Erfolg im Job: Ist Karriere planbar?
// Von Marco Ebeling
Wer Karriere machen will, orientiert sich oft an den LebenslÀufen bereits erfolgreicher Unternehmer. Dabei entsteht nicht selten der Eindruck, dass hier alles genau durchgetaktet, perfekt geplant war und jeder Schritt eine Kalkulation hin zum Karriereziel sein musste. In der RealitÀt sieht das anders aus.
Karriereplanung: Besser individuell und flexibel
Doch dieser Eindruck trĂŒgt in der Regel. Selbst wenn sich keine offensichtlichen, berĂŒchtigten âLĂŒckenâ im Karriereverlauf erkennen lassen, ist davon auszugehen, dass diese dennoch, in welcher Form auch immer, vorhanden waren. Denn Ă€hnlich komplex wie unsere Wirtschaft ist auch die Umsetzung eines detailverliebten Karriereplans.
Wir empfehlen: Lieber individuell clever, statt zu starr planen und dem Gang der Dinge manchmal seinen Lauf lassen. Denn positive Ereignisse lassen sich auch in der Karriere nicht immer kalkulieren. Und: Nicht jeder Schritt auf der Karrieretreppe lÀsst sich planen. Sie sollten auch spontan sein können und sich auf Gelegenheiten einlassen.
UnĂŒbersichtliche Arbeitsmarktstrukturen und die FlexibilitĂ€t
Der Arbeitsmarkt befindet sich seit einiger Zeit in einem drastischen Wandel. Die digitale Revolution ist in vollem Gange und es finden unverkennbare UmwĂ€lzungen statt. Im Zuge der Digitalisierung spielen PhĂ€nomene, wie die Industrie 4.0, das Internet of Things, MobilitĂ€t, Homeoffice, Coworking usw. eine entscheidende Rolle fĂŒr immer mehr Unternehmen. Selbst, wenn sie sich fĂŒr Sie zunĂ€chst nach inflationĂ€ren Schlagwörtern anhören mögen. Die Prozesse, die sie auslösen, dringen in jedes noch so kleine BĂŒro und in den Berufsalltag bereits WerktĂ€tiger sowie in zukĂŒnftiger BerufsanfĂ€nger vor.
War die DiversitĂ€t eine Zeit lang nur eine Art Schriftzug, den sich Unternehmen auf die Fahne schrieben, um fĂŒr junge Arbeitnehmer attraktiver zu gelten, ist sie inzwischen als feste GröĂe in der Arbeitswelt angekommen. Gerade Start-Ups, mit denen innerhalb weniger Jahre oder gar Monate eine ordentliche Karriere hingelegt werden kann, predigen Weltoffenheit, InternationalitĂ€t und VielfĂ€ltigkeit.
Begehrte Arbeitgeber: Treiber von Innovation und KreativitÀt
Unternehmen, in deren Kosmos diese Dinge tatsĂ€chlich eine entscheidende Rolle spielen, sind begehrt und können heute als Magnet fĂŒr junge Arbeitnehmer betrachtet werden. Denn DiversitĂ€t ist nun einmal ein Treiber fĂŒr Innovation und KreativitĂ€t. Zwei Werte, die in der modernen Arbeitswelt ganz entscheidend sind.
Wollen Sie als KarriereanfĂ€nger fĂŒr heutige und zukĂŒnftige Unternehmen attraktiv bleiben, ist FlexibilitĂ€t und DiversitĂ€t gefragt. In der modernen Karrierelandschaft kommen immer neue Anforderungen oder Herausforderungen hinzu, fĂŒr deren Umsetzung Ihre SpontaneitĂ€t gefragt ist. Strenge KarriereplĂ€ne, die keine Freiheiten gewĂ€hren, sind fehl am Platz. Wenn auch natĂŒrlich eine gute Selbstorganisation und gewisse PlĂ€ne in MaĂen wichtig sind.
Organisation und PlĂ€ne: In MaĂen wichtig
In jedem schlummert der Wunsch, irgendetwas zu tun. In irgendeinem Bereich beruflich tĂ€tig zu werden, irgendeine Form der Karriere zu starten. Es bedarf daher einer Berufsplanung, die in der Regel mit dem ersten Praktikum schon in der Schule beginnt. Hier wird die Richtung vorgegeben und es kann erprobt werden, ob eine bestimmte Vorstellung mit der RealitĂ€t ĂŒbereinstimmt.
Schon eine fundierte Ausbildung kann dann eine gute Grundlage fĂŒr beruflichen Erfolg darstellen. Gleichzeitig nicht zu starr sein, um Ihnen noch Freiheiten zu gewĂ€hren. Duale StudiengĂ€nge und Ausbildungen haben sich beispielsweise als solide AbschlĂŒsse etabliert. Nicht nur bringt die Berufserfahrung, die hier gleichzeitig zur theoretischen Ausbildung gesammelt wird, einen Vorteil gegenĂŒber anderen Studierenden. Dual Ausgebildete mĂŒssen sich auch besser selbst organisieren, um Studium und Praxis unter einen Hut zu bekommen. Hier können sie sich selbst beibringen und erproben, wie viel Organisation nötig ist, um Erfolge zu verzeichnen und wann es zu viel wird und SpontaneitĂ€t gefragt ist.
Wo und wie wollen Sie arbeiten?
Ăberlegungen und âPlĂ€neâ in gezielten Punkten sind also natĂŒrlich wichtig. FĂŒr VorstellungsgesprĂ€che, wichtige Termine usw. muss sich selbstverstĂ€ndlich organisiert und vorbereitet werden. Doch auch entscheidende Gedanken zĂ€hlen zum wichtigen Part jeder Karriereplanung: In welcher Branche möchten Sie arbeiten? Wollen Sie in einem GroĂkonzern oder eher in einem mittelstĂ€ndischen Unternehmen arbeiten?
FĂ€llt die Wahl auf den Mittelstand, lohnt es sich, viele Praktika zu absolvieren. Hat man vorher immer mit dem Gedanken gespielt, unbedingt ins Ausland zu gehen, um dort Erfahrungen zu sammeln, muss nun die Bereitschaft da sein, flexibel zu sein. FĂŒr einen GroĂkonzern wĂ€re das wichtig; im Mittelstand aber zĂ€hlen nun einmal Praktika. Neben dem Beruf sollten Sie eben auch die gesamten LebensplĂ€ne bedenken:
- Habe ich Interessen, Hobbys und PlĂ€ne abseits der Berufskarriere, fĂŒr die ich ausreichend Zeit einplanen will?
- Finde ich im Job alleine vollkommen meine ErfĂŒllung?
- Möchte ich Kinder haben?
Vollzeit oder Teilzeit?
Nicht immer kalkulierbare Dinge, wie das Entstehen einer jungen Familie erfordern beispielsweise mitunter die Wahl einer Teilzeitausbildung. Das Berufsbildungsgesetz ermöglicht diese Wahl, bei der der betriebliche Teil der Ausbildung verkĂŒrzt ist. Wer aber starre KarriereplĂ€ne hat, lĂ€sst sich eventuell nicht auf derlei Möglichkeiten ein und zweifelt am Erfolg mit einer solchen Ausbildung. Dass solche Entscheidungen an wichtigen Weichenpunkten des Lebensweges spĂ€ter eventuell bereut werden, davon will man nichts wissen.
Machen Sie sich Gedanken dazu, wo genau und warum Sie Karriere machen möchten und auf was Sie dadurch eventuell verzichten mĂŒssen. Wichtig ist dabei, dass Sie immer ehrlich zu sich selbst sind.
Sicherheit durch langes Vorausplanen?
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche SicherheitsbedĂŒrfnisse. Haben Sie in diversen Lebensbereichen schon immer groĂen Wert auf Sicherheit gelegt, kann es sich lohnen, sich eher nach einem festen Job in einer konservativeren Branche umzuschauen. Andererseits kann es gerade dann auch hilfreich fĂŒr die Entfaltung einer kreativen Ader oder eines Innovationsgeistes sein, hĂ€ufiger mit VerĂ€nderungen umgehen zu mĂŒssen, bzw. können. In diesem Falle wĂ€ren Sie in einem flexiblen Job richtig und sollten vielleicht sogar darĂŒber nachdenken, freiberuflich zu arbeiten. Sie sollten sich diese Frage frĂŒh genug stellen und versuchen, ehrlich zu beantworten.
Wirkliche Sicherheit gibt es natĂŒrlich nie, sie lĂ€sst sich aber eben von Karriere zu Karriere, bzw. Beruf zu Beruf steigern. Das GefĂŒhl von Sicherheit mag allerdings fĂŒr viele Menschen gerade auch durch langes Vorausplanen entstehen. Dabei ist, was die heutige, dynamische und sich im Wandel befindliche Berufswelt angeht, ein Vorausplanen von mehr als zehn oder maximal fĂŒnfzehn Jahren eigentlich gar nicht möglich.
Altersvorsorge nicht vergessen
Sinnvoll ist natĂŒrlich hingegen, das Alter nicht zu vergessen, also die Zeit nach der Karriere. Hier zahlt sich langes Vorausplanen aus und verleiht Ihnen faktische Sicherheit. Die anhand einer Studie erwiesene Tatsache, dass bis zum Jahr 2036 jeder fĂŒnfte deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein wird, unterstreicht den Wert der Vorsorge. Ăberlegungen, ob die betriebliche Rente oder eine private Anlage fĂŒrs Alter sich besser eignen, flieĂen also in jeden noch so lockeren Karriereplan mit ein.
FĂŒr konkretere, aber flexibel bleibende Planungen der nĂ€chsten drei bis fĂŒnf Jahre lohnen sich beispielsweise Berufsplanungs-TagebĂŒcher. Hier können Sie sich richtige ProjektplĂ€ne aufzeichnen und erstellen. Als Ziel sollte ein Job, bzw. eine Position, die Sie einmal erreichen möchten, gesetzt werden. Setzen Sie sich auĂerdem Zwischenziele fĂŒr den Weg dorthin, wie Karrierestufen, die Sie in den nĂ€chsten Jahren erreichen möchten. Konkreter muss es aber auch nicht werden.
Es hilft schon, alle paar Wochen in dieses Buch zu schauen. Das motiviert Sie und hilft Ihnen dabei, Ihr Ziel (sowie Ihre Zwischenziele) nicht aus den Augen zu verlieren. Notieren Sie sich auch Ereignisse, mit denen Sie nicht gerechnet hatten, die sich aber positiv auf Ihre Karriere ausgewirkt haben. Das hilft Ihnen dabei, den Wert dieser âZufĂ€lleâ immer mehr Wert zu schĂ€tzen. Ăbersichten in Form von PlanungstagebĂŒchern oder Ăbersichtstafeln mit Notizen sind nĂŒtzlich, wenn es darum geht, die Ziele im Auge zu behalten und spontane Ereignisse Wert zu schĂ€tzen.
Clever und individuell, statt starr planen
Starre Karriereplaner beschlieĂen oft schon lange vor dem Berufseinstieg, was genau sie wo und wie machen möchten. Doch die Arbeitsmarktsituation bleibt zu einem gewissen Teil immer ein Risiko. NatĂŒrlich lĂ€sst sich etwa durch Studien herausfinden, ob es sich heute lohnt, ein Studium im IT-Bereich anzufangen und ob in drei oder sechs Jahren ITler noch immer so gefragt sein werden, wie derzeit. Allerdings lassen sich Arbeitsmarktkrisen einfach nicht zu einhundert Prozent voraussagen. Es ist daher immer sinnvoll, sich voll und ganz nach den eigenen Neigungen zu richten und sich nicht an Trends zu klammern, die eine schnelle und âsichereâ Karriere versprechen. Stehen Sie hinter ihrer Ausbildung oder ihrem Studium und haben Sie SpaĂ in der Materie, stehen die Chancen auch nicht schlecht, einen Job zu finden.
Im Job selbst wiederum gilt es, je nach Bereich und Branche, ebenfalls clever und individuell zu planen. Konservativere Jobs, wie im Controlling, verlangen, dass Sie lĂ€nger in einer Abteilung bleiben. Sie können hier als Richtwert mit fĂŒnf bis sechs Jahren rechnen und somit planen. Wer in dieser Branche schneller wechselt, wirkt mitunter sprunghaft und unzuverlĂ€ssig.
Ganz anders sieht es natĂŒrlich im Marketing aus. Hier geht es viel agilerer zu und es wird erwartet, dass die Mitarbeiter deutlich flexibler sind. Arbeiten Sie im Marketing, sollten Sie bereit sein, vor allem auch zu Beginn Ihrer Karriere alle zwei bis drei Jahre die Position zu wechseln. Möchten Sie auĂerdem Fachkarriere machen, bedarf es natĂŒrlich der Bereitschaft, lĂ€nger eine Position zu halten. Nur so können Sie sich in der Regel genĂŒgend Wissen aneignen. Streben Sie aber eine Managementkarriere an, empfiehlt sich fĂŒr den schnellen Aufstieg ein hĂ€ufiger Wechsel der beruflichen Position.
Fazit
GrundsĂ€tzlich kann gesagt werden: Sie sollten bei aller genauer Vorstellung fĂŒr Ihre Zukunft bei der Karriereplanung versuchen, keine falschen Vorstellungen von Ihrer LeistungsfĂ€higkeit und Ihren Eigenschaften zu haben. Starre Ziele, die attraktiv scheinen, fĂŒr die Sie aber eigentlich nicht die Qualifikation und das Interesse mitbringen, behindern Ihre eigene Entwicklung. Halten Sie sich etwa fĂŒr besonders organisiert und streben Sie eine FĂŒhrungsposition an, sind aber in der Praxis eher chaotisch, könnte das Vorhaben daneben gehen und die Karriere scheitern. Scheuen Sie sich hier auch nicht, Ihr Umfeld mit einzubeziehen und Freunde, Familie und Bekannte zu fragen, wie diese Sie einschĂ€tzen. Lassen Sie sich von der Meinung anderer aber auch nicht zu sehr in eine bestimmte Richtung drĂ€ngen und stellen Sie sich immer wieder die Frage: Stehe ich hinter dem, was ich tue?
Und vor allem: ĂberschĂ€tzen Sie Ehrgeiz und Begabung nicht und denken Sie stattdessen mehr daran, auch ZufĂ€lle, gĂŒnstige Gelegenheiten und GlĂŒck Wert zu schĂ€tzen und sich mit ihnen anzufreunden. Finden Sie einen zielfĂŒhrenden Kompromiss, indem Sie eher ein grobes Raster fĂŒr die berufliche Zukunft entwerfen. Sie haben ihre individuellen Ziele und Wunschvorstellungen vom Leben und Beruf und Sie haben eigene finanzielle AnsprĂŒche. Es reicht oftmals schon, Minimalkriterien zu formulieren, um einen Rahmen zu schaffen, in dem auch...