LehrerprofessionalitÀt
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LehrerprofessionalitÀt

AnsĂ€tze und Erkenntnisse fĂŒr die FĂ€cher Deutsch und Mathematik

Albert Bremerich-Vos, Andreas Gold, Cornelia Rosebrock, Renate Valtin, Rose Vogel

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AnsĂ€tze und Erkenntnisse fĂŒr die FĂ€cher Deutsch und Mathematik

Albert Bremerich-Vos, Andreas Gold, Cornelia Rosebrock, Renate Valtin, Rose Vogel

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FĂŒr einen strukturierten, die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler kognitiv aktivierenden und konstruktiv unterstĂŒtzenden Fachunterricht ist nicht nur fachliches, fachdidaktisches und pĂ€dagogisch-psychologisches Wissen nötig. Auch Überzeugungen im Hinblick auf die eigene Wirksamkeit, die "Natur" des Fachs und das Lernen, Freude am Fach und am Unterrichten sowie der umsichtige Umgang mit den eigenen Ressourcen spielen eine Rolle. In diesem Buch kommen neben groß angelegten Tests und Befragungen zu diesen Aspekten von LehrerprofessionalitĂ€t auch Fallstudien zur Sprache, vor allem zur Praxis des Deutsch- und Mathematikunterrichts. Es wird ein Bogen geschlagen vom Beginn des Lehramtsstudiums ĂŒber das Referendariat bis hin zur Lehrerfortbildung.

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Informations

Année
2021
ISBN
9783170356474
Édition
1

1          Einleitung

 
 
 
LehrkrĂ€fte in der Schule sind in erster Linie Fachleute fĂŒr das Lehren und Lernen. Sie haben in der Regel mindestens zwei FĂ€cher und Bildungswissenschaften studiert und das Referendariat erfolgreich abgeschlossen. Was macht ihre ProfessionalitĂ€t aus? Wie die Antworten auch immer ausfallen: Auszugehen ist von den mit dem Beruf verbundenen Anforderungen. Deren Festlegung ist zum einen eine Aufgabe der Bildungspolitik. Ihr kommt die Kultusministerkonferenz nach, indem sie »Standards fĂŒr die Lehrerbildung in den Bildungswissenschaften« und »LĂ€ndergemeinsame inhaltliche Anforderungen fĂŒr die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken in der Lehrerbildung« bestimmt und von Zeit zu Zeit aktualisiert. Zum anderen sind die mit der LehrertĂ€tigkeit verbundenen Anforderungen Gegenstand der Diskussion in einer Reihe von wissenschaftlichen Disziplinen, z. B. in der SchulpĂ€dagogik, der Bildungssoziologie, der PĂ€dagogischen Psychologie und in den mit den SchulfĂ€chern korrespondierenden Fachwissenschaften und -didaktiken.
Ewald Terhart (2011) hat vorgeschlagen, drei AnsÀtze zur Bestimmung von ProfessionalitÀt im Lehrerberuf zu unterscheiden:
‱  Im Kontext des berufsbiographischen Ansatzes wird ProfessionalitĂ€t in erster Linie als Entwicklungsproblem aufgefasst. Hier werden etwa Studien- und Berufswahlmotive thematisiert, die Übernahme eines beruflichen Habitus nach dem Referendariat und Fragen, die mit der VerknĂŒpfung von privatem Lebenslauf und beruflichem Werdegang bis zum Ende der BerufstĂ€tigkeit zu tun haben.
‱  Gemeinsam ist Varianten des strukturtheoretischen Ansatzes, dass die beruflichen Anforderungen an LehrkrĂ€fte als in sich widersprĂŒchlich dargestellt werden. Diese WidersprĂŒche können nicht aufgehoben werden. ProfessionalitĂ€t zeigt sich in der FĂ€higkeit, reflektiert mit ihnen umzugehen und dabei jederzeit ein Scheitern vor Augen zu haben.
‱  Vertreter eines kompetenztheoretischen Ansatzes bemĂŒhen sich um die Bestimmung des fachlichen, fachdidaktischen und pĂ€dagogischen Wissens und Könnens von LehrkrĂ€ften, ihrer Überzeugungen und weiterer ihrer Merkmale mit dem Ziel, deren Beitrag zu Effekten auf SchĂŒlerseite nachzuweisen, u. a. zum Lernerfolg.
Wie mit jedem Versuch, ein Forschungsfeld ĂŒberschaubar zu machen, sind mit Terharts Vorschlag Vor- und Nachteile verbunden. FĂŒr ihn spricht z. B., dass sich BeitrĂ€ge zum struktur- und zum kompetenztheoretischen Ansatz auch in methodischer Hinsicht deutlich unterscheiden.
Alle Arbeiten, die sich dem strukturtheoretischen Ansatz zuordnen lassen, sind qualitativ, hermeneutisch bzw. rekonstruktiv ausgerichtet und primĂ€r soziologisch zu verorten. Nachteilig wĂ€re es aber, wĂŒrde man nur sie berĂŒcksichtigen. Denn es gibt auch andere qualitative Studien zu Aspekten von LehrerprofessionalitĂ€t, die nicht strukturtheoretisch, sondern z. B. gesprĂ€chsanalytisch oder ethnographisch ausgerichtet sind.
Der kompetenztheoretische Ansatz hat seine Wurzeln in der Psychologie, u. a. in der Expertiseforschung. In den einschlĂ€gigen Arbeiten werden in der Regel nicht wenige »FĂ€lle« interpretiert, sondern große Gruppen getestet bzw. befragt und die Befunde werden quantitativ-statistisch ausgewertet.
Anders als die Publikationen zu diesen beiden AnsÀtzen sind diejenigen, die man nach Terhart dem berufsbiographischen Ansatz zuordnen könnte, in methodischer Hinsicht disparat, d. h. einmal quantitativ, einmal qualitativ ausgerichtet. Deshalb folge ich in diesem Punkt seinem Vorschlag nicht, greife aber Fragestellungen, um die es hier geht, an verschiedenen Stellen auf. Auch im von Terhart, Bennewitz & Rothland herausgegebenen »Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf« (2014) wird nicht von einem berufsbiographischen Ansatz gesprochen. Es enthÀlt aber u. a. einen Beitrag zum sogenannten Persönlichkeitsansatz. Persönlichkeit wird hier als »Ensemble relativ stabiler Dispositionen« (Mayr, 2014, S. 191) verstanden und es wird u. a. gefragt, ob Personenmerkmale zu finden sind, die zur ErklÀrung des Erfolgs von LehrkrÀften beitragen. In Kapitel 2.3 dieses Buchs wird auf diesen Ansatz eingegangen.
Die Forschung zur LehrerprofessionalitĂ€t ist ein weites, fĂŒr einen Einzelnen m. E. mittlerweile zu weites Feld, um mit dem alten Briest aus Fontanes Roman zu sprechen. Deshalb waren in mehrfacher Hinsicht BeschrĂ€nkungen angezeigt:
‱  Von Ausnahmen abgesehen, kommen hier Studien aus den letzten 15 Jahren zur Sprache.
‱  Zwar ist die internationale Diskussion lebhaft und verzweigt, ich konzentriere mich aber auf Texte in deutscher und englischer Sprache, die von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Deren Auswahl ist subjektiv – aber nur zum Teil. Es gibt nĂ€mlich einige »Meilensteine«, d. h. Publikationen, die fĂŒr die Debatte ĂŒber LehrerprofessionalitĂ€t besonders anregend waren und sind.
   Wenn die Studien zur LehrerprofessionalitĂ€t nicht wie hĂ€ufig bildungswissenschaftlich orientiert sind, sondern einen Fachbezug haben, dann dominiert die Mathematik. Wollte man eine Rangliste aufstellen, dann kĂ€men an zweiter Stelle die naturwissenschaftlichen und erst dann geisteswissenschaftliche FĂ€cher. Mir als Deutschdidaktiker liegt das Fach Deutsch besonders am Herzen. Deshalb konzentriere ich mich im Folgenden im Wesentlichen auf Arbeiten zu (zukĂŒnftigen) Mathematik- und DeutschlehrkrĂ€ften.
‱  Ausgespart sind Arbeiten zu LehrkrĂ€ften, die Mathematik oder Deutsch in der Grundschule unterrichten. Im Zentrum stehen Studien zu Sekundarstufenlehrerinnen und -lehrern.
‱  LehrkrĂ€fte haben nicht nur zu unterrichten, sondern z. B. auch Eltern zu beraten und sich an der Entwicklung ihrer Schule zu beteiligen. Hier steht das Unterrichten im Zentrum, aber einige seiner Aspekte bleiben ausgespart. So bleibt z. B. ausgeklammert, was professionelles Handeln im Zeichen von Inklusion und Digitalisierung ausmachen könnte. FĂŒr eine mehr als oberflĂ€chliche Erörterung dieser Fragen fehlte der Platz.
Klaus-JĂŒrgen Tillmann (2014, S. 314) resĂŒmierte, nachdem er mehrere BeitrĂ€ge zum Stand der Forschung zum Lehrerberuf knapp referiert und kommentiert hatte, ernĂŒchtert, dass sich die Verfechter eines qualitativen Ansatzes auf der einen und diejenigen, die einen primĂ€r quantitativen Zugang bevorzugen, auf der anderen Seite wenig zu sagen hĂ€tten. »Dies bestĂ€tigt die These, dass es hier offensichtlich zwei klar voneinander getrennte wissenschaftliche Arenen mit deutlich anderen Akteuren gibt, die sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit kaum aufeinander beziehen.« Es gibt zwar einige Versuche, BrĂŒcken zu bauen, aber Tillmanns Fazit hat im Großen und Ganzen auch heute noch Bestand. Ich habe mich bemĂŒht, beiden »Richtungen« gerecht zu werden, mich von Fall zu Fall aber auch nicht vor Wertungen gescheut.

2 Wer will Lehrkraft werden und warum?

Handelt es sich bei Lehramtsstudierenden um eine Negativauswahl, um eine Gruppe also, die durchschnittlich schlechtere Abiturnoten hat als andere Studierende? Was lĂ€sst sich ĂŒber ihre kognitiven Eingangsvoraussetzungen sagen und welchen Einfluss haben sie auf ihre Leistungen in spĂ€teren Phasen der Ausbildung? Welche Interessen und Berufswahlmotive lassen sich ausmachen? Welche Bedeutung haben Persönlichkeitsmerkmale fĂŒr die Wahl eines Lehramtsstudiums, aber auch fĂŒr berufliches Befinden? Auf diese Fragen wird im Folgenden eingegangen. Studien, in denen es um die soziale Herkunft von Lehramtsstudierenden und LehrkrĂ€ften und darum geht, in welchem Ausmaß der Lehrerberuf sozial »vererbt« ist, bleiben hier außer Betracht (s. dazu Rothland, 2014, S. 321–329).

2.1 Kognitive Voraussetzungen zu Studienbeginn und ihr Einfluss auf Testergebnisse und Abschlussnoten

Es ist weitgehend unbestritten, dass die Abiturdurchschnittsnote der beste EinzelprĂ€diktor fĂŒr den Studienerfolg ist. Im Mittel werden Korrelationen der Durchschnittsnote und spĂ€teren fachspezifischen Leistungen im Verlauf des Studiums und vor allem in Form von Studienabschlussnoten um r = .40 berichtet (Gold & Souvignier, 2005, S. 215). Klusmann, Trautwein, LĂŒdtke, Kunter & Baumert (2009) erhoben im Rahmen einer LĂ€ngsschnittstudie in Baden-WĂŒrttemberg im letzten Jahr der gymnasialen Oberstufe die kognitive GrundfĂ€higkeit, mathematisches Wissen, Englischkenntnisse und Abiturnoten von 4730 SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern. Zwei Jahre spĂ€ter verglichen sie die Befunde anhand einer Teilstichprobe von Studierenden, und zwar differenziert nach nichtgymnasialem (209 an PĂ€dagogischen Hochschulen Studierenden) und gymnasialem Lehramt (119 an UniversitĂ€ten Studierenden) auf der einen Seite und anderen, nicht lehramtsbezogenen StudiengĂ€ngen an UniversitĂ€ten (N = 1418) und Fachhochschulen bzw. Berufsakademien (N = 505) auf der anderen Seite. Die Abiturnoten der Studierenden des Gymnasiallehramts und der »Nicht-LehrĂ€mtler« an UniversitĂ€ten waren die besten und unterschieden sich nicht, am schwĂ€chsten und mit deutlichem Abstand (eine halbe Notenstufe) schnitten die nichtgymnasialen Lehramtsstudierenden ab (ebd., S. 271). Der Unterschied der Mittelwerte der beiden Lehramtsgruppen betrug, in EffektstĂ€rken d nach Cohen ausgedrĂŒckt, 0.99, machte also eine ganze Standardabweichung aus.1 Analog, wenn auch nicht durchgĂ€ngig so deutlich, fielen die Ergebnisse bei den anderen Leistungsindikatoren (kognitive GrundfĂ€higkeit, Mathematik und Englisch) aus. Wurden nur gymnasiale Lehramtsstudierende mit MINT-FĂ€chern mit anderen Studierenden verglichen, die MINT ohne Lehramtsbezug studierten, ergaben sich keine Unterschiede im kognitiven Bereich, ebenfalls nicht beim Vergleich von Lehramtsstudierenden und anderen Studierenden, die keine MINT-FĂ€cher studierten (Roloff Henoch, Klusmann, LĂŒdtke & Trautwein, 2015a).
Blömeke (2009) berichtete ĂŒber eine lĂ€ngsschnittlich angelegte Studie, in deren Rahmen u. a. die Abiturdurchschnittsnoten von 609 Absolventinnen und Absolventen eines Diplom-Studiums in Mathematik und 483 Mathematik-GymnasiallehrkrĂ€ften erhoben wurden. Unterschiede waren hier nicht auszumachen.
Damit wurden Ă€ltere Befunde von Gold & Giesen (1993) weitgehend bestĂ€tigt, die ebenfalls zunĂ€chst SchĂŒlerinnen und SchĂŒler im Hinblick auf fachliches Wissen und Intelligenz getestet, die Abiturnote erfragt und in der Folge Teilstichproben dieser SchĂŒlerinnen und SchĂŒler untersucht hatten, die nun Studierende waren. Die »Gymnasialen« hatten bessere Testergebnisse und Abiturnoten vorzuweisen als Studierende der Sekundarstufe I, der Haupt-, Grund- und Sonderschule. Auch hier ergaben sich fĂŒr die Gymnasialen und Diplom- und Magisterstudierende der gleichen Fachrichtung (Mathematik und Naturwissenschaften, Sprachen und andere Geisteswissenschaften) keine bedeutsamen Unterschiede.
Gold & Giesen (1993) und Klusmann et al. (2009) unterschieden nur gymnasiale und nicht-gymnasiale Lehramtsstudierende. Spinath, van Ophuysen & Heise (2005) differenzierten anhand einer Stichprobe Dortmunder Studierender bei den Nicht-Gymnasialen und berichteten u. a. separate Ergebnisse fĂŒr Studierende der LehrĂ€mter fĂŒr die Primarstufe, der Sekundarstufe I und der SonderpĂ€dagogik. Sie setzten den Grundintelligenztest CFT 3 (Weiss, 1971) ein und fanden heraus, dass sich Primarstufen- und Sekundarstufen-II-Studierende nicht unterschieden. Sekundarstufen-I-Studierende schnitten deutlich, wenn auch nicht signifikant schlechter ab, Studierende der SonderpĂ€dagogik markant besser (ebd., S. 191).
Diesen anhand einer kleinen Stichprobe ermittelten Befund konnte Neugebauer (2013) nicht bestĂ€tigen. Er untersuchte die Angaben von fast 15 000 Personen, die vom HIS-Institut fĂŒr Hochschulforschung kurz nach Erhalt ihrer Hochschulzugangsberechtigung postalisch befragt worden waren. Verglichen werden konnten die Abiturdurchschnittsnoten von (zukĂŒnftigen) Studierenden des Lehramts am Gymnasium (n = 843), der LehrĂ€mter fĂŒr Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschule (n = 1028) und Nicht-Lehramtsstudierender an UniversitĂ€ten (n = 9813) und Fachhochschulen (n = 3131). Es ergab sich, dass die Nicht-Lehramtsstudierenden an UniversitĂ€ten die besten Abiturnoten hatten (2,21). Sie unterschieden sich nicht signifikant von denen der Gymnasialen (2,25). FH-Studierende schnitten signifikant schlechter ab (2,42), am schlechtesten die nicht-gymnasialen Lehramtsstudierenden (2,62), bei denen die internen Unterschiede nicht oder kaum ins Gewicht fielen. Der Unterschied zwischen Gymnasialen und Nicht-Gymnasialen kann als mittlerer Effekt (d= 0.59) verstanden werden (ebd., S. 170f.).
Im Rahmen des interdisziplinĂ€ren Projekts TEDS-LT (Blömeke et al., 2011) wurden u. a. die Abiturdurchschnittsnoten von 588 Deutsch- und 453 Mathematikstudierenden erhoben und nach Schulformen differenziert. In Mathematik unterschieden sich die Noten der Studierenden fĂŒr das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen um eine halbe Notenstufe von denen der Haupt- und Realschul-Studierenden, in Deutsch um 0,3 Notenpunkte. Bei den fachspezifischen Tests im dritten bis fĂŒnften Semester schnitten Gymnasiale in Literaturwissenschaft und Linguistik um etwa eine halbe Standardabweichung besser ab als die Nicht-Gymnasialen, die Differenzen bei Arithmetik und Algebra waren noch markanter und betrugen fast eine Standardabweichung. Wurden weitere Hintergrundmerkmale kontrolliert, ging in beiden FĂ€chern ein um eine Note besseres Abiturergebnis mit einer um eine halbe Standardabweichung besseren Testleistung einher (Blömeke & Buchholtz, 2011, S. 189, S. 192).
FĂŒr Referendarinnen und Referendare, die ĂŒberwiegend Mathematik studiert hatten, ergab die Studie COACTIV-R, an der 856 LehramtsanwĂ€rterinnen und -anwĂ€rter teilnahmen, dass ihre Abiturgesamtnoten nicht von denen anderer Abiturientinnen und Abiturienten (im Schuljahr 2004/05) abwichen. Erneut unterschieden sich aber die Noten der angehenden GymnasiallehrkrĂ€fte von den Noten derer, die ein Lehramt an Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen anstrebten, und zwar betrĂ€chtlich, d. h. um mehr als eine Standardabweichung (Cohens d = 1,22). Auch die Werte beim Kognitiven FĂ€higkeitstest (KFT) fielen zugunsten der Gymnasialen aus, wenn auch weniger deutlich (Klusmann, 2011a, S. 299).
FĂŒr einen Teil der COACTIV-R-Stichprobe wurden nicht nur kognitive GrundfĂ€higkeit und Abiturnoten erhoben, sondern auch die Studienabschlussnoten in Mathematik und die Abschlussnoten des Vorbereitungsdienstes. DarĂŒber hinaus schĂ€tzten SchĂŒlerinnen und SchĂŒler von 190 (von insgesamt 242) LehramtsanwĂ€rterinnen und -anwĂ€rtern die QualitĂ€t ihres Unterrichts in den drei Dimensionen kognitive Aktivierung, KlassenfĂŒhrung und UnterstĂŒtzung ein (
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Kap. 7). Hinzu kam eine Stichprobe von 668 Referendarinnen und Referendaren aus NRW, deren FĂ€cherspektrum breit war. Auch bei ihnen wurden Abiturnoten und Abschlussnoten nach ...

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