Thüringen war einmal ein Königreich
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Thüringen war einmal ein Königreich

Ein neuer Blick auf die Frühgeschichte unseres Kontintents

Reinhard Schmoeckel

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Thüringen war einmal ein Königreich

Ein neuer Blick auf die Frühgeschichte unseres Kontintents

Reinhard Schmoeckel

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Die Sarmaten, ein den alten Persern verwandtes Reiterhirtenvolk an der mittleren und unteren Donau, wanderte in kleinen Gruppen in der Völkerwanderungszeit nach den Hunnen nach Mittel- und Osteuropa ein. Anders als diese waren die Sarmaten keine Plünderer und Eroberer, darum hat man sie vergessen. Ihre adligen Anführer wurden zur Führungsschicht mehrerer deutscher Stämme im Frühmittelalter. Auch alle deutschen Kaisergeschlechter hatten wohl sarmatische Urahnen.Wie diese Sarmaten im 5. Jahrhundert n. Chr. nach Thüringen kamen und wie ihre Könige mit den gleichzeitigen Merowinger-Königen in Gallien zusammenhingen, beschreibt dieser Band der Buchreihe.Die "akademische" Geschichtsforschung weiß nichts davon, weil es keine alten Schriftquellen dazu gibt. Aber Indizien aus zahlreichen anderen Wissenschaften bringen überzeugende Beweise für die Richtigkeit der hier zusammengetragenen Forschungen.

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Information

Year
2016
ISBN
9783741219474
Edition
1
Topic
History
Index
History

II. Das kurzlebige Königreich der Thüringer

1. Die Entscheidung zur Auswanderung aus Pannonien

Mit dem Sieg der germanischen Völker auf der Balkanhalbinsel über die Hunnen waren zwar die gehassten fremden Herren verschwunden. Aber die bisher ereignislosen Zeiten in der damals Pannonien genannten Region waren auch vorüber. Denn nun begannen die dort lebenden germanischen Völker, sich gegenseitig anzugreifen.
Über die Gründe dafür hat die einzige antike Quelle für diese Vorgänge, der Historiker Jordanes, leider nichts berichtet. Dieser Jordanes soll seiner Abstammung nach ein Pannonier gewesen sein; damit gehörte er zu einer Bevölkerungsgruppe im Römischen Reich, die schon lange „romanisiert“ worden war, also in Sprache und Kultur sich stark an das Herrenvolk mit seiner lateinischen Sprache angepasst hatte. Die Pannonier waren ursprünglich wohl ein stark von Kelten beeinflusstes Volk im heutigen Ungarn. Historiker trauen diesem Jordanes manches Wissen über die seiner Lebenszeit vorausgegangenen Zeiten der Hunnen-Herrschaft zu, aber er hat davon offenbar nur wenig verraten. Außerdem kennt man sein Geschichtswerk nur durch Auszüge, die ein etwas späterer Geschichtsschreiber in lateinischer Sprache, Cassiodor, überliefert hat.
Deutsche Historiker der Neuzeit haben sich – wenn überhaupt – ausschließlich mit den Germanen jener Zeit im Nordteil der Balkanhalbinsel beschäftigt und die wahrscheinlich zahlreicheren Sarmaten in der gleichen Region völlig außer Acht gelassen.
Man kann aus den spärlichen Andeutungen des Jordanes nur schließen, dass die Ostgoten, die Gepiden, Heruler, Rugier, Sueben, Vandalen, Langobarden oder Skiren, diese Völker mit germanischer Sprache, die seit langem im heutigen Ungarn und Rumänien oder in der Nachbarschaft lebten, in den Jahren der hunnischen Zwangsherrschaft gehindert waren, ihre gegenseitigen Abneigungen mit dem Schwert kundzutun, wie sie das früher so gerne getan hatten. Die Furcht vor dem Eingreifen der hunnischen Oberherrn hatte das verboten. Jetzt aber konnten sie wieder nach Herzenslust aufeinander einschlagen.
Die daran nicht beteiligten Sarmaten in der Nachbarschaft muss das schwer betroffen haben. Wahrscheinlich nahm alle paar Monate ein hungriges Germanenheer seinen „Mundvorrat“ von den Herden der Sarmaten mit, an denen es vorbei kam. Außerdem wurden vermutlich die Herden immer wieder von den durchziehenden oder kämpfenden Germanen in ein gefährliches „Stampede“ versetzt.
Die Eigentümer dieser Herden, die sarmatischen Adligen, waren zwar tapfere Krieger, aber ihre kleinen Schwurgemeinschaften von Kriegern und Gesinde lebten nicht in enger Nachbarschaft mit anderen Sarmaten, sondern mit bewusst größerem Abständen zu den Herden des Nachbarn. Daher waren sie nun nicht in der Lage, sich gegen Heere von Germanen zur Wehr zu setzen, wenigstens nicht ohne längere Vorbereitungen.
Bei diesem Volk scheint es nie ein ausgeprägtes Gefühl einer „völkischen“ Einheit gegeben zu haben (ebenso wenig übrigens wie bei den gleichzeitigen Germanen!!). Selbst die kulturelle Verbundenheit innerhalb der alten Stämme der Sarmaten, die sich vielleicht in gemeinsamen religiösen Riten und kultureller Verbundenheit zeigte - und höchstwahrscheinlich noch lange in einer gemeinsamen Farbe der Adelsmäntel -, war jetzt, nach dem Ende der Hunnenzeit, die so Vieles verändert hatte, im Verblassen.
Ein „vereintes Volk der Sarmaten“ hätte vielleicht sich gegenüber den Germanen behaupten können, denn schließlich waren die Krieger dieses Volkes an Tapferkeit und Kampftüchtigkeit den Germanen wahrscheinlich durchaus ebenbürtig. Aber ein solches „vereintes Volk“ gab es eben nie.
Die größten Einheiten von Kriegern, die sich noch zusammenfinden konnten, waren wohl die „Dracones“ (Regimenter); sie waren offenbar nicht nur im Militäreinsatz, sondern auch im zivilen Leben wohl organisierte Einheiten. Sie umfassten je ca. 500 – 600 Kriegern und höchstens 2000 Frauen, Kindern und Gesinde aus der unteren Kaste.
Die Befehlshaberschaft dieser Schwurverbände lag sicher bei den Anführern („Fürsten“) der alten Adelsfamilien, deren jüngere Söhne gewissermaßen von Natur aus die unteren „Offiziersstellen“ in diesen halb militärischen, halb zivilen Bevölkerungssplittern besetzten. Die adligen Familien in einem solchen Draco – untereinander vermutlich ziemlich nahe verwandt – könnten vielleicht je etwa 40 – 60 Mitglieder gezählt haben.
Die vorstehenden Behauptungen sind, wie fast alle Feststellungen über die Sarmaten, nicht in irgendwelchen alten Schriften zu finden, sondern entstanden aus logischen Überlegungen, die man anstellen kann, wenn schon viele Indizien zusammen gekommen sind, die etwas über die Lebensweise dieses Volkes aussagen.
Bei den Sarmaten in Pannonien dürfte also sehr rasch nach dem Ende der Hunnenherrschaft auf der Balkan-Halbinsel und damit dem Beginn der Kriege von Germanen untereinander der Gedanke aufgetaucht sein, aus der jetzt so ungemütlich gewordenen Heimat auszuwandern. Das konnte nur in relativ kleinen Gruppen geschehen; höchstens, dass sich zwei oder drei benachbarte Dracones zusammentaten, die wahrscheinlich auch durch eine Verwandtschaft der führenden Adelsgeschlechter verbunden waren.
Nur so lässt sich erklären, dass in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr., offenbar sehr bald nach 455, überall in Osteuropa und auch in Mitteleuropa Anzeichen für die Ausbreitung sarmatischer Herrschaften über „einheimische“ Bauern sichtbar werden und zur gleichen Zeit dieses einst große und menschenreiche Volk offenbar spurlos verschwindet (siehe dazu das Kapitel III.1 in diesem Buch).
Sehr wahrscheinlich lag dieses Verschwinden nicht nur am Fehlen antiker Autoren, die sich speziell für dieses Volk interessierten, sondern auch daran, dass eben ab dem Beginn des 6. Jahrhunderts einfach keine Sarmaten mehr da waren, über die hätte berichtet werden können.
Zwar gab es damals noch keine Zeitungen und auch kein Fernsehen, aber das bedeutete nicht, dass man nichts über geeignete Regionen wusste, wo die eigene Schwurgemeinschaft wohl gut leben könnte. Denn viel häufiger, als man heute glauben möchte, zogen Kaufleute mit ihren Karren oder beladenen Pferden bei den einzelnen Dörfern oder Wohnsitzen im fremden Land vorbei, boten ihre Waren an und tauschten dagegen bei den Bauern oder Hirten ein, was für sie von Wert war. Außerdem – und das war die zweite wichtige Funktion dieser Kaufleute, an die man heute nicht denkt – brachten sie Neuigkeiten mit.
Vielleicht waren ihre „Zeitungen“ etwas konkreter und gegenwarts-bezogener als die „Mären“, die die ebenfalls reisenden Sänger (althochdeutsch: Skops) zum Besten gaben. Beide Worte in Anführungsstrichen bedeuteten im Mittelhochdeutschen fast dasselbe, wobei damals noch niemandem die Idee kam, dass das eine Reales und das andere Erfundenes bedeuten könnte.
Die Kaufleute jedenfalls wussten den Dorfältesten, Häuptlingen oder Fürsten, bei denen sie einkehrten, viel zu erzählen über die Gegenden, wo sie früher gewesen waren, und sie wurden auch gezielt ausgefragt, auch nach dem, was sie von anderen Kaufleuten unterwegs gehört hatten. So wird man selbst bei den Adelsherren der sarmatischen Hirten in Pannonien recht gut Bescheid gewusst haben, wo es für sie Gegenden gab, die nicht von Kriegen kampfbesessener Germanen „verseucht“ waren.
Eine Wegrichtung, die vom heutigen Ungarn aus nach Nordwesten führte, war gewissermaßen durch die Natur den Gruppen vorgeschrieben, die mit größeren Herden von Vieh, mit Wagen und mit zahlreichen Fußgängern und Reitern „auf Völkerwanderung“ gehen wollten. Denn damals existierten zwar schon zahlreiche Handelsstraßen kreuz und quer durch Europa seit uralter Zeit. Aber das waren nach heutiger Sicht meist nur „Trampelpfade“, gangbar für kleine Gruppen von Fußgängern, vielleicht auch Reitern und für einzelne Karren von Kaufleuten, aber nicht für hunderte oder gar tausende von Menschen auf einmal.
Wege für solche großen Züge boten im Altertum allein die Ufer größerer Flüsse, wie Rhein und Donau. Auch die Flüsse March und Elbe in Mähren und Tschechien waren geeignet, vor allem für alle Menschen, die ins heutige Deutschland wollten. Der Durchbruch der Elbe durch das Elbsandsteingebirge, der alten Grenze, bot überhaupt den einzigen Weg für größere Menschengruppen, das Grenzgebirge zu durchqueren.
War diese Strecke erst einmal überwunden, dann stand den Auswanderern kein größeres Hindernis mehr entgegen. Auf dem ganzen Weg von der pannonischen Puszta bis hierher hatten die Herden keine größere Höhe ersteigen, keinen Bergpass überwinden müssen, und an den Flüssen, an denen die sarmatischen Hirten entlang gezogen waren, konnten Vieh und Menschen stets nach Herzenslust trinken. Übrigens war die Entfernung von Ungarn bis nach Mitteldeutschland nicht länger als der Weg, den die amerikanischen Cowboys im 19. Jahrhundert von Nord-Texas mit ihren Herden an die ersten transkontinentalen Eisenbahnen in den USA zurücklegen mussten, um ihr im Sommer auf der Prärie gemästetes Vieh in die Schlachthöfe bringen zu lassen: zwischen 800 und 900 Kilometer.

2. Der Weg der Roxolanen nach Thüringen

Offenbar waren gleich im Jahr 455 etliche sarmatische Dracones ins „gelobte Land“ Germanien ausgewandert. Ein Teil davon aus dem Stamm der Jazygen muss noch im gleichen Jahr das südöstliche Westfalen erreicht haben. Über ihre Schicksale berichtet der Band 3: Die Westfalen und ihr weißes Ross.
Doch zur gleichen Zeit müssen sich auch einige verbündete Dracones aus dem Sarmatenstamm der Roxolanen auf den Weg in die gleiche Richtung gemacht haben. Sie wurden zu den Vorfahren der Könige der Thüringer, denen dieser Band gewidmet ist. Woran sich erkennen lässt, aus welchem der sarmatischen Stämme die Auswanderer kamen, wird später in diesem Buch noch genauer dargestellt werden.
Diese Roxolanen hatten einst einen besonders ruhmvollen Stamm der Sarmaten gebildet, aber sie hatten in den letzten hundert Jahren, in Kämpfen mit oder gegen die Römer und später gegen oder mit den Hunnen, zahlreiche schwerwiegende Verluste an Menschen erlitten.
Von einer sehr folgenreichen, ja dramatischen Flucht eines Draco aus dem Stamm der Roxolanen wussten auch die im Lande Zurückgebliebenen. Die Nachkommen der vor mehr als drei Generationen Geflüchteten lebten zwar inzwischen in einer ganz anderen Ecke des Römischen Reiches und waren dort hoch angesehen, doch Nachrichten über deren Schicksale hatten sich immer wieder durch Kaufleute oder Liedersänger auch in der alten Heimat verbreitet.
Die Männer dieses Draco waren als römische Söldner an der Donaugrenze im Kastell Sicambria (heute Budapest) stationiert gewesen, aber sie hatten die Dummheit begangen, einen römischer Steuereinnehmer zu erschlagen. Römische Truppen wollten sie dafür bestrafen. Nach einigen verlustreichen Gefechten flüchteten die sarmatischen Soldaten mit ihren Familien an March und Elbe entlang bis nach Thüringen. Dort lebten sie einige Jahre unter der Herrschaft germanischer Häuptlinge, mussten aber auch von dort wieder flüchten, nachdem sie sich mit den einheimischen Thüringern zerstritten hatten.
Das hatte sich wohl nach den Jahren 375 – 395 n. Chr. abgespielt. Die Erlebnisse dieses Draco sind im Buch Die Ahnen der Merowinger und ihr „fränkischer“ König Chlodwig genauer dargestellt.
Die Roxolanen in Pannonien wussten also, dass weit im Norden in Thüringen Land vorhanden war, das ihren Herden genügend Weidefläche bieten könnte. Allerdings mussten die sarmatischen Reiterhirten, wenn sie dort ihre neue Heimat suchen wollten, anders als damals die „Sicambrier“ in genügender Zahl und Stärke erscheinen und sich von vornherein zu Herren der dortigen Bauern machen.
Das hat wahrscheinlich dazu geführt, dass sich zu dieser Auswanderung sämtliche noch an der Donau und Theiss vorhandenen Dracones der Roxolanen zum gemeinsamen Zug nach Thüringen zusammenfanden. Diese verhältnismäßige Stärke lässt sich aus der Fülle von Pferdegräbern schließen, die gerade im heutigen Bundesland Thüringen, aber auch in Sachsen-Anhalt gefunden worden sind.
Der Weg nach Thüringen war durch die Flussläufe der March und der oberen Elbe vorgeschrieben, wie im vorigen Kapitel dargestellt. Schon im Jahr 455 oder unmittelbar danach müssen die sarmatischen Auswanderer aus Pannonien im fernen Land angekommen sein. Auch wo sie sich ansiedelten, zeigt die Karte der Pferdegräber in Thüringen und Sachsen-Anhalt auf den Seiten und , nämlich in einem großen Bogen südlich, östlich und nord-östlich des großen Waldgebirges Harz.

3. Die geheimnisvollen Pferdegräber

Seit Menschen auf Pferden reiten gelernt hatten, sind immer wieder einmal solche treuen Helfer nach ihrem Tod sorgsam beigesetzt worden, auch wenn in der Regel Arbeitstiere „auf den Schindanger“ kamen und vielleicht vorher aufgegessen wurden.
Solche Pferdegräber sind natürlich auch den Archäologen aufgefallen; sie konnten feststellen, wo sie häufig anzutreffen waren und worin sie sich im Detail unterschieden. Erklärungen für diese Unterschiede kann jedoch die Wissenschaft der Archäologie mangels zuverlässigen historischen Wissens nicht liefern - - und wenn sie es dennoch versucht, dann kommen häufig Fehlurteile heraus. Doch die sind dann äußerst langlebig, weil wiederum die Historiker sich auf die „Erkenntnisse“ der Archäologie verlassen und sich keine Mühe geben, selbst genauer zu forschen. Bei den Pferdegräber...

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