Erfolgreich in Finanzen investieren: Nein sagen, Geld verdienen
// Von Dr. Markus ElsÀsser
Innere Unruhe und Tagesnachrichten sind schlechte Ratgeber. Die Angst dominiert. Dabei ist der SchlĂŒssel zum Geldverdienen leicht zu finden: das Wort »Nein«.
Das meiste Geld verdient man mit dem Wort »Nein«
Ob man nun kauft oder verkauft. Die Versuchungen liegen am Wegesrand. Bombardiert von Tagesnachrichten aus der Finanzwelt lassen sich viele Geldanleger immer wieder in die Irre fĂŒhren. Dabei liegen die Quellen des Ăbels auf zwei Gebieten. Zum einen, getrieben von der Angst, Chancen zu verpassen, juckt es den Geldanlegern stĂ€ndig in den Fingern, auf fahrende ZĂŒge aufzuspringen. Zum anderen werden die Investoren, durch die lauernde Sorge vor Verlusten, immer wieder zum Verkaufen und zum unnötigen Ausstieg aus Engagements verleitet. Aus Engagements, die es wert gewesen wĂ€ren, langfristig zu behalten. Ăberall sind diese PhĂ€nomene zu beobachten: ein Aktionismus mit fatalen Folgen fĂŒr das Ersparte. So lĂ€sst sich nichts GroĂes aufbauen.
Der alte Börsenspruch »Hin und her macht die Taschen leer« hatte schon seine Berechtigung. Nach wie vor basiert das meiste Einkommen in der Broker und Börsenbranche auf TransaktionsgebĂŒhren. Das heiĂt: Je mehr gekauft und verkauft wird, umso mehr verdient die Branche. Ganz besonders ausgeprĂ€gt ist das in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort erhalten die meisten angestellten Broker kein festes Monatsgehalt. Sie bekommen lediglich einen Prozentsatz von den TransaktionsgebĂŒhren, die ihre Kunden erwirtschaften. Deshalb ist es auch völlig sinnlos, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einen Wertpapierberater zu fragen, ob man eine bestimmte Aktie verkaufen oder kaufen sollte. Das ist so, als wenn Sie ins FrisörgeschĂ€ft gehen und fragen, ob Sie wohl einen Haarschnitt haben sollten.
Finanzwesen von der Pike auf gelernt
Ich habe das GlĂŒck, seit zwei Jahrzehnten mit Bankiers in der vierten Generation geschĂ€ftlich befreundet zu sein. Es sind zwei BrĂŒder, in Paris und in der Schweiz aufgewachsen, die auch heute noch mit ihrer Privatbank voll umfĂ€nglich haften, auch mit ihrem Privatvermögen. Solche GeschĂ€ftsleute sind nur noch selten in unserer Zeit anzutreffen. Sie haben sich von jeher fĂŒr internationale QualitĂ€t und UnabhĂ€ngigkeit entschieden. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschĂ€ftigten sie 60 Mitarbeiter, heute sind 62 Leute in der Bank. Mit Umsicht und viel Engagement betreiben sie ihr BankgeschĂ€ft. Nicht weiter verwunderlich: Die LehmannKrise im Jahr 2008, der zahlreiche Banken zum Opfer gefallen sind und in der andere Institute nur durch die Hilfe von Politikern ĂŒberlebt haben, ist an ihnen unbeschadet vorĂŒbergegangen.
Von klein auf haben sie zu Hause, sozusagen am FrĂŒhstĂŒckstisch, bei GesprĂ€chen ihres Vater und Onkels mit spitzen Ohren zugehört. So bekamen sie mit, was in der Bankenwelt schlecht und gut lief. Eines der Prinzipien, das ihnen immer wieder nahegelegt wurde, war: »Boys, never forget, we make more money, saying â no«. Dieser simple Satz hat es in sich und trifft den Nagel auf den Kopf. FĂŒr den Investor ist es nun mal so: Dauerhaft erfolgreiche Geldanleger und Unternehmer vermeiden schlechte und mittelmĂ€Ăige GeschĂ€fte. Sie konzentrieren sich auf ein Gebiet. Dort wĂ€chst ihr Fachwissen und ihre Kompetenz. Und dort halten sie auch durch. Stehvermögen mit Knowhow ist am Ende das, was den Unterschied ausmacht.
Die Rolle des Privatlebens bei Finanzentscheidungen
Nach meiner langjĂ€hrigen Beobachtung liegt die Wurzel des schlechten Geldanlegens hĂ€ufig im beruflichen oder privaten Umfeld. Besonders Menschen, die einem Beruf nachgehen, der oft als repetitiv oder langweilig betrachtet wird, sind stark gefĂ€hrdet. ZahnĂ€rzte und Notare beispielsweise, um nur zwei Berufe zu nennen, sind an ihre Praxis oder BĂŒrorĂ€umlichkeiten gebunden. Nach ein paar Jahren im Beruf fehlt es ihnen an echten Herausforderungen. Das Einerlei des Tagestrotts ermĂŒdet.
Da bietet sich das Geldanlegen, das Spekulieren, sozusagen als Flucht in eine andere Welt an. Der Nervenkitzel eines Finanzabenteuers wird unterbewusst regelrecht gesucht. Auch zu Hause ist nicht selten folgendes Szenario anzutreffen: Nach vielen Jahren des Familienlebens wird am Abendtisch von den Familienmitgliedern wenig Interesse an der beruflichen Tagesleistung gezeigt. Lob und Anerkennung gibt es kaum noch. Wie wohltuend sind da doch die Telefonate mit dem Anlageberater oder dem Vermögensverwalter. »Ja der, der hat noch VerstĂ€ndnis, der weiĂ noch zu schĂ€tzen, was ich hier so tĂ€glich leiste.« Und so driftet mancher Erfolgsmensch als DauerAmateur ins Finanzgeschehen ab. Und in der Regel ist das Endergebnis immer das Gleiche: Im Boom kauft er mit vollen Backen auf hohen Kursen zu. Und im Crash, so 2008 und 2009, wird er ganz nervös und steigt schlieĂlich genau zum Markttief aus. Er fĂŒhlt sich wie ein geschlagener Hund, ungerecht und schlecht behandelt.
Emotionen im Griff haben
Wer sich auf das schlĂŒpfrige Börsenparkett wagt, sollte seine Emotionen vorher an der Garderobe zusammen mit seinem Mantel abgeben. Langeweile, Abenteuerlust, Frust im Beruf, ein Vakuum im hĂ€uslichen Leben â all das darf keinen Einfluss auf das Investieren und Geldanlegen haben. Solche Defizite sollte man mit anderen Interessen ausgleichen: Vielleicht ein Hobby aktivieren, einem Sport nachgehen, ein Musikinstrument erlernen, sich sozial engagieren im NonProfitSektor. Aus eigener Erfahrung kann ich ihnen versichern, dass sich meine Performance an der Börse nochmals verbessert hat, seitdem ich im Alter von 55 Jahren angefangen habe, Geigenunterricht zu nehmen. Ganz egal, wozu Sie sich entscheiden: Um Gottes willen, lassen Sie bloĂ Ihr Kapital in Ruhe.
Es geht nicht nur um die vielen, unnötigen Spesen. Das stĂ€ndige Investieren bei jeder spannend aussehenden Gelegenheit hat ja viel schlimmere Folgen. Ehe man sich versieht, ist man im Verlauf der Zeit voll investiert. Das Aktiendepot quillt ĂŒber von schiefgegangenen Spekulationen und Engagements. Meist weiĂ man gar nicht mehr richtig, warum man die eine oder andere Aktie ĂŒberhaupt gekauft hat. Das typische Bild eines solchen Depots: nichts an strategischer Ăberlegung, eher ein Regal voller angebissener Ăpfel. Ein Bild des Jammers. Von Vermögensaufbau oder ausbau keine Spur.
Zuversicht hilft, Chancen zu erkennen
Im GeschĂ€ftsleben und an der Börse kann ein jeder unendlich groĂe Erfolge einfahren. Es erfordert nur eins: die Erkenntnis und Zuversicht, dass einem im Leben exzellente Gelegenheiten offeriert werden. Aber eben nur wenige! Ich sehe das so: Die Kunst liegt in der Ruhe, geduldig abzuwarten, auf das Meer zu schauen und nach dem ganz groĂen Tanker Ausschau zu halten. Und dann eines Tages, da taucht er auf. Ganz dicht vor den Augen fĂ€hrt er langsam an einem vorbei. Viele Investoren verpassen diesen schönen Augenblick. Oder sie sehen den groĂen Tanker einfach nicht. Sie meinen, eine Wolke verdunkle das Bild. Und im zweiten Schritt muss man beim Schopf ergreifen und zuschlagen. Mit Kapital in den Taschen heiĂt es nun, an Bord zu gehen.
Das sind unwiederbringliche Momente, auf die der Geldanleger vorbereitet sein muss. Wer aber nicht systematisch Disziplin hĂ€lt und stĂ€ndig in MittelmaĂ investiert, der kann im entscheidenden Moment als Investor nicht »zuschlagen«. Es ist immer das Gleiche. Im entscheidenden Moment â wenn in der Megakrise beste Assets, GrundstĂŒcke, Aktien und Firmenbeteiligungen quasi verschenkt werden â hat kaum ein Investor LiquiditĂ€t, um zu kaufen. Es ist eine uralte Beobachtung an der Börse: Zu Zeiten extremster AusschlĂ€ge, sowohl im HyperBoom ĂŒberkochender Kursnotizen als auch im tiefsten AusverkaufsCrash, hĂ€lt die IrrationalitĂ€t der Massenhysterie viel, viel lĂ€nger an, als man es fĂŒr möglich hĂ€lt. Das sind die Momente, in denen groĂe Vermögen gemacht werden.
Es sind die Investoren, die lange Zeit â ĂŒber Jahre hinweg â immer wieder »Nein« sagen, die groĂ rauskommen. Bitte also noch einmal: Betreiben Sie keine BeschĂ€ftigungstherapie mit Ihrem Geld, sondern ergreifen Sie nur auĂergewöhnliche Gelegenheiten! Wen es beruhigt: Warren Buffett ist ebenfalls von diesem Ansatz ĂŒberzeugt. Er gebraucht nicht mein Bild vom »groĂen Tanker«. Er ist der Meinung, dass jeder Mensch bereits zur Geburt eine »ZwölferKarte« fĂŒr die Reise durch das Leben erhĂ€lt. Wer auf Zack ist, der kann im Leben zwölfmal richtig punkten. Buffett und ich sind eben von Natur aus und aus gewonnener Erfahrung Optimisten. Aber wie sagte schon ein Freund von mir vor langer Zeit: »Die HĂ€user auf den besten GrundstĂŒcken der Park Avenue in New York sind alle von Optimisten gebaut.« Recht hat er.
Bei der Geldanlage: Immer nur in Prozent denken
Junge Menschen in der Ausbildung und am Berufsanfang liegen mir besonders am Herzen. Es ist nicht leicht fĂŒr sie, den Weg zum Investieren und Geldanlegen zu finden. In der Schule wird es ihnen nicht beigebracht. Es gibt aber eine ganz simple Empfehlung: Nicht in Euros denken, sondern in Prozent.
Immer wieder höre ich das Argument: »Ich habe ja gar nicht genug Geld. Das lohnt sich doch nicht fĂŒr mich. FĂŒr die paar Euro, die dabei herumkommen âŠÂ« Nun, ich weiĂ, wovon ich spreche. Ich selbst war als junger Mensch in der gleichen Situation. Aber ich habe es versucht und dabei gelernt, dass es sich lohnt, an der Börse Geld anzulegen. Dazu ein Beispiel: Am 8. Dezember 1971 habe ich meine erste Aktie gekauft. Ich war 15 Jahre alt und meine Ersparnisse beliefen sich auf 200 Deutsche Mark (DM). Es war eine Zeit, in der es weder Smartphones noch Internet gab. Ich wollte aus meinem Geld mehr machen. Also studierte ich die Börsenkurse in der Zeitung und recherchierte so gut es ging.
Ich entschied mich fĂŒr eine Maschinenbauaktie, die GuteHoffnungshĂŒtteAktie (genannt: GHH, spĂ€ter Teil des MAN Konzerns), die mir aussichtsreich erschien. Die Kauforder musste ich in der Schulpause vom MĂŒnzfernsprecher erteilen. Die Aktie notierte bei DM 143,50. Wegen der hohen MindestGrundgebĂŒhr kostete mich der ganze SpaĂ DM 150,36. An sich hatte ich mit lediglich 1,5 Prozent Spesen bei Kauf und Verkauf gerechnet. An die MindestGrundgebĂŒhr von DM 7, hatte ich nicht gedacht. Was hoffnungsvoll begann, stellte sich zunĂ€chst als Tiefschlag heraus. Denn die GHHAktie musste um mindestens DM 14, steigen, damit ich die PlusMinusNullLinie erreichen wĂŒrde. Da war ich ganz schön niedergeschlagen. Ich hatte mich so gut vorbereitet und doch falsch kalkuliert. Aber ich hatte GlĂŒck. Innerhalb von nur vier Monaten, am 11. April 1972, konnte ich die GHHAktie zum Kurs von DM 179, verkaufen. Nach Abzug der Spesen blieben mir DM 172,05. Ich hatte einen Gewinn von DM 21,69 erzielt. Ein sehr kleiner Betrag (Euro 11,06), ĂŒber den die meisten die Achseln gezuckt hĂ€tten. »Und, hat sich das nun gelohnt âŠ?«
Lassen Sie sich von anderen nicht irritieren
Ich habe es aber ganz anders betrachtet, denn mir war ein beachtlicher Erfolg gelungen. Ein Gewinn in Höhe von 14,42 Prozent und das in nur vier Monaten! An dem kleinen Geldbetrag habe ich mich ĂŒberhaupt nicht gestört. Auf die Verzinsung kam es an. Ich hatte am eigenen Leib erfahren: Wenn es mir mit einer Aktie gelungen war, ein Plus in Höhe von 14,42 Prozent zu erzielen, so hĂ€tte ich es mit der gleichen Recherche und Arbeit auch mit 1.000 Aktien erzielen können. Und das ist das Schöne an der Börse. Wie hoch die investierten Summen sind, ist letztlich egal. Der Mechanismus ist immer der gleiche. Alles, was man mit kleineren BetrĂ€gen lernt oder im realen Leben Â»ĂŒbt«,, wird einem spĂ€ter, wenn gröĂere Summen zur VerfĂŒgung stehen, von groĂem Nutzen sein. Prozent ist Prozent. So hatte ich das GlĂŒck, schon frĂŒh in meinem Leben zwei Erkenntnisse zu gewinnen:
- Erstens, es lohnt sich im Beruf erfolgreich zu sein, damit man regelmĂ€Ăig sparen und RĂŒcklagen bilden kann.
- Zweitens, aus Ersparnissen wird Kapital. Und Kapital kann zu einer zweiten SĂ€ule des Einkommens werden, wenn man es richtig investiert.
Das war fĂŒr mich eine wunderbare Aussicht und das hat mich sehr motiviert. Nicht nur meine TĂ€tigkeit im Beruf, sondern auch mein Kapital wĂŒrden im Lauf meines Lebens »fĂŒr mich arbeiten«. Und so ist es auch gekommen.
Also: Lassen Sie sich vom Gerede anderer, dass es sich nicht lohne, nicht abhalten. Versuchen Sie, Kapital anzusparen und dann fĂŒr Sie arbeiten zu lassen. Und rechnen Sie am Anfang einfach nur in Prozent. Wer weiĂ, spĂ€ter können daraus gewaltige Summen werden. Nur Ge...