Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch
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Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch

Die politische Verantwortung eines Konzernherrn 1908 - 1942

Peter Langer

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  1. 650 pages
  2. German
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Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch

Die politische Verantwortung eines Konzernherrn 1908 - 1942

Peter Langer

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Die politische Verantwortung des Konzernherrn der GHH in Oberhausen: Paul Reusch in der Zeit von 1908-1942 Das E-Book Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch wird angeboten von Karl Maria Laufen Buchhandlung und Verlag und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Ruhrgebiet, Wirtschaftspolitik, GHH, Regionalgeschichte, Industriegeschichte

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Informations

Année
2019
ISBN
9783874683913
Édition
1
Sujet
History
„Ich habe mir, solange ich im wirtschaftlichen Leben stehe, stets die grĂ¶ĂŸte MĂŒhe gegeben, der Sozialdemokratie und den sozialdemokratischen Gewerkschaften das Wasser abzugraben.“ (Paul Reusch am 22. 12. 1913)

1.Der neue Vorstandsvorsitzende der GHH im Kaiserreich

Gemessen an der Zahl der BeschĂ€ftigten (21.657) behauptete die GutehoffnungshĂŒtte (GHH) 1907 ihren dritten Platz unter den Firmen der Schwerindustrie an der Ruhr, weit hinter dem MarktfĂŒhrer Krupp (64.354) und knapp hinter der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (31.252), aber noch vor Thyssens Gewerkschaft Deutscher Kaiser im benachbarten Hamborn.1 Aus dieser Position der Firma ergab sich aber nicht zwangslĂ€ufig ein gleichrangiger persönlicher Einfluss des neuen Vorstandsvorsitzenden der GHH. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gaben im Kreis der Ruhr-Barone neben der ĂŒberragenden Figur des Hugo Stinnes Emil Kirdorf, August Thyssen und der neue Krupp-Direktor Hugenberg den Ton an, sowohl wirtschaftlich und verbandspolitisch als auch hinsichtlich des direkten politischen Einflusses auf staatliche Institutionen.2 Es war fĂŒr den neuen, noch sehr jungen Generaldirektor der GHH gewiss nicht leicht, gegenĂŒber diesen machtbewussten Gestalten die Stellung zu behaupten bzw. sich ĂŒberhaupt erst eine unabhĂ€ngige Machtposition zu erkĂ€mpfen. Wenn er fĂŒr sein Unternehmen und fĂŒr die Stadt Oberhausen einen „Platz an der Sonne“ reklamierte, so war dies nicht nur eine rhetorische Verbeugung vor Kaiser Wilhelm, sondern hatte seinen realen Hintergrund im Konkurrenzkampf mit den mĂ€chtigen Unternehmen in der Nachbarschaft.
Innerhalb des Unternehmens jedoch und auf lokaler Ebene lagen die Dinge anders. SpĂ€testens Reuschs Auftritt bei der 50-Jahr-Feier der Stadt Oberhausen, drei Jahre nach seiner Ernennung, zeigte, dass es nicht die EigentĂŒmer der GutehoffnungshĂŒtte waren, die als Großunternehmer im öffentlichen Leben in Erscheinung traten, sondern der angestellte Vorstandsvorsitzende. Dies setzte bei der GHH eine lange Tradition fort: Auf die Luegs im 19. Jahrhundert folgten im 20. Jahrhundert die Reuschs. Die Verlagerung der Macht hin zu den angestellten Unternehmern entsprach dem Trend, der generell in den Werken der Schwerindustrie zu beobachten war.3 Nicht zufĂ€llig berief auch die Konkurrenzfirma in Essen in diesem Jahr 1909 einen neuen Vorstands-Vorsitzenden: Alfred Hugenberg ĂŒbernahm diese Funktion bei Krupp. Anders als bei der GHH jedoch ĂŒberließ Gustav Krupp von Bohlen und Halbach seinen angestellten Managern die UnternehmensfĂŒhrung keineswegs in alleiniger ZustĂ€ndigkeit.
Als Reusch 1909 Generaldirektor der GHH wurde, dominierten in der deutschen Industrie wirtschaftlich – nicht politisch – lĂ€ngst die „neuen FĂŒhrungssektoren“ Großchemie, Elektrotechnik und Maschinenbau, die alle sehr stark exportorientiert waren.4 Diese Ausrichtung auf die WeltmĂ€rkte begrĂŒndete objektiv ein Interesse am freien Zugang zu den internationalen MĂ€rkten, an niedrigen Zöllen, an der Freiheit der Verkehrswege auf den Weltmeeren, d. h. an einer internationalen VerstĂ€ndigung zumindest mit den benachbarten GroßmĂ€chten, langfristig also an der Erhaltung des Weltfriedens. Es wĂ€re somit naheliegend zu vermuten, dass Reusch seine Unternehmensstrategie ganz auf das weitere Wachstum des friedlichen internationalen Warenaustausches ausrichtete, als er zu Beginn einer langen Hochkonjunkturphase die FĂŒhrung ĂŒbernahm. Der politische Kontext dieser Jahre war aber nicht durch friedliche VerstĂ€ndigung sondern durch wachsende Spannungen geprĂ€gt. Reuschs Ernennung zum Generaldirektor fiel in „jene fatale imperialistische HochrĂŒstungsepoche“, die 1914 folgerichtig „in einem schrecklichen Kriegsgemetzel mĂŒndete“.5 In diesem Kontext machte vor allem die Firma Krupp glĂ€nzende GeschĂ€fte. Die „Waffenschmiede“ des Deutschen Reiches sonnte sich wie kein anderes Unternehmen in der Gunst des Monarchen. Daneben musste die viel kleinere GHH versuchen, sich zu behaupten.

Der Expansionskurs des neuen Generaldirektors

Einer aus dem Kreis der Autoren, die an Reuschs Mythos zimmerten, sah ab 1909 einen „neuen Geist in Oberhausen“ walten. Unter Reuschs FĂŒhrung habe sich die GHH, das Ziel „restloser Rohstoffautarkie“ im Blick, „unter die ganz Großen“ eingereiht.6 Die Kundschafter der GHH schwĂ€rmten in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg in die ganze Welt aus auf der Suche nach zusĂ€tzlichen Rohstoffquellen, in Europa neben Frankreich auch in Spanien und Portugal, in Griechenland, Norwegen und vor allem in Schweden, dem fĂŒr die Zukunft wichtigsten Lieferanten von Eisenerz. Der wichtigste sachverstĂ€ndige Ingenieur bei der Rohstoffsuche war schon vor dem ersten Weltkrieg neben Bergrat Mehner Bergassessor Kipper, der ein Vierteljahrhundert spĂ€ter von seinem Chef Paul Reusch gedrĂ€ngt werden wĂŒrde, als Experte fĂŒr Eisenerz in Görings Vier-Jahresplan-Behörde mitzuarbeiten.7
Die GHH erwarb 1911 Mehrheitsbeteiligungen an großen Erzgruben in der Normandie. Reusch engagierte sich bei diesem Projekt persönlich sehr stark. Er machte spĂ€ter im Krieg diesen Besitz, wie die anderen Konzernherren der deutschen Schwerindustrie auch, zum Ausgangspunkt der Annexionsforderungen, die bis in den SpĂ€tsommer 1918 hinein alle BemĂŒhungen um die Beendigung des lĂ€ngst aussichtslos gewordenen Kriegs torpedierten.
Allerdings erschien die GHH erst auf dem Schauplatz in Nord-Frankreich, als die deutschen Konkurrenzfirmen dort schon mehrere Jahre aktiv waren. Seit 1901 bemĂŒhte sich der Thyssen-Konzern um Eisenerzkonzessionen in der Normandie und in Lothringen, stieß aber auf große Schwierigkeiten bei den französischen Behörden. Ein aggressiver Konfliktkurs, bei dem August Thyssen zeitweise von der Reichsregierung Repressalien gegen französische Firmen in Deutschland verlangte, brachte keinen Erfolg.8 Es muss ihm bald klar geworden sein, dass eine Konfrontation weder der französischen noch der deutschen Industrie nĂŒtzen wĂŒrde. Der erfahrene Industrie-Stratege August Thyssen, gewiss keiner pazifistischen Neigungen verdĂ€chtig, wies deshalb 1907 darauf hin, dass sich Frankreich und Deutschland wirtschaftlich hervorragend ergĂ€nzen könnten: „Sie haben in Lothringen ungeheuer viel Eisen, aber gar keine Kohle, wĂ€hrend wir einen Überfluss an Kohle besitzen, aber gar kein Eisen. Deshalb ist es durchaus notwendig, dass unsere beiden LĂ€nder nicht nur friedlich, sondern auch freundschaftlich miteinander stehen.“9 Krupp, vor dem Krieg der grĂ¶ĂŸte Ruhr-Konzern, arbeitete gleichzeitig bei der Erschließung von Erzfeldern in Marokko und Algerien eng mit der französischen Firma Le Creusot zusammen. Die von Fritz Fischer zitierte bemerkenswerte Äußerung von August Thyssen stand also am Ende einer Phase „gegenseitiger Durchdringung der Interessen“. Die „französisch-deutsche SolidaritĂ€t, wie sie die EisenhĂŒttenleute anstrebten, [wurde jedoch] von den französischen Behörden gebremst.“10
Was die Wirtschaft anging, so gab es also in der Phase zwischen 1906 und 1910 durchaus Chancen fĂŒr einen Interessenausgleich zwischen der französischen und der deutschen Seite.11 Die Marokkokrise beendete 1911 jedoch alle AnsĂ€tze einer VerstĂ€ndigung zwischen den Nachbarn. Ein wirtschaftlicher Interessenausgleich wurde generell durch den „assymetrischen“12 Charakter der deutsch-französischen Beziehungen erschwert: Dem massiven Eindringen der deutschen Schwerindustrie in Nord-Frankreich stand nĂ€mlich kein auch nur annĂ€hernd gleichwertiges Engagement französischer Firmen in Deutschland gegenĂŒber. Auf die zweite Marokkokrise folgte denn auch eine „Ära der Schwierigkeiten 1911–1914“; in der französischen Öffentlichkeit brach – spiegelbildlich zum fanatischen Nationalismus in deutschen Massenmedien – eine „Kampagne gegen die germanische Invasion“ los.13 Die deutsche Schwerindustrie ihrerseits nahm in den letzten Friedenswochen 1914 die französische Eisenindustrie als zunehmend unangenehme Konkurrenz war. Reusch beauftragte seinen Stellvertreter Woltmann, ihm fĂŒr einen Vortrag bei Minister DelbrĂŒck Material mit dieser Akzentuierung zusammenzustellen.14 In dieser aufgeheizten AtmosphĂ€re sucht man vergeblich nach nĂŒchternen, die wirtschaftliche und politische Vernunft betonenden Stellungnahmen aus den Kreisen der deutschen Schwerindustrie. Von Reusch ist auch fĂŒr die frĂŒheren Jahre nirgends ein auf VerstĂ€ndigung mit Frankreich drĂ€ngender, gegen den fanatischen Nationalismus gerichteter Ausspruch ĂŒberliefert. Reuschs Vortrag bei DelbrĂŒck fiel bereits in die ersten Kriegswochen. FĂŒr seinen Vortrag bei der Reichsregierung wĂŒrde er deshalb das Thema „Konkurrenz“ beiseite schieben und dem Geist der Zeit entsprechend nur noch ĂŒber „Annexionen“ sprechen. Doch greift dies der Entwicklung vor. ZunĂ€chst zurĂŒck zum Eindringen der GHH in der Normandie.
Im 1871 annektierten „Deutsch“-Lothringen betrieb die GHH bereits Eisenerzgruben gemeinsam mit der Phoenix AG.15 Reusch strebte die VerhĂŒttung des französischen Erzes in eigenen Anlagen vor Ort in Lothringen an, konnte aber dieses Projekt vor dem Krieg nicht mehr realisieren.16
Sein Hauptaugenmerk richtete Reusch jedoch auf die Erzfelder in der Normandie, ein Vorhaben, bei dem er sich persönlich außerordentlich stark engagierte. In den Jahren 1911 bis 1913 reiste er zehn Mal nach Paris, um die Verhandlungen mit den französischen GeschĂ€ftspartnern selbst in die Hand zu nehmen.17 Bis Ende 1913 nahm er an neun Sitzungen des Aufsichtsrats in Paris persönlich teil.18 Im FrĂŒhjahr 1911 lag Reusch ein ausfĂŒhrlicher Bericht ĂŒber die sĂŒdlich von Caen liegenden Erzgruben Barbery, EstrĂ©es-la-Campagne, Urville und Gouvix vor. Da nach französischem Recht keine Person oder Gesellschaft zwei Konzessionen erhalten durfte, musste zur Verschleierung der BesitzverhĂ€ltnisse die „SociĂ©tĂ© anonyme d’Extraction de Minerais“ mit Sitz in Paris gegr...

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