Diese drei Axiome, auf die sich Mayer so gern gewichtig stĂŒtzt, sind gleichsam der Urgranit seiner Naturauffassung â und vielleicht jeder möglichen. Erkenntnistheoretisch hat er sich so gut wie gar nicht an ihnen versucht, nichtsdestoweniger hĂŒtet er sich â aber mehr aus religiösen Motiven â, ihre Geltung auf alles und jedes auszudehnen. Sie gelten fĂŒr Menschen, von Stoff und â hier bewĂ€hrt er seine Einsicht â von aller Kraft; hingegen so zwingend nicht mehr vom Geiste.
Obgleich Kant seine mĂ€chtige Wirkung immer noch ausĂŒbt, obgleich er in dem neuerdings viel gelesenen Ernst Marcus den sonnenhellsten und im Goetheschen Sinne qualitativ produktivsten Interpreten gefunden hat, â oder vielleicht gerade deswegen ist auch die Skepsis gegen die aprioristische Auffassung immer feinfĂŒhliger und eindringender geworden. Sogar ist Kants VorgĂ€nger Hume zu besseren Ehren dadurch gelangt, als er es sich selber hĂ€tte trĂ€umen lassen. Man hat unseren apriorischen Instinkt auf manche Weisen historisch, etwa im Sinne Darwins, herzuleiten versucht â eine BelĂ€chelns kaum werte NaivetĂ€t, der gegenĂŒber der Skeptiker Nietzsche lieber zu irgend einer UrfatalitĂ€t greift. SchlieĂlich sehen wir den lange totgeglaubten Nominalismus munterer als je sein Haupt erheben: Die Welt? Ein, ich weiĂ nicht was, und unsere Worte, unser ganzer Kommentar dazu â flatus vocis, Faksen.
Genug! Wir stehen vor der FatalitĂ€t unserer EinzwĂ€ngung in gewisse Denknotwendigkeiten. Es mag sein, daĂ der Zwang, den sie ausĂŒben, bei nĂ€herem Besehen wohl gelinder ist als wir sofort annehmen; gleichviel, wir verspĂŒren in uns einen âapriorischenâ Instinkt, einen genialischen Sinn fĂŒr das All, seine Unendlichkeit, Ewigkeit und Konstanz. Ob die reflektiven Interpretationen, welche wir diesem Sinne gegeben haben, ihn richtig und vollstĂ€ndig genug aussprechen, das ist fraglich. Es lieĂe sich eine Geschichte dieser Auslegungen entwerfen, welche den Verdacht, daĂ auch Kant und Schopenhauer noch bei keiner angemessenen angelangt sind, verstĂ€rken wĂŒrde. Auch ist dieser Instinkt nicht in dem Sinne apriorisch, daĂ er aller Erfahrung vorausgeht, sondern in demjenigen, daĂ er mit ihr erwacht, ohne aus ihr herrĂŒhren zu können und, sich wie ein Streichholz an ihrer ReibflĂ€che entzĂŒndend, erst sein Licht ĂŒber sie ausgieĂt. â Aus nichts wird nichts: merkwĂŒrdig, daĂ man verabsĂ€umt hat, der gewaltigen Konzeption des Weltalls die ebenbĂŒrtige des ihm wesentlich korrelativen Weltnichts beizugesellen. Es sind dies gleichsam die Pole der UnermeĂlichkeit, die sich mit gleicher, ob auch nicht mit derselben Gewalt an allem ErmeĂlichen erproben und es ewig (wie Magnete den Sarg Mohameds) schwebend erhalten. Auch das All ist so unerreichbar wie das Nichts, hier sind Schranken, aber wie man wohl einsieht, lebendige, in infinitum accommodabele.
Causa aequat effectum: Ursache und Wirkung sind hier rein quantitativ zu nehmen. Mayer selbst macht aufmerksam, daĂ die sogenannte âAuslösungâ, bei der durch einen minimalen AnstoĂ maximale Wirkungen erzielt werden, keineswegs unter die Kompetenz dieses Satzes falle: als etwas nicht mehr MeĂbares, Plötzliches. â
Diese Urworte galten auch von Urbeginn an fĂŒr Materien. Zuletzt war man dahin gelangt, durch die minutiösesten Experimente den Satz, daĂ Materie unverlierbar sei, zu exemplifizieren.
Wie stand es nun aber mit gewissen PhĂ€nomenen, die so zarter Natur waren, daĂ man sie nicht wohl wĂ€gen konnte, zum Beispiel mit Licht, ElektrizitĂ€t, WĂ€rme? Wie vor allem stand es mit jenem seltsamen Dinge, das wir Bewegung nennen? Wie stand es mit denjenigen Eigenschaften des Stoffes, durch die er wenigstens dem Anschein nach entstand, verschwand, variabel war? Also mit dem, was wir ziemlich anthropomorphistisch Kraft nennen? Die âimponderablenâ Stoffe sowie die KrĂ€fte scheinen der Exekutive jenes polizierenden Satzes zu entrinnen. DaĂ die Bewegung als solche aufhören konnte, lehrte jeder Tag in jeder Sekunde. Aber verschwand sie auch in jeder Beziehung? Konnten Imponderabilien, KrĂ€fte, Bewegungen spurlos verschwinden? FĂŒr ihre Entstehungsursachen hatte man allezeit ein wachsames Auge, man wĂ€re ĂŒber eine Bewegung oder ErwĂ€rmung oder irgend eine KraftĂ€uĂerung ohne Ursache verwundert gewesen. Wohin dagegen diese Wesen bei ihrem Verschwinden gingen, dafĂŒr erwachte der Sinn erst sehr allmĂ€hlich; wie wir ja ĂŒberhaupt nach Seiten der Zukunft hin eine Art lĂ€hmender SchwĂ€che an uns verspĂŒren. â
Lukrez, der uns in seinem didaktischen Epos âVon der Natur der Dingeâ die Lehren Demokrits und Epikurs fesselnd auseinandersetzt, ist innig davon durchdrungen, daĂ die Summe alles dessen, was besteht, konstant bleiben mĂŒsse:
DaĂ die QuantitĂ€t der Stoffe sich ewig gleich bleibe, ist ein uraltes Axiom. Aber hier ist schon deutlich auch auf die Erhaltung der Kraft- und BewegungsgröĂe angespielt. Instinktiv hat Lukrez das Richtige getroffen, das nach Jahrtausenden erst reflektiv durch Robert Mayer systematisch festgestellt worden ist. Jede groĂe Wahrheit hat ihr Stadium der Morgenröte, und wirklich hat die Betrachtung des mĂ€hlich-sanften Aufglimmens dieser Gedankensonnen ihren Ă€sthetischen Reiz.
Die Bewegung â wie oft sah man das mit VerdruĂ â hört auf. Die BemĂŒhungen, sie zu perpetuieren, dauerten offiziell bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Man wollte durchaus ein perpetuum mobile konstruieren. Derselbe Instinkt, welcher ursprĂŒnglich fĂŒhlte, daĂ eine absolute Vernichtung der Kraft ausgeschlossen sei, daĂ in irgend welchem Sinne jede Kraft konstant bliebe, dachte sich die praktische Realisation dieser Idee zu einfach und verirrte sich in Komplikationen. Zwar ist Einfachheit das Kennzeichen des Wahren, aber diese SimplizitĂ€t ist nicht jedermanns Sache, sie ist heilig, nicht profan. Und besonders im Falle des perpetuum mobile gilt der Satz, daĂ erst, wer die Grenze kennt, sich des Grenzenlosen bemĂ€chtige:
âVergebens werden ungebundâne Geister nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Auch Robert Mayer hatte seinen Weg damit begonnen, daĂ er es mit einer solchen abenteuerlichen Konstruktion versuchte. Wer sich fĂŒr diese RaritĂ€ten interessiert, kann im Museum des Conservatoire des arts et mĂ©tiers in Paris eine herrlich bunte Sammlung von Apparaten finden, die der Akademie zur Perpetuierung der Bewegung offeriert worden sind. Erst 1775 sind Einreichungen dieser Konstruktionen untersagt worden. Einige sind so auĂerordentlich scharfsinnig erklĂŒgelt, daĂ sie das höchste Staunen Helmholtzs erregten. Wollte man zu diesem sukzessiven Instrumente das simultane Analogon imaginieren, so wĂŒrde man sich der inneren Vergeblichkeit dieses infinitesimalen Trachtens, zugleich aber seiner GrandiositĂ€t bewuĂt. Wer trachtete, von irgend einem Punkte des Raumes aus alle Unendlichkeit mit seiner Wirkung auszufĂŒllen, handelte Ă€hnlich fruchtlos wie jene Erfinder. Die Form, in der sich uns das Ewige darbietet, ist abzumessende Zeit. Und Unendlichkeit manifestiert sich nicht anders als in abgegrenzten RĂ€umen. Will man einen Apparat zehntausend Jahre lang funktionieren lassen, so kann man das nicht mit einem Ruck erspringen, sondern muĂ zuvor eine diesem angestrebten Zweck angemessene Arbeitskraft aufbieten, sei es â was sich aber wohl ausschlieĂt â eigene, sei es fremde. Wer einen Stein so hoch schleudern will, daĂ er erst nach 100.000 Jahren zu Boden fĂ€llt, mĂŒĂte eine Kraft aufbieten, welche die moderne Technik ihm noch nicht zur VerfĂŒgung stellen kann. DarĂŒber hinaus wird das erforderliche Kraftaufgebot hyperbolisch groĂ. Nimmt man das perpetuum mobile im Verstande bestĂ€ndiger Arbeitsleistung, so erweist sich das Trachten danach dem gesunden Instinkte bereits als charlatanistisches Unterfangen. Man soll sich aber vergegenwĂ€rtigen, daĂ fast alle exakten Wissenschaften auf ihrem Grunde den trĂŒbsten Bodensatz haben, daĂ auch heute noch selbst in der Mathematik sich noch nicht aller gesetzt hat, und daĂ im bestĂ€ndigen, geduldig beförderten Zubodensinken dieses trĂŒbenden Schlammes der ReinigungsprozeĂ der Erkenntnis besteht. Ist in einer Welt, welche durch und durch mit hyperbolischem Wesen imprĂ€gniert, welcher das Brandmal des Zeichens â so im kleinsten wie im gröĂten aufgedrĂŒckt ist, ein Drang nach Perpetuierung auch des scheinbar FlĂŒchtigsten unerklĂ€rlich oder gar unverzeihlich? Wer die Quadratur des Zirkels mit einem einzigen Salto erspringen wollte, wĂŒrde einen salto mortale machen; dagegen sind der langsamen AnnĂ€herung nicht Grenzen gesetzt, die man nicht ĂŒberschreiten könnte. Wir wissen a priori, daĂ wir in jedwedem Stoff in irgend welcher noch geheimnisvollen Weise jedweden anderen innehaben: Chemie, in sanftem Anstieg, der zuletzt zum Fluge wird, nicht rasender Hokuspokus wird sich das Ziel gewinnen. â
Die Konstanz der Materie war ein viel plausibleres Axiom als die der Kraft. Bewegung zumal schien ja das Sinnbild der FlĂŒchtigkeit. Solange der nĂ€here Hergang dieser Erhaltung unaufgeklĂ€rt blieb, war exakte Naturwissenschaft unmöglich. Diese AufklĂ€rung ist also etwas viel Fundamentaleres als selbst die genialen RĂ€tsellösungen eines Newton: aus ihr erst muĂ sich der letzte Grund jener erschlieĂen lassen; das logisch Erste verspĂ€tet sich aber sehr oft chronologisch. Die Konstanz der Materie ist von Black und Lavoisier experimentell nachgewiesen worden: Das Gewicht einer bestimmten Anzahl Körper bleibt chemischer Zersetzung und Verbrennung zum Trotze konstant. â Ăber die Entwicklung des Energieprinzips wollen wir uns etwas eingehender informieren. â
Indirekt, aus dem scheiternden Versuch, etwas ewig Bewegliches, ewig Arbeitendes, einen unausschöpfbaren Kraftquell festzustellen, erfuhr man allmÀhlich die Einwirkungen eines Gesetzes:
âUnd das Gesetz erst kann uns Freiheit geben.â
Kraft muĂ bezahlt werden: um geringen Preis lĂ€Ăt eine groĂe, wo nicht gar immer leistende Kraft sich nie und nimmer haben. Man muĂ, um eine bestimmte Kraft zu gewinnen, eine gleich bestimmte, gleich groĂe dafĂŒr einsetzen. Und will man diese eingesetzte wieder erhalten, so ist dies zwar möglich, aber nur dann, wenn man auch die gekaufte wieder zurĂŒckgibt. So verfĂ€hrt die Natur fĂŒr manchen Geschmack vielleicht allzu kaufmĂ€nnisch, aber Mayer selbst warnt uns, ein Prinzip, das in den quantitativen Haushalt der Natur gehört und die Natur nur als die gewissenhafteste HaushĂ€lterin zeigt, auf die Welt unmodifiziert auszudehnen. Vergessen wir nie, daĂ die Gesetzlichkeit mit der Freiheit eng verschwistert ist, und wenn diese Verschwisterung auch so streng aussehen sollte, wie nur das Gesetz aussehen kann â sie ist unlöslich, es sind insĂ©parables, und Zahlen sogar sollen uns nie verfĂŒhren, diesen sanft gestrengen Zusammenhang zugunsten der einen auf Kosten der anderen zu lösen: âes liegt euch kein Geheimnis in der Zahl, allein ein groĂes in den BrĂŒchen.â â Kennt doch, um in dem vorigen Bilde zu bleiben, auch der berechnetste Kaufmann, und vielleicht gerade der, eine gewisse âKoulanzâ. â
Kurzum, es ist zwischen darangegebene und gewonnene Arbeit ein unverĂ€nderliches kompensierendes Ăquivalent gesetzt, um das man nicht herumkommt. Aus nichts wird nichts. DafĂŒr haben wir aber auch den Trost, eine Leistung wird nie zunichte: Die Natur bezahlt mit ebensolcher strengen Genauigkeit, was sie uns schuldet.
Aber wo nimmt man die Wagschale her, diese Ăquivalenz, dieses stabile Gleichgewicht handgreiflich zu konstatieren? Allzu schwierig war dieses solange noch nicht, als man unter Kraft nichts verstand als mechanische, d. h. Bewegungen; oder vielmehr solange, als man noch nicht alle Arten der Bewegung ĂŒberblickte, als man z. B. unter Licht, ElektrizitĂ€t, WĂ€rme noch keine KrĂ€fte, keine Bewegungen verstand, sondern etwa imponderable Stoffe. Solange natĂŒrlich blieb auch das Gesetz nur halb mĂ€chtig, seine UniversalitĂ€t steckte noch im Keim, der nur langsam erblĂŒhte.
VorlĂ€ufig also handelte sichs darum, die gegenseitige Kompensation von mechanischer Arbeit, von Bewegungen im landlĂ€ufigen engeren Sinne zu messen. Hierzu muĂte zuerst die ChimĂ€re der Möglichkeit, Arbeit um nichts zu gewinnen, das perpetuum mobile, sterben. Um seinen Tod sehr verdient gemacht hat sich S. Stevinus in seinen 1634 erschienenen Hypomnemata mathematica. Stevin denkt sich zu dieser tötlichen Bestimmung ein Dreieck mit horizontaler Basis vertikal aufgestellt. Jetzt legt er ĂŒber die Spitze und die sie bildenden Schenkel eine schwere Kette, deren Enden bis unter die Grundlinie hinab verbunden hĂ€ngen: diese Kette rĂŒhrt kein Glied, sie bleibt im Gleichgewicht, sie gleitet nicht im geringsten an einer Seite hinab, aber wenn sie zu gleiten begönne, so wĂŒrde sie ewig zirkulieren mĂŒssen, denn, da sonst nichts geĂ€ndert ist, so gibt es keine irgend hemmende Ursache dieses Kreisens. Da sie nicht gleiten, geschweige zirkulieren kann, selbst wenn man (was aber zugleich zu geschehen hat) ihre beiden herabhĂ€ngenden Enden genau an der Grundlinie wegschneidet, so ist ein Apparat, welcher auf analoge Weise in infinitum arbeiten soll, unmöglich.
Von Stevin ist Galilei beeinfluĂt und gelangt zu folgender Einsicht: LĂ€Ăt man durch ein sinkendes Gewicht eine gröĂere Last allmĂ€hlich steigen, so sind allemal die Produkte der Gewichte in die gleichzeitigen Wege beider gleich. Man verdankt Bernoulli die Erweiterung dieses Satzes zum âPrinzip der virtuellen Geschwindigkeitenâ. Aus eigener Schwere kann kein Körper sich hochheben, das sah Galilei vor Augen. Und Huygens ist so penetriert davon, daĂ er der Entdeckung des Prinzips von der Erhaltung der mechanischen âlebendigen Arbeitâ sehr nahe kommt. Seiner Theorie des Pendels liegt der Satz zugrunde, daĂ ein Pendel seinen Schwerpunkt in keine gröĂere Höhe verlegen kann, als es seine Anfangsgeschwindigkeit ihm erlaubt.
Leibniz erfand 1695 fĂŒr die Kraft, mit der ein emporgeworfener Körper aufsteigt, und von der man durch Galilei wuĂte, daĂ sie proportional sei dem Quadrate der Geschwindigkeit, den Namen vis viva, den Druck, mit dem ein schwerer Körper ruht, nennt er vis mortua. Wir werden sehen, daĂ Mayer mit Recht gegen diese Terminologie einschreitet. Jedenfalls hatte man gelernt, es hĂ€nge die lebendige Kraft eines Körpers, der sich nach den Fallgesetzen bewegt, bloĂ ab von der Höhe seines Schwerpunktes.
DaĂ nun, wenn zwei elastische Körper aufeinander stoĂen, keine solche lebendige Kraft verloren gehe, wuĂte schon Huygens. Allein wohin begab sich diese Kraft beim Zusammenprall unelastischer? Sie schien verschwunden. AuĂerdem war man wegen der rechten SchĂ€tzung der lebendigen Kraft in Verlegenheit. Kant hat sich bekanntlich das Scherzwort zugezogen, er solle erst an die SchĂ€tzung der eigenen KrĂ€fte gehen, bevor er sich an die der lebendigen wage. Welches war das wahre MaĂ der Kraft eines sich bewegenden Körpers? Ein langer heftiger Streit entbrannte, inauguriert von den Gegnern Descartes und Leibniz. Die Leibnizianer machen geltend, man mĂŒsse, um ein bestimmtes Gewicht vier FuĂ hochzuheben, soviel Kraft aufwenden wie zur Hebung des vierfachen Gewichts um einen FuĂ. Das einfache Gewicht mit der doppelten Geschwindigkeit hat die gleiche Kraft wie das vierfache mit der einfachen. â Hingegen behaupten die Kartesianer, am gleichen Körper verursache die gleiche Kraft in der gleichen Zeit die doppelte Geschwindigkeit. â Man unterschied eben noch nicht wie heut zwischen Kraft und Arbeit, sonst wĂ€re der ganze Streit als ĂŒberflĂŒssig erkannt worden. Der Begriff Kraft war nicht scharf genug gefaĂt worden, der Streit ging also um des Kaisers Bart.
Was aber merkwĂŒrdig ist, man hatte beiderseits entschieden die Ăberzeugung eines Unzerstörbaren der Kraft. Kartesius berief sich dabei auf Gott, indessen Leibniz den Kausalkonnex betonte. In einer Wirkung, meint Leibniz, kann wesentlich nicht mehr als in der Ursache liegen, wesentlich nicht weniger: das in ihnen Wirksame bleibt wesentlich sich selber gleich: das sei eben die Kraft. â Leibniz hat hier ĂŒberall klarere, fast moderne Auffassung, vermengt aber noch Kraft mit Arbeit. Man konnte sich also ĂŒber keinen Ăquivalenzwert einig werden, obwohl man der Konstanz der Kraft ursprĂŒnglich gewiĂ war: Welches MaĂ der Kompensation kommt in die Geschwindigkeit eines Körpers, wenn man seine Bewegung zu einer bestimmten Wirkung verwendet? Hier kannte man sich schwer aus.
Newton, der Vollender der Mechanik, nannte Kraft, was fĂŒr Mayer nur trĂ€ger Druck war, und maĂ ihre QuantitĂ€t Ă la Descartes. Die Leistu...