1 Lebensumstande
In diesem Thema beschäftigen Sie sich mit unterschiedlichen
Lebensumständen von Menschen in deutschsprachigen Ländern. Sie betrachten die Rolle der Frau in der Familie (Teil 1-2). Auberdem lernen Sie verschiedene Familienmodelle kennen (Teil 4-5) und Ăberlegen, welchen Einfluss diese auf Kinder haben (Teil 3-5).
In diesem Zusammenhang lesen Sie verschiedene Textsorten, z.B. ein Gedicht, einen Romanauszug, eine Buchbesprechung und einen Zeitungskommentar, und sehen so ihre unterschiedlichen Merkmale. Sie lernen, wie Sie wichtige Informationen dieser verschiedenen Texte heraussuchen und zusammenfassen kĂśnnen, um diese dann beim eigenen Schreiben zu verwenden.
Am Ende dieses Themas haben Sie
- verschiedene Textarten untersucht;
- geĂbt, wie man beim Lesen
- strukturierte Notizen macht;
- Informationen aus mehreren Texten verglichen und miteinander verbunden;
- Ihre eigene Meinung zu verschiedenen Themen ausgedrĂckt;
- Zusammenfassungen geschrieben;
- eine einfache Buchbesprechung verfasst;
- einen Leserbrief geschrieben;
- die Verwendung von Konjunktionen untersucht.
Tell 1 Meine Mutter
Zur EinfĂźhrung in das Thema arbeiten Sie mit einem Gedichtausschnitt von Ursula Krechel, in dem eine Tochter Ăźber das Leben ihrer Mutter nachdenkt.
Ăbung 1
Bevor Sie den Gedichtausschnitt lesen, schauen Sie sich zuerst folgende WĂśrter an, die in dem Gedicht vorkommen. Ordnen Sie jedem deutschen Begriff die passende englische Ăbersetzung zu.
1 anständig | (a) fashion magazine |
2 der Schob | (b) crumb |
3 der KrĂmel | (c) thrifty |
4 das Modeheft | (d) cancer |
5 sparsam | (e) womb |
6 der Krebs | (f) trace |
7 die Gebärmutter | (g) lap |
8 das BĂźgeleisen | (h) respectable |
9 die Spur | (i) iron |
Ăbung 2
Lesen Sie jetzt den Gedichtausschnitt. Benutzen Sie beim ersten Lesen kein WĂśrterbuch. Unterstreichen Sie alle Begriffe, die fĂźr Sie wichtig, interessant oder ungewĂśhnlich sind, und notieren Sie die GrĂźnde fĂźr Ihre Auswahl. Diese Begriffe kĂśnnen Sie in der Zusammen-fassung des Gedichts verwenden (Ăbung 5).
Meine Mutter
Als meine Mutter ein Vierteljahrhundert lang Mutter gewesen war und Frau, aber das konnte sie vergessen mit der Zeit, als sie so geworden war wie eine anständige Frau werden muĂte klĂźger als die GroĂmutter, [âŚ] sparsamer in der KĂźche und in der Liebe als eine der das GlĂźck in den SchoĂ gefallen war als sie genug KrĂźmel von der Tischdecke geschnippt als sie die Hoffnung begraben hatte, einmal eine Dame in Pelz zu sein wie in den Modeheften vor dem Krieg
[âŚ] als sie anfing, den TĂśchtern ins Gesicht zu sehen auf der Suche nach Spuren, die sie im eigenen Gesicht nicht fand, als sie nicht mehr vor Angst aufwachte weil sie vom BĂźgeleisen geträumt hatte das nicht ausgeschaltet war, als sie schon manchmal wagte, die Beine am frĂźhen Nachmittag Ăźbereinanderzuschlagen, fraĂ sich ein Krebs in ihre Gebärmutter, wuchs und wucherte und drängte meine Mutter langsam aus dem Leben.
[âŚ]
(Ursula Krechel, Meine Mutter in âUngezĂźrnt. Gedichte, Lichter, Lesezeichenâ, 1997, gekĂźrzt)
Ăbung 3
Diese Ăbung hilft Ihnen, die Sprache in literarischen Texten zu verstehen. Diese Sprache enthält oft Bilder und weckt Assoziationen.
Beispiel
Zitat aus dem Gedicht | Bedeutung |
"als sie genug KrĂźmel von der Tischdecke geschnippt [...] hatte" | als sie lange genug den Tisch (oder den Haushalt) sauber gehalten hatte |
Lesen Sie die folgenden Sätze und notieren Sie die jeweils dazu passende Stelle aus dem Gedicht.
- Sie machte oft schon frĂźh am Tag eine Pause.
- Sie fĂźhlte sich selbst alt und suchte nach Zeichen ihrer Jugend.
- Sie hatte nicht viel GlĂźck im Leben und hatte es nicht leicht. Deshalb konnte sie auch ihre GefĂźhle nicht frei zeigen.
- Arbeiten im Haushalt machte sie mit viel Routine und hatte deswegen keine schlaf-losen Nächte mehr.
- Je länger sie Mutter war, desto weniger konnte sie die Frau sein, die sie frßher einmal war.
- Sie musste ihre Jugendträume von einem eleganten Leben aufgeben.
Ăbung 4
Das Gedicht verwendet verschiedene sprachliche Mittel, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Lesen Sie das Gedicht noch einmal und beantworten Sie die folgenden Fragen.
- Welche Konjunktion kommt in dem Gedicht sehr oft vor?
- Wie lautet die passende englische Ăbersetzung? Achtung: An einer Stelle im Gedicht wird die Konjunktion anders verwendet.
- Welchen Effekt hat die Wiederholung der Konjunktion?
- Welche anderen WÜrter gibt es in dem Gedicht, die Sätze oder Satzteile mitein-ander verbinden?
Ăbung 5
FĂźr Ihr eigenes Schreiben ist es wichtig, dass Sie den Inhalt von Quellen präzise und kurz wiedergeben kĂśnnen. Fassen Sie nun zusammen, wie das Leben der Mutter verlief (80â100 WĂśrter). Verwenden Sie die Begriffe, die Sie in Ăbung 2 unterstrichen haben.
Teil 2 Wie kommt das Salz ins Meer
Der folgende Ausschnitt aus einem Roman von Brigitte Schwaiger beschreibt die Rolle der Frau in der Familie. Hier geht es um eine Frau, die Erzählerin, und zwei Männer, Rolf und Karl, die beide mÜgliche Ehemänner fßr die Erzählerin sind.
Ăbung 6
Lesen Sie als Vorbereitung folgende Adjektive, die in dem Romanausschnitt vorkommen. Finden Sie die jeweils passende englische Ăbersetzung dazu.
1 tĂźchtig | (a) degrading |
2 stolz | (b) solid middle-class |
3 gutbĂźrgerlich | (c) healthy |
4 menschenunwĂźrdig | (d) strong |
5 treu | (e) proud |
6 stark | (f) loyal |
7 gesund | (g) efficient |
Ăbung 7
Lesen Sie jetzt den Ausschnitt.
- Benutzen Sie beim ersten Lesen kein WĂśrterbuch. Unterstreichen Sie, wie in Ăbung 2, was Ihnen auffällt.
- Entscheiden Sie, welchen der beiden Männer die Erzählerin lieber als Ehemann hätte und welchen die Familie lieber hätte.
Wie kommt das Salz ins Meer
Vater sagt, Rolf ist ein anständiger und tĂźchtiger Bursche, Mutter sagt, auf Rolf kann ich stolz sein, GroĂmutter sagt, das wichtigste ist eine gutbĂźrgerliche Verbindung. Karl dachte anders und sagte nichts. Aber Karl zählt nicht, seit er an seiner Schule bei der Unterrichtung der Kinder in Menschenrechten eine wahre Geschichte als konkretes Beispiel menschenunwĂźrdiger Behandlung erzählt hat. Ein Bauernknecht wurde in unser Bezirkskrankenhaus eingeliefert, dort stellte man auĂer einem gebrochenen Bein auch Verwahrlosung und chronische Unterer-nährung fest. Der Bauernknecht konnte keine zusammenhängenden Sätze sprechen, er hatte in der Fleischkammer geschlafen, wo die Bauern das Selch-fleisch aufbewahren, sein Essen bestand aus Abfällen, die er im Sommer im Hof und im Winter im Stall serviert bekam, und der Knecht hatte noch nie Geld gesehen, [âŚ] und Karl erzählte seinen Kindern in der Schule die Geschichte von dem Knecht, und ich erzählte sie Vater, Vater aĂ gerade Selchfleisch, und weil der Bauer ein treuer Patient von uns ist, wie Mutter das nennt, und weil wir stolz sind auf die Treue unserer Patienten, und das Selchfleisch war vielleicht von dem Bauern, jedenfalls ist Karl seither ein Psychopath und zählt also nicht. FĂźr einen RĂźckzieher ist es wirklich zu spät. Rolfs Mutter und meine Eltern duzen sich schon. GroĂmutter hat ihre bĂśhmischen Kristallgläser und das geklĂśppelte Tischtuch hervorgeholt an dem Nachmittag, an dem wir alles terminlich fixiert haben, und die Schachtel mit den bräunlichen Fotografien, da sagte Rolf, daĂ ich meiner Mutter ähnlich sehe, und GroĂmutter sagte, daĂ ich aber den Herzmund von ihr habe, sie zeigte ihre Zähne, alle original, sagte sie, [âŚ] erklärte, woher das starke GebiĂ in unserer Familie kommt, nämlich aus der seit Generationen gesunden Linie ihrer Seite, und ich soll meine Zähne zeigen, und Vater hat Rolf an dem Nachmittag sein zweites Paar Gummistiefel geschenkt. Er wird jetzt einen Fischerkameraden haben und einen Jagdfreund. Es gibt kein ZurĂźck mehr. [âŚ]
(Brigitte Schwaiger, âWie kommt das Salz ins Meerâ, 1979, S. 13â14)
VOKABULAR
der Bauernknecht (âe) = farm hand
die Behandlung (âen) = treatment
die Verwahrlosung = neglect
die Unterernährung = malnourishment
das Selchfleisch (Austrian word for Rauchfleisch) = smoked meat
klĂśppeln = to make (pillow) lace
das Gebiss (âe) = here: set of real teeth
Ăbung 8
Die nächste Ăbung hilft Ihnen, die Funktion der Personen in dem Ausschnitt besser zu verstehen. Lesen Sie den Romanausschnitt noch einmal und notieren Sie in StichwĂśrtern alle Informationen zu folgenden Personen.
1 Rolf; 2 Karl; 3 Vater; 4 Mutter; 5 GroĂmutter; 6 Bauer;...