Wer macht was wann warum
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Wer macht was wann warum

Wenn Motivation auf VerhaltensprÀferenz trifft

Sascha Rudolph

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  1. 400 pages
  2. German
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Wer macht was wann warum

Wenn Motivation auf VerhaltensprÀferenz trifft

Sascha Rudolph

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Motivation - ein allgegenwĂ€rtiger Begriff. Egal, ob es um Erfolg im Beruf geht, das Durchhalten der nĂ€chsten DiĂ€t, die guten SilvestervorsĂ€tze - ĂŒberall scheint Motivation der SchlĂŒssel zum Erfolg zu sein.Aber jeder Mensch ist anders, jeder hat eine individuelle Art, Dinge an zu gehen und zu erledigen. Es gibt viele unterschiedliche Wesensmerkmale und diverse VerhaltensprĂ€ferenzen.Was passiert nun, wenn Motivation auf VerhaltensprĂ€frenz trifft? Wie entscheiden wir, was wir tun und wie wir handeln? Welche Rolle spielt dabei unsere eigene Sicht der Dinge und was kann Motivation bewirken?Diesen Fragen wird in diesem Buch auf anschauliche Art auf den Grund gegangen. Sie lernen sich selbst kennen, Sie lernen Ihr Umfeld besser kennen und am Ende des Buchs wissen Sie, warum manche Menschen in fĂŒnf Minuten ein paar Hosen und zwei paar Schuhe kaufen können, wohingegen andere jedes KleidungsstĂŒck einmal in der Hand gehabt haben mĂŒssen, um dann doch ohne etwas gekauft zu haben, den Laden wieder verlassen.

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Informations

Éditeur
tredition
Année
2017
ISBN
9783743957886

Kapitel 1

Was ist Motivation?

1.1. Motivation – ein allgegenwertiger Begriff

In unserem Wortschatz und Sprachgebrauch gibt es immer wieder Begriffe, die wir als Synonym fĂŒr bestimmte Situationen oder GefĂŒhlszustĂ€nde, fĂŒr Lebenslagen oder Zustandsbeschreibungen verwenden. Oft tauchen diese Begriffe dann wie aus dem Nichts auf, keiner weiß genau woher diese kommen oder wie diese in das Licht der Öffentlichkeit geraten sind. Nur wenn diese dann erstmal dort sind, dann ist es fast ein Bildungsdefizit, wenn man diese nicht kennt oder gar selbst gebraucht. NatĂŒrlich wird ein solcher in der öffentlichen Wahrnehmung stehender Begriff, der auch noch zudem ein StĂŒck des aktuellen Zeitgeistes erfasst oder erklĂ€rt, sehr inflationĂ€r gebraucht. Er wird solange gedreht, gewendet, interpretiert und angepasst, bis dieser zu diesem oder jenem PhĂ€nomen passt oder zu einer gewĂŒnschten These oder Aussage fĂŒhrt. Der Vorteil dieser Begriffe ist, dass diese sehr bekannt sind, viel genutzt werden und damit auch vielen Menschen vertraut sind. Die Begriffe erfreuen sich einer großen Bekanntheit und sind fast allgegenwĂ€rtig. Der Nachteil hingegen ist, dass durch diese weitlĂ€ufige Anwendung eines Begriffs, die ursprĂŒngliche Bedeutung immer mehr verblasst und in Vergessenheit gerĂ€t. Der Begriff wird zur Verwendung immer mehr an die gewĂŒnschten Aussagen oder Thesen angepasst und so seine ursprĂŒngliche Bedeutung immer mehr in den Hintergrund gerĂŒckt. FĂŒr eine gewisse Zeit mag es der PopularitĂ€t des Begriffs dienen in aller Munde und weit verbreitet zu sein. Nur mit der Zeit zeigen sich deutliche Abnutzungserscheinungen, der Begriff wird schnell uncool und man wird auch ĂŒberdrĂŒssig ĂŒber den Begriff zu reden oder davon zu hören.
Eines meiner liebsten Beispiele fĂŒr das Aufkommen und die Weiterentwicklung eines solchen Begriffs in der Öffentlichkeit und der öffentlichen Wahrnehmung ist der Begriff des „Burnout – Syndroms“. Lassen Sie uns diese Entwicklung des „Burnout“ – Begriffes anschauen und dann sehen, in wie weit diese Erkenntnisse auf den Motivations – Begriffes ĂŒbertragbar sind.
Das „Burnout – Syndrom“ beschreibt einen bestimmten Zustand der (emotionalen) Erschöpfung, welcher dann bei lĂ€ngerem Anhalten auch zu psychosomatischen Erkrankungen und Depressionen fĂŒhren kann. Über viele Jahrzehnte wurden psychische Leiden oder Krankheiten aber praktisch nicht wahrgenommen und waren nur einem kleinen Kreis von Spezialisten und Fachleuten bekannt und zugĂ€nglich. Hat jemand einen Arm in Gips sieht man diesem direkt an, dass er eine BeeintrĂ€chtigung oder Schmerzen hat, nur eine psychische Erkrankung erkennt man eben nicht so ohne weiteres. Jahrzehnte lang galt es als SchwĂ€che eine psychische Krankheit zu haben und man sah sich schnell dem Vorwurf zu weich zu sein ausgesetzt, wenn man psychische Überforderung oder mentale Erschöpfung zugab. In einer sich immer schneller drehend Welt, welche durch das Internet und das Telekommunikationszeitalter immer weiter zusammenwuchs, die Anforderungen an Arbeitsplatz und Zeiteinsatz immer intensiver wurden, war eine solche Grundhaltung der Öffentlichkeit aber nicht wirklich zeitgemĂ€ĂŸ und hilfreich. Die Wahrnehmung und Haltung der Öffentlichkeit zu diesem Thema, hing weit hinter den tatsĂ€chlichen Anforderungen und Gegebenheiten zurĂŒck. LĂ€ngst waren der Anspruch und die Erwartungshaltung an den Einzelnen so hoch, dass immer mehr Menschen Probleme bekamen diesem permanenten Druck gerecht zu werden. Es waren auch nicht mehr nur die Manager oder die sogenannten FĂŒhrungseliten, welche sowohl am Feierabend wie auch im Urlaub durch Handy und Laptop stĂ€ndig erreichbar waren, sondern dieses PhĂ€nomen setzte sich auch immer mehr bis in die untersten Regionen der normalen Arbeiter und Angestellten durch. Dadurch sanken die möglichen Ruhe – und Regenerationsphasen weiter, was einen zusĂ€tzlichen Druck auf die so belasteten Menschen ausĂŒbte. Es war also nicht sehr verwunderlich, dass immer mehr Menschen mit mentalen und psychischen Problemen zu kĂ€mpfen hatten und die Diagnosen von Krankheiten in diesen Bereichen deutlich anstiegen. Was aber zunĂ€chst trotzdem nichts an der vorherrschenden öffentlichen Wahrnehmung Ă€nderte, nĂ€mlich dass psychische Krankheiten nicht als echte Krankheiten galten. Die Betroffenen in diesem Bereich sahen sich immer noch schnell dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie Simulanten oder DrĂŒckeberger seien und es so immer noch als schwach und praktisch als persönliche Verfehlung angesehen wurde, wenn man von solchen Befunden betroffen war. Außerdem wĂ€re es nicht auszudenken gewesen, wenn der eigene Chef auf die Idee kĂ€me, man wĂ€re der Belastung nicht gewachsen und könnte den Anforderungen am Arbeitsplatz nicht standhalten. Dann lieber krank bleiben und unwohl fĂŒhlen, als arbeitslos zu sein. Sicher war die Dunkelziffer der Betroffenen, welche sich krank und angeschlagen durch das Leben quĂ€lten, eben weil man sich nicht den bekannten VorwĂŒrfen aussetzen wollte, deutlich höher als die wenigen bekannten FĂ€lle.
Das war natĂŒrlich ein insgesamt unguter Zustand, der den Betroffenen in keinem Fall gerecht wurde. So war aber zu Beginn des Jahrtausends die Ausgangslage. Die Anforderungen und die Erwartungshaltung an die Menschen durch die digitalisierte und globalisierte Welt wuchs immer mehr, die öffentliche Wahrnehmung und die Einstellung zu diesen Entwicklungen passten sich nur sehr langsam an die neuen Gegebenheiten an und orientierten sich immer noch an dem Weltbild des letzten Jahrhunderts. So war der Zustand, bis irgendwann der Begriff des „Burnouts“ aufkam. Interessanter Weise ist dieser Begriff keine neue Wortschöpfung aus den 1990er oder 2000er – Jahren, wie man meinen könnte, sondern der Begriff stammt aus dem Roman „a Burn-Out Case“ von dem britischen Schriftsteller Graham Greene aus dem Jahre 19601. In dem Roman geht es um einen Architekten, der durch seine Arbeit keine ErfĂŒllung mehr verspĂŒrt und so eine Sinnentleerung wahrnimmt, die im zusehends zu schaffen macht, so dass er am Ende seinen Beruf aufgibt und ins Ausland auswandert. Der Begriff fand mit der Zeit Zugang in die wissenschaftliche Diskussion und beschrieb dabei meist einen psychischen Belastungszustand, der hauptsĂ€chlich in Berufen im Gesundheitswesen auftrat. Es dauert dann weitere 14 Jahren, bis der amerikanische Psychologe Herbert Freudenberger in einer seiner Publikationen den Begriff „Burnout“ einem breiteren Publikum zugĂ€nglich machte, auch indem er bei sich selbst „Burnout“ diagnostizierteÂČ. In Deutschland wurde das PhĂ€nomen „Burnout“ ab den 1980er Jahren von Sozialpsychologen erforscht und aufgegriffen. Es wurde in dem Zuge auch ein Fragenkatalog entwickelt, mit dem man versuchte den Begriff des „Burnouts“ weiter zu bestimmen und erkennbar zu machen. Auf der Basis wurden dann in den weiteren 1980er Jahren auch zunehmend Forschungen zu dem Thema „Burnout“ betrieben und angestoßen. Das Abendblatt veröffentlichte dann 1986 eine Studie unter dem Titel „Leiden Sie auch vielleicht an Burnout?“. In diesem Artikel wurde das PhĂ€nomen „Burnout“ jedoch als mehr oder weniger amerikanische Erscheinung dargestellt. Damit hatte das PhĂ€nomen „Burnout“ aber nun auch Deutschlands Medienlandschaft erreicht. Es gab in den folgenden Jahren immer mehr Publikationen zu dem Thema, in welchen die betroffenen Berufsgruppen hauptsĂ€chlich in den helfenden Berufen wie Ärzte, Pfleger, Lehrer oder Altenpfleger angesiedelt wurden. Weitere Forschungen und Studien zeigten dann, dass „Burnout“ jeden treffen und auch auf keine bestimmte Berufsgruppe oder ein bestimmtes Arbeitsprofil festgelegt werden kann.
„Burnout“ war also weder neu, noch eine deutsche Erfindung, war keine junge oder unbekannte Thematik und innerhalb der Experten - und Fachwelt lĂ€ngst bekannt. Nur die Öffentlichkeit hatte das Thema bis jetzt noch nicht fĂŒr sich entdeckt, was an sich nicht weiter verwunderlich war, denn „Burnout“ passte so gar nicht zu dem bis dahin vorherrschenden Meinungsbild, dass psychische Krankheiten keine echten Krankheiten und eher ein Zeichen von SchwĂ€che sind. Wie so oft Ă€nderte sich die öffentliche Einstellung zu diesem Thema ab dem Zeitpunkt, wo sich die ReprĂ€sentanten des PhĂ€nomens und ĂŒber diese dann auch die Berichterstattung in den Medien verĂ€nderten. Galt „Burnout“ zunĂ€chst als PhĂ€nomen in den helfenden Berufen wie Altenpfleger oder Krankenschwester, wurde es spĂ€ter dann zur „Managerkrankheit“. Nun wurde der Begriff mit dieser elitĂ€re Klasse an multifunktionalen Machern assoziiert, die an so vielen Fronten kĂ€mpfen und so viele Hebel gleichzeitig in Bewegung setzen, dass es normal ist, dass man dies nur eine begrenzte Zeit machen kann ohne Verschleißerscheinungen zu zeigen. Das PhĂ€nomen ist zwar das gleiche, jedoch ist die Verpackung jetzt wesentlich interessanter. Wo es einem vielleicht am VerstĂ€ndnis fĂŒr den Altenpfleger fehlte, dass er psychisch gestresst ist, wenn er Omi und Opa versorgen muss, kann man sich es hingegen gut vorstellen, dass diese omnipotenten Machtmenschen natĂŒrlich dem enormen Druck und der Wichtigkeit ihrer Arbeit Tribut zollen mĂŒssen. Eine Arbeit, die so wichtig ist und so viel Kraft kostet, dass man das natĂŒrlich nur begrenzt aushalten kann. Mit dieser neuen „Verpackung“ von „Burnout“ Ă€nderte sich auch die grundsĂ€tzliche Wahrnehmung zu der Thematik von UnverstĂ€ndnis zu VerstĂ€ndnis. Dieser Wandel in der Wahrnehmung des PhĂ€nomens wurde dann noch durch das Outing einiger SportgrĂ¶ĂŸen und Prominenten, die unumwunden zugaben an „Burnout“ zu leiden, verstĂ€rkt. So erreichte das PhĂ€nomen „Burnout“ spĂ€testens durch das Outing von Ralf Rangnick, damals Chef – Trainer des Kultklubs FC Schalke 04 auch die Bundesliga. Rangnick war zwar nicht der Erste, der sich in der Bundesliga zu einer „Burnout“ – Erkrankung bekannte, jedoch war er der bis dahin bekannteste Vertreter. Im Zuge der Erkrankung gab er sogar mitten in der Saison seinen Cheftrainerposten bei S 04 auf und schaffte es so, dass „Burnout“ nun ein zentrales Thema in der Berichterstattung ĂŒber Fußball wurde. Und spĂ€testens ab jetzt war es ein PhĂ€nomen fĂŒr die Massen ĂŒber das jeder redete und ĂŒber das auch jeder Bescheid wusste. Dadurch hatte das Burnout - PhĂ€nomen einen nicht zu unterschĂ€tzenden Beitrag geleistet, indem die bisher verkannten und belĂ€chelten psychischen Erkrankungen nun ernst genommen wurden. Plötzlich konnte man darĂŒber reden gestresst zu sein, konnte man zugeben unter den Belastungen in Beruf und im Leben zu leiden, konnte man fĂŒr sich selbst erkennen, dass es eine Belastungsgrenze gibt, ĂŒber die man nicht gehen kann. All das was Betroffene von psychischen Belastungsproblemen vorher nur bedingt oder hinter vorgehaltener Hand mitteilten, konnte nun offen ausgesprochen werden. Und dadurch, dass man es offen aussprechen konnte und darĂŒber geredet wurde, gab es nun auch Therapieangebote und fachliche Hilfestellung, gab es anstatt der befĂŒrchteten KĂŒndigung durch den Chef die UnterstĂŒtzung vom Arbeitgeber. Das PhĂ€nomen „Burnout“ hatte ein fast tabuisiertes Thema nun gesellschaftsfĂ€hig gemacht und ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gestellt. Das war ein großer Beitrag und eine riesen Leistung, den die „Burnout-Diskussion“ fĂŒr die Betroffenen geleistet hat und konnte zu diesem Zeitpunkt nicht genug gewĂŒrdigt werden.
Nur war es damit leider nicht zu Ende. Wie ich zu Beginn des Kapitels geschrieben habe, ist „Burnout“ eines der Beispiele, wie Begriffe oder PhĂ€nomene Einzug in die Öffentlichkeit halten, damit dann zwar eine Bekanntheit erlangen, gleichzeitig dadurch aber auch ihre ursprĂŒngliche Bedeutung immer mehr verlieren. Denn so wie Burnout nun in aller Munde war, so wusste natĂŒrlich jeder was darĂŒber zu berichten. Jeder kannte sich – natĂŒrlich – mit Burnout aus, kannte mindestens einen Arbeitskollegen oder hatte einen Freund im Bekanntenkreis, der das schon mal erlitten oder erlebet hatte. Wenn man nicht sogar selbst schon gewisse Anzeichen fĂŒr ein Burnout bei sich bemerkt hatte. Schließlich war Burnout ja ein klares Anzeichen dafĂŒr, dass man wichtig war, gebraucht wurde, stĂ€ndig erreichbar und leistungsfĂ€hig sein musste und somit einen nicht zu unterschĂ€tzenden Beitrag zur Arbeitswelt leistet. Bedeutete dies nicht im Umkehrschluss auch, dass wenn ich nicht zumindest ein gewisses GefĂ€hrdungspotential fĂŒr Burnout habe, dass ich dann diesen Beitrag nicht leiste? Und könnte die stressige letzte Woche, die Überstunden am Wochenende oder die Tatsache, dass das letzte Projekt nicht so lief wie gedacht schon ein Vorbote einer Burnout – GefĂ€hrdung sein?
So wie Burnout plötzlich in das Licht der Öffentlichkeit kam, Einzug in den alltĂ€glichen Sprachgebrauch und die Berichterstattung fand, so schnell wurde der Begriff auch völlig inflationĂ€r benutzt. Seine wichtige Bedeutung der Enttabuisierung eines sensiblen Themas wurde schnell ersetzt durch eine Art Lifestyle – Benutzung zur Darstellung und Dokumentation der eigenen Wichtigkeit und des Anspruchsgrads der eigenen Arbeit, des eigenen Projekts oder des eigenen Lebens. Es ging ab einem bestimmten Punkt nicht mehr darum, den erkrankten Menschen zu helfen, diese ernst zu nehmen und fĂŒr diese da zu sein, sondern der Begriff Burnout hatte sich nun weiterentwickelt. Er beschrieb nicht mehr das Krankheitsbild als solches, sondern vielmehr ein LebensgefĂŒhl, definierte die KomplexitĂ€t einer Sache oder eines Vorgangs und wurde dadurch in vielerlei mehr ZusammenhĂ€nge benutzt, wie das ursprĂŒnglich der Fall gewesen wĂ€re. SpĂ€testens an der Stelle stellt sich nun die Frage, was einem Begriff oder einem PhĂ€nomen aber die öffentliche Wahrnehmung und Aufmerksamkeit nutzt, wenn die ursprĂŒngliche Bedeutung dabei verloren geht. Was nutzt die Bekanntheit, wenn nicht auf das eigentliche Problem verwiesen wird, sondern vielleicht im besten Fall gerade noch Teilaspekte der eigentlichen Kernbotschaft transportiert werden? Wie profitieren die erkrankten Menschen nun in dieser Phase von der Aufmerksamkeit, wie kann man sie ernst nehmen und ihre Erkrankung als wichtig ansehen, wenn doch jeder damit zu tun hat, jeder einen kennt der davon schon fast einmal betroffen war und man selbst ja zumindest auch schon gewisse GefĂ€hrdungstendenzen bei sich selbst sieht? Die anfĂ€nglich positive Entwicklung in der Wahrnehmung psychischer Krankheiten und der Beitrag, den der Begriff des Burnouts den psychischen Erkrankungen zu Beginn gebracht hat, ebenso wie die Sensibilisierung und die Hinwendung der Öffentlichkeit zu diesem Thema, wurde nun durch die InflationĂ€re Verwendung des Begriffs genau wieder ins Gegenteil verkehrt. Dadurch dass der Begriff sehr prĂ€sent war und viel gebraucht wurde, dadurch dass er Zugang in den tĂ€glichen Sprachgebrauch fand, verlor er auch seine Besonderheit. Die anfĂ€ngliche Sensibilisierung ging in eine gewisse Abstumpfung ĂŒber, das Thema verlor an Strahlkraft, die eigentliche Bedeutung, nĂ€mlich dass hier ein komplexes Krankheitsbild beschrieben wurde, was dem Zeitgeist einer sich immer schneller drehenden und globaleren Welt entsprang, Ă€nderte sich zunehmend in eine Beschreibung eines GemĂŒtszustandes. Ein GemĂŒtszustand, der durchaus auch die Darstellung der eigenen Beanspruchung, der Aufwertung der eigenen TĂ€tigkeit und der Definition des Anspruchsgrads an die eigene Belastbarkeit sein konnte. Und so wie die Strahlkraft nachließ und der Begriff nach und nach fĂŒr den tĂ€glichen Gebrauch assimiliert wurde, so verschwand das Thema auch wieder in der Versenkung. Oder wann haben Sie das letzte Mal an exponierter Stelle in den Medien einen grĂ¶ĂŸeren Bericht zu dem Thema Burnout gesehen?
Was hat das nun alles mit unserem Begriff der Motivation zu tun? Ich denke, dass gewisse Parallelen schon auf den ersten Blick festzustellen sind. Genau wie der Begriff „Burnout“ ist auch Motivation ein Begriff, der breit in der Gesellschaft verankert ist. Er kommt nicht nur in dem Wortschatz von Personalleitern oder FĂŒhrungskrĂ€ften vor, sondern wird praktisch quer durch die Gesellschaft verwendet. Er lĂ€sst sich auch nicht auf eine bestimmte Situation oder vordefinierte Lebenslagen einschrĂ€nken, sondern Motivation ist praktisch allgegenwĂ€rtig. Im Beruf, um die Karriere voranzutreiben, im privaten, um das Nichtrauchen oder die DiĂ€t durchzuhalten, in der Schule, um die Noten zu erklĂ€ren und bei vielen, vielen weiteren Gelegenheiten. Gleichzeitig ist Motivation aber, Ă€hnlich wie wir das bei dem Burnout – Begriff gesehen haben, einer jener Begriffe, der viel gebraucht und oft interpretiert, angewendet und verformt wird. Je nach Situation oder Lebenslage, je nach dem Ziel, welches ich mit einer bestimmten Aussage erreichen möchte, wird Motivation als Begriff völlig unterschiedlich benutzt und eingesetzt. Aber ist das immer die gleiche Art von Motivation, die in den unterschiedlichen Lebenslagen zum Einsatz kommt? Oder gibt es verschiedene Arten von Motivation? Und handelt es sich in all diesen FĂ€llen auch um Motivation oder ist es nicht doch etwas Anderes? Hat sich der Begriff „Motivation“ am Ende so verĂ€ndert und angepasst wie wir das eben bei dem „Burnout“ – Begriff gesehen haben oder ist das nach wie vor „die Motivation“ in Reinform?
Bevor wir damit beginnen, uns ĂŒber die Rolle der Motivation bei unseren Handlungen und AktivitĂ€ten Gedanken zu machen, sollten wir erstmal die Begrifflichkeit klĂ€ren. Reden wir bei Motivation auch alle vom selben PhĂ€nomen oder ist es wie beim Burnout – Begriff so, dass es verschiedene Bedeutungen gibt? Lassen Sie uns deshalb erstmal die Begrifflichkeit „Motivation“ als solches Anschauen und klĂ€ren, wie dieser Begriff aktuell gebraucht wird und wo er uns ĂŒberall begegnet. Es wird uns im weiteren Verlauf des Buches deutlich zugutekommen, wenn wir wissen worĂŒber wir reden, wenn wir ĂŒber „die Motivation“ reden. Dieser Grundsatz gilt ĂŒbrigens fĂŒr ĂŒberraschend viele Lebenslagen.
Um zu verstehen wie zentral das Thema „Motivation“ in unserer Gesellschaft verankert ist, möchte ich Sie mal auf folgenden Sacherhalt aufmerksam machen: ist Ihnen mal aufgefallen, dass Eltern bei schlechten Noten Ihrer Kinder grundsĂ€tzlich zuerst mal die These „er / sie ist zu faul“ in den Raum stellen? „NatĂŒrlich könnte er / sie besser sein, aber dafĂŒr mĂŒsste man mehr lernen und nicht so faul sein“ oder „Er / Sie hat ĂŒberhaupt keine Motivation zu lernen“, lauten dann hĂ€ufig die BegrĂŒndungen fĂŒr die mĂ€ĂŸigen schulischen Leistungen. Diese Analyse ist auch nachvollziehbar, denn immerhin wird der Stoff im Unterricht erklĂ€rt, mit Übungen verfestigt, ĂŒber Hausaufgaben wiederholt und vertieft und am Ende steht das auch alles in den LehrbĂŒchern. Wer also bei den Schritten zuvor irgendwo Probleme hat, kann sich diesen Stoff nochmal zusĂ€tzlich selbst anschauen. Es ist somit eine Frage des Machens, des Tuns, ob das Kind am Ende Erfolg hat oder nicht. Und die Frage ob eine Person, egal ob Kind oder nicht, etwas tut, hĂ€ngt in der vorherrschenden Meinung davon ab, ob diese dafĂŒr eine entsprechende Motivation verspĂŒrt. Der vorherrschenden Meinung folgend ist das Kind also nicht richtig motiviert fĂŒr die Schule und das Lernen generell und deshalb schreibt es auch nicht die besten Noten. Somit könnte es, die richtige Motivation vorausgesetzt gut sein, dass das Kind zu einem guten bis sehr guten SchĂŒler wird, wenn die Motivation dann erstmal stimmt. Ich bin mir sicher, eine solche oder Ă€hnliche Argumentation hat jeder von uns schon mal so oder Ă€hnlich gehört. Kennen Sie ein solches Kind oder stimmen Sie der Diagnose zu, dass die fehlende Motivation das Kind vom Lernen abhĂ€lt?
Aber ist das wirklich fehlende Motivation? Ist die Motivation schuld daran, dass das Kind nicht lernt? Ich frage mal etwas provokant: warum soll das Kind denn motiviert sein? Ist wahrscheinlich eine blöde Frage, denn die Antwort ist doch klar. Man lernt fĂŒr gute Noten, guten Noten sind wichtig fĂŒr einen entsprechenden Abschluss, dieser ist wichtig fĂŒr ein Studium oder eine Ausbildungsstelle, was wiederrum zu einem Job mit guten Einkommen und Anerkennung fĂŒhrt. Also ist es doch völlig klar, dass das Kind motiviert sein muss, die Fakten liegen ja schließlich auf der Hand. ErfahrungsgemĂ€ĂŸ tun sie das aber leider eben gerade nicht. Diese zuvor beschriebene, lange Kausalkette, mag fĂŒr einen Erwachsenen nachvollziehbar sein, fĂŒr ein Kind ist dies jedoch meist nicht der Fall. Und selbst wenn ein Kind das nachvollziehen kann, woraus sollte denn nun genau die Motivation entstehen? Aus einem wie auch immer gearteten Job, der vielleicht mal in 10 Jahren aus einer aktuellen schulischen Leistung entstehen könnte? Oder aus dem nicht nĂ€her definierten, der Höhe nach unbekannten, pauschal unterstellten „guten Einkommen“, welches die Folge eines guten Schulabschlusses sein soll? Aber vielleicht muss Motivation ja gar nicht entstehen und ist einfach naturgegeben vorhanden. Dann wĂ€ren wir aber alle dauermotiviert und das Kind könnte somit auch nicht unmotiviert sein. Oder aber es handelt sich in dem Beispiel gar nicht um Motivation, von der wir da reden. Wir haben zwar den Begriff „Motivation“ benutzt, meinen aber vielleicht etwas ganz anderes. Die Frage, ob ein Kind eine solche Kausalkette nachvollziehen kann, sich zu eigen macht, danach handelt und damit dann in der Schule erfolgreich ist, hat mit Motivation nichts zu tun. Die Frage ob ein Kind an der Schule Spaß hat, gerne lernt, sich gerne der Herausforderung stellt und deshalb dann gut ist in der Schule, entscheidet sich an einer ganz anderen Stelle. Es ist die Frage der Einstellung und der Wertevorstellung des Kinds zu den Themen, wie es sich dazu verhĂ€lt. Ebenso kann es eine Frage des Entwicklungstands des Kindes sein, in wie weit es ĂŒberhaupt schon in der Lage ist, solche Kausalketten zu erkennen und sich zu eigenen zu machen. Wir können uns gut vorstellen, dass ein Kind noch nicht den Reifeprozess durchlaufen hat, um den nötigen Weitblick zu haben fĂŒr eine solche K...

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