Motivation und Effizienz im Team: Networking und Schwarm-Intelligenz
// Von Simone Janson
Motivation funktioniert meist so: Der Chef spornt Mitarbeiter stÀndig zu Leistung angespornt oder die Kollegen bauen sich gegenseitig immer mal wieder auf. Doch es geht auch anders.
Motivation durch Ihr privates Umfeld
Es gibt immer wider im Berufsalltag eine neue Situation, die sehr viel VerÀnderung und auch Verunsicherung mit sich bringt. Wenn Ihr Berufsleben schon im Wandel begriffen ist, sollte es in Ihrem Leben zumindest andere stabilisierende Komponenten geben:
Etwa Ihr soziales Umfeld, Familie, Freunde und Bekannte. Diese sollten Sie in schwierigen Situationen trösten, emotional motivieren und Ihnen das GefĂŒhl geben, dass Sie nicht alleine stehen. Hier sollten Sie auch mal jammern und Ihren ersten Frust ĂŒber das Misslingen einer Angelegenheit abladen können.
Vorsicht vor Demotivation
Die Motivation von auĂen erhalten Sie nur durch Freunde, Familie und Bekannte, andere Menschen, die in einer Ă€hnlichen Situation stecken wie Sie selbst, Kunden, Kollegen und Auftraggeber oder â seltener â durch Ihre eigenen Mitarbeiter.
Doch nicht alle Menschen in Ihrem privaten Umfeld stehen vielleicht Ihren Ideen positiv gegenĂŒber. Da gibt es die Ă€ngstlichen Eltern oder Ehemann und Kinder, die sich mehr Zeit wĂŒnschen. Dennoch mögen diese Leute Sie und stehen wahrscheinlich im Ernstfall auch hinter Ihnen. Sehen Sie daher ĂŒber die kleinen Fehler Ihrer Lieben hinweg.
Ihr privates Umfeld hat in der Regel von Ihrer Arbeit wenig Ahnung. Auch wenn Sie immer wieder erklĂ€ren, was Sie vorhaben, können selbst nahestehende Familienmitglieder das nicht immer nachvollziehen. Ăberfordern Sie Ihr soziales Umfeld nicht, indem Sie erwarten, dass die anderen genau verstehen, was Sie eigentlich denken und Sie darin immer unterstĂŒtzen. Das ist unmöglich!
Netzwerke
Gezieltes Networking wird hĂ€ufig nur im Zusammenhang mit Kundengewinnung und beruflichem Aufstieg gesehen. Dabei wird hĂ€ufig vergessen, dass Netzwerke nicht in erster Line dazu da sind, zu profitieren, sondern um sich gegenseitig zu helfen â etwa mit Rat und Tat, Information und Motivation. Wenn Sie Netzwerke als Austauschplattformen betrachten, stellen sich neue AuftrĂ€ge ganz von selbst ein.
Ihr soziales Umfeld gibt Ihnen emotionalen Halt. Ihre GefĂŒhle sollten Sie daher zum GroĂteil in Ihrem Privatleben lassen. Aber berufspezifische Probleme und Fachthemen können Sie in der Regel viel besser mit Leuten besprechen, die sich in Ihrem Beruf auch auskennen, denn nur die können in der Regel einen sachlichen Rat geben. Das können zum Beispiel Kollegen evorzugt aus der selben Branche sein. NatĂŒrlich kennt jeder irgendwie jemanden, vielleicht haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis ohnehin auch viele Mensche in einer Ă€hnlichen Situation.
Gezieltes berufliches Networking
Doch gerade wenn Sie weitestgehend alleine arbeiten, z.B. weil sie im Home Office sind, ist es wichtig, dass Sie sich nicht auf einige wenige Kontakte verlassen, sondern sich gezielt ein Netzwerk von unterschiedlichen Meinungen und Kompetenzen aufbauen, auf die Sie im Bedarfsfall zurĂŒckgreifen können. Das bedeutet nicht, dass Sie in Ihrem Adressbuch nur notieren, wen Sie im Notfall fragen könnten. Networking heiĂt nicht, irgendwelche, aber möglichst viele Kontakte zu haben, auch wenn das manchmal hilfreich ist. Viele Situationen erfordern nur wenige, aber absolut passende Kontakte â und diese zu knĂŒpfen, zu gestalten und zu pflegen, erfordert hohes persönliches Engagement. Denn nur wenn Sie wissen, welche Informationen oder Hilfe Sie von wem bekommen können, hilft Networking Ihnen weiter.
Verwechseln Sie berufliche Kontakte nicht mit Freundschaften. Netzwerke dienen einem sachlichen Austausch. Klar, dass Sie dabei auch mal GefĂŒhle zeigen. Doch Netzwerkpartner können auch Konkurrenten sein. NatĂŒrlich kommen Sie mit ĂŒbermĂ€Ăigem Misstrauen nicht weit, aber auch bedingungsloses Vertrauen ist nicht angebracht. Networking sollte ein Geben und Nehmen sein.
Wie ein Fischer netzwerken
Eine Metapher verdeutlicht das Networkingprinzip: Der Networker wirft wie ein Fischer seine Netze aus. Durch Zufall oder FleiĂ fĂ€ngt er groĂe und kleine Fische, das bringt Gewinn, aber mancher Fisch entgeht ihm auch, wenn das Netz reist. Daher muss er es immer wieder sorgfĂ€ltig knĂŒpfen und erneuern. Networking ist also das methodische und systematische KnĂŒpfen nĂŒtzlicher Kontakte, das dem Zufall auf die SprĂŒnge hilft, die richtigen Menschen zu treffen
Ein Netzwerk mit Menschen, die Sie eigentlich gar nicht mögen und zu denen Sie nur nett sein möchten, um irgendwann daraus einmal einen Vorteil zu ziehen, auf Dauer kaum durchzuhalten. Suchen Sie gezielt Kontakt zu den Menschen, bei denen auch der persönliche Sympathiefaktor stimmt.
FingerspitzengefĂŒhl erforderlich
Netzwerke erfordern FingerspitzengefĂŒhl: Wenn Sie sich nicht gerade an gute Freunde wenden, mĂŒssen Sie zunĂ€chst Vertrauen gewinnen. Je geringer dabei die eigene Erwartungshaltung ist, desto besser, denn: In der Regel freuen sich Mensche ĂŒber ehrliches Interesse an Ihrer Person. Wer also anderen offen und ehrlich ohne allzu viele Hintergedanken begegnet, baut Vertrauen auf. Auch das gemeinsame Interesse an einem bestimmten Thema kann Vertrauen schaffen.
Das Vertrauen wird jedoch schnell verspielt, wenn man allzu schnell durchblicken lĂ€sst, dass man nur Interesse hat, weil man etwas von dem anderen erwartet. Wer nĂ€mlich dann keinen entsprechenden Gegenwert anbieten kann, hinterlĂ€sst bei dem anderen unbewusst den Eindruck, ausgenutzt zu werden â und der Kontakt reist ab. Gehen Sie daher nicht (nur) von der Ăberlegung aus: âWas brauche ichâ, sondern auch von der Frage: âFĂŒr wen kann ich etwas tun?â. Geben und nehmen sollten sich allerdings die Wage halten. HĂ€ufig funktioniert Networking auch indirekt auf sehr verschlungenen Wegen ĂŒber dritte.
Beispiel: Herr B. geht auf Empfehlung einer Rechtsanwaltsgehilfin zu einem Anwalt. Die Gehilfin bekommt daraufhin von dem Anwalt, ihrem Chef eine PrĂ€mie. Als Dank gibt deren Ehemann, ein Lehrer, Herrn B.âs Tochter Nachhilfeunterricht.
So gehen Sie beim Networking gezielt vor:
Ăberwinden Sie die Angst, andere, weitgehend fremde Menschen direkt anzusprechen. NatĂŒrlich kostet es Ăberwindung. Doch machen Sie sich klar: mehr als âNeinâ sagen kann niemand und Sie selbst können nur gewinnen!
- Schreiben Sie sich zu neuen und alten Bekannten wichtige Dinge auf, beispielsweise auf der RĂŒckseite von Visitenkarten, in der Notizbuchfunktion Ihres Palms oder in einer eigenen Datei auf dem Computer. Notieren Sie einfache Dinge wie Adressen, Geburtstagen oder Hobbys und persönliche Vorlieben. Aber wichtig sind auch gemeinsame GesprĂ€chsthemen, Projekte und Unternehmungen oder die Geschenke, die Sie sich gemacht haben. Verzeichnen Sie auch die Kontakte des Bekannten â solche die Ihnen selbst auch bekannt sind und die noch unbekannten.
- Halten Sie Kontakte aufrecht: Ihrer KreativitĂ€t sind dabei keine Grenzen gesetzt, die Möglichkeiten reichen von einfachen GeburtstagsglĂŒckwĂŒnschen bis zu regelmĂ€Ăigen gemeinsamen Unternehmungen. Entscheidend ist aber, dass Sie Geduld haben, denn ein Netzwerk kann mehrer Jahre bestehen, bevor sich Erfolge zeigen und oft zeigen sich diese dann völlig ungeplant. Wenn Sie dann Hilfe in irgendeiner Form benötigen, können Sie dann auf diese Kontakte zurĂŒckgreifen.
- Es gilt der Grundsatz: Jeder kennt jeden um sechs Ecken. Wenn Sie also niemanden mit den Fachkompetenzen kennen, die Sie gerade brauchen, bitten Sie jemanden, der so jemanden kennen könnte. Beispiel: Sie brauchen einen Rechtsanwalt mit Kenntnissen im Patenrecht. Ihre Tochter hat jedoch eine Freundin, deren Mutter Rechtsanwaltsgehilfin ist. Sie könnte Ihren Chef bitten, Ihnen einen Fachkollegen zu empfehlen.
- Wenn Ihnen auf Anhieb beim Nachdenken niemand einfĂ€llt, den Sie ansprechen könnten: Schreiben Sie einmal 30 ihrer Kontakte auf und ĂŒberlegen Sie dann in Ruhe, wer von dieser Liste Ihnen bei Ihrem aktuellen Problem mit einer guten Empfehlung weiterhelfen kann. Nehmen Sie auf die Liste ruhig auch entfernte Kontakte auf, etwa die Mutter der Schulfreundin Ihrer Tochter.
Testen Sie, wie gut Ihr Netzwerk ist
Testen Sie, wie gut Ihr persönliches Netzwerk wirklich ist: Schreiben Sie die Mitglieder einer bestimmten Gruppe (etwa Bekannte aus Studienzeiten, ehemalige Kollegen oder Ă€hnliches) auf ein groĂes Blatt Papier. Wenn Sie einen Vor- oder Nachnamen (oder beides) nicht kennen, setzen Sie an diese Stelle ein Fragezeichen. Sie können Ihr eigenes Adressbuch als Hilfsmittel verwenden, aber keine von anderen Personen erstellten Listen wie TelefonbĂŒcher usw. Ergebnis: Je mehr Fragezeichen sich am Ende auf der Liste wiederfinden, desto verbesserungsfĂ€higer ist die eigene Netzwerkstrategie.
Nutzen Sie zum Networking auch spezielle Angebote von professionellen Netzwerken, Plattformen und VerbĂ€nden. Hier finden Sie Kontakte zu Menschen, die Ă€hnliches vorhaben oder schon machen. Das Angebot ist reichhaltig und unĂŒbersichtlich, einige Netzwerke existieren nur virtuell im Internet, andere organisieren regelmĂ€Ăige Mitgliedertreffen und wieder andere sind etablierte VerbĂ€nde. Einige sind kostenlos, andere kosten ein paar Euro im Monat und manche sind richtig teuer.
Nutzen Sie gezielt BerufsverbÀnde
Nutzen Sie BerufsverbĂ€nde und Interessenvertretungen â dazu gehören branchenĂŒbergreifend die Gewerkschaft ver.di (fĂŒr Freiberufler, verdi.de), die Industrie- und Handelskammer (ihk.de), der Zentralverband des Deutschen Handwerks (zdh.de) oder der Deutsche Arbeitgeberverband (dav-ev.de). Ăber diese VerbĂ€nde bekommen Sie Kontakt zu branchenspezifischen VerbĂ€nden.
xing.com lÀsst sich zudem kostenlos (einfache Mitgliedschaft!) ein umfangreiches Profil hinterlegen und Kontakt zu anderen aufnehmen. Hier können Sie einfach andere Leute ansprechen oder in verschiedenen Gruppen mit anderen Usern verschiedenste Themen diskutieren. Frauen finden zahlreiche Organisationen in der Mitgliederliste des Deutschen Frauenrats (frauenrat.de).
Professionelle Berater
Motivation können Sie schlieĂlich auch kaufen, je nachdem wie Ihre Motivation aussehen soll: Zum einen gibt es eben eher persönliche Probleme, die im Zuge der besonderen Belastung auftreten können. Dazu gehören ĂŒbermĂ€Ăiger Stress (etwa weil Sie stĂ€ndig neuen Situationen ausgesetzt sind), (Existenz)Ăngste oder persönliche Unsicherheit.
Wenn die Belastung zu stark wird und Ihr soziales Umfeld Ihnen nicht helfen kann oder will, ist es keine Schande, auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auf dem Markt gibt es dazu ein breites Angebot an Seminaren und Einzelberatungen, Psychologen, psychologischen Beratungen und Coachs, die auf alle möglichen Gebiete spezialisiert sind.
Wie finden Sie passende Beratung?
Die Adressen bekommen Sie durch die Gelben Seiten, Bildungsanbieter vor Ort (etwa die Volkshochschule) oder durch BerufsverbĂ€nde wie den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, (bdp-verband.org), den Verband Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker fĂŒr Psychotherapie und Psychologischer Berater (vfp.de) oder den Deutschen Verband fĂŒr Coaching und Training (dvct.de).
In vielen FĂ€llen kann die Beratung bei speziellen fachlichen Problemen jedoch eine weitaus wertvollere Motivation sein. Kostenlose Beratungen, die von Kammern, regionalen GrĂŒndungsinitiativen und Wirtschaftsförderungen oder den Agenturen fĂŒr Arbeit angeboten werden, können in der Regel nur erste allgemeine Hilfestellungen bieten. Sie sind vor allem fĂŒr die Zeit vor und wĂ€hrend GrĂŒndungsphase gedacht. Wenn Sie aber schon eine Weile in ihrer speziellen Situation sind, sehen Sie sich mit ganz speziellen Herausforderungen konfrontiert und benötigen eine auf Ihre besondere Situation zugeschnittene fachliche Beratung, die dann eben auch etwas kostet.
PreisgĂŒnstig sind Initiativen, in denen ehemalige Fach- und FĂŒhrungskrĂ€fte jungen GrĂŒndern durch eine vertiefende Beratung oder lĂ€ngerfristige Betreuung unter die Arme greifen, ihnen KnowHow und Kontakte vermitteln, beispielsweise der Verein Alt hilft Jung (althilftjung.de), der Senior-Experten-Service (ses-bonn.de) oder die Business-Angels (business-angels.de).
Beratung zu Spezialthemen
Wenn Sie allerdings nicht nur Erfahrung, sondern einen professionellen Berater zu einem bestimmten Themengebiet suchen, können Sie sich unter kfw-beraterboerse.de (auf Suche klicken) einen Ăberblick ĂŒber das bundesweite Beratungsangebot verschaffen. Mit verschiedenen Optionen können Sie die Suche dabei auf Ihre speziellen BedĂŒrfnisse zuschneiden.
Frau M. betreibt ein ArchitekturbĂŒro mit drei Angestellten. Ihr wichtigster Kunde springt ab. Sie sucht ĂŒber die KfW-Beraterbörse einen Berater, der ihr hilft, kostengĂŒnstig und effektiv neue Kunden zu gewinnen. Sie gibt dazu den Einsatzort âBremenâ und als Unternehmensphase âExistenzfestigungâ ein. Als Beratungsthema wĂ€hlt Sie âMarketing/Werbungâ und spezifiziert dies genauer mit âMa...