Brothers in Crime
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Brothers in Crime

Die Menschen im Zeitalter ihrer ÜberflĂŒssigkeit

Wolfgang Pohrt

  1. 220 pages
  2. German
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  4. Disponible sur iOS et Android
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Brothers in Crime

Die Menschen im Zeitalter ihrer ÜberflĂŒssigkeit

Wolfgang Pohrt

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Ausgehend von Horkheimer, demzufolge die gesellschaftliche Herrschaft "aus ihrem eigenen ökonomischen Prinzip heraus in die Gangsterherrschaft" ĂŒbergeht, beschreibt Pohrt die allgemeine Entwicklungstendenz. "Wer an der Spitze steht, steht auch mit einem Beim im Knast." Heute oft mit beiden. Top-Manager wie Uli Hoeneß und Thomas Middelhoff, deren GesetzesverstĂ¶ĂŸe öffentlich verharmlost werden, sind nur zwei aktuelle Beispiele. Jugendbanden und Russen-Mafia vervollstĂ€ndigen das Bild, und es vergeht kein Tag, an dem die organisierten Verbrecher nicht vor dem organisierten Verbrechen warnen. Statt noch einmal ĂŒber die hinlĂ€nglich bekannten Machenschaften der herrschenden Klassen sich zu verbreiten, unternimmt Pohrt den Versuch, die Bedingungen zu bestimmen, unter denen sich auflöst, was Gesellschaft war, und an deren Stelle ein System von Cliquen und Banden tritt.

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Informations

Éditeur
Fuego
Année
2015
ISBN
9783862871520

Schluss

Am Valentinstag im Februar 1929 zog Capones Truppe mit ihren Maschinenpistolen los, sechs Mitglieder einer rivalisierenden Gang blieben auf der Strecke. Die Hinrichtungsaktion wirbelte weit mehr Staub auf als Ă€hnliche frĂŒher, weil sie SchwĂ€che verriet. Denn wenn ein etablierter Bandenboss soviel Feuerkraft aufbieten muss, um seinen Willen durchzusetzen, heißt dies, dass er keinen Respekt mehr genießt.
Vier Jahre spĂ€ter, also 1933, trat das Bundesprohibitionsgesetz außer Kraft. Die heroische Zeit des Bandenwesens war damit vorbei, man brauchte kein Held mehr sein, um Gangster zu werden. Denn alles war Bande, und das Ensemble, das die Banden bildeten, nennt sich heute zum Beispiel Pluralismus. Der Ausdruck bedeutet, dass die Gesellschaft sich aufteilt in Gruppen, deren Bildung keiner Logik gehorcht. Logik heißt, dass das Ganze sich in bestimmte Elemente gliedern muss, um als Ganzes bestehen zu können. Proletarier und Kapitalisten hatten einander bedingt, denn die einen sind nicht ohne die anderen zu haben.
Transportarbeitergewerkschaft und FilmvorfĂŒhrer- Lobby, BDA und BDI, Schwarze und Weiße, Protestanten und Katholiken, CDU und SPD, Flamen und Wallonen verhalten sich dagegen wie »Hutsi und Tutsi« (Gremliza). Die können gut aufeinander verzichten, sie bedingen einander nicht. Solche Gruppen sind im Hinblick auf das Ganze zufĂ€llig und ĂŒberflĂŒssig, sie entstehen und zerfallen. Ihr einziger Daseinsgrund ist der Wille der koalierenden Einzelnen, beim Verteilen der Beute nicht zu kurz zu kommen. Immer geht es um Posten, PfrĂŒnden, Macht.
Die Formel vom großen Kuchen, den es zu verteilen gelte, drĂŒckt das verĂ€nderte Bewusstsein aus. Selbst zu dem, was sie selber produzieren, verhalten die Menschen sich wie zu geraubtem Gut. Weil sie die Welt als Beute betrachten, organisieren sie sich in Banden. Und weil das alle tun, verschwimmen die Grenzen zwischen Einflussnahme, Nötigung und offener Gewalt. Enge Beziehungen zwischen GeschĂ€ft, Politik und Unterwelt sind dann normal und logisch, wĂ€hrend die Unterscheidung dieser Bereiche viel Aufwand an Scharfsinn und Haarspalterei verlangt.
Das ist das Zwischenergebnis einer Entwicklung, deren AnfĂ€nge bis ins vorige Jahrhundert zurĂŒckreichen. Die erste Stufe behandeln in diesem Bericht die Kapitel ĂŒber Bel Ami und ĂŒber Aie Fledermaus. Eine SchwĂ€chung der Subjekte ist zu verzeichnen, sie Ă€ngstigen sich vor der Einsamkeit, ihr Leben ist bestimmt durch die Flucht vor einem Grauen. Aber der Drang, die Spaltprodukte in der Bande wiederzuvereinigen, dominiert noch nicht.
FĂŒr die nachfolgende zweite Stufe steht das jugendbewegte, todessehnsĂŒchtige Vorkriegsdeutschland. Man möchte Banden bilden, aber es misslingt. Bandenbildung bleibt meist die unerfĂŒllte Sehnsucht intellektueller Schwarmgeister. Was unter Bandenbildung wirklich lĂ€uft, ist Zelten mit Lagerfeuer und GelĂ€ndespiel als Zeitvertreib von ungeliebten Kindern, retardierten Twens und pĂ€dophilen MĂ€nnern.
Auf dieser zweiten Stufe blieb in Deutschland die Entwicklung stehen, Gangsterbanden wie in den USA bildeten sich nicht. Die »Ringvereine« (bedeutet nicht Kartell, sondern kommt von Ringsport) im Berlin der Zwanziger Jahre hießen bezeichnenderweise Immertreu, Glaube & Liebe & Hoffnung, Fidele BrĂŒder, Concordia, Hand in Hand, Herzblatt, Vergissmeinnicht, Unter uns (Freiberg/Thamm 1992:76). So könnten auch Bestattungsinstitute heißen. Wie Fritz Langs Film »M«, wie Döblins Roman »Berlin, Alexanderplatz« oder, schlimmer noch, der Film zum Buch mit Heinrich George verbreiten diese Banden nur Resignation und TrĂŒbsinn. 1933 werden sie von der Gestapo kassiert, viele der Mitglieder verschwinden im KZ.35
Die dritte Stufe dieses Schemas, also gelungene Bandenbildung, setzt FĂ€higkeiten voraus, die weder Cooley noch ein BĂŒrger im Sinne LukĂĄcs' besessen hatte. Generell schwach entwickelt waren solche FĂ€higkeiten außerdem in Deutschland. Gut entwickelt, so die Faustregel, sind sie immer dort, wo die Beziehungen zwischen den Menschen einem Deutschen lebendig und eng erscheinen. Eng und lebendig dĂŒrften sie unvermeidlicherweise wĂ€hrend der Zwanziger Jahre in den ĂŒbervölkerten Slums der amerikanischen GroßstĂ€dte gewesen sein, besonders unter Einwanderern italienischer, irischer, polnischer, jĂŒdischer, chinesischer Herkunft.
Bandenbildung war dort ein MassenphĂ€nomen geworden. Sie geschah, anders als frĂŒher, nicht mehr vorwiegend nur an Orten, die der normale Mensch allenfalls vom Hörensagen kennt. Sie fand statt, wo die Leute wohnten, und mitten unter ihnen. Auch vertrug sie sich gut mit der modernen Massendemokratie. Korrupte Politiker und bestechliche Polizisten waren keine Autokraten, sie errichteten keine von der Bevölkerung abgelehnten Gewaltregimes. Die Unterwelt hatte Thompson im Wahlkampf unterstĂŒtzen können, gewinnen musste er ihn selbst. Versuche, den politischen Gegner im Wahlkampf mit PrĂŒgel und Attentaten einzuschĂŒchtern, unternahm die Chicagoer Unterwelt eben nur, weil sie weder die StimmenauszĂ€hlung noch die öffentliche Meinung kontrollierte.
Alle UnterstĂŒtzung durch die Unterwelt hĂ€tte Thompson mehr geschadet als genĂŒtzt, wenn er nicht schon der Liebling der Massen gewesen wĂ€re. Gefragt, warum seine Beamten gegen offen arbeitende GlĂŒcksspiel-Racketeers nicht einschritten, gab der stellvertretende Chicagoer PolizeiprĂ€sident mit vollem Recht zu bedenken: »BĂŒrgermeister Thompson ist gewĂ€hlt worden, weil er sich fĂŒr die FreizĂŒgigkeit einsetzen will. Ich nehme an, dass die Leute, die fĂŒr ihn stimmten, wussten, was sie wollten« (Köhler 1981:185).
Und genau dies bekamen sie dann auch: Ein ebenso umfassendes wie flexibles System von AbhĂ€ngigkeiten, das selbst den Ärmsten Vorteile versprach. Unter BandenverhĂ€ltnissen ist sogar das Lumpenproletariat ein umworbener Machtfaktor, weil GeschĂ€ftswelt und konkurrierende Parteiapparate aus dieser Gruppe ihre SchlĂ€gertrupps und Claqeure rekrutieren, wie dies bei Dashiell Hammett und W.R. Burnett nachgelesen werden kann oder auch bei Landesco und Thrasher. Auch fĂŒr die jugendlichen Nichtsnutze und Herumtreiber in den Elendsvierteln fielen ein paar Brocken ab. Die Gangs dort bekamen Athletic Clubs spendiert, und die AnfĂŒhrer durften, wenn sie erwischt wurden, Protektion erwarten. Über eine Reihe von MittelsmĂ€nnern besaß noch der letzte Halsabschneider zu den ersten Kreisen Kontakt.36 FĂŒr den GemĂŒsehĂ€ndler an der Ecke hieß dies, dass er umfassendes Wissen ĂŒber die lokalen MachtzusammenhĂ€nge und deren politische HintergrĂŒnde brauchte.
Er musste so schlau sein, wie es in frĂŒheren Zeiten nur von Industriebaronen oder Diplomaten verlangt worden war, wenn er ĂŒberleben wollte.
Solchermaßen geschulte Leute sind nötig, wenn der Monopolkapitalismus funktionieren soll. Noch heute zehren die amerikanischen Weltkonzerne davon, dass die Bevölkerung wĂ€hrend der Prohibitionszeit ...

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