Die auferlegte Heimat
Else Lasker-SchĂŒlers Emigration in PalĂ€stina
Alfred Bodenheimer
- 147 pages
- German
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Die auferlegte Heimat
Else Lasker-SchĂŒlers Emigration in PalĂ€stina
Alfred Bodenheimer
About This Book
Bisher ist die Beziehung Else Lasker-SchĂŒlers zu ihrer letzten Lebensstation PalĂ€stina in der Regel unter dem Aspekt einer Diskrepanz zwischen verklĂ€render Dichtung und ernĂŒchternder RealitĂ€t gesehen worden. Die vorliegende Studie geht die Frage von einer anderen Sichtweise her an: ZunĂ€chst wird die Ambivalenz von Sehnsucht und Furcht aufgezeigt, die sich aus Else Lasker-SchĂŒlers ĂuĂerungen jeweils schon vor ihren Reisen in den Jahren 1934, 1937 und zuletzt 1939 ablesen lassen. Hinzu kommt, daĂ sie das Land selbst als Ort der Transgression, d.h. in der Dynamik des Ăbergangs zwischen verschiedenen Polen (Himmel/Erde, Bibel/Moderne, JĂŒdisches Dasein in der Diaspora/Politische Autonomie), wahrnimmt. Zugleich setzt PalĂ€stina eine intensive Auseinandersetzung der Dichterin mit dem eigenen literarischen Rollenspiel und der in ihrer frĂŒheren Dichtung zentralen Selbstmetaphorisierung frei. Anstelle der Mischfigur "Jussuf" (einer Verfremdung des biblischen Joseph), die groĂenteils ihre frĂŒhere Dichtung und Selbstdarstellung geprĂ€gt hat, gewinnt zusehends der König David an Bedeutung, welcher der jĂŒdischen Tradition zufolge nicht nur Stadtvater von Jerusalem, sondern auch Vorfahre des erlösenden Messias ist. So schafft sie in der 'Urheimat' PalĂ€stina in den Jahren der Auslöschung der europĂ€ischen Judenheit eine neue Definition des Heimatbegriffs: Heimat nicht primĂ€r als Ort des persönlichen Ursprungs, sondern als ErfĂŒllungsbereich einer letzten Erwartung.