Gallipoli 1915/16
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Gallipoli 1915/16

Britanniens bitterste Niederlage

Frank Jacob

  1. 198 pagine
  2. German
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  4. Disponibile su iOS e Android
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Gallipoli 1915/16

Britanniens bitterste Niederlage

Frank Jacob

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Die Schlacht um Gallipoli war Großbritanniens bitterste Niederlage des Ersten Weltkrieges. Dieser Band beschäftigt sich mit der Perspektivierung des Feldzugs. Zum einen sollen die Operationen innerhalb des Ersten Weltkrieges verortet werden, zum anderen beschrieben werden, welche Rolle die "Unvollendetheit" Gallipolis gegenwärtig im nationalen Gedächtnis der Nachfolgestaaten des Britischen Empire.

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Informazioni

Anno
2020
ISBN
9783110694826
Edizione
1
Argomento
Historia

1 Einleitung

… Epimetheus
Dachte der Warnung nicht des Prometheus, nimmer zu nehmen
Je ein Geschenk von Zeus, dem olympischen, sondern zurück es
Wieder zu senden, damit nicht Unheil träfe die Menschen.
Aber er nahm's und merkte das Unheil erst, als er’s hatte.
Denn wohl lebten zuvor auf Erden die Stämme der Menschen
Jeglichem Leiden entrückt und entflohn mühseliger Arbeit,
Fern von der Krankheit Weh, das Tod bringt sterblichen Männern.
Schnell ja verfallen im Leiden die sterblichen Menschen dem Alter.
Aber das Weib, vom Gefäß abnehmend den mächtigen Deckel,
Ließ sie heraus und bedachte mit düsteren Sorgen die Menschen.
Einzig die Hoffnung blieb in dem niemals wankenden Hause
Unter der Mündung noch im Gefäß und konnte heraus nicht
Flattern, da jene zuvor dem Gefäße den Deckel noch aufdrückt,
nach dem Befehl des Kroniden, des aigistragenden Herrschers.1
Die Schlacht um Gallipoli war Großbritanniens bitterste Niederlage des Ersten Weltkrieges, vielleicht sogar seiner gesamten militärischen Geschichte. Dabei glich die Kampagne doch ein wenig der mythologischen Büchse, die Pandora geöffnet und dadurch Leid über die Menschheit gebracht hatte. Im Gegensatz zur mythischen Schilderung spielt die Hoffnung für Gallipoli allerdings eine andere Rolle: Sie blieb nicht, wie in der griechischen Sage, eingesperrt am Boden des Gefäßes, sondern entfaltete eine geradezu verheerende Wirkung. Bis zuletzt haben nämlich die Planer in London und die Soldaten, die im April 1915 auf der Gallipoli-Halbinsel gelandet worden waren, geglaubt, den Sieg gegen den osmanischen Gegner noch irgendwie erringen zu können. Wenn doch nur noch einige Regimenter oder größere Mengen Munition für die Artillerie bereitstünden, werde man den Feind schlussendlich in die Knie zwingen. Diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Im Winter 1915/16 wurde die Halbinsel geräumt und Großbritannien, ja das gesamte Britische Empire musste sich eine Niederlage eingestehen, die nicht nur am Bild des Empire nagen, sondern einige Karrieren beenden oder zumindest unterbrechen sollte.
Der Mannheimer Historiker Heinz A. Richter findet klare Worte, wenn er die Gallipoli-Kampagne als „ein ziemlich sinnloses Unternehmen“ charakterisiert.2 Der britische Militärhistoriker Peter Hart äußert seine Kritik noch wesentlich harscher, wenn er sagt, dass die ganze Operation „ein Wahnsinn war, der nie erfolgreich sein konnte, eine Idiotie, die von konfusem Denken [ge]zeugt worden war.“3 Seiner Meinung nach war die Bombardierung der Befestigungsanlagen bei den Dardanellen, also den Meerengen, die das Schwarze Meer vom Mittelmeer und damit Russland von einer direkten Seeverbindung zu den Alliierten trennte, sowie die Landung von Truppen bei Gallipoli ein „militärische[s] Abenteuer, d[as] einen einfacheren Weg zum Sieg suchte.“4 Die Pläne und deren Ausführung waren von Wunschdenken getrieben und professionelle Überlegungen zu Taktik und Strategie wurden nur unzureichend berücksichtigt.
Während die Ereignisse für die politischen Karrieren von Mustafa Kemal (1881 – 1938) und Winston Churchill (1874 – 1965) entscheidend sein sollten, glich die Kampagne aus Sicht der teilnehmenden Soldaten eher einer „epischen Tragödie von unglaublicher heroischer Ausdauer“5, denn die gelandeten Truppen mussten sich nicht nur der Angriffe des osmanischen Gegners erwehren, sondern litten gleichzeitig unter den geographischen und klimatischen Bedingungen des Kriegsschauplatzes. Ungeachtet dieser wenigen bekannten und vielen unbekannten Einzelschicksale gehören die Ereignisse von Gallipoli doch zu den bedeutendsten des Ersten Weltkrieges. Das Mittelmeer-Expeditionskorps (Mediterranean Expeditionary Force, MEF) war im April 1915 in einer großen Landungsoperation an die Küsten der Gallipoli-Halbinsel gebracht worden, um von dort, nach neunmonatigem Ausharren, wieder evakuiert werden zu müssen.6 Logistisch stellte diese Aufgabe eine echte Herausforderung dar und ist deshalb bis heute Teil militärstrategischer bzw. militärtaktischer Ausbildungen. Schließlich sollte die Landungsoperation als Präzedenzfall für die alliierten Landungen in der Normandie 1944 dienen, an dem sich die strategischen Planer und Entscheider des Zweiten Weltkrieges orientieren konnten.
Ursprünglich waren die Zerstörung der Befestigungsanlagen an den Dardanellen bzw. später die Einnahme der Halbinsel jedoch nur Etappenziele, die zwar die Kontrolle der Meerengen durch britische Marine und Armee sichern sollten, eigentlich ging es den Planern im britischen Kriegsrat (War Council) aber darum, das Osmanische Reich auszuschalten sowie aus dem Krieg zu zwingen, damit eine Verbindung zu Russland zu gewährleisten und den Krieg insgesamt zu verkürzen. Das Ziel der Operationen war Konstantinopel (das heutige Istanbul), allerdings sollte die Realität des Kriegsraumes derlei Vorstellungen schnell zunichte machen.7 Der Erste Weltkrieg, der nicht zwingend, und das noch im Juli 1914, als unvermeidbar gelten muss,8 markiert nicht nur den Übergang vom langen 19. ins kurze 20. Jahrhundert,9 sondern stellt wie der amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan (1904 – 2005) festgestellt hat, die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts dar.10 Gerade das hundertjährige Jubiläum hat deshalb nicht überraschend eine Fülle an Literatur hervorgebracht, die sich mit den Ereignissen unter verschiedenen Gesichtspunkten auseinandergesetzt hat.11 Der Potsdamer Historiker Jürgen Angelow hat die Forschungslage zum Ersten Weltkrieg treffend zusammengefasst: „Zum Thema sind gewaltige ‚Materialschlachten‘ quellenbasierter Forschung geliefert worden, deren wissenschaftlicher ‚Geländegewinn‘ von grundlegenden Erkenntnissen und Thesen bis hin zu kleinen Korrekturen und partiellen Einsichten reicht.“12 Er betont gleichzeitig, dass „eine Auflistung und Systematisierung beinahe aussichtslos“13 ist, dass ungeachtet dessen aber bei einer Perspektivierung des Weltkrieges die Überwindung rein nationalhistorischer Ansätze, also eine globale Perspektive angeraten ist. Schließlich „verspricht eine isolierte nationale Perspektive auf dieses welthistorische Ereignis, die ohne den transnationalen Vergleich oder die Einbeziehung globaler Tendenzen auskommen will, kaum mehr neue Erkenntnisse.“14
Eine intensivere Wahrnehmung solcher Zusammenhänge hätte vermutlich den Verantwortlichen für die Planung der Gallipoli-Kampagne empfohlen werden müssen, da die Details oft hastig und deshalb meist schlampig vorbereitet waren. Der alliierte Planungsstab hatte zudem bloß ein geringes Verständnis der örtlichen Gegebenheiten, z. B. was Klima und Terrain der Landungsgebiete betrifft, sodass beispielsweise kaum akkurates Kartenmaterial für die Landenden zur Verfügung stand. Die eilends geplante Operation ließ darüber hinaus kaum Zeit, ausreichend Expertenmeinungen zu Rate zu ziehen oder sich zuvor ein eingehenderes Bild der eigentlichen Operationszone zu verschaffen.15 Gerade weil die Mitglieder des britischen War Councils so viele Hoffnungen in die Kampagne setzten, erscheint es deshalb merkwürdig, dass die Pläne so unprofessionell vorbereitet worden waren. Schließlich sollte die Operation sowohl die Meerengen sichern als auch den „Kulminationspunkt im Ringen um die Entscheidung der ‚Orientalischen Frage’“16 bilden. Um diese Zusammenhänge besser verstehen zu können, müssen die Ereignisse mit Bezug auf die Schlacht von Gallipoli deshalb in Relation zu den Ereignissen an der Westfront gesehen werden. Die gesamte Kampagne war Ausdruck „eines verzweifelten Wunsches nach einer Schlacht, die einen Impuls liefern könnte, der an der Westfront fehlte.“17 Gerade deshalb wurde die Niederlage später oft als vertane Gelegenheit betrachtet, den Ersten Weltkrieg und dessen Verlauf entscheidend zu verändern. In den frühen Arbeiten der Historiographie und den Memoiren der Teilnehmer an den Operationen wurde davon ausgegangen, dass die Schlacht hätte gewonnen werden können, wenn einige fatale Fehler, wie etwa die Landung der australisch-neuseeländischen Truppen an einem falschen Strandabschnitt, vermieden worden wären. Der australische Historiker Robin Prior hat deutlich gemacht, dass „die Zeit, Gallipoli zu sentimentalisieren, längst vorbei ist. Es sollte so behandelt werden, wie die Männer es erlebt haben – als blutige Episode eines blutigen Krieges.“18 Die geographischen Bedingungen vor Ort bestimmten, wie an anderen Frontabschnitten des Krieges auch, den Alltag: Die osmanischen Verteidiger „saßen komfortabel hinter ihren Gewehren […] und feuerten in wunderbarer Regelmäßigkeit und Präzision auf jedes sich bewegende Objekt auf der Ebene darunter.“19 Den alliierten Soldaten wurde erst im Moment der Landung bewusst, dass ihre Aufgabe keine leichte sein würde. Major John Graham Gillam erkannte beispielsweise, wie falsch seine Vision war, „über die Gallipoli-Halbinsel zu wandern, während die Marine den Weg entlang der Küste die Meerengen hinauf frei bombardierte […], nach einer kurzen Kampagne triumphierend in Konstantinopel einzumarschieren [und] dort die russische Armee zu treffen“20, um die Mittelmächte so noch stärker von mehreren Fronten aus unter Druck zu setzen.
Einer der schwerwiegendsten Fehler, der solche Annahmen stimuliert hatte, war die Unterschätzung des osmanischen Gegners, dessen Truppen seit 1913 von einer deutschen Militärmission unter dem Kommando von General Otto Liman von Sanders (1855 – 1929) ausgebildet, modernisiert und organisiert worden waren. Der deutsche Anteil an den Ereignissen von Gallipoli ist deshalb nicht zu unterschätzen. Archivrat George Soldan (1878 – 1945), ein Offizier und Militärwissenschaftler in der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Reichsarchivs, betonte später in einem Vorwort der Reihe „Schlachten des Weltkrieges“ diesen deutschen Anteil, ebenso wie die Bedeutung des Sieges gegen die alliierten Landungstruppen:
Der Kampf um die Dardanellen ist vorzugsweise eine türkische Waffentat, wenn auch deutsche Offiziere und Soldaten auf die Ereignisse bedeutsamen Einfluß gewonnen haben. Es mag daher auffallen, daß seine Schilderung im Rahmen der Buchreihe „Schlachten des Weltkrieges“ erfolgt, der die Aufgabe [zuteil]geworden ist, die wichtigsten und charakteristischsten deutschen Schlachten zu erforschen. Der Kreis der Schriftfolge würde jedoch eine Lücke aufweisen, wenn er nicht mindestens eine Darstellung enthielte, die unser Zusammenwirken auch mit unserem ehemaligen türkischen Bundesgenossen zum Gegenstand der Schilderung hat. Es lag nahe, hierfür die Erforschung der Dardanellenschlacht auszuwählen, da dieser Kampf für den allgemeinen Verlauf des Weltkrieges nicht nur ganz besondere Bedeutung erlangt hat, sondern auch mit seinen ungewöhnlichen Schwierigkeiten und in seiner Vielseitigkeit besonderes Interesse erweckt.21
Ungeachtet dieser Einschätzung verblasste das deutsche Interesse an diesem Kriegsschauplatz recht schnell und, überschattet von den Schlachten der Ost- und Westfront, blieb die Auseinandersetzung mit Gallipoli eine Randerscheinung der deutschsprachigen Forschung zum Ersten Weltkrieg und heute sind „die südosteuropäischen Kriegsschauplätze des Ersten Weltkriegs, also die Dardanellen-Halbinsel und Makedonien, […] im historischen Bewusstsein der Deutschen und vieler Westeuropäer kaum noch vorhanden“.22 Die vorliegende Studie versteht sich deshalb auch lediglich als eine konzise deutschsprachige Einführung zur Schlacht von Gallipoli, die die Planung, Durchführung und Erinnerung dieser militärischen Operation des Ersten Weltkrieges kurz und anschaulich vorzustellen anstrebt.
Ganz anders verhält es sich mit Blick auf Abhandlungen zum Thema im englischsprachigen Raum, besonders da die britische Niederlage und die fehlgeschlagene Gallipoli-Kampagne zu einer umfassenden Auseinandersetzung mit der Thematik führte, die bereits 1916 begann und bis heute andauert. Der britische Autor John Masefield (1878 – 1967) legte schon im Jahr ...

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