Digitalisierung der Immobilienwirtschaft
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Digitalisierung der Immobilienwirtschaft

GĂŒnter Vornholz

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Digitalisierung der Immobilienwirtschaft

GĂŒnter Vornholz

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  • Neue GeschĂ€ftsmodelle und -prozesse in der Immobilienwirtschaft

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Informations

Année
2019
ISBN
9783110576740
Édition
1
Sous-sujet
Real Estate

1 Einleitung

Megatrends verĂ€ndern die Lebens- und Arbeitswelten der Menschen und das gilt in besonderem Maße fĂŒr den Megatrend der Digitalisierung (digitalen Transformation), der ebenso gesellschaftliche Entwicklungsprozesse beeinflusst und seine nachhaltigen Spuren in der Immobilienbranche hinterlassen wird. Die rasante Entwicklung neuer Technologien und der Eintritt von neuen Wettbewerbern mit innovativen GeschĂ€ftsmodellen fĂŒhren dazu, dass die MĂ€rkte sich stĂ€ndig verĂ€ndern. Digitalisierung und Immobilien klingen zunĂ€chst wie ein Widerspruch. Immobilien reprĂ€sentieren die reale und nicht die virtuelle, digitale Welt. Gleichwohl sind die Immobilien sehr gut geeignet fĂŒr technische Innovationen, wie die zahlreichen Neuerungen sowohl bei den Immobilien selbst als auch bei den Dienstleistungen und Produkten rund um die Immobilie zeigen.
Die Digitalisierung bringt Chancen und Vorteile mit sich, der digitale Wandel stellt jedoch insbesondere fĂŒr Unternehmen eine riesige Herausforderung dar. Digitale Technologien können ĂŒber neue GeschĂ€ftsmodelle und mithilfe von Prozessoptimierungen zu Wertsteigerungen fĂŒhren. Unternehmen sind in der Pflicht, ihre GeschĂ€ftsprozesse und -modelle stĂ€ndig infrage zu stellen und zu optimieren, da ansonsten der Verlust der WettbewerbsfĂ€higkeit droht. Doch die VerĂ€nderungen in der Immobilienwirtschaft stehen nach wie vor erst am Anfang. Die Digitalisierung wird sich langfristig in allen Bereichen auswirken. Sie verĂ€ndert KonsumbedĂŒrfnisse, Kundenbeziehungen, Prozesse und letztendlich Erzeugnisse und Dienstleistungen. Aber auch die Immobilien selbst erfahren durch die digitale Transformation einen VerĂ€nderungsprozess.
ZunĂ€chst wird im Kapitel 2 auf die verschiedenen Megatrends eingegangen und diese erlĂ€utert sowie abgegrenzt. Diese Trends, die sich aus ökonomischen, gesellschaftlichen und technischen Aspekten zusammensetzen, bilden den Rahmen fĂŒr die langfristigen VerĂ€nderungen – auch – in der Immobilienwirtschaft. Der fĂŒr dieses Buch wesentliche Megatrend stellt die dar, die Digitalisierung in Kapitel 3 definiert und abgegrenzt wird. Ausgehend davon werden die fĂŒr die Immobilienökonomie wesentlichen Teilbereiche der digitalen Transformation identifiziert. Digitalisierung ist der Leitbegriff fĂŒr eine Vielfalt von technischen Entwicklungen, die zum einen in Basistechnologien und zum anderen in die darauf aufbauenden Technologien unterschieden werden können. Es werden hier nur die Technologien betrachtet, die fĂŒr die Immobilienwirtschaft wesentliche EinflĂŒsse haben.
Im Kapitel 4 werden die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Immobilienwirtschaft und damit deren Folgen fĂŒr die GeschĂ€ftsmodelle und GeschĂ€ftsprozesse der Unternehmen analysiert. So werden auf der einen Seite die Unternehmen dieser Branche davon betroffen sein. Sie können mithilfe der Digitalisierung sowohl ihre GeschĂ€ftsmodelle als auch ihre GeschĂ€ftsprozesse evolutionĂ€r verĂ€ndern oder revolutionĂ€r neu aufstellen. Es sind ökonomisch erfolgreiche neue GeschĂ€ftsmodelle und effizientere GeschĂ€ftsprozesse gefordert. Die digitale Transformation bezieht sich auf den kompletten Lebenszyklus von Immobilien, von der Projektentwicklungs- ĂŒber die Nutzungs- bis hin zur Verwertungsphase, bei Investments und Finanzierungen.
In den Kapiteln 6 bis 8 wird analysiert, wie die Digitalisierung sich auf die wesentlichen Teil- bzw. ObjektmĂ€rkte auswirkt und welche kurz- bis langfristigen Trends zu erwarten sind. Die Effekte unterscheiden sich entscheidend hinsichtlich der betrachteten ImmobilienmĂ€rkte. Es werden jeweils kurz die traditionellen Formen dargestellt, um dann die digital verĂ€nderten Modelle und Prozesse zu beschreiben. Jeweils unterschiedliche Technologien wirken sich dabei aus. WĂ€hrend bei der Analyse des Immobilien-Investmentmarktes nur auf die sich verĂ€ndernden GeschĂ€ftsmodelle und -prozesse eingegangen wird, werden bei den BĂŒro-, Einzelhandels- und WohnimmobilienmĂ€rkten auch die Auswirkungen auf potenzielle StandortverĂ€nderungen und die Effekte auf die GebĂ€ude selbst und deren Ausstattungen (Smart Building) bewertet.

2 Megatrends

Die langfristigen Entwicklungen oder Entwicklungsmuster werden in der Trendforschung als „Megatrends“ bezeichnet.1 Ein Trend ist dabei definiert als VerĂ€nderungsbewegung bzw. Wandlungsprozess, wobei es unterschiedliche Erscheinungsformen von Trends gibt.
Exkurs: Verschiedene Trends
In der Trend- oder Zukunftsforschung wird zwischen verschiedenen AusprÀgungen von VerÀnderungsprozessen unterschieden, die sich je nach IntensitÀt und Fristigkeit ergeben:
  • – Kurzfristig zeigen sich Produkt- oder Modetrends, die auch nur eine geringe Wirksamkeit haben.
  • – Danach kommen Konsum- und Zeitgeisttrends, bei denen es sich um kurz- bis mittelfristige VerĂ€nderungen handelt, die sich hauptsĂ€chlich auf die Bereiche der Konsum- und Produktwelten auswirken.
  • – Ebenso lang wirken soziokulturelle Trends, die die LebensgefĂŒhle von Menschen ausdrĂŒcken.
  • – Die nĂ€chste Gruppe sind die Megatrends, die in diesem Kapitel analysiert werden.
  • – Ein Metatrend weist einen sehr langfristigen und dynamischen, evolutionĂ€ren Charakter auf, wie er in der Natur anzutreffen ist. Es sind Trends, die die lĂ€ngste zeitliche AusprĂ€gung haben.
In diesem zweiten Kapitel werden die verschiedenen Megatrends analysiert. Nach den ökonomischen (Kapitel 2.1) werden die gesellschaftlichen Megatrends (Kapitel 2.2) untersucht. Dabei werden die jeweils wesentlichen Subtrends erklĂ€rt, wĂ€hrend in der Literatur deutlich mehr Trends beschrieben werden. Im dritten Teilbereich wird auf die technischen Megatrends eingegangen, zu der auch die Digitalisierung gehört. In dem dazugehörenden Unterkapitel werden zunĂ€chst Technologien und die dazugehörenden Innovationen voneinander abgegrenzt. Schließlich werden in diesem Kapitel auch die Unterschiede zwischen evolutionĂ€ren (inkrementellen) und revolutionĂ€ren (disruptiven) Innovationen aufgezeigt.
Der Begriff Megatrend wurde Anfang der 1980er-Jahre vom amerikanischen Zukunftsforscher John Naisbitt geprĂ€gt und beschreibt einen langfristigen, tief greifenden Trend, der deutliche gesellschaftliche, politische, technische und/oder wirtschaftliche VerĂ€nderungen mit sich bringt. Ein Megatrend beeinflusst darĂŒber hinaus das gesellschaftliche Weltbild, die Werte und das Denken. Dieser beschreibt dabei allgemein zunĂ€chst die langfristige Richtung einer Entwicklung, auf dessen Basis dann eine Prognose erstellt werden kann. Kurzfristige Abweichungen von diesem Pfad beeinflussen dabei nicht die grundsĂ€tzliche Richtung. Weiterhin kann es gleichzeitig jederzeit gegenlĂ€ufige Trends geben, die aber ĂŒblicherweise nur kurzfristig oder fĂŒr Teilbereiche gelten. Es werden auf der Grundlage von historischen Gegebenheiten oder Daten Aussagen ĂŒber zukĂŒnftig wahrscheinliche Entwicklungen getroffen.
Megatrends weisen drei zentrale Merkmale auf. Megatrends sind erstens langjÀhrige VerÀnderungen. Im Unterschied zu kurzfristigen Trends zeichnen sich Megatrends durch die charakteristische Eigenschaft der Langfristigkeit aus. In der heutigen Trendforschung wird zumeist davon ausgegangen, dass ein Megatrend mehrere Jahrzehnte anhÀlt. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass sich diese Trends relativ gut abschÀtzen lassen.
Megatrends sind nicht nur gekennzeichnet durch ihre langfristigen Wirkungen, sondern zweitens durch das breite Spektrum an Bereichen, die sie beeinflussen. Megatrends verĂ€ndern nicht nur einzelne Segmente oder Bereiche des sozialen Lebens oder der Wirtschaft, sondern betreffen ganze Gesellschaften. Die einzelnen Regionen oder Kulturen werden allerdings nicht alle zur gleichen Zeit in Ă€hnlicher Weise beeinflusst, sodass Megatrends unterschiedliche globale „Verteilungsmuster“ aufweisen. Er ist nicht auf einzelne Lebensbereiche einer Gesellschaft beschrĂ€nkt, sondern wirkt sich in unterschiedlicher StĂ€rke auf verschiedenste Felder aus. Diese umfassen langfristige soziale, ökonomische, politische und technologische Bereiche, die die Entwicklung einer Gesellschaft grundlegend prĂ€gen.
Megatrends sind drittens in einer vernetzten Welt zunehmend globale PhĂ€nomene, wobei sie gleichzeitig synchron und asymmetrisch verlaufen. Ein Megatrend vereint dabei eine Vielzahl verschiedener Einzeltrends. Oft können die Megatrends nicht scharf voneinander abgegrenzt werden, sondern vermischen sich miteinander. Megatrends sind nicht konstant, sondern sie entwickeln sich dynamisch. Dennoch können durchweg ĂŒbereinstimmende Tendenzen festgestellt werden, deren IntensitĂ€t aber nach Regionen abweichen kann. Es zeigt sich, dass sich unterschiedliche, teils sogar widersprĂŒchliche Megatrends ĂŒberlagern und dass sie in verschiedenen Regionen der Welt und in verschiedenen sozialen Milieus unterschiedlich wirken können. Manche Trends sind erst in der Anbahnungsphase und ihr Einfluss nimmt noch zu, andere haben ihren Zenit schon ĂŒberschritten und werden zukĂŒnftig an Bedeutung verlieren. In der Literatur gibt es unterschiedliche Auffassungen darĂŒber, welche Megatrends es gibt und wie ihre Bedeutung ist. In der Abbildung 2.1 sowie in den kommenden drei Unterkapiteln sind die Megatrends in drei verschiedenen Kategorien dargestellt.
Abb. 2.1: Kategorien von Megatrends; Quelle: eigene Darstellung.
Megatrends eignen sich daher insgesamt hervorragend, um denkbare zukĂŒnftige VerĂ€nderungen in der Immobilienwirtschaft und auf den ImmobilienmĂ€rkten zu erlĂ€utern. Ein Megatrend wird somit fundamental und grundlegend das Angebot und die Nachfrage nach Immobilien beeinflussen. Megatrends sind demnach fundamentale Werttreiber fĂŒr die Immobilien. So können mögliche Entwicklungen quantitativer und qualitativer Art abgeschĂ€tzt werden. Megatrends stellen die grundsĂ€tzlichen Werttreiber fĂŒr Immobilien dar. Die VerĂ€nderungen der Einflussfaktoren fĂŒhren dazu, dass sich die Werte der Immobilien nachhaltig verĂ€ndern werden.

2.1 Ökonomische Megatrends

Die wirtschaftliche Entwicklung der Gesamtwirtschaft stellt wesentliche Rahmenbedingungen fĂŒr die Immobilienwirtschaft. Von daher wird zu Beginn auf die Prognose der langfristigen Trends eingegangen. Bedeutende EinflĂŒsse ergeben sich aufgrund der Globalisierung und der Liberalisierung. Die ökonomische Entwicklung selbst weist zum einen den Trend zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft auf ebenso wirkt sich die Einstellung der Arbeitnehmer (New Work) auf die langfristige Entwicklung auf.

2.1.1 Wirtschaftsentwicklung

Grundlegende VerĂ€nderungen fĂŒr die Immobilienwirtschaft werden sich durch die wirtschaftliche Entwicklung ergeben, die ĂŒblicherweise mithilfe des Indikators Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen wird. Das ökonomische Leistungsniveau und das wirtschaftliche Wachstum einer Volkswirtschaft sind der realwirtschaftliche Rahmen, innerhalb dessen sich das Marktgeschehen auf den ImmobilienmĂ€rkten vollzieht. Sie beeinflussen langfristig direkt und indirekt sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsbedingungen und somit die Mieten sowie Preise bzw. Werte von Immobilien.
Das langfristige BIP-Wachstum wird von den verfĂŒgbaren Produktionsfaktoren, d. h. ArbeitskrĂ€fte, Kapitalausstattung und Infrastruktur sowie vom technologischen Fortschritt (ProduktivitĂ€t) bestimmt. FĂŒr die kommenden Jahre ist – unabhĂ€ngig von konjunkturellen Entwicklungen – insgesamt mit einem weiteren Wachstum der Weltwirtschaft zu rechnen. Dabei wird wie bisher die Entwicklung in den SchwellenlĂ€ndern insgesamt dynamischer als in den IndustrielĂ€ndern ausfallen. Deutschland wird aufgrund des erreichten hohen BIP-Niveaus eher unterdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen, die je nach Annahmen jĂ€hrlich zwischen 1 und 2 % liegen werden. Dabei ist im Zeitablauf zunĂ€chst von höheren Wachstumsraten auszugehen, die dann langsam zurĂŒckgehen.
WĂ€hrend von der Kapitalseite und der technischen Entwicklung im Hochindustrieland Deutschland eher positive Impulse ausgehen werden, wird der Produktionsfaktor Arbeit (d. h. die potenziell ErwerbsfĂ€higen) zu einer langfristigen Restriktion fĂŒr die wirtschaftliche Expansion. Der Anstieg der Zahl der ArbeitskrĂ€fte wird durch die Entwicklung der Bevölkerung („stagnierend, Ă€lter“, siehe Kapitel 2.2.1) begrenzt. Langfristig zeigen sich erst die grĂ¶ĂŸten Auswirkungen, da immer mehr Arbeitnehmer aus den besonders geburtenstarken JahrgĂ€ngen der 1960er-Jahre aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die ProduktivitĂ€t der ErwerbstĂ€tigen durch den technischen Fortschritt als weiterer wichtiger Einflussfaktor wird sich voraussichtlich wie bisher entwickeln, dabei ist der technologische Wandel u. a. abhĂ€ngig vom institutionellen und rechtlichen Umfeld.

2.1.2 Globalisierung und Internationalisierung

Die Globalisierung prĂ€gt wesentlich die internationale Entwicklung der vergangenen Jahre, auch wenn politisch derzeit andere Aussagen dominieren. Der Megatrend Globalisierung beschreibt eine weltweit zunehmende Verflechtung verschiedenster Lebensbereiche. Dies umfasst Ökonomie, Kultur, Wissen und Technologie sowie die internationale Politik. Auf der gesellschaftlichen Ebene bedeutet dies eine verstĂ€rkte kulturelle Durchdringung frĂŒher eher national geprĂ€gter Gesellschaften. Kunst und Kultur werden global wahrgenommen und orientieren sich entsprechend weniger an nationalen Besonderheiten. Moderne Informationstechnologie ermöglicht den Menschen einen Informations- und Gedankenaustausch ĂŒber die klassischen Grenzen hinweg.
Globalisierung bezeichnet in ökonomischer Hinsicht einen historischen Prozess, der Grenzen ĂŒberschreitet. Es ist ein Prozess der weitrĂ€umigen Ausdehnung und VerknĂŒpfung von AktivitĂ€ten, der u. a. in einer wachsenden, regionale und nationale Grenzen ĂŒberschreitenden Bewegung von GĂŒtern, Kapital und Menschen zum Ausdruck kommt. Ausgangspunkt der Globalisierung sind lokale MĂ€rkte, die im Zeitablauf von der Internationalisierung und Globalisierung betroffen sind. Unter Internationalisierung werden im Allgemeinen die wirtschaftliche Verflechtung und die sich daraus ergebenden Interdependenzen zwischen (lat.: inter) verschiedenen LĂ€ndern und ihrer Wirtschaftssubjekte in unterschiedlichen Bereichen und Ausmaßen verstanden. Internationalisierung beschreibt den Prozess der zunehmenden QuantitĂ€t und QualitĂ€t solcher Verflechtungen.
Globalisierung entsteht erst aus einer wachsenden internationalen Verflechtung. Der Begriff der Globalisierung geht ĂŒblicherweise ĂŒber das VerstĂ€ndnis von Internationalisierung hinaus und prĂ€sentiert sich als mehrdimensionales PhĂ€nomen. Die neue Dimension besteht sowohl quantitativ (ein „Mehr“ an Beziehung) als auch qualitativ (eine andere Art von Beziehung). Zur Globalisierung wird Internationalisierung erst ab einer bestimmten Reichweite und IntensitĂ€t der Beziehungen. Die Globalisierung kann somit als eine weltweite Verflechtung von unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensbereichen bezeichnet werden. Die Unternehmen sind ĂŒberall auf der Welt tĂ€tig, der Konsument richtet sich nicht mehr nach nationalen Besonderheiten, sondern nach globalen Trends. Weiterhin orientiert sich staatliches Handeln nicht mehr ausschließlich an nationalen Interessen, sondern auch an globalen Belangen.
Die Entwicklung der Globalisierung ist ein offener Prozess, fĂŒr den gegensĂ€tzliche Tendenzen, ein Nebeneinander von VerĂ€nderungen und bestehenden Strukturen charakteristisch sind. Die Globalisierung verlĂ€uft ebenfalls nicht flĂ€chendeckend und homogen. Unterschiedliche Phasen markieren jedoch weder einen Endpunkt eines linearen Prozesses, noch folgen die Entwicklungen vorher bekannten Mustern. Vielmehr ist die Globalisierung eher ein zufĂ€lliger, offener und gestaltbarer Prozess. Die Globalisierung der Wirtschaft ist das Resultat einer Vielzahl von ökonomischen Entscheidungen und nicht z. B. staatlich geplant. Standen sich in den Globalisierungsdebatten „global“ und „lokal“ zunĂ€chst als Extreme gegenĂŒber, wird heute die Entwicklung der Globalisierung im Kern als die Intensivierung der Interdependenzen zwischen globalen und lokalen Prozessen verstanden. Bei der Globalisierung entsteht gleichzeitig aber auch ein immanenter Gegentrend, der Regionalisierung oder Glokalisierung genannt wird.

2.1.3 Liberalisierung

Die Ursachen zunehmender ökonomischer Verflechtung von Volkswirtschaften und ihren Wirtschaftssubjekten lassen sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurĂŒckfĂŒhren. Wesentliche Rahmenbedingungen fĂŒr die Globalisierung ergeben sich durch politische bzw. polit-ökonomische oder gesellschaftliche VerĂ€nderungen in Form der Liberalisierung. Der Begriff der Liberalisierung im ökonomischen Zusammenhang wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der OECD wieder aufgegriffen und meint die Befreiung u. a. des Außenhandels von BeschrĂ€nkungen. Die Liberalisierungsmaßnahmen haben das Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstĂŒtzen und das BIP zu erhöhen. Heute steht der Begriff allgemein fĂŒr Deregulierung und Privatisierung.
Deregulierung bedeutet den Abbau oder die Vereinfachung von staatlichen Regulierungen und Vorschriften des Marktes. Bei einer Deregulierung geht es hauptsĂ€chlich um den Abbau von BĂŒrokratie auf Arbeits-, Finanz- und GĂŒtermĂ€rkten. Der Prozess der Deregulierung beinhaltet die drei zentralen Aspekte von erstens einem freien Ware...

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