Farbe bekennen
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Farbe bekennen

Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte

Katharina Oguntoye, May Ayim, Dagmar Schultz, Katharina Oguntoye, May Ayim, Dagmar Schultz

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Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte

Katharina Oguntoye, May Ayim, Dagmar Schultz, Katharina Oguntoye, May Ayim, Dagmar Schultz

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"Obwohl wir in der Vereinzelung leben und unsere Hautfarbe in Deutschland als Ausnahme angesehen wird, gibt es sehr viele von uns. Wir sind in irgendeiner deutschen Stadt aufgewachsen, wir arbeiten und leben mit weißen Deutschen zusammen – und doch gelten wir in genau diesem Deutschland als das >immer andere< … " (Katharina Oguntoye)"Vereinzelung bedeutet, unsichtbar zu sein, leicht übersehen zu werden, alleine kämpfen zu müssen. Es hat lange gebraucht, das zu erkennen, aber wir haben uns entschlossen, FARBE ZU BEKENNEN." (May Ayim)Ein Dokument des Aufbruchs afro-deutscher Frauen in die Geschichte und zu sich selbst."Farbe bekennen war ein Anfang und ist nach wie vor ein aktuelles Handbuch zum Verständnis afrodeutscher Lebensrealitäten sowie ein nützliches Werkzeug zur Vernetzung und Aufklärung." (Katharina Oguntoye)

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Informazioni

Anno
2020
ISBN
9783944666730
Edizione
2
Argomento
Geschichte

RASSISMUS HIER UND HEUTE

Alltäglicher Rassismus in Kinder- und Jugendbüchern
Die meisten der in den 50er und 60er Jahren geborenen Afro-Deutschen wuchsen, wie auch die vorhergehende Generation, ohne Kontakte zu anderen schwarzen Kindern und/oder Erwachsenen auf. Trotz der zunehmenden Zahl von afrikanischen und afro-amerikanischen Student/innen, afrikanischen Flüchtlingen und afro-amerikanischen Armeeangehörigen sind Schwarze nach wie vor eine relativ kleine Bevölkerungsgruppe in der Bundesrepublik. Ihre Gesamtzahl wird verschiedentlich mit 100.000 angegeben, wobei der Anteil von Afro-Deutschen auf etwa ein Drittel geschätzt wird.1 Vor allem außerhalb von Universitätsstädten sind Schwarze immer noch eine höchst seltene Ausnahme, und wahrscheinlich begegnen, insgesamt gesehen, die meisten weißen deutschen Kinder Menschen afrikanischer Herkunft zunächst in ihren Bilderbüchern, Kinderliedern und -spielen, bevor es zu persönlichen Kontakten kommt. Aus diesen imaginären Zusammentreffen entstehen oft die ersten Voreingenommenheiten, die die reale Konfrontation mit Afro-Deutschen und Afrikaner/innen überschatten und nachhaltig beeinflussen können. Wirft man einen Blick auf das Afrika-Bild, das die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur jungen Menschen vermittelt, so stößt man immer wieder auf Kolonialklischees, offenen und subtilen Rassismus. Viele der altbekannten Erzählungen, in denen Menschen afrikanischer Herkunft beschrieben werden, stammen aus dem 19. Jahrhundert, aus der Hochblüte von Sklavenhandel und kolonialistischer Ausbeutung. Sie verbreiten wie eh und je, in unveränderter Form oder in Neuauflage, die gängigen diffamierenden Stereotype vom arbeitsscheuen, hässlichen, dummen, exotischen und wilden/grausamen afrikanischen Menschen, der der Belehrung durch weiße Europäer bedarf und ansonsten für die »Zivilisation« als untauglich befunden wird.
Das weitverbreitete und beliebte Lied von den »Zehn kleinen Negerlein« ist eines von vielen, das die Unfähigkeit und Unvollkommenheit von Afrikanern kindgerecht vor Augen führt. Als doppelt verniedlichte Wesen, als kleine Neger lein, werden sie in das in Deutschland bzw. Europa spielende Handlungsgeschehen eingeführt, und in jeder Situation, in der ihre Integrationsfähigkeit auf die Probe gestellt wird, scheitern sie. In der harmlosesten Fassung gibt es ein einziges überlebendes »Negerlein«, das nur deshalb nicht dem Tode geweiht ist, weil es so gescheit ist, nach Afrika zurückzukehren. Dort heiratet es und bleibt es. In den Versionen, wo kein Zurück eingeplant ist, muss auch das letzte »Negerlein« sterben: »Da waren alle futsch.«
Zehn kleine Negerlein Refrain:
Ein klein, zwei klein, drei klein, vier klein, fünf klein Negerlein sechs klein, sieben klein, acht klein, neun klein, zehn klein Negerlein.
1.Zehn kleine Negerlein, die schliefen in der Scheun.
Das eine ging im Heu verlorn. Da waren’s nur noch neun.
2.Neun kleine Negerlein, die gingen auf die Jagd.
Das eine wurde totgeschossen. Da waren’s nur noch acht.
3.Acht kleine Negerlein, die gingen Kegel schieben.
Das eine hat sich totgeschoben. Da waren’s nur noch sieben.
4.Sieben kleine Negerlein, die gingen mal zur Hex.
Das eine hat sie weggehext. Da waren’s nur noch sechs.
5.Sechs kleine Negerlein gerieten in die Sümpf.
Das eine ist drin stecken blieben. Da waren’s nur noch fünf.
6.Fünf kleine Negerlein, die tranken gerne Bier.
Das eine hat sich totgetrunken. Da waren’s nur noch vier.
7.Vier kleine Negerlein, die kochten einen Brei.
Das eine hat sich totgegessen. Da waren’s nur noch drei.
8.Drei kleine Negerlein, die machten groß Geschrei.
Das eine hat sich totgeschrien. Da waren’s nur noch zwei.
9.Zwei kleine Negerlein, die fuhren mal nach Mainz.
Das eine ist in’n Rhein gefallen. Da war es nur noch eins.
10.Ein kleines Negerlein, das war erstaunlich schlau.
Es ging zurück nach Kamerun und nahm sich eine Frau. (Volksweise)
Text: Und wenn die beiden zehn Kinder haben, geht die Geschichte von vorne los.2
Ebenso wie Dummheit und Naivität sind Zügellosigkeit und grausamer Kannibalismus wesentliche Eigenschaften afrikanischer Menschen in Abenteuerbuch und Comic. Im Fahrtenlied »Negeraufstand ist in Kuba«, das spontan in Jugendgruppen entstanden sein soll, wird das Klischee des bestialischen Wilden derart auf die Spitze getrieben, dass eine Steigerung kaum noch vorstellbar ist.
Negeraufstand ist in Kuba
Schüsse hallen durch die Nacht,
in den Straßen von Havanna
stehen Neger auf der Wacht.
Refrain:
Umba, umba, assa
umba, umba, ass
umba, eeo, eeo, eehh.
In den Straßen fließt der Eiter,
der Verkehr geht nicht mehr weiter,
an den Ecken sitzen Knaben,
die sich an dem Eiter laben.
(Refrain)
Und der Jo mit seinem Messer
ist der ärgste Menschenfresser,
schneidet ab nur Ohr und Nasen
und versucht dadurch zu blasen
(Refrain)
In der großen Badewanne
sucht die Frau nach ihrem Manne,
doch sie fand nur ein paar Knochen,
die noch etwas nach ihm rochen.
(Refrain)
Und der Häuptling Scharfer Zacken,
der frisst einen weißen Backen,
und von einem Säuglingsknochen
lässt er sich ’ne Suppe kochen.
(Refrain)
In den Nächten gellen Schreie,
Köpfe rollen hin und her.
Schwarze Negerhände greifen
nach dem Goldzahn und nach mehr.
(Refrain)
In Gesträuch und in Gestrüppe
hängen menschliche Gerippe,
und die Neger und die Kleinen
knabbern schmatzend an Gebeinen.
(Refrain)
In den Bäumen hängen Leiber,
und darunter stehen Weiber,
und die denken wie besessen
an das nächste Menschenfressen.
(Refrain)
In den Flüssen schwimmen Leichen
mit den aufgeschlitzten Bäuchen,
drinnen stecken noch die Messer,
vergessen haben sie die Menschenfresser.
(Refrain)
Als der Aufstand war verronnen,
schien die liebe gute Sonnen
auf die prallen schwarzen Wänste,
die da litten Stuhlgangängste.
(Refrain)3
Schwarze Menschen sind per se hässlich – diese Botschaft wird besonders eindeutig in der Geschichte von Richard von Volkmann-Leander, »Der kleine Mohr und die Goldprinzessin«, vermittelt:
»Es war einmal ein armer kleiner Mohr, der war kohlschwarz und nicht einmal ganz echt in der Farbe, so dass er abfärbte. Abends war sein Hemdenkragen stets ganz schwarz, und wenn er seine Mutter anfasste, sah man alle fünf Finger am Kleid. Deshalb wollte sie es auch nie leiden, sondern stieß und schuppte ihn stets fort, wenn er in ihre Nähe kam. Und bei den ändern Leuten ging es ihm noch schlimmer.
Als er vierzehn Jahre alt geworden war, sagten seine Eltern, es sei höchste Zeit, dass er etwas lerne, womit er sein Brot verdienen könne. Da bat er sie, sie sollten ihn in die weite Welt hinausziehen lassen und Musikant werden lassen; zu etwas anderem sei er doch nicht zu gebrauchen.
Doch sein Vater meinte, das wäre eine brotlose Kunst, und die Mutter wurde gar ganz ärgerlich und erwiderte weiter nichts als: ›Dummes Zeug, du kannst nur etwas Schwarzes werden!‹«4
Das »arme« Kind, das nicht nur schwarz ist, sondern zu allem Überfluss auch noch abfärbt, wird schließlich Schornsteinfeger, bekommt jedoch keinen Gesellenbrief, weil sich bei der Prüfung herausstellt, dass die Schwärze des »Mohren« nicht vom Reinigen der Kamine herrührt, sondern »Mohrenschwärze« ist.
Da merkten alle mit Entsetzen, wie es um ihn stand.«5
Fortgejagt, findet er alsbald Anstellung bei einem Ehepaar, wo er nichts weiter zu tun hat, als hinten auf dem Kutschenwagen zu stehen, »damit man gleich sähe, dass vornehme Leute kämen.«6 Auch hier wird er fortgejagt, als der »Herr« entdeckt, dass der kleine Mohr abfärbt. Bezeichnend sind die tröstenden Worte der Ehefrau des vornehmen Mannes:
»Freilich, ein großes Unglück sei es, ein Mohr zu sein, und besonders einer, der abfärbe. Doch er solle nicht verzagen, sondern brav und gut bleiben, dann würde er mit der Zeit noch ebenso weiß werden wie die ändern Menschen.«7
Tatsächlich wird der »Mohr« im Laufe seiner Wanderschaft durch fleißiges Üben auf der Geige, die er von der Frau mit auf den Weg bekommen hat, immer weißer. Als er eines Tages der hübschen Goldprinzessin begegnet, die ihn wegen seiner inzwischen »mausgrauen« Erscheinung als Freier verschmäht, verurteilt er sich selbst für sein vergebliches Bemühen um ihre Zuneigung, die ihm doch gar nicht zustehen kann:
»Die Goldprinzessin wolltest du heiraten? Ganz dumm bist du! Da darfst du dich nicht wundern, wenn die Leute dich auslachen.«8
Als er der schönen Frau zum zweiten Male begegnet, ist sie inzwischen zur Blechprinzessin heruntergekommen, die nur noch auf Jahrmärkten vorgeführt wird. Da sie sich nicht fremdbestimmen lassen wollte und wählerisch einen Freier nach dem anderen abblitzen ließ, brökkelte ihr Gold nach und nach ab, bis sie nur noch Blech war. Da steht sie nun, für ihre Widerspenstigkeit mit Hässlichkeit bestraft, während der »Mohr«, der sich um Anpassung bemühte, entsprechend belohnt wurde, indem er nun ein stattlicher weißer Mann geworden war, der »längst auch nicht ein Tüpfchen Schwarzes mehr an sich hat (hatte)«9. Die Rassismus und Sexismus lehrende Geschichte endet in der vorhersehbaren Warnung, »dass vielerlei abgeht im Leben, Hübsches sowohl wie Hässliches, und dass daher alles darauf ankommt, was drunter ist.«10
Die Geschichte von R.v. Volkmann ist wie das Lied von den »Zehn kleinen Negerlein«, für das die »Ten little indians« von Frank Green als Vorlage diente, in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben worden. Neuere Geschichten, Erzählungen und Reisebeschreibungen bereiten oft nicht weniger unverhüllt ähnliche rassistische und sexistische Klischeevorstellungen auf.
Schon die Figuren werden normalerweise so konstruiert, dass sich Jungen mit der männlich-weißen Hauptfigur, Mädchen mit der weiblich-weißen Nebenfigur identifizieren, und Schwarze, wo immer die Handlung spielt, als mehr oder weniger unbedeutende Randfiguren auftreten. Häufig tauchen sie als Boys/Dienstmädchen, Jagdgehilfen und Tierpfleger auf.
Brigitta Benzi...

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