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125 Jahre Genossenschaftsgesetz 100 Jahre Erster Weltkrieg
Beiträge zur 9. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte am 7. â 8. November 2014 im Hamburger Gewerkschaftshaus
Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung, Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung
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125 Jahre Genossenschaftsgesetz 100 Jahre Erster Weltkrieg
Beiträge zur 9. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte am 7. â 8. November 2014 im Hamburger Gewerkschaftshaus
Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung, Heinrich-Kauffmann-Stiftung, Adolph von Elm Stiftung
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Das Buch enthält die Referate der 9. Tagung zur Genossenschaftsgeschichte, die 2014 im Hamburger Gewerkschaftshaus stattfand. Die Tagung hatte zwei thematische Schwerpunkte: 125 Jahre Genossenschaftsgesetz und 100 Jahre Erster Weltkrieg.
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Informazioni
LIUDMILA ISAENKO
Die Lage der russischen Genossenschaften während des Ersten Weltkrieges377
In dem vorliegenden Beitrag wird die Entwicklung der verschiedenen Arten der russischen Genossenschaften in einer schwierigen Phase der nationalen Geschichte, während des Ersten Weltkrieges, untersucht. AuĂerdem werden auch Faktoren beschrieben, die auf den rechtlichen Status von Genossenschaften und auch auf ihre sozioĂśkonomischen Aktivitäten einen Einfluss hatten.
Von 1914 bis 1918 nahm Russland am Ersten Weltkrieg teil. Es war ein Krieg um die Aufteilung der Welt zwischen den GroĂmächten und auch die Aufteilung von Einflusssphären.
Die russische Gesellschaft betrachtete diese Situation zweideutig. Die politischen Parteien Russlands hatten unterschiedliche Auffassungen ßber die Teilnahme Russlands an diesem Krieg: Die Menschewiki und Sozialrevolutionäre unterstßtzten die zaristische Regierung; der Krieg sollte bis zu Ende gefßhrt werden. Dagegen lehnten die Bolschewiki die Kriegsbeteiligung Russlands ab und beriefen sich auf die Unterstßtzung der Arbeiter und Soldaten.
Das zaristische Russland war nicht auf den Krieg vorbereitet. Seine Industrie stand weit hinter den Industrien der anderen kapitalistischen Länder. Die russische Landwirtschaft mit halbfeudalem Grundbesitz und der verarmten Bauernschaft konnte auch keine solide Wirtschaftsgrundlage darstellen, um den Krieg durchzuhalten.
Deshalb hat der Krieg die schwache und rßckständige Wirtschaft Russlands in den Ruin getrieben. Die StÜrung des Verkehrssystems hat zum Zerfall des Landes in mehr oder weniger isolierte Gebiete gefßhrt. Und als Folge davon gab es im Herbst 1915 eine Hungersnot: Es gab keine Nahrung in den Städten und die Armee erhielt nur die Hälfte der notwendigen Nahrung. Die Spekulation auf den Rohstoffmärkten hatte einen enormen Anstieg der Preise verursacht.
Die an dem Krieg interessierten reichen Schichten der russischen Gesellschaft (das waren Fabrik-, Werk- und GroĂgrundbesitzer), hatten eine Reihe von Organisationen gegrĂźndet, um der russischen Regierung zu helfen, um den Krieg fortzusetzen (z.B. militärisch-industrielle Komitees, Semstwo (Gemeinde-und Städteverbände) u.a.). All diese Organisationen wurden von den Menschewiki, Sozialrevolutionären und Anhängern von ÂŤKooperativizmÂť unterstĂźtzt, die auch Spitzenpositionen in den genossenschaftlichen Organisationen einnahmen. Deshalb betrieben die genossenschaftlichen FĂźhrungskräfte eine versĂśhnliche Politik mit der zaristischen Regierung, um die Armee mit landwirtschaftlichen Produkten zu versorgen.
Als Hilfe fĂźr die zaristische Regierung wurde im Herbst 1915 ein genossenschaftliches Zentralkomitee mit lokalen Niederlassungen gebildet. Dieser Ausschuss sollte die Anstrengungen aller Genossenschaften (Verbrauchergenossenschaften, landwirtschaftliche Genossenschaften, Kreditgenossenschaften und gewerbliche Genossenschaften) verbinden, um die Nahrungsmittelkrise zu beenden und die Versorgung der Armee sicherzustellen.
âIn den ersten Tagen unserer groĂen Revolution ist das Russische Genossenschafts-Zentralkomitee wieder eingesetzt worden und hat seine Tätigkeit wieder aufgenommen. Seine eigentliche GrĂźndung geschah im Jahre 1915 infolge der schweren Unruhen, von denen das Land damals heimgesucht wurde und zu dem Zweck, als Mittelpunkt fĂźr die Befestigung der russischen Genossenschaftsbewegung zu dienen; es wurde jedoch bald von der alten despotischen Regierung aufgehoben.
Auf dem Allrussischen GenossenschaftskongreĂ, der kĂźrzlich (vom 19. bis 22. April) in Moskau tagte, wurde das Russische Genossenschafts-Zentralkomitee in den âRat der Allrussischen Genossenschaftskongresseâ umgewandelt. Dieser âRatâ ist im Leitenden Ausschuss fĂźr die russischen Genossenschaftskongresse vertreten und ist ermächtigt, die Interessen aller Arten des russischen Genossenschaftswesens zu vertreten, sowohl gegenĂźber der Regierung und den Zivilverwaltungen und BehĂśrden als auch in den Beziehungen zu ausländischen Genossen.â378
âDie groĂe Mehrzahl unter den Kreditgenossenschaften, d.h. 9.200, gegen 378 im Jahre 1904, sind den Raiffeisenschen Darlehenskassen sehr frei (z.B. mit sehr ausgedehnten Betriebsbezirken) nachgebildete, sogenannte ârussischeâ Kassen, wogegen die Zahl der den Schultze Delitzschâschen Kreditvereinen nachgebildeten Spar- und Dahrlehensvereine nur 3.300 (gegen 852 im Jahre 1904) beträgt. Von den letzteren verfĂźgten indessen 3.019 berichtende, mit zusammen 1.726.301 Mitgliedern, Ăźber 41.237.000 Rubel Anteilkapital, gegenĂźber nur 7.879.000 Rubel in 7.974 ârussischenâ Kassen mit 4.867.734 Mitgliedern. Nach den Kreditgenossenschaften waren die Konsumvereine mit 7.500 (gegen 930 im Jahre 1904) am stärksten vertreten. Ihre Mitgliederzahl belief sich auf rund 1.145.000 was ungefähr 150 fĂźr den einzelnen Verein ergibt. Auffällig ist das Vorherrschen ländlicher Konsumvereine mit 5.066. Vollständige Angaben Ăźber den Umfang des Geschäftes fehlen. Unter Konsumvereinen ist die Verbandsbildung noch wenig ausgebildet, weil der Organisation von Verbänden ernstliche Schwierigkeiten im Wege stehen sollen. Es gibt Verbände in den Bezirken: Charkov, Perm, Ekaterinburg und Moskau, letztgenannter mit Sukkursalen und etwa 800 angeschlossenen Vereinen. Die mitgezählten zirka 4.000 (gegen 700 im Jahre 1904) Landwirtschaften Vereine sind in Wahrheit nur zum geringen Teile Genossenschaften, in der Mehrzahl der Falle nur âKasinosâ, welche sich die Vervollkommnung der Landwirtschaft zum Ziele setzen. Anders die 900 (gegen 75 im Jahre 1904) landwirtschaftlichen Genossenschaften, deren Geschäft zumeist in gemeinschaftlichem Bezug, Verkauf und Verwertung besteht. Eigens gezählt sind die genossenschaftlichen Butterfabriken. Indessen werden unter den âlandwirtschaftlichen Genossenschaftenâ auch 461 âMilchâ-Genossenschaften aufgefĂźhrt, ebenso 77 Maschinengebrauchsgenossenschaften, neun Winzervereine, sieben Imkervereine und sechs Gärtnergenossenschaften. Die genossenschaftlichen Butterfabriken zählen etwa 2.500 (gegen nur 80 im Jahre 1904). Ihre Hauptstärke liegt in Sibirien. Sie haben zur Vermehrung der einträglichen Butterausfuhr aus RuĂland nicht wenig beigetragen. Auf diesem Felde vor allem hat sich der Staat als treibender und helfender Anreger erwiesen. Am stärksten vertreten sind diese Vereine in den Gouvernements Tomsk, Tobolsk, Perm, Wologda und Moskau.
Es gibt noch weiter gegen 500 Kornhäuser (gegen keines im Jahre 1904) und 600 (gegen 70 im Jahre 1904) Produktivgenossenschaften, ßber welche weitere Angaben fehlen.
Im Allgemeinen hat die Genossenschaft in RuĂland somit quantitativ gewaltige Fortschritte gemacht. Man darf wohl hoffen, daĂ das angesagte neue Genossenschaftsgesetzt auch der Sache nach angemessen ausfallen und grĂśĂeres Gewicht auf die Eigentätigkeit, die Selbsthilfe legen mĂśge. Denn so lange eine Genossenschaft sich auf den schirmenden Staat verlassen muĂ, ist auf ihr Bestehen nicht zu rechnen: denn ihr fehlt die Wurzel.â 379
Die verschiedenen Genossenschaftsarten entwickelten sich während des Ersten Weltkrieges stark. Die Konsumgenossenschaften breiteten sich aus (Siehe Tabelle 1).
âDer Krieg hat die russischen Genossenschaften nicht beeinträchtigt, sondern ihnen im Gegenteil einen frischen Anreiz zu weiterer Entwicklung verliehen. Infolge der Mobilisierung haben sich die Genossenschaften in den Dienst der Verteidigung des Reiches gestellt. Sie unterstĂźtzen die FlĂźchtlinge, sorgen fĂźr die Familien von HeeresangehĂśrigen, versorgen Heer und BevĂślkerung mit Nahrungsmitteln und liefern auch BekleidungsstĂźcke und Munition fĂźr den Heeresbedarf. Das allgemeine Interesse hat den Wunsch der Genossenschaften nach engerer Verbindung untereinander gesteigert.â380
Die Zahl der Konsumgenossenschaften stieg, die Mitgliederzahlen und Einzelhandelsumsätze erhÜhten sich ständig.
Tabelle 1
Entwicklung der Konsumgenossenschaften während der ersten Kriegsjahre
Kennzahl | 1914 | 1915 | 1916 |
Anzahl der Konsumgenossenschaften | 11.400 | 14.500 | 23.500 |
Die Zahl der Mitglieder, Tsd. Menschen. | 1.650 | 2.610 | 6.815 |
Umsatz, Mio. Rubel. | 290 | 580 | 1.762 |
âObgleich er im Allgemeinen rĂźckständig ist, muĂ man doch zugeben, daĂ der Russe immer fĂźr neue Ideen empfänglich ist. Er ist begeistert fĂźr das Genossenschaftswesen. In den Industriebezirken, besonders um Moskau herum, sind Genossenschaftslager einger...