Die Fremde als Heimat
Heimatkunst, Kolonialismus, Expeditionen
Rolf Parr
- 250 pages
- German
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Die Fremde als Heimat
Heimatkunst, Kolonialismus, Expeditionen
Rolf Parr
Ă propos de ce livre
"Heimat" ist ein Konstrukt, ein erinnertes Ideal, das im Hier und Jetzt nicht mehr eingelöst werden kann und daher als Utopie in die Zukunft projiziert wird.Wie aber sieht es aus, wenn dieses zeitliche Szenario von Heimat verrĂ€umlicht und statt in einer unbestimmten Zukunft in einer ganz konkreten Fremde eingelöst werden soll? Dann entstehen auf der RĂŒckseite des VerhĂ€ltnisses von Fremde und Heimat ebenso merk- wie denkwĂŒrdige Modellierungen von Heimat, die insbesondere in der Zeit zwischen 1880 und 1930 prĂ€gnant beobachtet werden können. Was im Mutterland nur noch Erinnerung an eine ferne Vergangenheit sein kann, soll in den Kolonien zeitgleich zurĂŒckgewonnen werden. Die rĂŒckwĂ€rtsgewandte Blickrichtung der Heimatkunstbewegung und die vorwĂ€rts gerichtete der kolonialen Utopie fallen hier tendenziell zusammen.Rolf Parr nimmt vor allem drei brisante Konstellationen diskursanalytisch in den Blick: erstens die SĂŒdafrika-Begeisterung deutscher Schriftsteller wĂ€hrend der Burenkriege (1899 bis 1902). Sie geht einher mit der Idee einer nachgeholten Heimatkunst, in der SĂŒdafrika zu einer Art deutschem "Adoptiv-Vaterland" wird. Zweitens untersucht Parr die koloniale Inbesitznahme von Fremde als Heimat, an der sich die deutsche Kolonialliteratur abarbeitet, und drittens die der Expeditionsreisen in der Zwischenkriegszeit mit ihrer symbolischen Inbesitznahme der Fremde fĂŒr die Heimat. Letztere ist verknĂŒpft mit einem Denkmodell von Erkundungen der Ferne bei anschlieĂender RĂŒckkehr zur Heimatbasis.Diese drei Modellierungen von Heimat - einer Heimatkunst "out-of-area", einer Ver-Heimatung der Fremde im Sinne des Kolonialismus und schlieĂlich das Explorations-Modell der Expeditionen - entstehen zwar nacheinander, sind aber spĂ€testens seit den 1910er Jahren parallel zueinander anzutreffen und reichen mit ihren "AuslĂ€ufern" bis hinein in die 1950er Jahre: Nun sind Heimat- und Expeditionsfilme zwei der wichtigen Genres im Kino der Nachkriegszeit.