Unterwegs zur Unterrichtsexpertise
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Unterwegs zur Unterrichtsexpertise

Handlungsfelder und Kompetenzen - Das Modell der PH ZĂŒrich | Didaktische Hausapotheke, Band 3

Lukas Rosenberger, Irene Schumacher, Christoph Gassmann

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  1. 52 pages
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Handlungsfelder und Kompetenzen - Das Modell der PH ZĂŒrich | Didaktische Hausapotheke, Band 3

Lukas Rosenberger, Irene Schumacher, Christoph Gassmann

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In einem mehrjĂ€hrigen Prozess haben die Sek-II-Ausbildungsteams der PH ZĂŒrich zehn wesentliche Handlungsfelder von Lehrpersonen in der Berufsbildung beschrieben und zu jedem Feld eine Liste von Kompetenzen zusammengestellt, ĂŒber die eine fĂ€hige Lehrperson verfĂŒgen sollte. Bezugs- und Ausgangspunkt ist eine bestimmte Vorstellung davon, was unter Kompetenz zu verstehen ist. In dieser Hausapotheke werden die Grundlagen des Modells skizziert und einige Anwendungen des darauf beruhenden Kompetenzrasters vorgestellt. Es wird exemplarisch gezeigt, wie das Raster fĂŒr SelbsteinschĂ€tzungen eingesetzt werden kann.

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Informations

Éditeur
hep verlag
Année
2015
ISBN
9783035503616
«Nicht alles ist Kompetenz und Kompetenz ist nicht alles.»
(John Erpenbeck und Lutz von Rosenstiel)
 
 
 
1Kompetenzorientierung in Ausbildungen zum Beruf
«Kompetenz» ist heute das Bildungszauberwort schlechthin. Mit dem «Lehrplan 21» wird sich in der Schweiz bald auch die Volksschule an «Kompetenzen» ausrichten.
Ob diese Entwicklung als Ausdruck einer «Ökonomisierung der Bildung» zu werten ist, ob sie gar zum «Verschwinden des Wissens» und zu einer Deprofessionalisierung des Lehrberufs fĂŒhren wird, wie manche befĂŒrchten – ĂŒber solche Fragen wird schon seit geraumer Zeit heftig gestritten.
Allerdings wird auch ziemlich schnell deutlich, dass in all den Debatten und Polemiken ganz unterschiedliche Kompetenzbegriffe im Spiel sind und dass wohl zahlreiche MissverstĂ€ndnisse kursieren. Die meisten Ängste scheinen ĂŒbertrieben. Es wird auch kĂŒnftig nicht «ohne Wolle gestrickt»: Inhaltsleere Kompetenzen sind kaum zu haben. Ohnehin schliessen sich die beiden «Welten», die des Wissens und der Bildung und die der Kompetenz, gar nicht aus – im Gegenteil: «Kompetenz» setzt «Wissen» zwingend voraus (dazu spĂ€ter mehr).
So oder so: In Ausbildungen zum Beruf halten wir die Orientierung an Kompetenzen fĂŒr sinnvoll, schon allein vor der Folie jenes AlltagsverstĂ€ndnisses von «Kompetenz»: dass Wissen allein nicht genĂŒgt, wenn gehandelt werden soll. In dieser Hinsicht herrscht in der Berufsbildung Konsens, Kompetenzorientierung ist hier sogar Gesetz: In allen Berufen sind in der Schweiz die Bildungsverordnungen und BildungsplĂ€ne heute an beruflichen Handlungskompetenzen ausgerichtet.
Dass man «durch Zuschauen allein nicht schwimmen lernen» kann, das gilt nun zunĂ€chst fĂŒr jedes Handeln, jeden Beruf. Aber in unserer «Branche», im Lehrberuf (und auch in verwandten Berufen, etwa in der Sozialen Arbeit), sind die Voraussetzungen doch sehr viel komplexer: PĂ€dagogisches Handeln unterscheidet sich erheblich vom Handeln in einem technischen, administrativen oder handwerklichen Beruf: Lehrpersonen handeln zwar auch technisch, administrativ oder etwa ökonomisch, und sie sollten die «handwerklichen» Aspekte ihres Berufs beherrschen, aber im Kern handeln sie doch immer und vor allem sozial, und das heisst: Sie haben es immer mit anderen Menschen zu tun, mit autonomen Wesen, die ĂŒber einen eigenen Willen und eine eigene Weltsicht verfĂŒgen, und es geht dabei letztlich nie um ihre eigenen Zwecke, der Auftrag ist immer, diesen anderen einen Lernzuwachs zu ermöglichen.
Das ist alles andere als trivial: Wir kennen heute zahlreiche Faktoren, die Unterrichtserfolg begĂŒnstigen oder ermöglichen, wir haben recht klare Vorstellungen, was «gute Lehrer» auszeichnet, nicht erst seit der Hattie-Studie, die immerhin gezeigt hat, dass die Lehrperson den entscheidenden Unterschied ausmachen kann.
Was trotzdem bleibt, ist die Ungewissheit, die auch die beste Lehrerin nicht ausrĂ€umen kann: Lernprozesse bleiben letztlich unsichtbar und individuell, was genau sich in den Lernenden abspielt, wie nachhaltig Lernen ist, auch ĂŒber die Unterrichtssituation hinaus, was und wie genau es mit uns Unterrichtenden zu tun hat, bleibt uns letztlich verborgen und ist insgesamt auch nicht kontrollierbar.
Klar ist damit auch, dass vieles in unserem Beruf nicht standardisierbar ist. Klar ist ferner, dass die Vorstellung, dass Lehrpersonen primĂ€r Wissensvermittler seien, dass sich Wissen ĂŒberhaupt «vermitteln» lasse, heute wohl ausgespielt hat. Klar ist erst recht, dass Kompetenzen «vermitteln» schon gar nicht geht. Dass jede und jeder fĂŒr sich «Kompetenz» aufbauen muss, leuchtet unmittelbar ein, auch ohne prĂ€zisere Definition von «Kompetenz», eben weil sie ohne Handeln, ohne Um-Welt-Bezug nicht zu haben ist.
Das hat alles Folgen fĂŒr die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern auf allen Stufen. Es genĂŒgt nicht, sich im eigenen Fachgebiet Expertise anzueignen, es genĂŒgt auch nicht, sich psychologisches und pĂ€dagogisches Wissen anzueignen, es genĂŒgt nicht einmal, in Übungsschulen und Praktika Lehrerhandeln zu trainieren, zumindest dann nicht, wenn zwischen «Theorie» und «Praxis» ungenĂŒgend vermittelt wird (vgl. dazu Oser & Oelkers 2001).
Die Lehrperson ist heute zwar idealerweise immer noch Experte oder Expertin ihres Fachs, aber sie ist vor allem Lernwegbegleiter/in, Coach und Berater/in von Lernenden. Sie muss, anders gewendet, kompetent sein im Arrangieren von Lernumgebungen, in denen die Lernenden selbst ihre Kompetenzen aufbauen können. Ausserdem ist sie auch immer noch als Erziehungsperson gefordert, selbst auf Sekundarstufe II, und hat eine unĂŒberschaubare Anzahl weiterer Aufgaben zu meistern.
Viel aufs Mal, was heute von «professionellen» Lehrpersonen erwartet wird. Sie sollen nicht zuletzt lernfĂ€hig und offen bleiben. Denn professionelles Handeln ist zwar geplantes, absichtsvolles, sinnvolles, reflektiertes, informiertes, wissensgestĂŒtztes Handeln; aber Professionelle mĂŒssen sich auch die FĂ€higkeit bewahren, mit sehr viel Ungewissem, Unplanbarem umzugehen, fĂŒr das es keine bewĂ€hrten und wissenschaftlich abgestĂŒtzten Handlungsmuster gibt. Die Herausforderungen, die sich im Unterrichtsalltag stellen, sind immer wieder anders und neu.
In einer Ausbildung wird es allerdings in erster Linie um das gehen, was sich ĂŒberhaupt «ausbilden» lĂ€sst, um die spezifischen beruflichen Problemstellungen im Lehrberuf – was zunĂ€chst heisst, dass wir uns erst ein Bild oder Modell dieser Problemstellungen machen mĂŒssen. Das in erster Linie ist es, was unser Modell der zehn Handlungsfelder und zugehörigen Kompetenzen von Lehrpersonen in der Berufsbildung leistet, das in diesem Heft vorgestellt wird.
Eine wichtige Frage sei hier nur am Rande gestreift: Wie werden Kompetenzen ĂŒberhaupt aufgebaut? Die Frage steht hier nicht im Mittelpunkt, das wĂŒrde den Rahmen sprengen. Ausserdem gibt es dazu schon eine Menge Publikationen und ausgefeilte Modelle, obwohl die Literatur zum «Lernen» ĂŒberwiegend auf kognitives Lernen fokussiert und sich vergleichsweise wenig auf den «Handlungsaspekt» einlĂ€sst.1
Hier immerhin ein paar Hinweise auf Herausforderungen, die sich beim Kompetenzaufbau stellen können.
→Kompetenzentwicklung hat mit Praxis und Erfahrung zu tun, aber Erfahrung oder Praxis ist zunĂ€chst nicht mehr als dies: Erfahrung, Praxis. Beim kompetenzorientierten Lernen geht es immer auch darum, Handlungsmuster gezielt zu verĂ€ndern, adĂ€quatere Muster zu finden und sich anzueignen. Neues Wissen, auch wenn es gut abgestĂŒtzt ist und völlig plausibel, lĂ€sst sich aber nicht ohne Weiteres in verĂ€ndertes Handeln ĂŒbersetzen. Wie gross die Kluft zwischen Wissen und Handeln sein kann, ist uns aus eigener Erfahrung bekannt: Von der Einsicht, dass Rauchen schĂ€dlich ist, zur Enthaltsamkeit ist oft ein weiter Weg.
→Lehrerhandeln ist hĂ€ufig «Handeln unter Druck» (Diethelm Wahl). Und unter Druck greifen wir bekanntlich gerne auf eingespielte Handlungsmuster und Alltagswissen zurĂŒck. Erschwerend kommt hinzu, dass wir Schule und Unterricht alle aus eigener Erfahrung kennen, «unter Druck» werden wir nicht auf die Modelle und Theorien zurĂŒckgreifen, die wir im Studium oder in Kursen «gelernt» haben, sondern womöglich auf unsere Erfahrungen aus SchĂŒlerperspektive; diese Effekte sind inzwischen auch empirisch untersucht. Damit ist klar, dass es zwischen «Theorie» und «Praxis», zwischen «Wissen» und «Handeln», Vermittlungen, TransformationsvorgĂ€nge braucht.
→Bevor ein Problemlösungsmuster, ein Handlungsmuster verĂ€ndert werden kann, muss es bewusst gemacht werden. Erst damit wird es ĂŒberhaupt bearbeitbar. Der Königsweg zum Ziel fĂŒhrt ĂŒber die Selbstbeobachtung im Alltag, SelbsteinschĂ€tzung, Selbstreflexion, vor dem Hintergrund einer klaren Vorstellung von professioneller Praxis. Reflexion ist aus unserer Sicht ein zentraler Bestandteil der Kompetenzentwicklung. Wesentlich sind ein gezielter Wechsel von theoretischen und praktischen Ausbildungsphasen und die Möglichkeit, beides ineinander zu spiegeln. Ein wichtiges Mittel dafĂŒr kann das Lernjournal oder die Portfolioarbeit sein, die als Bindeglied zwischen Praxis und Theorie dient und die Reflexion anleitet.
→Ebenso wichtig sind aber FremdeinschĂ€tzungen: RĂŒckmeldungen durch Mitstudierende, Dozierende und Praxisausbildner, Supervisoren und Betroffene. Auch die Unterrichtshospitation und das kollegiale Unterrichtscoaching, die spĂ€ter noch vorgestellt werden, gehören im weitesten Sinne in dieses Kapitel.
Feedback ist eines der lernwirksamsten Instrumente im Bereich sozialen Handelns. Dass dies auch fĂŒr den Lehrberuf gilt, wird von der Hattie-Studie bestĂ€tigt: Lehrerfeedback und SchĂŒlerfeedback befinden sich laut Hattie unter den Top 10 der Einflussfaktoren fĂŒr den schulischen Lernerfolg. Dabei muss man sich allerdings immer bewusst sein, dass Feedbacksituationen oft heikel sind. Die Irritation von Selbstbildern kann bedrohlich sein und deshalb hĂ€ufig Abwehr oder Vermeidung auslösen statt Lerneffekte. Das ist der Grund, weshalb es fĂŒr Feedbacks ein geschĂŒtztes und respektvolles Lernklima braucht und klare Regeln.
→Der isolierte Aufbau einzelner Ressourcen hat zwar durchaus seine Berechtigung, bleibt aber in seiner Wirkung beschrĂ€nkt. Kompetenzen werden in einem Zusammenspiel von Wissen, Fertigkeiten und Haltungen aufgebaut. Wichtig sind deshalb methodische Formen, die dieses Zusammenspiel fördern, etwa Experimentieren, intelligentes Üben und Trainieren, Rollenspiele, Microteaching und Microacting, Koping-Gruppen usw.
Die wichtigste Voraussetzung fĂŒr kompetenzorientiertes Lernen ist aber immer dies: dass Sie sich die Lust auf neue ProblemlösefĂ€higkeiten, die Motivation zur VerĂ€nderung bewahren. Denn auch die beste Ausbildungsinstitution kann ihren Lernenden und Studierenden die Entwicklung der eigenen Kompetenzen nicht abnehmen.
2Grundlagen fĂŒr eine Kompetenzorientierung in der Ausbildung von Lehrpersonen in der Berufsbildung
Mit den RahmenlehrplĂ€nen (RLP) von 2006 definierte der Bund erstmals in der Geschichte sogenannte «Standards» fĂŒr Berufsbildungsverantwortliche aller Kategorien2 – einfach formuliert: QualitĂ€tsanforderungen, denen die Ausbildenden in der Berufsbildung mindestens genĂŒgen sollten, zugleich eine Art «Kompetenzprofil», das sie sich in der Ausbildung zum Beruf erwerben: «Die Standards legen die Handlungskompetenzen fest» (BBT 2011, S. 11), ĂŒber die Berufsbildungsverantwortliche am Ende der Ausbildung verfĂŒgen mĂŒssen.
Seit 2006 muss sich jede Institution, die Berufsbildungsverantwortliche ausbildet, vom Bund zertifizieren lassen und nachweisen, dass sie die Vorgaben des Bundes respektiert. Sieben Bildungsziele definierten die RLP vom 1. Mai 2006 – und zu jedem Ziel und fĂŒr jede Kategorie von Berufsbildungsverantwortlichen angepasste Inhalte und Standards.
Kompetenzorientierte StudiengĂ€nge aufbauen und dabei die Standards des Bundes in Ausbildungsinhalte und -formen ummĂŒnzen: Vor dieser Aufgabe stand und steht seit 2006 jede Institution, die Berufsbildungsverantwortliche ausbilden will.
Die RLP selbst liefern dafĂŒr aber nur in sehr begrenztem Mass konkrete Handhabe. Das lĂ€sst sich etwa an Bildungsziel 2 im gĂŒltigen ...

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