Teil B Volks- und betriebswirtschaftliche Beratungsgrundlagen
1 Volkswirtschaftliche Beratungsgrundlagen
1.1 EinfĂŒhrung
Wir als Berater sind fĂŒr den Wohlstand unserer Kunden mitverantwortlich. Gelingt es uns, vielen Kunden mehr Wohlstand zu vermitteln, dann stellt sich auch fĂŒr uns der Wohlstand ein. Doch woher wissen wir, was unsere Kunden unter Wohlstand verstehen?
Der Begriff des Wohlstandes hat sich in den letzten Jahrhunderten immer wieder stark verĂ€ndert und wird sich auch weiterhin verĂ€ndern. Der Begriff Wohlstand kann durch ethische und religiöse Normen (immaterielle Aspekte) bestimmt sein. Unsere Aufgabe ist es aber, uns stĂ€rker auf die wirtschaftlichen, also die materiellen Aspekte zu konzentrieren. Unser Ziel als Berater ist es, dass unsere Kunden stets ausreichend Geld zur Erreichung von Zielen zur VerfĂŒgung haben. DafĂŒr benötigen wir nicht nur profunde Produktkenntnisse, sondern mĂŒssen auch die wirtschaftlichen GesamtzusammenhĂ€nge erkennen, um ggf. darauf reagieren zu können.
1.2 Geld und Vertrauen
Vor tausenden von Jahren lebten die Menschen als JĂ€ger und Sammler von dem, was sie durch die Jagd erlegten oder von den BĂ€umen und StrĂ€uchern ernten konnten. Jede Familie, jeder Stamm sorgte selbst fĂŒr die eigenen GrundbedĂŒrfnisse der Mitglieder dieser Gemeinschaft. Ob es das Essen oder Trinken war, die Unterkunft oder die Kleidung.
Im Laufe der Jahre kam es zu einer immer weiterfĂŒhrenden Spezialisierung zur Befriedigung der unterschiedlichen BedĂŒrfnisse. Der Bauer lieferte Milch, der JĂ€ger Fleisch, der Schneider Kleidung. Ab dieser Zeit tauschten die Menschen ihre Waren oft untereinander. Dabei erwies sich der Tausch âWare gegen Wareâ als umstĂ€ndlich. Bestimmte Waren bekamen dann die Funktion, dass diese stets als Tauschmittel akzeptiert wurden. Dabei wurde oft nicht tatsĂ€chlich in dieses âWarengeldâ getauscht, sondern es entstanden mit diesem Warengeld bewertete Forderungen und Verbindlichkeiten.
Dieses Geld wurde also immer abstrakter und der Tauschhandel funktionierte so lange, wie man darauf vertrauen konnte, fĂŒr sein âGeldâ jederzeit wieder gleichwertige Waren oder Dienstleistungen zu erhalten. Und das gilt bis heute. Geld hat selbst keinerlei Wert! Wir vertrauen aber darauf, fĂŒr dieses Geld spĂ€ter einen Gegenwert zu erhalten. Geld und Vertrauen sind damit ein Geschwisterpaar, das untrennbar miteinander verbunden ist.
1.3 Realwirtschaft und Finanzwirtschaft
Kapital und Geld sind grundsĂ€tzlich zwei verschiedene Dinge, die aber in der Ăffentlichkeit oft nicht ausreichend unterschieden werden. Die Unterscheidung ist fĂŒr einen Anlageberater aber durchaus interessant. Daher finden Sie im Folgenden einen kurzen Abriss zu dem Thema âKapitalâ.
Um Waren und Dienstleistungen herzustellen benötigt jede Gesellschaft grundsĂ€tzlich drei âDingeâ, die sog. Produktionsfaktoren: Arbeit, Boden und Kapital.
Beispiel:
Das lĂ€sst sich an einem Schneider sehr schnell nachvollziehen. Er braucht einen Raum, der sich auf einem GrundstĂŒck befindet (Boden). In diesem Raum sitzt er und arbeitet (Arbeit). Je bessere Arbeitsmittel er hat (NĂ€hmaschine, aber auch Arbeitsmaterial wie Faden und Stoffe), desto mehr, schneller und hochwertiger kann er Kleider, Hemden und AnzĂŒge usw. produzieren.
An dem Beispiel wird deutlich, dass Kapital im eigentlichen Sinne kein Geld ist, sondern dass es bei Kapital um Produktionsmittel geht. Wenn jemand âGeldâ anlegt, so entscheidet er sich letztlich dazu, sein Geld nicht fĂŒr den Konsum auszugeben. Er kauft also kein Essen, keine Reisen oder technischen GerĂ€te. Stattdessen kauft er damit Produktionsmittel bzw. gibt das Geld anderen Personen, die davon Produktionsmittel kaufen. In unserem Beispiel wĂŒrde der Anleger dem Schneider das Geld geben, damit dieser eine noch bessere NĂ€hmaschine kaufen kann. Mit diesen Produktionsmitteln werden dann weitere GĂŒter oder Dienstleistungen produziert.
Dieser Konsumverzicht ist fĂŒr den Anleger unter zwei Gesichtspunkten sinnvoll:
âȘ Er erhĂ€lt spĂ€ter sein Geld zurĂŒck und kann dann entsprechend konsumieren. Ursache: Er hat eventuell jetzt gar kein KonsumbedĂŒrfnis, weiĂ aber, dass er es spĂ€ter haben wird.
âȘ Er erhĂ€lt eine EntschĂ€digung fĂŒr seinen zeitweiligen Konsumverzicht. Das heiĂt, dass er von den Produkten, die mit dem Kapital hergestellt werden können, einen Teil bekommt bzw. von dem Verkaufserlös einen Teil bekommt. Dabei handelt es sich um Zinsen oder Gewinnanteile.
WĂŒrde jeder mengenmĂ€Ăig genau den Wert konsumieren, den er selbst produziert, so gĂ€be es keine Möglichkeit, Produktionsmittel zu finanzieren. FĂŒr die Volkswirtschaft ist der Konsumverzicht damit zwingende Voraussetzung, damit Produktionsmittel ĂŒberhaupt hergestellt werden können.
Hinweis:
Sparen ist also zwingende Voraussetzung dafĂŒr, das Investitionen möglich sind!
Die Produktionsfaktoren, die im Produktionsprozess eingesetzt werden, sind begrenzt und damit ist auch die Produktion von GĂŒtern und Dienstleistungen begrenzt. Die begrenzten GĂŒter werden daher auch als knappe GĂŒter bezeichnet. Daneben gibt es sogenannte âfreieâ GĂŒter. Freie GĂŒter stehen den Menschen in unbegrenzter Menge kostenlos zur VerfĂŒgung. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass selbst diese âfreienâ GĂŒter wie z. B. Wasser oder saubere Luft knapp werden können und dann werden auch diese ehemals freien GĂŒter etwas kosten.
FĂŒr uns als Berater sind die möglichen Entwicklungen dieser Produktionsfaktoren zur Herstellung von GĂŒtern wichtig, denn je knapper ein dringend und nicht ersetzbarer Produktionsfaktor (z. B. Boden, Arbeit oder Kapital) ist, desto höher wird die Gegenleistung fĂŒr die Bereitstellung sein. Anders ausgedrĂŒckt: Je knapper ein Gut ist und je stĂ€rker es nachgefragt wird, desto mehr Geld kann man mit dem Gut verdienen.
Knappe GĂŒter
1.3.1 Wirtschaftskreislauf
Welche Akteure werden in der Wirtschaft unterschieden und was sind deren wirtschaftlichen Aufgaben? Die Rolle von Unternehmen wird durch den Wirtschaftskreislauf sehr deutlich!
Wie immer in der Wirtschaftslehre versucht man zunÀchst ein ganz simples Mode...