Gemeinsam unterwegs
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Gemeinsam unterwegs

Auf dem Ökumenischen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Theologische Beiträge

Fernando Enns, Susan Durber

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  1. 224 pagine
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Gemeinsam unterwegs

Auf dem Ökumenischen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Theologische Beiträge

Fernando Enns, Susan Durber

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Was bedeutet es für Christen und Christinnen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt, Nachfolge Jesu als einen Pilgerweg in Gottes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens zu verstehen?Dieser spannende und inspirierende Band wurde von der theologischen Studienkommission des Ökumenischen Rates der Kirchen zum "Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens" entwickelt. Er bietet einen Einblick in die spirituellen, sozialen und theologischen Dimensionen dieser globalen ökumenischen Initiative und ihrer Relevanz in verschiedenen Kontexten. Die dreizehn Beiträge werden durch persönliche Geschichten der Autoren und Autorinnen bereichert.[Together on the way. On the Ecumenical Pilgrimage of Justice and Peace. Theological Contributions]What does it mean for Christians from different parts of the world to understand discipleship of Jesus as a pilgrimage towards God's kingdom of justice and peace?This exciting and inspiring volume about the "Pilgrimage of Justice and Peace" was developed by the Theological Study Commission of the World Council of Churches. It offers an insight into the spiritual, social and theological dimensions of this global ecumenical initiative and its relevance in different contexts. The thirteen contributions are complemented by personal stories of the authors.

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Informazioni

Teil Zwei:

Metaphern und Praktiken

5. Kapitel

Eine transformative Spiritualität für den Pilgerweg des »gerechten Friedens« – im gemeinsamen trinitarischen Glauben gegründet

Fernando Enns
An exceptionally bright and driven son of the Midwest was killed this month in Congo – his remains, along with those of a colleague, were found in a shallow grave on Monday – and to those who knew him, it is the unfairness of his death that is most crushing.1
Als wir dies am Morgen des 29. März 2017 in der Washington Post lasen, hatten wir bereits begriffen: Michael wurde getötet!
It’s not that anyone else might have deserved Michael Sharp’s fate: kidnapped and killed by unknown assailants along with a Swedish counterpart and a local interpreter. It’s that Sharp, 34, was »standard deviations above the norm« when it came to integrity and compassion.2
Wir Mennoniten in Deutschland kannten Michael gut aus seiner Zeit bei uns. Er arbeitete beim Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee und begleitete in Deutschland stationierte amerikanische Soldaten durch seine ehrenamtliche Mitarbeit im Military Counselling Network. In diesen Tagen des Irakkriegs erkannten viele dieser Soldaten, dass sie in einen ungerechtfertigten Krieg hineingezogen worden waren und dass sie nicht mehr Teil davon sein wollten. Michael und andere halfen ihnen, einen Ausweg zu finden.
Michael Sharp
[…] had impressed many with his cultivation of trust among eastern Congo’s rebel leaders in his three years with the Mennonite Central Committee, an organization that does humanitarian and conflict-resolution work. He’d been so successful that he was eventually hired by the United Nations’ Group of Experts, which is appointed by the Security Council, to investigate the violence in Kasai. He was named coordinator of the investigating panel. At 34, he was one of the youngest to ever hold that position.3
John E. Sharp, Michaels Vater, sagte, dass Michaels Hingabe für die Friedensarbeit auf dem Mennonitischen Glauben gründete. »Wir lehren, dass Gewalt keine Lösung ist, wie die Geschichte beweist«, sagte er und fügte hinzu, dass der Tod seines Sohnes keine Rechtfertigung für ein übereiltes Abziehen aus dem Kongo sein dürfe. »Wir hoffen, dass die UN ihre Friedensarbeit im Kongo fortsetzt.« Die Zeitschrift Mennonite World Review zitiert den Vater wie folgt:
Ich habe mehr als einmal gesagt, dass wir Friedensstifter ebenso bereit sein sollten, unser Leben zu riskieren, wie all jene, die sich dem Militär anschließen. Jetzt ist das keine Theorie mehr.4
Michael Sharp ist einer der vielen Märtyrer, die sich dazu entschieden haben, ihr Leben als »Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens« zu führen. Und sein Beispiel erinnert uns auf tragische Weise daran, wie verlustreich diese Hingabe sein kann. Wenn die Kirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gemeinsam darüber beraten, was ein ökumenischer »Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens« bedeuten kann, dann ist es eben das Zeugnis dieser Märtyrer, das die mögliche Tragweite hervorhebt und uns fragen lässt: Können Kirchen diesem Auftrag wirklich gerecht werden? Sind wir uns der Kosten bewusst, nicht nur für den Einzelnen, sondern für die christlichen Kirchen? Welche spirituelle Kraft braucht man für einen solchen Weg? Und welche theologischen Argumente liefert jene Weisheit, dass Mitgefühl stärker ist als Gewalt, Leben stärker ist als der Tod und Ungerechtigkeit nicht ewig andauern wird – wider alle schmerzhaften »Realitäten«?

Die Spiritualität des gerechten Friedens

Eine entscheidende Etappe des fortgesetzten Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung unmittelbar vor der Vollversammlung in Busan (2013) war die ökumenische »Dekade zur Überwindung von Gewalt. Kirchen für Frieden und Versöhnung 2001–2010«, deren Initiierung auf die 8. ÖRK-Vollversammlung in Harare, Zimbabwe, zurückreichte und die in der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation (IEPC) 2011 in Kingston, Jamaika, gipfelte.5 »Just Peace« – das neue ökumenische Paradigma für theologische Ethik – wurde auf dieser Versammlung in Busan weiterentwickelt und diskutiert.6
Ein Kritikpunkt, der während dieser Dekade zur Überwindung von Gewalt immer wieder geäußert wurde, war einerseits der Mangel an theologischer Reflexion und andererseits die fehlende Verbindung zum spirituellen Leben der Kirchen. Kirchenvertreter*innen beklagten bisweilen, dass die Aktivitäten und Programme des ÖRK in Bezug auf Friedenskonsolidierung, Versöhnung und Friedens-Diakonie einer »schlichten NGO-Agenda« sehr ähnlich seien. Sie argumentierten, dass die Kirchen dagegen auf die Tatsache hinweisen sollten, dass die verschiedenen Krisen dieser Welt – wie Armut, Terrorismus, Rassismus, Klimawandel – genau genommen »spirituelle Krisen« der Menschheit seien. Und dass die Kirchen sie auch als solche angehen sollten.
Die Versammlung in Busan sammelte die Kritikpunkte und Ergebnisse der Dekade zur Überwindung von Gewalt und analysierte die sich stetig verändernde globale Lage. Sie beschloss, einen ökumenischen »Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens« zu initiieren, um auf den gewonnenen Erkenntnissen aufzubauen und Christ*innen und »alle Menschen guten Willens« einzuladen, an diesem Pilgerweg teilzunehmen:
Herausgefordert durch unsere Erfahrungen in Busan rufen wir alle Menschen – jung und alt, Männer und Frauen, mit und ohne Behinderungen, Menschen aller Religionen – auf, ihre gottgegebenen Gaben gemeinsam einzusetzen, um Verwandlung herbeizuführen. In erster Linie rufen wir unsere Mitgliedskirchen und Partner auf, sich gemeinsam auf die Suche zu begeben und unsere Berufung als Kirche durch ein gemeinschaftliches Engagement für die äußerst wichtigen Anliegen der Gerechtigkeit und des Friedens zu erneuern und eine Welt zu heilen, in der Konflikte, Ungerechtigkeit und Schmerz herrschen.7
Die Delegierten in Busan waren der Meinung, dass dies ein Neubeginn innerhalb der ökumenischen Familie sein könnte. Es gab viele Stimmen aus unterschiedlichen Kontexten, aus Norden und Süden, Osten und Westen, die ihre aufrichtigen Hoffnungen äußerten, nicht nur für die ökumenische Bewegung und ihre Institutionen (die kein Selbstzweck sind!), sondern für eine wahre Veränderung in ihren lokalen Kontexten – für eine »Transformation« der ungerechten und gewalthaltigen Umstände, in denen sie leben oder deren Zeugen sie werden. Zudem war man sich einig, dass wir, um solch eine große Transformation realistisch zu gestalten, zunächst einmal zulassen müssten, selbst »transformiert« zu werden. Es wurde für die Erneuerung unseres Geistes durch die Kraft des Heiligen Geistes gebetet sowie für die Erneuerung unserer Kirchen – für einen neuen Dienst der Gerechtigkeit und des Friedens. Und ohne viele weitere Erläuterungen waren sich alle bewusst, dass dies nicht etwa durch eine weitere Deklaration oder ein weiteres Studienprojekt geschehen würde, sondern durch das sich Einlassen auf eine Glaubensreise, eine Rückbesinnung auch, um den Ruf wieder zu hören, »Botschafter der Versöhnung« zu sein und zu werden; kein weiteres Predigen an die Welt und ihre Mächte, sondern ein »Pilgerweg«, der uns, individuell und als Glaubensgemeinschaften, auf unserer gemeinsamen Reise herausfordern würde.
Stellt sich die Frage: Sind die Kirchen bereit dafür? Angesichts der harten Realität von Gewalt und wachsender Ungerechtigkeit wissen wir: Solange wir – Christ*innen und Kirchen – nicht selbst den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens tatsächlich »beschreiten«, werden all unsere Predigten, all unsere Fürsprache und all unsere missionarischen Tätigkeiten weder überzeugen, noch zu einer echten und nachhaltigen Veränderung beitragen. In dieser Hinsicht ist der »Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens« also zunächst ein Aufruf und eine große Einladung an uns selbst; keine Anleitung, wie man die Welt verändern wird, auch kein Drehbuch für die Organisation ökumenischer Aktivitäten.
Ein Jahr später, auf der Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses, wurde die Idee dieses »Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Friedens« weiterentwickelt:
Es ist […] ein verwandelnder Weg, zu dem Gott aufgerufen hat, in Erwartung des letztlichen Ziels für die Welt, das der dreieinige Gott bewirkt. Die Bewegung der Liebe, die Teil des Wesens des dreieinigen Gottes ist, wird in der Verheißung von Gerechtigkeit und Frieden offenbar. Sie sind Zeichen des kommenden Reiches Gottes, das bereits im Hier und Jetzt sichtbar ist, wenn es Versöhnung und Heilung gibt.8
Die spirituelle Dimension des ökumenischen »Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Friedens«, der in einem trinitarischen Glauben verankert ist, muss sich in verschiedenen Dimensionen entfalten. Diese Dimensionen repräsentieren die traditionellen Aspekte jeder Pilgerreise: das »Aufsuchen der Wunden« (via negativa), das »Feiern der Schöpfungs-Gaben« (via positiva) und die »Transformation der Ungerechtigkeiten« (via transformativa). Während unserer Beratungen über den Pilgerweg erwies sich die theologische Arbeit von Dorothee Sölle als außerordentlich hilfreich für die Frage, wie diese drei Dimensionen unserer erneuerten spirituellen Reise der Gerechtigkeit und des Friedens Gestalt geben können.9

Aufsuchen der Wunden – der Weg des Kreuzes

Der Tod von Michael Sharp repräsentiert die vielen »Wunden« der heutigen Welt. Wer kennt die Namen derer, die in den letzten zwanzig Jahren in der Demokratischen Republik Kongo getötet wurden? Wer erinnert sich an sie? Als sich die internationale Referenzgruppe des ÖRK für den Pilgerweg über die Möglichkeiten erkundigte, ihre Jahrestagung im Kongo abzuhalten, wurde uns gesagt: »Kommt nicht! Es ist zu gefährlich!« Wir beschlossen, stattdessen nach Nigeria zu »pilgern« und die Wunden eines weiteren Ortes gewalttätiger Konflikte im schönen Afrika »aufzusuchen«. Unsere Gastgeber*innen in Kaduna sagten: »Die Tatsache, dass Ihr Eure sicheren Häuser verlassen habt, um uns inmitten unseres Leidens zu besuchen, bedeutet uns sehr viel. Unsere Brüder und Schwestern aus den naheliegenden Nachbarländern kommen nicht mehr her – ›zu gefährlich‹, sagen sie!«
Und es ist gefährlich in Nigeria! Wir hörten die Klagen christlicher Mütter, die sich an die Zeiten erinnerten, als muslimische und christliche Kinder zusammen spielten, zusammen zur Schule gingen und sogar im selben Raum schliefen. Das alles ist nun nicht mehr möglich. Wir hörten auch den muslimischen Gemeindeleiter in Kaduna, der von der Angst vor den gewalttätigen Boko Haram berichtete. Diese extremistische Gruppe hat bisher mehr Muslime als Christen getötet – das wusste ich bis dahin nicht! Wir weinen zusammen, wir beten zusammen, und dann umarmen wir uns. Und wir fragen gemeinsam: Wo ist Gott in all dem? Hat Gott beschlossen, diesen Ort zu verlassen?
Wo war Gott, als Michael entführt wurde? War Gott anwesend, als sie den Beschluss fassten, ihn zu töten? – Mir fallen die Worte ein, die wir auf der Versammlung in Busan miteinander gesprochen haben:
Gemeinsam glauben wir an Jesus Christus, den Friede-Fürst. Daher bekräftigen wir, dass die Menschheit aus Gnade mit Gott versöhnt ist, und wir sind bestrebt, versöhnt miteinander zu leben. Das Leben und die Lehre, der Tod und die Auferstehung Jesu Christi verweisen auf das friedliche Reich Gottes. Trotz Verfolgung und Leid bleibt Jesus standhaft in seiner Demut und aktiven Gewaltlosigkeit, sogar bis in den Tod. Sein Leben für Gerechtigkeit endet am Kreuz, einem Instrument der Folter und der Hinrichtung. Mit Jesu Auferstehung bekräftigt Gott, dass eine solch unerschütterliche Liebe, ein solcher Gehorsam, ein solches Vertrauen zum Leben führen. Durch die Gnade Gottes können auch wir den Weg des Kreuzes gehen, Jüngerinnen und Jünger sein und den Preis dafür bezahlen.10
In Gegenwart der »Wunden« erhält dieses Glaube...

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