Sinear bauten, als sie zu einander sprachen: »Kommt, lasset uns eine Stadt und einen Thurm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen!« â? Sie haben Stadt und Thurm gebaut, aber die StĂ€tte ist verwĂŒstet. Sie wollten sich einen Namen machen, aber die Namen der Völker, welche diese Stadt nach einander bewohnten und in dem Thurme ihren sĂŒndigen Götzendienst verĂŒbten, und die Namen der Dynasten und Statthalter, welche hier im Golde und im Blute von Millionen wĂŒhlten, sie sind verschollen und können mit gröĂter MĂŒhe und von unseren besten Forschern kaum noch errathen werden.
Wie aber kam ich an den Tigris, und wie in das Dampfboot, welches uns bis unter die Stromschnellen von Chelab getragen hatte?
Ich war mit den AteĂŻbeh bis in die WĂŒste El Nahman gezogen, da ich es nicht wagen konnte, mich im Westen des Landes sehen zu lassen. Die NĂ€he von Maskat verlockte mich, diese Stadt zu besuchen. Ich that es allein und ohne alle Begleitung, besah mir seine bethĂŒrmten Mauern, seine befestigten StraĂen, seine Moscheen und portugiesischen Kirchen, bewunderte auch die beludschistanische Leibgarde des Imam und setzte mich endlich in eines der offenen KaffeehĂ€user, um mir eine Tasse Keschreh munden zu lassen. Dieser Trank wird aus den Schaalen der Kaffeebohne gebraut und mit Zimmt und Nelken gewĂŒrzt. Meine Beschaulichkeit wurde durch eine Gestalt gestört, welche den Eingang verdunkelte. Ich blickte auf und sah eine Figur, welche einer lĂ€ngeren Betrachtung vollstĂ€ndig wĂŒrdig war: Ein hoher, grauer Cylinderhut saĂ auf einem dĂŒnnen, langen Kopfe, der in Bezug auf Haarwuchs eine völlige WĂŒste war. Ein unendlich breiter, dĂŒnnlippiger Mund legte sich einer Nase in den Weg, die zwar scharf und lang genug war, aber dennoch die Absicht verrieth, sich bis hinab zum Kinne zu verlĂ€ngern. Der bloĂe, dĂŒrre Hals ragte aus einem sehr breiten, umgelegten, tadellos geplĂ€tteten Hemdkragen; dann folgte ein graukarrirter Shlips, eine graukarrirte Weste, ein graukarrirter Rock und graukarrirte Beinkleider, eben solche Gamaschen und staubgraue Stiefel. In der Rechten trug der graukarrirte Mann ein Instrument, welches einer Verwalterhacke sehr Ă€hnlich war, und in der Linken eine doppellĂ€ufige Pistole. Aus der Ă€uĂeren Brusttasche guckte ein zusammengefaltetes Zeitungsblatt neugierig hervor.
»Wermyn kahwe!« schnarrte er mit einer Stimme, welche dem Tone einer Sperlingsklapper glich.
Er setzte sich auf ein SenĂŻeh, welches eigentlich als Tisch dienen sollte, von ihm aber als Sessel gebraucht wurde. Er erhielt den Kaffee, senkte die Nase auf den Trank, schnĂŒffelte den Duft ein, schĂŒttete den Inhalt auf die StraĂe hinaus und stellte die Tasse auf den Boden.
»Wermyn tĂŒtĂŒn, gebt Tabak!« befahl er jetzt.
Er erhielt eine bereits angebrannte Pfeife, that einen Zug, blies den Rauch durch die Nase, spuckte aus und warf die Pfeife neben die Tasse.
»Wermyn« â â er sann nach, aber das tĂŒrkische Wort wollte nicht kommen, und Arabisch verstand er vielleicht gar nicht. Daher schnarrte er kurzweg: »Wermyn Roastbeef!«
Der Kawehdschi verstand ihn nicht.
»Roastbeef!« wiederholte er, indem er mit dem Munde und allen zehn Fingern die Pantomime des Essens machte.
»Kebab!« bedeutete ich dem Wirth, welcher sogleich hinter der ThĂŒr verschwand, um diese Speise zu bereiten. Sie besteht aus kleinen, viereckigen FleischstĂŒcken, welche an einem SpieĂe ĂŒber dem Feuer gebraten werden.
Jetzt schenkte der EnglÀnder auch mir seine Aufmerksamkeit.
»Araber?« frug er.
»No.«
»TĂŒrke?«
»No.«
Jetzt zog er die dĂŒnnen Augenbrauen erwartungsvoll in die Höhe.
»Englishman?«
»Nein. Ich bin ein Deutscher.«
»Ein Deutscher? Was hier machen?«
»Kaffee trinken!«
»Very well! Was sein?«
»Ich bin writer!«
»Ah! Was hier wollen in Maskat?«
»Ansehen.«
»Und dann weiter?«
»Weià noch nicht.«
»Haben Geld?«
»Ja.«
»Wie heiĂen?«
Ich nannte meinen Namen. Sein Mund öffnete sich auf die Weise, daĂ die dĂŒnnen Lippen ganz genau ein gleichseitiges Viereck bildeten, welches die breiten, langen ZĂ€hne des Mannes sehen lieĂ; die Brauen stiegen noch höher empor als vorher, und die Nase wedelte mit der Spitze, als ob sie Kundschaft einziehen wolle, was das Loch unter ihr jetzt sagen werde. Dann griff er in den RockschoĂ, zog ein Notizbuch hervor, blĂ€tterte darin und fuhr sodann in die Höhe, um den Hut abzunehmen und mir eine Verbeugung zu machen.
»Welcome, Sir; kenne Sie!«
»Ah, mich?«
»Yes, sehr!«
»Darf ich fragen, woher?«
»Bin Freund von Sir John Raffley, Mitglied vom Traveller-Klub, London, Near-Street 47.«Sieh: 'Deutscher Hausschatz', VI. Jahrgang, Seite 47
»Wirklich? Sie kennen Sir Raffley? Wo befindet er sich jetzt?«
»Auf Reisen â hier oder dort â weiĂ nicht. Sie waren mit ihm auf Ceylon?«
»Allerdings.«
»Elefanten gejagt?«
»Ja.«
»Dann in See auf Girl-Robber?«
»So ist es.«
»Haben Zeit?«
»Hm! Warum stellen Sie diese Frage?«
»Habe gelesen von Babylon â Niniveh â Ausgrabung â Teufelsanbeter. Will hin â auch ausgraben-Fowling-bull holen â britisches Museum schenken. Kann nicht Arabisch â will gern JĂ€ger haben. Machen Sie mit â bezahle gut, sehr gut!«
»Darf ich um Ihren Namen bitten?«
»Lindsay, David Lindsay â Titel nicht, brauche nicht â Sir Lindsay sagen.«
»Sie beabsichtigen wirklich, nach dem Euphrat und Tigris zu gehen?«
»Yes. Habe Dampfboot â fahre hinauf â steige aus â Dampfboot wartet, oder zurĂŒck nach Bagdad â kaufe Pferd und Kameel â reisen, jagen, ausgraben, britisches Museum schenken, Traveller-Klub erzĂ€hlen. Sie mitgehen?«
»Ich bin am liebsten selbstÀndig.«
»NatĂŒrlich! Können mich verlassen, wann wollen â werde gut bezahlen, sehr fein bezahlen â nur mitgehen.«
»Wer ist noch dabei?«
»So viel, wie Sie wollen â aber lieber ich, Sie, zwei Diener.«
»Wann fahren Sie ab?«
»Ăbermorgen â morgen â heute â gleich!«
Das war ein Anerbieten, wie es mir nicht gelegener kommen konnte. Ich bedachte mich nicht lange und schlug ein. NatĂŒrlich aber stellte ich die Bedingung, daĂ es mir zu jeder Zeit frei stĂ€nde, meine eigenen Wege zu gehen. Er fĂŒhrte mich an den Hafen, wo ein allerliebster kleiner Puffer lag, und ich merkte bereits nach Verlauf von einer halben Stunde, daĂ ich mir keinen besseren GefĂ€hrten wĂŒnschen konnte. Er wollte Löwen und alle möglichen Bestien schieĂen, die Teufelsanbeter besuchen und mit aller Gewalt einen Fowling-bull, wie er es nannte, einen geflĂŒgelten Stier, ausgraben, um ihn dem britischen Museum zum Geschenk zu machen. Diese PlĂ€ne waren abenteuerlich, hatten aber eben deĂhalb meine volle Zustimmung. Ich war auf meinen Wanderungen noch viel seltsameren KĂ€uzen begegnet, als er war.
Leider lieĂ er mich gar nicht wieder zu den AteĂŻbeh zurĂŒck. Ein Bote muĂte meine Sachen holen und Halef benachrichtigen, wohin ich reisen werde. Als er zurĂŒckkehrte, erzĂ€hlte er mir, daĂ Halef mit noch einem AteĂŻbeh zu Lande zu den Abu Salman â und Schammar-Arabern reisen werde, um mit ihnen ĂŒber die Einverleibung der AteĂŻbeh zu verhandeln. Er werde mein Hedjihn mitbringen und mich schon zu finden wissen.
Diese Nachricht war mir lieb. DaĂ Halef zu dieser Botschaft ausersehen war, bewies mir abermals, daĂ er der Liebling seines Schwiegervaters geworden sei. Wir fuhren im persischen Busen hinauf, sahen uns Basra und Bagdad an und gelangten nachher, auf dem Tigris aufwĂ€rts dampfend, an die Stelle, an welcher wir heute anlegten. â â Oberhalb unserer Landestelle mĂŒndete der Zab-asfal in den Tigris, und die Ufer hĂŒben und drĂŒben waren mit einem dichten Bambusdschungel bestanden. Wie schon vorhin gesagt, brach die Nacht herein; trotzdem aber bestand Lindsay darauf, an das Land zu gehen und die Zelte aufzuschlagen. Ich hatte keine rechte Lust dazu, konnte ihn aber nicht gut allein la...