Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen
eBook - ePub

Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen

Eberhard Breitmaier

  1. German
  2. ePUB (mobile friendly)
  3. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen

Eberhard Breitmaier

Book details
Book preview
Table of contents
Citations

About This Book

Jetzt in der dritten, uberarbeiteten, erweiterten, deutschsprachigen Auflage! Dieses NMR-Lehrbuch bietet dem Leser eine praxisnahe Hilfe bei der Ubersetzung von NMR-Spektren in die Struktur organischer Verbindungen. Nach einer sehr kurzen theoretischen Einleitung, in der die wichtigsten Begriffe erklart werden, folgt eine Einfuhrung in die Strategie und Taktik der Strukturaufklarung mit NMR-Methoden. Ein Schwerpunkt sind 55 Fallstudien mit Spektren bzw. Spektrenserien abgestuften Schwierigkeitsgrades zum Selbststudium sowie ausfuhrliche Losungsvorschlage zum Nachvollziehen.
Neu hinzugekommen sind einige aktuelle zweidimensionale NMR-Experimente der heteronuklearen und homonuklearen Korrelation chemischer Verschiebungen sowie neue Aufgaben zu deren Anwendung. Dieser Klassiker unter den NMR-Lehrbuchern ist unentbehrlich fur jeden, der zur Aufklarung organischer Strukturen die NMR-Spektroskopie anwendet.

Frequently asked questions

How do I cancel my subscription?
Simply head over to the account section in settings and click on “Cancel Subscription” - it’s as simple as that. After you cancel, your membership will stay active for the remainder of the time you’ve paid for. Learn more here.
Can/how do I download books?
At the moment all of our mobile-responsive ePub books are available to download via the app. Most of our PDFs are also available to download and we're working on making the final remaining ones downloadable now. Learn more here.
What is the difference between the pricing plans?
Both plans give you full access to the library and all of Perlego’s features. The only differences are the price and subscription period: With the annual plan you’ll save around 30% compared to 12 months on the monthly plan.
What is Perlego?
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Do you support text-to-speech?
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Is Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen an online PDF/ePUB?
Yes, you can access Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen by Eberhard Breitmaier in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Naturwissenschaften & Spektroskopie & Spektralanalyse. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Publisher
Wiley-VCH
Year
2012
ISBN
9783527662319

1

Grundbegriffe, MeßgrĂ¶ĂŸen, Meßverfahren in KĂŒrze

1.1 Chemische Verschiebung

Als chemische Verschiebung bezeichnet man die AbĂ€ngigkeit der Larmorfrequenz eines Kernspins von seiner chemischen Umgebung. Der Kernspin ist der mechanische Drehimpuls des Atomkerns, die Larmorfrequenz seine PrĂ€zessionsfrequenz im statischen Magnetfeld (Abb. 1.1). Sie ist der Kraftflußdichte B0 des Magnetfelds proportional (vo/B0 = const.) 1-3. Praktischerweise bezieht man die chemische Verschiebung z.B. der Protonen auf den Standard Tetramethylsilan [TMS, (CH3 )4Si] und nicht auf das Proton H+, d.h. man mißt die Frequenzdifferenz (Hz) zum Signal des Standards (Tetramethylsilan,TMS, fĂŒr lH- und 13C-NMR) und teilt diese durch den der Kraftflußdichte B0 des Magnetfelds proportionalen Absolutwert der Larmorfrequenz des Standards (z.B. 400 MHz fĂŒr die Protonen und 100 MHz fĂŒr die 13C-Kerne des TMS im Falle eines 400 MHz- Spektrometers mit B0 = 9.4 Tesla). Der Quotient definiert den vom Magnetfeld unabhĂ€ngigen ÎŽ- Wert der chemischen Verschiebung. Dabei wird eine Frequenzdifferenz in Hz durch eine Frequenz in MHz geteilt; da sich beide Frequenzen wie 1:106 verhalten, wird ÎŽ oft in ppm (part per million) angegeben.
Abb. 1.1. KernprĂ€zession: Kernladung und Kernspin verleihen Atomkernen wie Protonen und Kohlenstoff-13 ein magnetisches Moment. Der Vektor ÎŒ des magnetischen Moments prĂ€zessiert im statischen Magnetfeld mit der Larmor-Frequenz v 0 um die Richtung des magnetischen Kraftflußdichte-Vektors B0
c01_image001.webp
Ursache der chemischen Verschiebung ist u.a. die Abschirmung der Kernspins im MolekĂŒl durch die ElektronenhĂŒlle. Die Elektronen erzeugen ein Abschirmfeld, das dem Ă€ußeren Magnetfeld entgegengerichtet ist, daher die PrĂ€zessionsfrequenz der Kernspins, also ihre chemische Verschiebung verkleinert. Man bezeichnet einen Atomkern (z.B. ein Proton) mit kleiner Verschiebung als abgeschirmt (hohes Abschirmfeld); ein Kern mit großer Verschiebung ist dagegen entschirmt (kleines oder tiefes Abschirmfeld, Abb. 1.2).

1.2 Spin-Spin-Kopplung und Kopplungskonstanten

Die indirekte oder skalare Spin-Spin-Kopplung von Kernspins ĂŒber kovalente Bindungen verursacht die Aufspaltung von NMR-Signalen zu Multipletts in der hochauflösenden NMR-Spektros-kopie gelöster Verbindungen. Die direkte oder dipolare Kopplung zwischen Kernspins durch den Raum wird nur in der Festkörper-Kernresonanz beobachtet. In Lösung mittelt die MolekĂŒlbewegung diese Kopplung aus.
Die Kopplungskonstante ist in Spektren erster Ordnung (Abschn. 1.4) der Frequenzabstand J in Hz von zwei MultiplettĂŒbergĂ€ngen. Im Gegensatz zum Frequenzbetrag der chemischen Verschiebung hĂ€ngt die Kopplungskonstante nicht von der MagnetfeldstĂ€rke ab (Beispiel: Abb. 2.7). In der hochauflösenden NMR unterscheidet man zwischen Kopplungen ĂŒber eine Bindung (1J oder einfach J, unmittelbare Kopplungen) und mehrere Bindungen, z.B. ĂŒber zwei (2J, geminale Kopplungen), drei (3J, vicinale Kopplungen), vier und fĂŒnf Bindungen (4J und 5J, Fernkopplungen). Die CH2- und CH3-Protonen der Ethyl-Gruppe des DichloressigsĂ€ureethylesters in Abb. 1.2 sind z.B. durch drei Bindungen getrennt; ihre (vicinale) Kopplungskonstante betrĂ€gt 3J = 7 Hz.
Abb. 1.2. 1H-NMR Spektrum des DichloressigsÀureethylesters (CDCI3, 25 °C, 80 MHz). Das Proton der CHCl2 Gruppe ist weniger abgeschirmt (stÀrker entschirmt) als die Protonen der CH 2- und CH 3-Reste
c01_image002.webp

1.3 SignalmultiplizitÀt (Multipletts)

Die SignalmultiplizitĂ€t in NMR-Spektren erster Ordung (Abschn. 1.4) ist der Aufspaltungsgrad eines NMR-Signals infolge der Spin-Spin-Kopplung. Signale ohne erkennbare Aufspaltung bezeichnet man als Singuletts (s), solche mit zwei-, drei-, vier-, fĂŒnf-, sechs-, siebenfacher Aufspaltung als Dubletts (d), Tripletts (t), Quartetts (q Abb. 1.2, 1.3), Quintetts (qui), Sextetts (sxt) und Septetts (sep), aber nur, wenn die einzelnen Signale des Multipletts gleichen Abstand besitzen, also nur eine Kopplungskonstante beteiligt ist. Verursachen zwei bzw. drei verschiedene Kopplungskonstanten ein Multiplett, so handelt es sich um ein Doppeldublett (dd) bzw. Dreifachdublett (ddd, Abb. 1.3). Sind die beiden Kopplungskonstanten eines Doppeldubletts zu Ă€hnlich (J1 ~ J2), so ĂŒberlappen die mittleren Signale; man beobachtet ein “Pseudotriplett” (“t”, Abb. 1.3).
Das 1H-NMR-Spektrum des DichloressigsĂ€ureethylesters (Abb. 1.2) zeigt z.B. ein Triplett fĂŒr die CH3-Gruppe (zwei vicinale H), ein Quartett fĂŒr die OCH 2-Gruppe (drei vicinale H) und ein Singulett fĂŒr das CHCl2-Fragment (kein vicinales H als Kopplungspartner).
Abb. 1.3. Quartett, Doppeldublett, Pseudotriplett und Dreifachdublett (Dublett von Dubletts von Dubletts)
c01_image003.webp

1.4 Spektren erster und höherer Ordnung

Multipletts erster Ordnung liegen vor, wenn die Kopplungskonstante klein im Vergleich zur Verschiebungsdifferenz der Kopplungspartner ist (vX–vA >> JAX). Man spricht dann von AmXm- Systemen, wobei Kern A die kleinere, Kern X die deutlich grĂ¶ĂŸere Verschiebung zugeordnet wird. Ein AX-System (Abb. 1.4) besteht aus dem A-Dublett und dem X-Dublett mit der gemeinsamen Kopplungskonstanten JAX.
Abb. 1.4. Zweispinsystem vom Typ AX mit großer Verschiebungsdifferenz im Vergleich zur Kopplungskonstanten (schematisch)
c01_image004.webp
Abb. 1.5. Relative IntensitÀtsverhÀltnisse von Multipletts erster Ordnung (Pascalsches Zahlendreieck)
c01_image004.webp
MultiplizitĂ€tsregeln gelten fĂŒr Spektren erster Ordnung (AmXm-Systeme): nX koppelnde Kernspins X mit Kernspin-Quantenzahl I = 1/2 bewirken eine (nX +l)-fache Aufspaltung des A-Signals; die IntensitĂ€ten der einzelnen Signale eines Multipletts erster Ordnung folgen dem Pascalschen Zahlendreieck (Abb. 1.5). Die Protonen der Ethyl-Gruppe in DichloressigsĂ€ureethylester (Abb. 1.2) bilden z.B. ein A3X2-System mit der Kopplungskonstanten 3JAX = 7 Hz; die A-Protonen (mit der kleineren Verschiebung) spalten in ein Triplett t auf (zwei vicinale Protonen X, nX +l = 3); die X- Protonen bilden wegen der drei vicinalen A-Protonen ein Quartett (nA + 1 = 4). FĂŒr nX koppelnde Kernspins mit beliebigen Kernspinquantenzahlen IX zeigt das A-Signal eine (2nXIX +l)-fache Aufspaltung (Beispiel: Abb. 1.9).
Multipletts (Spektren) höherer Ordnung liegen vor, wenn die Kopplungskonstante die GrĂ¶ĂŸenordnung der Verschiebungsdifferenz der Kopplungspartner erreicht. Man spricht dann von AmBn- Systemen, wobei Kern A die kleinere, Kern B die grĂ¶ĂŸere Verschiebung zugeordnet wird.
Ein AB-System (Abb. 1.6) besteht z.B. aus dem A-Dublett und dem B-Dublett mit der gemeinsamen Kopplungskonstanten JAB , wobei die Ă€ußeren Signale beider Dubletts geschwĂ€cht, die inneren verstĂ€rkt werden. Man spricht vom AB-Effekt, einem zum Zentrum des AB-Systems symmetrischen “Dacheffekt”. Dieser wird in Protonen-NMR-Spektren beobachtet (Abb. 1.2, Ethyl-Quartett und Triplett), wenn die MagnetfeldstĂ€rke der Bedingung (VX-vA >> JAX ) nicht hinreichend genĂŒgt. Die chemischen Verschiebungen vA und vB entsprechen dann nicht mehr den Zentren sondern den Schwerpunkten der beiden Dubletts; sie nĂ€hern sich den intensiveren inneren Signalen.
Abb. 1.6. Zweispinsystem vom Typ AB mit kleiner Verschiebungsdifferenz im Vergleich zur Kopplungskonstanten (schematisch)
c01_image005.webp

1.5 Chemische und magnetische Äquivalenz

Chemische Äquivalenz: Atomkerne in gleicher chemischer Umgebung sind chemisch Ă€quivalent, zeigen daher dieselbe chemische Verschiebung. Die 2,2’- und 3,3’-Protonen eines 1,4-disubstituierten Benzen-Rings sind z.B. aus GrĂŒnden der MolekĂŒlsymmetrie chemisch Ă€quivalent.
c01_image006.webp
Magnetische Äquivalenz: Chemisch Ă€quivalente Atomkerne sind magnetisch Ă€quivalent, sofern sie mit allen anderen Kernspins des MolekĂŒls dieselben Kopplungskonstanten aufweisen. Die 2,2’- (AA’-) und 3,3’- (X,X’-)-Protonen eines 1,4-disubstituierten Benzen-Rings wie 4-Nitroanisol sind z.B. magnetisch nicht Ă€quivalent, weil das 2-Proton A mit dem 3-Proton X eine ortho- (etwa 7-8 Hz), mit dem 3’-Proton X’ dagegen eine para-Kopplung (etwa 0.5 bis 1 Hz) aufweist. Man spricht daher weder von einem A2X2- noch von einem (AX)2-, sondern von einem AA’ XX’-System (Beispiel: Abb. 2.6). Das 1 H-NMR-Spektrum ist in diesem Fall nicht erster Ordnung; ebensowenig gelten die MultiplizitĂ€tsregeln. Die Methyl-Protonen des DichloressigsĂ€ureethylesters (Abb. 1.2) sind dagegen chemisch und magnetisch Ă€quivalent, da die 3 JHH -Kopplungskonstanten von den geometris...

Table of contents

Citation styles for Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen

APA 6 Citation

Breitmaier, E. (2012). Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen (3rd ed.). Wiley. Retrieved from https://www.perlego.com/book/1014096/vom-nmrspektrum-zur-strukturformel-organischer-verbindungen-pdf (Original work published 2012)

Chicago Citation

Breitmaier, Eberhard. (2012) 2012. Vom NMR-Spektrum Zur Strukturformel Organischer Verbindungen. 3rd ed. Wiley. https://www.perlego.com/book/1014096/vom-nmrspektrum-zur-strukturformel-organischer-verbindungen-pdf.

Harvard Citation

Breitmaier, E. (2012) Vom NMR-Spektrum zur Strukturformel organischer Verbindungen. 3rd edn. Wiley. Available at: https://www.perlego.com/book/1014096/vom-nmrspektrum-zur-strukturformel-organischer-verbindungen-pdf (Accessed: 14 October 2022).

MLA 7 Citation

Breitmaier, Eberhard. Vom NMR-Spektrum Zur Strukturformel Organischer Verbindungen. 3rd ed. Wiley, 2012. Web. 14 Oct. 2022.