KAPITEL 1
Psychologischer Hintergrund
Top-down Journalismus
UrsprĂŒnglich war die Konzeption fĂŒr dieses Buch bereits im MĂ€rz 2020 abgeschlossen. Aufgrund der regen Resonanz auf Die Wiedergutmacher erschien mir ein Anschlussbuch wĂŒnschenswert. Im vorangegangenen Werk skizzierte ich den psychologischen Mechanismus von Transtrauma, den Fokus der politischen Folgen legte ich auf eine unverantwortliche Migrationspolitik. TatsĂ€chlich zeigen sich die gesinnungsethischen und realitĂ€tsfernen PolitikansĂ€tze Deutschlands insbesondere auf zwei weiteren Politikfeldern: Gender-Studies und Klimapolitik. Mein Folgebuch sollte daher alle Politikfelder umfassen, auf denen sich die Ăbersteuerung einer transtraumageschĂ€digten Politiker- und Journalisten-Generation am verheerendsten auswirkt: Klima-, Gender- und Migrationspolitik. Dann kam Corona.
In ungeahnter Weise und wie unter einem Brennglas verdichtete sich das Transtrauma-Psychogramm vieler Babyboomer im Zuge der Coronakrise. Freiheitsbedrohende und ethisch wie juristisch Ă€uĂerst fragwĂŒrdige Konzepte wie Lockdown, Maskenpflicht, Social Distancing, Tracking-Apps und Massenimpfungen wurden selbst im Sommer 2020 kaum hinterfragt, obwohl die Pandemie auf dem Tiefpunkt war und neue Erkenntnisse zur tatsĂ€chlichen GefĂ€hrlichkeit von Corona vorlagen.
Noch kontrastreicher als auf den von mir anvisierten Politikfeldern deckte die Coronakrise KonformitĂ€tsdruck, ServilitĂ€t und strukturelle InfantilitĂ€t vieler Babyboomer auf: Je rigider und paternalistischer die politische Ansprache bei den sogenannten »Corona-SchutzmaĂnahmen« war, desto höher stieg das Ranking der Politiker. Eine auf dem Weg zur Zwergenpartei befindliche CDU konnte ihre Prozentzahl in nur wenigen Wochen verdoppeln â zum Leidwesen der GrĂŒnen und der AfD. Der Sprachduktus der Bundeskanzlerin, Ă€hnlich einer fĂŒrsorglichen, aber strengen Mutter, wurde im Angstraum Corona noch stĂ€rker goutiert als zuvor. ĂberfĂ€llige und lĂ€ngst notwendige Corona-Debatten verbat sich die Kanzlerin und bezeichnete sie als »Ăffnungsdiskussionsorgien«. SchwarzpĂ€dagogische Sprachfloskeln, wie »ZĂŒgel anziehen« und »brachial durchgreifen«, kamen bei den deutschen BĂŒrgern bestens an. MinisterprĂ€sidentinnen und MinisterprĂ€sidenten, die eigentlich souverĂ€n fĂŒr ihre LĂ€nder verantwortlich sind, wurden in wöchentlichen Telefonkonferenzen mit dem Kanzleramt zum Rapport bestellt. Eigentlich hatten die Alliierten 1949 einer derartigen Machtkonzentration vorbeugen wollen, indem sie souverĂ€ne BundeslĂ€nder etablierten. Nie wieder sollte Berlin (oder damals Bonn) allein die Geschicke Westdeutschlands bestimmen können. Aus gutem Grund ist eine Runde der MinisterprĂ€sidenten, unter dem Vorsitz der Kanzlerin, kein vom Grundgesetz vorgesehenes Entscheidungsinstrument. Im Zuge der Coronakrise hat es einen enormen Machtzuwachs fĂŒr die Kanzlerin gegeben, denn letztendlich nehmen gestandene LandesprĂ€sidenten Weisungen aus Berlin entgegen. Dieser bemerkenswerte Vorgang wird seitens der Presse jedoch keineswegs moniert. SchlieĂlich hatte es wenige Wochen vor Corona weitaus drastischere Ăbergriffe der Kanzlerin gegeben. Noch aus dem fernen Afrika verfĂŒgte sie, die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum thĂŒringischen MinisterprĂ€sidenten sei unverzeihlich und mĂŒsse umgehend korrigiert werden.
Nach meiner EinschĂ€tzung ist die Freiheit seit 1945 nicht mehr so konkret bedroht gewesen wie im Zuge der Coronakrise. Ein kleines Virus, das real existiert und unter besonderen UmstĂ€nden auch real krank macht, trifft im Internetzeitalter auf eine entwurzelte, wertelose, globale Gesellschaft, in der kollektive Angst-Meme in ungeahnter Heftigkeit zĂŒnden. Politische Konzepte, um diese teils realen, teils halluzinierten Ăngste zu befrieden, bergen ungeheure Versuchungen zum Machtmissbrauch. GemĂ€Ăigte und alle Folgen abwĂ€gende PolitikansĂ€tze setzen sich kaum gegen freiheitsbedrohende, totalitĂ€re MaĂnahmen durch, da viele BĂŒrger glauben, dass nur letztere Schutz versprechen. Wenn ich dem Corona-Kapitel in diesem Buch einen besonderen Raum im Reigen der globalen freiheitsbedrohenden PolitikansĂ€tze zugestehe, so hat dies gute GrĂŒnde. Hinzu kommt, dass mir ein Beitrag zur Erweiterung der Perspektive aufgrund meiner ganzheitlich-medizinischen Vorbildung eine Herzensangelegenheit ist (siehe auch Nachtrag).
Eine BeschĂ€ftigung mit Corona lohnt sich jedoch nicht nur, um anhand der Krise spezifisch deutsche Muster der WillfĂ€hrigkeit abzubilden, die im Zusammenhang mit dem Transtrauma stehen. Die weltweite Gleichschaltung von Narrativen, insbesondere in der Klima- und Coronakrise, sowie die kritiklose Bereitschaft, den Agenden supranationaler Organisationen zu folgen, gehen weit ĂŒber deutsche Befindlichkeiten hinaus. Die Politik der Regierung folgt letztlich globalen Agenden, die seitens WEF, UN, WHO, IPCC und IWF vorgegeben werden. Dass diese Organisationen weder demokratisch legitimiert sind noch altruistische Ideale zum Wohle der Menschheit verfolgen, wird am Ende dieses Buches deutlich werden. Merkels national-skeptische und global-freundliche Politik wird seit 2015 von einer regierungsfreundlichen Presse flankiert. Auch die Corona-Politik macht da keine Ausnahme. Dank der besonnenen FĂŒhrung einer umsichtigen und wohl informierten Kanzlerin habe Deutschland die Coronakrise einigermaĂen glimpflich ĂŒberstehen können. Selbst der nachhaltige Freiheitsverlust ĂŒber die Novellierung des Infektionsschutzgesetzes, mit der potenziellen Möglichkeit dauerhafter Beschneidungen der Grundrechte, stieĂ auf breite mediale Zustimmung. Wie bereits bei den supranational geforderten Agenden zur Migrations-, Klima- und Gender-Politik tat eine regierungsfreundliche Presse alles, um kognitive Dissonanzen und offenkundige Ungereimtheiten zu leugnen. Mahner und Kritiker der Corona-Regierungspolitik, selbst wenn diese einen hohen wissenschaftlichen Rang vorweisen konnten, wurden als Querulanten, Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten verortet.
Mit seinem Buch Wie wirklich ist die Wirklichkeit â Wahn, TĂ€uschung, Verstehen legt der renommierte Psychotherapeut Paul Watzlawick einen Klassiker der Kommunikationsforschung vor. Watzlawick fĂŒhrt auf unterhaltsame Weise aus, dass die Erfassung der sogenannten »Wirklichkeit« von diversen Konditionierungen, Ăngsten und persönlichen Befindlichkeiten abhĂ€ngig ist. Doch abgesehen von der innerpsychischen Lage, ist die Entwicklung einer ausgewogenen Medienkompetenz heutzutage wichtiger denn je. Du bist, was du isst â dies gilt auch fĂŒr die geistige Nahrung. Um sich ein Bild von der Wirklichkeit machen zu können, sind wir auf seriöse, realitĂ€tsnahe Informationen angewiesen. Wir mĂŒssen dem System vertrauen können, das uns mit diesen Informationen versorgt. Westdeutschland hatte ĂŒber viele Jahrzehnte eine relativ ausgewogene Medienlandschaft. Es war durchaus möglich, sich ĂŒber die öffentlich-rechtlichen Sender und die groĂen BlĂ€tter, allen voran der Spiegel, ein einigermaĂen realistisches Bild von der politischen und sozialen Wirklichkeit Deutschlands zu machen. Diese Ăra ist spĂ€testens seit 2015 vorbei. Dass sich im Zuge der sogenannten FlĂŒchtlingskrise seriöse Medien wie Tagesschau und heute-journal fĂŒr einen vermeintlich nötigen Erziehungsauftrag der BĂŒrger entschieden haben, habe ich als persönlichen Schock empfunden. Letztlich war das Geschehen der Anlass fĂŒr mein vorangegangenes Buch. Viele Menschen haben den Wandel der meisten deutschen Leitmedien â gegen NeutralitĂ€t und fĂŒr eine regierungsnahe Gesinnung â noch immer nicht mitbekommen. Ausgewogen informiert zu werden ist heutzutage ungleich aufwendiger als frĂŒher. Man könnte auch sagen, es ist ein zweiter Job. Trifft man Menschen auf der StraĂe oder im Alltag, lĂ€sst sich schon beim Smalltalk erkennen, ob das GegenĂŒber bereit war, diesen Job zu machen. Wenn Trumps Amtszeit keinen einzigen guten Aspekt hatte, wir unbedingt unseren CO2-FuĂabdruck verringern mĂŒssen, der Islam friedliebend genannt werden muss und unsere Regierung die Deutschen vorausschauend und weise durch eine gefĂ€hrliche Gesundheitskrise gefĂŒhrt hat, können wir getrost davon ausgehen, dass dieser Job nicht gemacht wurde. Medienkompetente Menschen merken Mainstream-informierten Menschen recht schnell an, ob sie das Framing der Leitmedien lediglich zurĂŒckspielen. Alle in diesem Buch beschriebenen Agenden dienen globalen oligarchischen Interessen, höhlen nationale demokratische Grundprinzipien aus und fĂŒhren ĂŒber kurz oder lang in die technokratische TotalitĂ€t. Das einzige Antidot gegen diesen Prozess ist wahrhaftiger, neutraler Journalismus. Demokratie ohne freie, objektive, investigative Presse ist keine Demokratie. Selbst wenn es noch so gut gemeint ist â Journalisten, die das NeutralitĂ€tsgebot verletzen, indem sie den BĂŒrger ĂŒber »Nudging«, »Wording« und »Framing« in die richtige Richtung lenken wollen, ebnen damit den Weg in die TotalitĂ€t.
Der Journalist Milosz Matuschek beschreibt, was guter Journalismus eigentlich sein sollte:
»Der italienische Publizist Paolo Flores dâArcais schreibt in seinem Buch »Die Demokratie beim Wort nehmen«, dass in der echten Demokratie jeder BĂŒrger ein FĂŒrst ist. Jeder hat deshalb gleichen Zugang zur Wahrheit zu bekommen, um Entscheidungen treffen zu können. Das ist die Aufgabenverteilung in der Demokratie: Der SouverĂ€n entscheidet, der Journalist versorgt ihn mit den relevanten Informationen, und zwar so rein und ungefiltert wie möglich. [âŠ] Es geht nicht darum, etwas zu framen, zu erzĂ€hlen oder jemanden zu ĂŒberzeugen, sondern darum, den Beweis in Bild, Schrift und Ton fĂŒr ein Ereignis zu liefern. Denken kann der BĂŒrger selbst. Diese radikale Transparenz kann Verschwörung und Korruption zerschlagen: Niemand wĂ€re mehr sicher vor Entdeckung. [âŠ] Es gibt zwei Arten, Journalismus zu betreiben, so wie es offenbar auch zwei Arten gibt, Demokratie zu organisieren: von oben nach unten oder von unten nach oben. In der Konstellation des Top-down ist der Journalist ein WĂ€chter, ein Aufseher; letztlich Teil der âșPriesterkasteâč (Schelsky). [âŠ] 40 Prozent des Inhalts einer Tageszeitung stammen inzwischen aus PR-Agenturen, schrieb mal der Spiegel. Propagandafiguren wie Rainald Becker (ARD), Olaf Sundermeyer (RBB), Sascha Lobo (Spiegel), Mai Thi Nguyen-Kim (maiLab) sorgen dafĂŒr, dass fĂŒr die Regierung nichts anbrennt. Wenn unten rauskommt, was man oben reingibt, braucht es Journalismus allerdings nicht. Das kann auch der Pressesprecher der Regierung. Mit der zweiten Form des Journalismus, von unten nach oben, produziert man hingegen am ehesten das, was man, wenn schon nicht âșWahrheitâč, dann zumindest einen âșunverstellten Zugang zur Wirklichkeitâč nennen kann. Denn hier arbeitet der Journalist direkt fĂŒr den BĂŒrger und nicht fĂŒr eine Institution mit eigenen Interessen. [âŠ] Der echte Journalist ist wie ein Minenarbeiter im Stollen, der sich durch Geröllhaufen an unwesentlichen Informationen arbeitet, um ein paar Goldkörner an Wahrheit zu Tage zu fördern. Nur dafĂŒr hat er Lohn vom Leser verdient. Niemand bezahlt nĂ€mlich freiwillig Geld fĂŒr Propaganda, also Werbung.«1
Vor gar nicht so langer Zeit bestand in Westdeutschland noch ein recht ausgewogenes VerhĂ€ltnis zwischen »Top-down«- und »Bottom-up«-Journalismus. Leitfiguren des deutschen Journalismus, wie Anja Reschke oder Georg Restle, behaupten inzwischen aber freiheraus, dass die neue globale Wirklichkeit zu »komplex« sei, um den BĂŒrger mit einer neutralen Berichterstattung »allein zu lassen«. Man bekennt sich offen zu einem lenkenden Journalismus, bei der Sachinformation und Meinung bis zur Unkenntlichkeit vermischt werden. Trotzdem nennt man das Ganze nicht Propaganda, weil man glaubt, zu den Guten zu gehören. Ein Urvater der »Meinungspriester«, der Stimmungen nach Belieben modellieren konnte, war Edward Bernays (1891â1995), ein Neffe Sigmund Freuds. Bereits 1917 sorgte Bernays mit der Kampagne »Make the world safe for democracy« fĂŒr die Zustimmung der Amerikaner, in den Ersten Weltkrieg einzutreten. SpĂ€ter steigerte er den Absatz von Zigaretten, indem er Frauen zum Rauchen brachte. Das Framing damals: Zigaretten als Emanzipations-Symbol, »torches of freedom« (Fackeln der Freiheit). Auf Bernays eigentliches Geheimnis zur Massenmanipulation, auf das er sozusagen das Copyright hat, komme ich im Klimakapitel zurĂŒck. Sofern man einen Nobelpreis fĂŒr Massenmanipulation ausgelobt hĂ€tte â Bernays hĂ€tte ihn wohl gewonnen. So behauptete Bernays, der Propaganda-Erfolg von Joseph Goebbels sei auf sein Buch Crystallizing Public Opinion zurĂŒckzufĂŒhren, was durchaus denkbar wĂ€re. Erschreckenderweise beschreibt Bernays exakt jene Prinzipien, die heute tatsĂ€chlich umgesetzt werden und die nicht allzu weit von den zeitgenössischen Journalismus-Vorstellungen entfernt sind:
»Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element der demokratischen Gesellschaft. Diejenigen, die diesen unsichtbaren Mechanismus der Gesellschaft manipulieren, bilden eine unsichtbare Regierung, die die wahre herrschende Macht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Geist wird geformt, unser Geschmack geformt, unsere Ideen vorgeschlagen, gröĂtenteils von MĂ€nnern, von denen wir noch nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art und Weise, wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist. Sehr viele Menschen mĂŒssen auf diese Weise zusammenarbeiten, um als reibungslos funktionierende Gesellschaft zusammenleben zu können. Unsere unsichtbaren Gouverneure sind sich in vielen FĂ€llen der IdentitĂ€t ihrer Kollegen im Innenkabinett nicht bewusst. Sie regieren uns durch ihre natĂŒrlichen FĂŒhrungsqualitĂ€ten, ihre FĂ€higkeit, die benötigten Ideen zu liefern, und durch ihre SchlĂŒsselposition in der sozialen Struktur. UnabhĂ€ngig von der Haltung, die man gegenĂŒber diesem Zustand einnimmt, bleibt es eine Tatsache, dass wir in fast jedem Akt unseres tĂ€glichen Lebens, sei es im Bereich der Politik oder der Wirtschaft, in unserem sozialen Verhalten oder in unserem ethischen Denken, von der relativ kleinen Zahl dominiert werden von Personen â ein kleiner Teil unserer hundertzwanzig Millionen â, die die mentalen Prozesse und sozialen Muster der Massen verstehen. Sie ziehen an den DrĂ€hten, die das öffentliche Bewusstsein kontrollieren, nutzen alte soziale KrĂ€fte und erfinden neue Wege, um die Welt zu binden und zu fĂŒhren.«2
Demokratien, die auf diese Weise »gefĂŒhrt« werden, haben gegenĂŒber totalitĂ€ren Staaten einen groĂen Nachteil. In totalitĂ€ren Regimen mit offenkundig gelenktem Meinungsmanagement wissen die meisten BĂŒrger zumindest, dass sie einen zweiten Job zur Wirklichkeitserfassung leisten mĂŒssen. In der DDR las man heimlich den Spiegel und schaute Westfernsehen; Karl-Eduard von Schnitzler verkam zu seiner eigenen Karikatur, und viele BĂŒrger haben ĂŒber ihn gelacht. Ăber Claus Kleber, Anja Reschke, Georg Restle und Marietta Slomka wird heutzutage weitaus weniger gelacht. Viele Menschen halten den Journalismus der Leitmedien immer noch fĂŒr objektiv und neutral.
Corona und Medienkompetenz
In der Neuzeit hat es nur wenige Ereignisse gegeben, die sich besser als Lackmustest fĂŒr Medienkompetenz eignen als die Coronakrise. Zudem wird anhand von Corona ĂŒberdeutlich, dass selbst mit der Entwicklung einer soliden Medienkompetenz erst der halbe Job getan ist, denn unter den Bedingungen einer innerpsychischen AngstreprĂ€sentanz wird diese Aufgabe ungleich schwerer. Medienkompetenz hin oder her â wer konkrete Angst um sein Leben und das seiner Liebsten hat, ist nahezu chancenlos, sich ein ausgewogenes Bild von der Wirklichkeit machen zu können. Zu allen Zeiten und an allen Orten der Welt nutzten Demagogen jedweder Couleur diesen Mechanismus: Wer Angst hat, kann nicht mehr klar denken. Angsterzeugung ist deshalb der SchlĂŒssel zu WillfĂ€hrigkeit und Gehorsam, und jeder noch so groteske Freiheitsverlust wird akzeptiert, solange er der Gefahrenabwehr dient. Aus diesem Grund werde ich dem Thema Angst in meinem Abschlusskapitel besondere Aufmerksamkeit widmen.
Die Wucht und Dramatik von Corona, genauer die Bilder aus Wuhan und Italien, haben zu Beginn der Krise nahezu alle Menschen â selbst die wohlinformierten â ins Bockshorn gejagt. Eine Millionenstadt wie Wuhan komplett abzuriegeln und in einer gewaltigen Kraftanstrengung in wenigen Tagen ein komplettes Seuchenkrankenhaus aus dem Boden zu stampfen, das erzeugte weltweites Entsetzen. Als sich wenige Wochen spĂ€ter in Norditalien die SĂ€rge in den Kirchen aufreihten und nachts MilitĂ€rtransporter eingesetzt wurden, um die Toten abzutransportieren, brach in ganz Europa Panik aus. Konnte ein vernunftbegabter Mensch angesichts dieser dramatischen Bilder ĂŒberhaupt daran zweifeln, dass es sich bei Corona um ein brandgefĂ€hrliches Killervirus handelt? Bis die einzigartige Melange aus realer und medial halluzinierter Gefahr entwirrt werden konnte, vergingen Wochen. Die Evolution der Erkenntnisse, vom Killervirus zum Scheinriesen, konnte jedoch nur nachvollziehen, wer bereits vor Corona ĂŒber eine gewisse Medienkomp...