Zyklisches Denken
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Zyklisches Denken

erzählt von Ernst Juchli und Ulrich Schlünder

Ernst Juchli, Ulrich Schlünder

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  1. 432 pagine
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Zyklisches Denken

erzählt von Ernst Juchli und Ulrich Schlünder

Ernst Juchli, Ulrich Schlünder

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... Wir nennen unseren Denkstil "zyklisch" und deuten damit eine bestimmte Form des Denkens an. Hat das Denken eine Form, werden Sie sich fragen. Gibt's denn verschiedene Formen? Ja, die gibt es...Wir meinen, dass die Formen des Denkens optimalerweise den Formen der untersuchten Prozesse gleichen sollen. Was im Folgenden zu erklären ist. Oder besser: In was hinein zu führen ist.... Zyklisches Denken weiß, dass das Gegenteil des Gesagten genauso "wahr" sein kann, dass ein Perspektivenwechsel das Ganze in ein völlig anderes Licht stellen kann. Dass die therapeutischen Schritte die bisher angenommenen Grenzen und Rahmungen vermutlich nicht werden bestehen lassen können. Und das sollen sie auch nicht, denn eine Grenze im einen ist ein Halt in einem anderen Zusammenhang, und wo bislang noch eine Wand ohne Tür den Weg zu versperren scheint, muss es möglicherweise gar nicht zwingend lang gehen.Zyklisches Denken ist also gleitendes Denken - jederzeit bereit, seinen Fokus zu verändern, zu verlassen, auf scheinbar Abseitiges zu achten. Aber auch jederzeit bereit, einen Ausschnitt, einen Inhalt, eine Struktur, eine Ordnung wichtig zu nehmen - und dann wieder los zu lassen.

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Informazioni

Anno
2017
ISBN
9783743183124

Ernst Juchli

Teil 1: Zur Einführung, Denken über Denken

Mit Metaphern und Analogien gehts los:
Ball, Spiel, Denken, miteinander?
Der Ball ist rund, ausser dort, wo er aufliegt. Da ist er etwas abgeplattet. Aber ist das wichtig für den Ball, für „Ball“? Ist nicht wesentlicher, dass er eher ein Spielzeug, ein Trainingsgerät ist? Und dafür braucht es eine Wand oder die Luft und vor allem eine Person, die ihn wirft. Er muss elastisch und griffig sein. Der Ball ist nur mit Wand und Person und Tätigkeit das, was wir mit Ball meinen (zumindest muss es sich jemand dazu vorstellen). Und nicht alles Runde eignet sich gleich gut. Und anstatt Wand kann eine andere Person da sein.
Wenn wir etwas ausgraben, vermutlich ist es alt, und es scheint etwas zu sein, es hat irgendwie eine gemachte Form, aber wir erkennen es nicht, kennen weder die Wand noch die Person dazu – was könnts denn nur sein?
... und es scheint etwas zu sein ...
Ist ein Gedanke rund oder eckig? Ist das wichtig oder doof? Was wäre denn die Wand für ihn? Die Person wär wohl ich, oder dann das Gegenüber. Was ist das Spiel? Was wird trainiert?
Das runde Ding wird geworfen und gefangen und es prallt ab und wird doch wieder erwischt und es trifft und es fliegt daneben oder es wird ungeschickt geworfen und doch wieder erwischt oder geholt oder aufgelesen.
Existiert der Gedanke schon oder wird er immer neu gemacht und dann an den zuletzt gemachten oder gefundenen gefügt? Oder verändert er den alten? Gibt es vielleicht eher den Vorgang? Und erst ein gewähltes Ergebnis, das wir dann zweimal unterstreichen im Kopf oder auf dem Papier, das ist dann was und nur das bleibt? Oder unterstreichen wir Zwischenetappen nur einmal, aber einmal unterstrichen reicht auch zum Auswendiglernen, bleibt also auch? Das können wir so abmachen: Alles Unterstrichene wird auswendig gelernt, und dann ist es ein Gedanke!
Und wie kann man nun damit spielen oder handeln oder entscheiden oder sich verlieren oder sich oder dich oder uns...?
Könnten wir vielleicht besondere Spiele erfinden? Abmachen, Regeln suchen, Sanktionen, Trainingsprogramme, Spezialtricks, erlaubte und verbotene, aber praktische? Oder machen wir immer dasselbe und merken gar nicht, dass es ein Spiel ist und wir auch ein anderes spielen könnten? Oder spielen wir sowieso schon verschiedene und meinen nur, wir seien im selben?
Sind Gedanken vielleicht so etwas Ähnliches wie Gefühle? Könnten wir dort vielleicht etwas lernen, besser verstehen? Wär so ein Vergleich Denken? Also Gefühle gibts sicher verschiedene, manchen haben wir Namen gegeben (unterstrichen und auswendig gelernt), viele sind so Mischungen. Sie sind verschieden stark, haben je eine Dauer, sie bauen sich auf, sie vergehen. Wir können sie bei uns gegenseitig manchmal erkennen oder zumindest ahnen. Es gibt Gruppen von Leuten, die mit ihren Gefühlen ähnlich funktionieren – die Italiener oder Südamerikaner oder Deutschschweizer. Oder vielleicht die Kinder im Vergleich mit den Erwachsenen. Oder die Angstsensiblen oder die Regelsensiblen1. Oder sagen wir besser: Alle, die wütend sind, haben etwas gemeinsam?
Wenn wir in ein Land nach Afrika reisen und dort unter Menschen sind, dann scheinen sie ja Gefühle zu haben wie wir auch. Aber was ist denn damit? Was meint es denn wohl? Was muss man ernst nehmen, wo sollte man mitmachen? Und wenn die in unser Land kommen und da wohnen, arbeiten, leben wollen? Was sollen sie ändern, ablegen? Was sollen wir lernen über sie oder sogar mit ihnen zusammen? Soll es dann neue gemeinsame Gefühle geben? Wie kommt man denn zusammen zum Unterstreichen und Auswendiglernen?
Und wenn nun ein Psychotherapeut und ein Dachdecker und eine Pfarrerin und eine Krankenschwester einander etwas vordenken? Und jemand ist sechzig und jemand grad fertig mit der Ausbildung und jemand hat viel gelesen und jemand kann gar nicht lesen? Und spielen die Physiker gegen die Pfarrerinnen oder mit ihnen? Und gibts da Regeln, wie man darf oder soll oder nicht? Oder sind die einen sowieso besser dran, weil sie sich auskennen, ungefähr, mit Gott? Oder sie kennen sich aus, ungefähr, mit den Atomen? Und die einen lesen alte Schriften und moderne Auslegungen, und die anderen machen Experimente und sie rechnen? Muss sich Gott an die Zahlen halten? Er hat sie schliesslich erfunden, also steht er darüber, wie die Könige über dem Recht?
Wahrscheinlich wärs doch klug und auch bescheiden, wenn wir mal sagen würden: die Leute denken vermutlich verschieden, und wer es besser macht, das ist noch nicht von vornherein klar, und wenn man deren Gedanken folgen soll, wer da Lehrer sein soll und wer Lernender, das müsste mal neu geklärt werden. Und vielleicht, nein doch wahrscheinlich, können wir das nicht für alle Menschen zusammen festlegen. Weder ist klar, wer der Klügste ist, noch wer am meisten Macht, noch wer den grössten Überblick hat, ja noch nicht mal, ob wir überhaupt dasselbe Spiel spielen. Es scheint etwas desolat zu sein.
Über das alles haben natürlich schon einige Leute nachgedacht. Sie haben versucht, etwas Ordnung in dieses Kuddelmuddel zu bringen. Sie haben natürlich so gedacht, wie sie denken konnten, nicht wie die anderen. Also – scheint mir einleuchtend – entsteht die Idee, die muss man dann unbedingt, finde ich, unterstreichen, vielleicht sogar zweimal: Es gibt, (wir denken uns das aus, wir stellen fest (alles nur so ungefähr)) verschiedene Denkspiele, Denkstile. Diese bestimmten Spiele muss man lernen und üben. Die Spiele haben sich vermutlich entwickelt, sie werden gelehrt, es gibt eine Didaktik dafür, grundlegende Übungen, es gibt Verfahren, die dann feststellen, dass jemand mitspielen darf, diese Spielart also gut genug kann. Manche Spiele haben Schiedsrichter, nicht alle, manche spielen auf ein Ergebnis hin, bei manchen ist das Spiel sich selbst genug. Handball gegen oder mit Golf ist ziemlich dumm. Handball gegen Fussball ziemlich unfair. Boxen gegen Karate ziemlich interessant. Sandkasten gegen Puppen könnte vielleicht zu Sandkasten plus Puppen geändert werden, zum Tore schiessen ist das aber keinesfalls geeignet. Warum soll Tore schiessen wichtig sein? Ist lang leben besser als gesund und kräftig leben? Oder gar vergnüglich leben? Kann Bedeutung finden ausgespielt werden gegen körperlich beweglich sein? Ist das der Sandkasten-Puppen-Fall? Ist richtig besser als kreativ?
Also sollen die Physiker nur mit den Physikern, die Theologen gefälligst unter sich bleiben, die Handwerker sind zuständig für die Häuser und sonst sollen sie die Klappe halten? Oder sollen wir doch ein Denk-Esperanto einführen?

Denkstil, Denkkollektiv

Psychotherapeuten haben es oft nicht leicht, sich anderen verständlich zu machen, ihren Klienten oder ärztlichen Kollegen, ja oft gar Psychotherapeuten anderer Schulen. Und umgekehrt ist das Problem auch da. Sie meinen, ihre Klienten zu verstehen, aber vielleicht begegnen sie ihnen ja nur mit ihrer spezifischen Brille, können sie gar nicht mehr neu anschauen, ihnen neu zuhören. Eine Schwierigkeit, die nicht nur Psychotherapeuten haben. Sie sollten es nur, hoffentlich, am ehesten bemerken. Vermutlich kann auch jede Einzelperson ähnliche Schwierigkeiten in ihrem Alltag entdecken. Was meint sie denn, wenn sie sagt „richtig“? Werde ich verstanden, wenn ich sage „beliebig“?
Am Beispiel von mir selber: „Beliebig“ ist für mich, als auch mathematisch Ausgebildetem, ein ganz positiv besetztes Wort. „Wir“ Mathematiker sagen das, wenn etwas wirklich frei wählbar ist. Wohin legt man den Nullpunkt bei einer Skala, etwa bei der Temperatur? Frei wählbar, vorerst, dann übernehmen es die anderen, wenns sinnvoll erscheint. Von wo aus beginne ich eine Wegstrecke zu messen? Von Wil, weil ich da wohne, oder von Zürich aus, weil ich da arbeite und weil das auf vielen Karten ein wichtigerer Ort ist, also schon Wegstrecken vorgemessen sind auf der Landkarte. Soll ich im Uhrzeigersinn zählen oder grad umgekehrt? Ganz beliebig! Zu meiner grossen Überraschung musste ich feststellen, dass für viele andere Menschen, die sich auch theoretische Fragen stellen, also durchaus auch intellektuelle Menschen, „beliebig“ oft einen eher negativen Beigeschmack hat. So im Sinn von „nicht überlegt“, „nicht durchdacht“, „bisschen Wischi-Waschi“. Nun, so was ist ja nicht so ein grosses Problem, wenn wirs bemerken. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich in diesem Fall ziemlich lang brauchte, selbst mit mir nahen Personen, diese Differenz wirklich zu bemerken und sie dann noch ernst zu nehmen. Noch viel anspruchsvoller wird es bei Begriffen wie „heilen“, „Krankheit“, „Gesundheit“, „herleiten“, „begründen“, „das ist doch klar“. Und wie stehts erst mit scheinbaren Sachverhalten wie „forschen“, „wissenschaftlich“, „Gegenübertragung“, „Akzeptanz“? Es kann uns da hin- und herschmeissen zwischen: „Tun wir doch nicht so kompliziert, wir verstehen uns doch im Grossen und Ganzen schon.“ Und: „Ach, es ist hoffnungslos, ich weiss ja noch nicht mal, was bei meinem Gegenüber „grün“ bedeutet.“
Richtig schwierig für die Verständigung oder nur schon für meine eigene Weltsicht wird es dann, wenn jemand „Tatsachen“ behauptet. „Dass es das Unbewusste gibt, das ist ja nun mal klar.“ „Dass eine Grippe durch Viren ausgelöst wird, das ist ja nun mal klar.“ „Dass man sich impfen lassen soll: unverantwortlich, wenn man dagegen ist“. „Dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, das weiss heutzutage ja jedes Kind.“ „Dass Margarine gesünder ist als Butter, ist ja nun durch die Forschung hinlänglich bewiesen.“ Und so weiter. Wir könnten Tausende solcher Sätze und „Aussagen“ hinschreiben. (Mathematisch: Eine Aussage ist ein Satz, von dem eindeutig beweisbar ist, dass er entweder wahr oder falsch oder ein Axiom ist. Wer versteht denn das schon wieder, ausser den speziell Geschulten?) Und sicher ist für jeden Satz ein Überzeugter und ein Gegner aufzufinden. Wahrscheinlich gibt es für beide gute Argumente. Wenn nun etwa Mediziner gegenseitig Verschiedenes behaupten, wie soll ich armer Laie mich dann entscheiden? Wenn ein Ingenieur gegen einen Automechaniker steht, ein Pfarrer gegen einen Philosophen, meine Mutter gegen meine Lehrerin, der Psychotherapeut gegen den Feldenkraislehrer ...?
Wir Einzelpersonen haben da manchmal grosse Schwierigkeiten – und dann die Politiker erst, die das Geld verteilen müssen für die Forschung und die Behandlungsmethoden, die entscheiden müssen, welches denn nun die „Fachkräfte“ sind. Alle behaupten sie es von sich. Wer ist es denn wirklich?
Ich habe in meiner saloppen Einleitung geschrieben, es sei ein Kuddelmuddel. Es ist aber schlimmer, es ist oft ein unfairer Machtkampf, ein unwürdiges Gezerre oder ein verletzendes und kränkendes Nichtverstehen, Nichtachten.
Als junger Lehrer und auch noch als Anfänger-Psychotherapeut habe ich meine Hoffnung in der Situation lange darin gesehen, dass man nur im Denken genügend weit zurückgehen müsste, also genügend weit in die Basis unseres Wissens und unserer Erfahrung, dann komme man, kommen wir alle, doch da hin, wo wir dasselbe glaubten und wüssten. Im Prinzip meinten und wollten und wünschten wir doch alle dasselbe, ganz unten, ganz im Wesentlichen. Dann müssen wir nur noch genau genug folgern, keine Denkfehler dabei machen, dann müsste es klappen. Ach, was für ein idealistischer, mathematischer Unsinn. Wie wenns Axiome gäbe, die alle „einsähen“, wie wenns Schlussweisen gäbe, die alle nachvollziehen könnten. Es ist nicht so. Weder bei den Grundannahmen noch bei den Schlussweisen noch bei der Wahrnehmung. Es gibt kaum Tatsachen, die alle Menschen so, eben als Tatsache, sehen können. Da sagte doch letzthin eine sehr geschätzte Kollegin: „Aber dass wir doch entweder Mann oder Frau sind, das ist ja wohl klar.“ Ha, das Geschrei, das da begann. Von anderen Kulturen, die vier, fünf Geschlechter kennen, von der Gender-Biologie-Problematik, von den Körpern, die nicht eindeutig sind. Und dann die schrecklichen Operationen, die Ärzte, manchmal auch Eltern, wollen und machen, um da eine Eindeutigkeit hinzukriegen. Das Leiden, das dann die Betroffenen manchmal haben. Eine Tatsache? Quatsch!
So geht das „Uns-Einigen“ nicht. Und müssen wir das überhaupt? Ist es notwendig, sinnvoll, dass wir uns einig sind? Überall? Oder manchmal? Da gibts ja Geschmacksfragen, und das darf sein. Das ist in unserer Kultur zumindest einigermassen unbestritten. Aber darf es auch, oder muss es vielleicht sogar, verschiedene Heilungsvorstellungen nebeneinander geben können? Muss es vielleicht verschiedene Forschungsvorstellungen geben können, verschiedene Religionen oder eben die Ablehnung davon? Soll es vielleicht ganz verschiedene Überzeugungssysteme geben?
Ludwik Fleck
Vor einigen Jahren bin ich auf diesen Autor gestossen. Genau zu dem Thema, das ich oben beschrieben habe, hat er viel gedacht und geschrieben. Ich will das Eine und Andere hier erwähnen, weil es mir wirklich hilfreich vorkommt für den Versuch, das zD (abgekürzt für „zyklischen Denkstil“ oder „zyklisches Denken“) zu beschreiben und besser zu etablieren. Für jemanden, den das Thema genauer interessiert, ist es sicher lohnend, Fleck selber zu lesen2, der seine Gedanken schon vor dem 2. Weltkrieg aufgeschrieben hat. Er hat bakteriologisch und serologisch gearbeitet, war also in der medizinisch-mikrobiologischen Forschung tätig. Da ist ihm aufgefallen, dass sogar unter Biologen verschiedene Auffassungen darüber zu finden waren, was denn (nur als Beispiel) ein Bakterium sei. Ausserdem musste er bemerken, dass immer Auffassungsdifferenzen entstanden zwischen Forschern, den „Entdeckern“ eines Wirkstoffs, einer Krankheit oder einer ihrer möglichen Ursachen, und den spezialisierten Ärzten – und dann nochmals Differenzen bestanden zu den eigentlich ausführenden Hausärzten. Er zeigt eindrücklich, auch an anderen Beispielen, wie ganz verschiedene Auffassungen nebeneinander da sind. So sei auch gar nicht eindeutig, werde nicht von allen geteilt, was denn eine „Tatsache“ sei, musste er aus seinen Vergleichen schliessen.
Für Menschen, die mit anderen Menschen arbeiten, seis psychotherapeutisch oder beraterisch oder seelsorgerisch, ist dies aus ihrer Erfahrung heraus fast selbstverständlich. Doch neigen auch solche Leute dazu, zu meinen, es gäbe eine richtige oder zumindest optimale Auffassung.
Fleck hingegen meint, und ich teile seine Auffassung, dass es sinnvoll ist, sowohl von Denkkollektiven als auch von zugehörigen Denkstilen zu reden. Ein Denkkollektiv vertritt und pflegt einen Denkstil, und ein Denkstil gehört in ein Denkkollektiv. Die Menschen dieser Gruppe reden, schreiben, argumentieren auf ihre typische Weise. Darüber hinaus haben sie auch ihre besondere Art der Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung wird oft speziell geschult, so kann es etwa grundlegende Experimente oder grundlegende Übungen bei ihnen geben. Alle Neuen, etwa Auszubildende, machen diese Experimente und Übungen, lernen das Handwerk, lernen, wie die Ergebnisse zu verstehen sind, wie sie einzuordnen sind in einen Satz von schon bestehenden, feststehenden Betrachtungsweisen. Es gibt also Lehrer, Lernende, oft eine Didaktik, manchmal gibt es Witze, die nur „Eingeweihte“ verstehen.
Ich erinnere mich gut an die ersten Semester meines Math...

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