Lass das Land erzÀhlen
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Lass das Land erzÀhlen

Eine Reise durch das biblische Israel

Assaf Zeevi

  1. 288 pages
  2. German
  3. ePUB (adapté aux mobiles)
  4. Disponible sur iOS et Android
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Lass das Land erzÀhlen

Eine Reise durch das biblische Israel

Assaf Zeevi

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À propos de ce livre

Wer die Bibel besser verstehen will, muss an ihren Ursprung zurĂŒckkehren. Assaf Zeevi nimmt uns mit auf eine außergewöhnliche Reise durch das Land der Bibel: Israel.Auf den Spuren biblischer ErzĂ€hlungen begleiten wir das Volk Israel ĂŒber Jahrtausende hinweg, von den ErzvĂ€tern ĂŒber die Zeit Jesu bis in die Gegenwart. Wir erleben Sieg und Niederlage großer Herrscher. Erkennen den Einfluss von Natur und Landschaft, Sprache und Kultur auf die biblische Geschichtsschreibung. Und beobachten, wie Gott dieses kleine Land bis heute zum Schauplatz großartiger Ereignisse der Weltgeschichte macht.mit 4-farbigen Bildern und Landkarten

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Informations

Année
2021
ISBN
9783775175173
Édition
1
Sujet
History
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Auf den Spuren Abrahams, Isaaks und Jakobs

ABRAHAM UND SARA KOMMEN INS LAND

Nach der traditionellen jĂŒdischen Chronologie (Seder Olam Rabba 1) wurde Abraham im Jahr 1948 nach der Weltschöpfung geboren, umgerechnet 1812 v. Chr. Sara ist zehn Jahre jĂŒnger.
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Die jĂŒdische Zeitrechnung

Die allgemeine jĂŒdische Zeitrechnung ist anders als die christliche. Sie basiert auf Zeitangaben in der Bibel und beginnt im zurĂŒckgerechneten Jahr der Weltschöpfung. Seder Olam Rabba, dt. »Große Weltchronik«, ist die wichtigste Grundlage fĂŒr die Datierung biblischer Ereignisse im Judentum.
Abraham und Sara lebten als Nomaden. Was hinterlĂ€sst schon jemand, der sein ganzes Leben im Zelt wohnt? Dennoch haben sie, wie die anderen biblischen ErzvĂ€ter und -mĂŒtter auch, tiefe Spuren hinterlassen, die heute noch da sind. Sie sind nur nicht immer physisch vorhanden, sondern in unseren Herzen.
FĂŒr uns Juden sind sie nicht die »biblischen ErzvĂ€ter«, sondern die eigenen StammvĂ€ter und -mĂŒtter. Juden nennen Abraham immer Avraham Avinu. Wie viele Kinder war auch ich in meinen ersten Lebensjahren sicher, Avinu sei Abrahams Nachname. Avinu heißt »unser Vater«. Sara bezeichnen wir auf gleiche Art als »unsere Mutter«. Die gleichen Bezeichnungen bekommen auch Isaak, Rebekka, Jakob, Lea und Rahel.
Beim Umzug nach Kanaan ist Abraham 75 Jahre alt, Sara ist 65. Sie sind kinderlos, aber nicht allein. Es begleiten sie Verwandte und Knechte, man könnte sagen eine mobile Wohngemeinschaft. Ihren Besitz nehmen sie mit, hauptsĂ€chlich Haushaltstiere der Region: Schafe, Ziegen, Kamele und Rinder. Ihre HĂ€user nehmen sie auch mit. Keine große Sache, es sind Zelte.
Lass uns in Abrahams Schuhe schlĂŒpfen und ihn ins Land begleiten. An vielen Stellen lassen sich die Verse wie ein ReisefĂŒhrer lesen. Wir starten in Haran (Genesis 12) und wollen nach Sichem im Herzen Kanaans, wohin Gott uns fĂŒhrt. Wir nehmen die Königsstraße ĂŒber Damaskus nach SĂŒden. 60 km sĂŒdlich der heutigen syrisch-jordanischen Grenze kommt die Abzweigung zum Jordan. Im Jordantal ist es trocken, heiß und baumfrei. Die Sonnenuntergangsstraße wird uns 35 km durch die Schlucht Tirza fĂŒhren, 1 000 Höhenmeter bergauf haben wir vor uns.
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Mit jedem Schritt wird die Landschaft mediterraner und grĂŒner, die Luft kĂŒhler und klarer. Je höher wir kommen, desto mehr Dörfer gibt es, mit mehr Landwirtschaft. Links begleiten uns immer die HĂ€nge des Berges Kabir. Der Bach fließt ganzjĂ€hrig und schnell. Immer wieder kommen wir an Quellen vorbei, die den Bach speisen. An den Quellen haben Menschen Becken und TrĂ€nken gebaut. Auch in 3 800 Jahren werden Hirten ihre Herden noch zu diesen Wasserstellen bringen. Das Tal ist fruchtbar. In Tieflagen werden Datteln angebaut, höher sind es Feigen, Oliven und vor allem GranatĂ€pfel. In 1 900 Jahren werden Rabbiner die GranatĂ€pfel und NĂŒsse aus diesem Tal als Beispiel fĂŒr besonders kostbare Waren nennen, die nicht nach Gewicht, sondern einzeln verkauft werden (Mischna’ Orla 3,8). In den Dörfern werden neben Lebensmitteln Geschirr, GefĂ€ĂŸe, Werkzeuge und Stoffe angeboten. Sobald wir oben sind, öffnet sich ein Tal, dahinter erheben sich zwei runde Berge, Ebal und Garizim. Unten, wo sie sich fast berĂŒhren, liegt Sichem, unser Ziel.
Die Ortsangabe ist sehr genau: »  bis zur StĂ€tte von Sichem, bis zur Terebinthe More« (Genesis 12,6). Im hebrĂ€ischen Text ist die Terebinthe eine Eiche. Sichems Ă€ltesten Teil nennen die Araber Tel Balata, wahrscheinlich abgeleitet von Balut, dt. »Eiche«.

Tel

Tel ist der archĂ€ologische Begriff fĂŒr einen antiken AnsiedlungshĂŒgel. Das Wort bedeutet auf HebrĂ€isch und Arabisch so etwas wie »RuinenhĂŒgel«. Normalerweise besteht ein Tel aus mehreren Schichten, wobei die oberen neueren Datums sind als die unteren. Diese Siedlungsform entstand dadurch, dass Menschen StĂ€dte nach ihrer Zerstörung auf den TrĂŒmmern wiederaufbauten. Bis zum 4. Jh. v. Chr. war das die typische Stadtform. Rund 200 Tels gibt es in Israel heute.
Hier stand frĂŒher wohl ein bekannter, heiliger Baum direkt an der Stadt. Heilige BĂ€ume gibt es in der einheimisch-arabischen Kultur auch heute noch, fast immer sind es Eichen oder Terebinthen. An diesem Baum informiert Gott Abraham, dass er am Ziel angekommen ist (Genesis 12,7). Hier baut Abraham seinen ersten Altar im verheißenen Land. 45 km sĂŒdlich an der Bergstraße schlĂ€gt er sein Zelt zwischen Bethel und Ai auf (Genesis 12,8). Man geht davon aus, dass Bethel in dem heutigen palĂ€stinensischen Dorf Beitin und Ai am Dorfrand von Deir Dibwan liegt.
Auf der 2 km langen Strecke zwischen den Orten liegt ein HĂŒgel, 860 m ĂŒ. NN, oben felsig, unten mit Oliven bepflanzt. Hier weht meistens der Wind und selbst im Hochsommer braucht man hier abends manchmal eine Strickjacke und Socken. Im Winter kann hier Schnee fallen und es ist nie besonders gemĂŒtlich. Aber man kann weite Teile des Landes sehen: im Westen das Mittelmeer, im Osten den Jordangraben und das Gebirge Moab, im Norden die HĂŒgel Samariens und mit GlĂŒck den Hermon, im SĂŒden die Höhen JudĂ€as. Abraham hat sich einen HĂŒgel am Nabel des Landes als Zeltplatz ausgesucht, baut einen Altar und ruft den Namen Gottes aus. Er verkĂŒndet Gott an dieser Stelle, wo er viel vom Land sieht und wo ihn viele Bewohner des Landes sehen können.
Anschließend geht es auf der Bergstraße weiter Richtung SĂŒden. Die Landschaft bleibt Ă€hnlich – Olivenhaine und Weinberge in Terrassen, undurchdringliche mediterrane BuschwĂ€lder mit immergrĂŒnen Eichen. Nach 20 km kommt er an Jerusalem vorbei. Der Bibeltext geht nicht darauf ein, aber wir wissen, dass die Stadt schon existierte. Abraham ahnt noch nicht, dass er unweit von hier seinen kĂŒnftigen Sohn wird opfern wollen. Noch 8 km und er kommt an Bethlehem vorbei, ohne sich vorstellen zu können, dass dort 730 Jahre spĂ€ter der wichtigste König des Volkes, das aus seinem Samen entstehen wird, geboren werden wird. Aus den Hochlagen kann er das Tote Meer in der WĂŒste unten sehen. 25 km weiter sĂŒdlich kommt er in Hebron an. Hebrons zweiter Name erzĂ€hlt etwas ĂŒber die Landschaft, Alonei Mamre, dt. »Mamre-Eichen«. Heute umgeben viele Weinberge die Stadt, ursprĂŒnglich gab es hier einen Taboreichenwald mit großen AbstĂ€nden zwischen den BĂ€umen. Taboreichen sind den Korkeichen, die du vielleicht eher aus SĂŒdeuropa kennst, sehr Ă€hnlich.
SĂŒdlich von Hebron verĂ€ndert sich die Landschaft. Es gibt immer weniger BĂ€ume und immer mehr Felsen. Die Landschaft wird gelblich und trocken. Quellen gibt es praktisch keine mehr, dafĂŒr mehr Zisternen, die das Leben hier ermöglichen. Statt in Dörfern leben hier viele als Nomaden. Bis heute leben in diesem Gebiet Menschen in Höhlenwohnungen mit kleinen, steinigen Äckern davor. 25 km hinter Hebron fĂ€llt das GelĂ€nde steil ab. Es öffnet sich ein weiter Blick auf die Beerscheba-Ebene in der WĂŒste. Vor dem Abstieg bleiben Abraham und Sara bestimmt kurz stehen und mĂŒssen die Augen mit der Hand abschirmen, um von der Sonne im SĂŒden nicht geblendet zu werden. Am Nachmittag weht der Westwind und bringt Haare und Kopfbedeckungen in Bewegung. 17 km vor ihnen liegt Beerscheba, das zu einer ihrer zentralen WohnstĂ€tten werden wird. Von dort fĂŒhrt der Weg weiter nach Ägypten. Wegen einer Hungersnot werden sie bald selbst auf diesem Weg reisen.
Die Durchquerung des Negev und des Sinai auf dem Weg zum Nil ist logistisch eine echte Herausforderung. Heiß, kaum BĂ€ume, kaum Menschen und das Schlimmste – kaum Wasser. Man ist auf Hilfe angewiesen. Von Beerscheba bis zum Nil sind es 420 km, fĂŒr die man ohne Pausentage gute zwei Wochen braucht. Aber wenn die Alternative das Verhungern ist, lohnt sich der Aufwand.
FĂŒr Abraham und Sara hat es sich mehr als gelohnt. Vor Ägypten waren sie reich, nach Ägypten sehr reich (Genesis 13,2). Und gleich beginnen die Wohlstandsprobleme. Abraham und sein Neffe Lot entscheiden sich fĂŒr eine Trennung. Die Entscheidung fĂ€llen sie auf dem HĂŒgel zwischen Bethel und Ai, wo sie schon einmal lagerten und einen Überblick ĂŒber Kanaan hatten. 30 km sĂŒdöstlich und 1 250 m tiefer sieht Lot den Jordankreis mit den StĂ€dten Jericho und Sodom.
Dort will Lot hin. Warum? In der Senke tritt Grundwasser durch geologische Risse auf und sorgt fĂŒr ganzjĂ€hrig sprudelnde Quellen. Diese Quellen schaffen Oasen, eine von ihnen ist Jericho. Bis heute nutzen hier Menschen das Wasser und bauen Datteln, Bananen, Papayas, ZitrusfrĂŒchte, Melonen und Auberginen an. WĂ€rme und Wasser zusammen schaffen paradiesische ZustĂ€nde.

Der Jordankreis und Sodom

Der »Jordankreis«, in BibelĂŒbersetzungen mit »Ebene«, »Land«, »Umgegend« oder »Landschaft« wiedergegeben, ist der letzte Abschnitt des Jordantals vor der MĂŒndung ins Tote Meer. Hier öffnet sich der Jordangraben kreisförmig von sonst 10 auf 25 km. Mutmaßungen darĂŒber, dass Sodom am sĂŒdlichen Toten Meer gelegen haben könnte, sind nicht ĂŒberzeugend. Zum einen wird der Jordankreis in der Bibel immer in Verbindung mit Jericho oder dem Jordan erwĂ€hnt. Am sĂŒdlichen Toten Meer fließt der Jordan nicht. Außerdem hĂ€tte Lot von Bethel aus das sĂŒdliche Tote Meer nicht sehen können, den Jordankreis schon. Die Forschung vermutet Sodom in Tel el-Hammam, 12 km östlich des Jordan, gegenĂŒber von Jericho. Der Tel ist 5- bis 10-fach grĂ¶ĂŸer als andere aus der gleichen Epoche. An dieser Stelle existierte eine Stadt bis zu ihrem abrupten Ende durch außergewöhnlich hohe Temperaturen wie auf der Sonne, stellten ArchĂ€ologen fest. Sie vermuten eine Meteoritenexplosion in der Luft ĂŒber dem Gebiet. Das wĂŒrde den biblischen Bericht ĂŒber Sodoms Ende unterstĂŒtzen.
Und Abraham? Er geht drei Tage auf der Bergstraße zurĂŒck nach SĂŒden, unter Hebrons Eichen. Mit diesem Ort fĂŒhlt er sich besonders verbunden – hier wird er auch Sara begraben. Wieder baut er einen Altar. Die Bibel berichtet nun ĂŒber einen Krieg zwischen mehreren Königen.

König

Unser Königsbild stammt aus dem Mittelalter Europas – ein König, der ĂŒber ein ganzes Königreich regiert, wie England, Schweden oder DĂ€nemark. Wenn wir uns einen biblischen König vorstellen, haben wir meistens David und Salomo im Sinn. Zwischen Abraham und David liegen 730 Jahre. Sie lebten in sehr unterschiedlichen Gesellschaften. Falls du noch nie vom Königreich »Zebojim«, »Bela« oder »Adama« aus der Geschichte Abrahams gehört hast, kannst mit gutem Gewissen und ohne zu googeln weiterlesen. Es waren nur StĂ€dte. Etwas grĂ¶ĂŸere Königreiche und sogar Imperien gab es damals schon, aber ein König war im 18. Jh. v. Chr. nicht viel mehr als ein BĂŒrgermeister eines ausgewachsenen Dorfes, eine Art StammesfĂŒhrer. Klein, aber oho, denn damit wurde er den Göttern gleichgestellt. Er hatte eine eigene Streitmacht und konnte ĂŒber Krieg und Frieden, Leben und Tod entscheiden und keiner hat ihn gebremst. Er hatte mehr Macht als ein Regierungschef in einer heutigen Demokratie.
Nachdem Lot im Krieg entfĂŒhrt wird, kommt ihm Abraham zu Hilfe, der inzwischen genug MĂ€nner um sich hat. Sie jagen den Königen nach bis Dan.
Die antike Stadt ist uns heute noch bekannt. Durch mehrfaches GlĂŒck ist das Stadttor erhalten geblieben. Es ist das Ă€lteste vollstĂ€ndige Stadttor aus dieser Zeit, das jemals gefunden wurde. Falls Abraham in die Stadt ging, lief auch er durch dieses Tor. 15,45 m lang, 13,50 m breit und 7 m hoch mit einem Bogen in der Mitte, gibt uns dieses Tor eine Vorstellung ĂŒber die BaufĂ€higkeiten in Kanaan zu ErzvĂ€terzeiten. Bis das Tor 1979 gefunden wurde, nahmen die Wissenschaftler an, die Menschheit hĂ€tte zu der Zeit noch keine Bogen gebaut.
Zu diesem Zeitpunkt hat Gott etwas Besonderes mit Abraham vor. Er schließt einen Bund mit ihm (Genesis 15). Die jĂŒdische Tradition lokalisiert den Ort des Bundesschlusses am Berg Btarim, dem westlichen Auslauf des Hermon. Btarim bedeutet »FleischstĂŒcke«, aber der Berg bekam diesen Namen durch die traditionelle Lokalisierung und nicht umgekehrt. Überliefert ist diese Tradition erst seit dem 16. Jh. n. Chr., sie kann aber auch deutlich Ă€lter sein. Auch die Araber kennen sie und nennen den Ort Maschhad a-Teir, dt. »Zeugnis des Vogels« oder auch Makam Ibrahim el-Khalil, dt. »der heilige Ort Abrahams des Geliebten«. Wegen der Heiligkeit des Ortes blieb hier eine große Eiche verschont. Heute ist sie zwischen 600 und 1 000 Jahre alt und mit ĂŒber 5 m Stammumfang die grĂ¶ĂŸte Eiche in Israel. Die jĂŒdische Tradition bringt Pilger jĂ€hrlich hierher. Sie ziehen aus Safed in GalilĂ€a zum Berg, um das Torakapitel ĂŒber den Bundesschluss Gottes mit Abraham zu lesen, die Parascha.

Parascha

Die Tora, das heißt die fĂŒnf BĂŒcher Mose, unterteilen Juden in 54 Abschnitte. Jeder Abschnitt ist eine Parascha und wird einer Kalenderwoche zugeteilt, sodass die gesamte Tora im Jahresrhythmus gelesen wird. Normale hebrĂ€ische Jahre haben 50,5 Wochen. Manchmal gibt es Schaltjahre mit vier Wochen mehr, darum 54 Abschnitte. Der Abschnitt ĂŒber Abrahams Bund beginnt in 1. Mose 12,1, endet mit 1. Mose 17,27 und wird immer in der dritten hebrĂ€ischen Kalenderwoche gelesen, d. h. im September/Oktober.
Der genaue Standort dieses Berges wird in der Bibel nicht genannt, aber vermutlich liegt er eher in der Gegend von Hebron. Abraham zieht danach wieder in die heutige israelisch-Ă€gyptische Grenzregion.

HAGAR UND ISMAEL

Die Kinderlosigkeit beschĂ€ftigt das Paar immer noch sehr. Die Lösung liegt auf der Hand und hat sogar einen Namen: Hagar, Abrahams Magd. Mit ihr zeugt er ein Kind. Die Schwangerschaft sorgt fĂŒr Spannungen und Hagar flieht. Wenn du die Gegend ihrer Flucht kennst, kannst du das ganze Ausmaß der Geschichte wahrnehmen. In der WĂŒste Ă€hnelt eine Flucht eher einem Selbstmord. Wie viele Kilometer kann man hier fliehen? Wenn du nicht sterben willst, solltest du zu einer Wasserquelle gehen. Das macht Hagar, und ein Engel findet sich an der Quelle auf dem Wege nach Schur (Genesis 16,7). Wir wissen nicht, wo Schur ist, aber die Schurstraße ist bekannt: 14 km sĂŒdwestlich von der israelisch-Ă€gyptischen Grenze bei Ezuz liegt Quseme, eine grĂ¶ĂŸere Oasensiedlung. Die Straße zwischen Quseme und dem 70 km westlicheren Al-Hasna ist der Hauptweg von Beerscheba nach Ägypten und heißt Darab a-Schur auf Arabisch, dt. »Schur-Straße«.
Hagar wird gesegnet und soll ihren Sohn Jischma’el nennen, in den Übersetzungen »Ismael«. Der Name bedeutet »Gott wird hören«. Er wird ein »Wildesel von Mensch« sein (Genesis 16,12), was bis heute eine hebrĂ€ische Redewendung fĂŒr einen praktisch unzĂ€hmbaren Menschen ist. Ismael ist laut arabischer und jĂŒdischer Auffassung Stammvater der Araber. Im Koran ist Mohammed sein Nachfahre. Der Brunnen, an dem Hagar gesegnet wurde, wird von nun an Lachai Roi genannt, so was wie »Zum Leben sieht er mich« ĂŒbersetzt. Forscher vermuten, dass es nicht nur um einen Brunnen geht, sondern dass es eine Nomadenortschaft mit dem Namen Beer-Lachai-Roi gab, Ă€hnlich wie Beerscheba. Beer heißt »Brunnen«. Beduinen nennen einen bestimmten Brunnen bei der heutigen Stadt Jerucham Bir a-Rahma, dt. »Gnadenbrunnen«, und erzĂ€hlen Hagars Geschichte dort. Dieses Gebiet liegt an der östlichen Fortsetzung der Schurstraße. Wie bei Nomaden ĂŒblich hat auch Abraham seine Zelte immer wieder an denselben LagerstĂ€tten aufgeschlagen. Zu Beer-Lachai-Roi hatte die Familie einen engen Bezug. SpĂ€ter wurde diese LagerstĂ€tte in Issaks HĂ€nde gegeben.

NEUE NAMEN

So wie Abraham und Sara machen wir an dieser Stelle eine Pause, denn fĂŒr die nĂ€chsten 13 Jahre sollte es in ihrem Leben etwas ruhiger werden. Bestimmt schauten beide Ismael beim Großwerden zu, jeder aus seiner Perspektive. Zur Vereinfachung haben wir Abraham und Sara von Anfang an bei den Namen genannt, unter denen sie bekannt sind, aber bis jetzt hießen sie eigentlich Abram und Sarai. Denn erst jetzt teilt ihnen Gott eine kleine NamensĂ€nderung mit. Es ist der Buchstabe
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der in ihre Namen rutscht.

Gottes Name

Die hÀufigste rabbinische Auslegung lautet, dass das neue
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dt. »H«, in Abrahams und Saras Namen ein StĂŒck von Gottes ausdrĂŒcklichem Namen
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JHWH ist. So genau wissen wir nicht, wie man ihn ausspricht, weil wir beim Schreiben die Vokale weglassen. Den ausdrĂŒcklichen Namen meiden Juden aus Ehrfurcht vor dem Verbot, ihn zu Nichtigen auszusprechen (Exodus 20,7).
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ist der wichtigste Buchstabe in Gottes Namen. Aus dem Wortstamm bildet man die Worte haja, dt. »war«, howe, dt. »gegenwĂ€rtig« und jihije, dt. »wird«. Rabbiner deuteten den Namen als »der Immer-Seiende«, »der war, ist und sein wird« oder »der Ewige«. Weil Gott seinen ausdrĂŒcklichen Namen ...

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