Fröschweiler Chronik
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Fröschweiler Chronik

Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahr 1870

Karl Klein

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  1. 320 pages
  2. German
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Fröschweiler Chronik

Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahr 1870

Karl Klein

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Am 6. August 1870 findet rund um das kleine elsässische Städtchen Wörth an der Sauer eine der großen Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges statt. 140 000 Mann stehen sich in einem stundenlangen, äußerst blutigen Kampf gegenüber. Auch das Dorf Fröschweiler ist Schauplatz des Gemetzels. Während der Kampf tobt, sitzen die Einwohner verängstigt in den Kellern ihrer Häuser. Noch Wochen nach der Schlacht, als die siegreichen Kämpfer längst weitergezogen sind, ringen die Einwohner mit den Folgen: Die Häuser sind zum Teil zerstört, die Kirche abgebrannt, tausende, nur notdürftig untergebrachte Verwundete sind zu versorgen, von den Äckern und Feldern sind verwesende Menschenleichen und Pferdekadaver zu entfernen.Karl Klein, als protestantischer Pfarrer von Fröschweiler Zeitzeuge, berichtet in seiner zuerst 1876 erschienenen Fröschweiler Chronik in anschaulicher und bilderreicher Sprache von den Gräueln des Krieges und dem Leid der Zivilbevölkerung. Diese Schilderung eines Zivilisten wurde zu einem der meistgelesen Kriegsbücher der Zeit. Auch wenn es im heutigen Verständnis sicher kein rein pazifistisches Buch ist und der Verfasser zum Teil Einstellungen zeigt, die seiner Zeit geschuldet sind, ist die Chronik doch eine bewegende Anklage gegen den Krieg. Diese ausführlich kommentierte und durch historische und biografische Essays ergänzte Neuedition soll ein zu Unrecht vergessenes Kapitel der deutsch-französischen Geschichte wieder bekannt machen.

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Information

Publisher
Osburg Verlag
Year
2021
ISBN
9783955102524
Karl Klein

Fröschweiler Chronik

Kriegs- und Friedensbilder
aus dem Jahr 1870

Erläuterungen zur Textedition und Kommentierung

Die kommentierte Neuausgabe folgt der 30. Auflage der ›Fröschweiler Chronik‹1, die 1912 in München bei der C. H. Beck’schen Verlagsbuchhandlung erschien. Diese mit Ausnahme eines Porträts des Verfassers und einer farbigen Karte des Schlachtverlaufs im Anhang nicht bebilderte Ausgabe war gemeinsam mit den weiteren in diesem Format in den Jahren 1910 bis 1916 erschienenen identischen Auflagen die populärste. Die Ausgaben von 1910 bis 1916 – 25. bis 36. Auflage – können als ›Volksausgaben‹ der ›Fröschweiler Chronik‹ verstanden werden. Noch heute lassen sich vor allem diese Auflagen in deutschen Antiquariaten finden. Auch die rasche Folge der Auflagen spricht für eine besonders weite Verbreitung dieser Version der Chronik. 1911 erschien die 27. Auflage, während ein Jahr danach bereits die 30. Auflage erschien; 1914 wurde bereits die 34. Auflage publiziert. 1931 gelang Karl Kleins Sohn Tim (1870–1944) eine letzte Herausgabe der Chronik beim Verlag C. Brügel und Sohn im fränkischen Ansbach.
Die Popularität dieser Ausgaben lässt sich neben dem Inhalt auch mit dem vergleichsweise günstigen Preis von 2 Mark 80 erklären. Auch das Buchformat von 13,5 x 19 cm war handlich und damit ein weiteres Argument für die weite Verbreitung dieser Ausgabe der Chronik. Diese ließ sich so problemlos einstecken und unterwegs bei jeder Gelegenheit lesen.
Der Einband besteht aus unempfindlichem und knickfestem hellgrau-sandfarbenen Halbleinen; das Titelbild zeigt in schwarzem Druck eine nach oben gerichtete Fackel vor dunklem Hintergrund. (Abb. 1) Sie symbolisiert die auch von Klein in der Chronik angesprochene Kriegsfackel. Zugleich war die aufrecht gehaltene Fackel in der Antike auch Symbol des Lebens, während die gesenkte Fackel ein Todessymbol darstellte. Die Fackel erhebt sich über antikisierenden ionischen Voluten; eingerahmt wird sie von zwei Palmwedeln. Der Palmzweig, in der Antike Attribut der Siegesgöttinnen Nike bzw. Victoria, ist hier sicher in christlicher Deutung als Symbol des ewigen Lebens oder auch des Märtyrertodes zu verstehen.
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Abb. 1: Titeleinband der ›Fröschweiler Chronik‹, 30. Auflage, München 1912.
Der Titel des Buches ›Fröschweiler Chronik‹2 ist in größerer Schrift und in ochsenblutroter Farbe gedruckt. Kleiner und in Schwarz gedruckt finden sich Untertitel und Verlagsinformationen. Ein von zwei Linien gebildeter umlaufender schwarzfarbiger Rahmen umschließt Emblem und Text. Der Kopfschnitt ist ebenfalls ochsenblutrot gefärbt. Auf dem Buchrücken ist lediglich in schwarzer Frakturschrift der Buchtitel ohne Untertitel vermerkt, wobei das ›F‹ und das ›C‹ im Stil mittelalterlicher Initialen rot gedruckt sind.
Das Papier des Buches ist grobes, holzhaltiges, leicht gelbliches Papier. Gesetzt ist das Buch in Frakturschrift. Lediglich französische Begriffe sind in Antiqua gesetzt. Der Text jeder Buchseite ist ebenfalls gerahmt. (Abb. 2) Vor- und Nachsatz des Buches sind schmucklos in ochsenblutrot gehalten. Nach dem eigentlichen Text folgen im Original noch zwölf Seiten mit Werbeinseraten für weitere Bücher des Verlags rund um das Thema des Deutsch-Französischen Krieges.
Dem Buch ist ein Vorwort von Tim Klein vorangestellt, das dieser bereits aus Anlass der 25. Auflage verfasst hatte. Danach folgt eine kurze Biographie Karl Kleins aus der Feder des Greifswalder Kirchenhistorikers Johannes Haußleiter (1851–1928). Diese beiden Texte sind nicht in diese Ausgabe übernommen worden. Auch das ursprüngliche Inhaltsverzeichnis wurde nicht übernommen.
Die Vorworte sind mit römischen Zahlen paginiert, der Buchtext selbst in arabischen Zahlen. Die Absätze des Originals sind in der Neuausgabe übernommen worden. Seitenumbrüche werden in Klammern angegeben. Orthographische Eigenheiten der Zeit wurden beibehalten. Vor allem die Groß- und Kleinschreibung weicht immer wieder von heutigen Gewohnheiten ab. Im Text durch Fettoder Sperrdruck gekennzeichnete Stellen werden wie im Original wiedergegeben, wobei Sperrdruck aus Formatierungsgründen kursiv wiedergegeben wird.
Die Illustrationen des in München und Bamberg tätigen Künstlers Ernst Zimmer (1864–1924) sind der ›Jubelausgabe‹ der ›Fröschweiler Chronik‹ entnommen, die 1897 in München ebenfalls bei C. H. Beck erschien. Da sie mit »15 Doppelvollbildern, 25 Vollbildern, 250 Textillustrationen und einer Karte« versehen war, konnte sie nur zu einem deutlich höheren Preis von 10 Mark erworben werden. (Abb. 3) Die Illustrationen Zimmers sind in der ›Jubelausgabe‹ meistens streng den passenden Textstellen der Chronik zugeordnet. Das kann hier nicht immer beibehalten werden. Dazu kommt, dass im Rahmen dieser Edition nur eine Auswahl der Illustrationen gezeigt werden kann. Die Auswahl beschränkt sich auf die Textillustrationen: Doppelvollbilder und Vollbilder werden nicht gezeigt. Sie sind künstlerisch konventioneller und pathetischer als die anekdotischen und zuweilen ironischen Textillustrationen.
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Abb. 2: Doppelseite (S. 126/127) aus der Fröschweiler Chronik, 1912.
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Abb. 3: Titeleinband der Fröschweiler Chronik, Illustrierte Jubelausgabe, München 1897.
Die Kommentierungen im Folgenden beziehen sich vor allem auf Ereignisse, Gegenstände, eher unbekannte kleine Ortschaften und Personen, die nicht mehr als bekannt vorausgesetzt werden können. Leider konnte nicht mehr jede genannte Person ermittelt werden. Auch heute nicht mehr gebräuchliche oder kritisch zu sehende Begriffe und Wendungen werden erläutert, ebenso französischsprachige oder lateinische Textstellen. Bei der Frage, was man erläutert oder nicht, ist immer eine Abwägung notwendig und mancher Leser/ manche Leserin wird nicht jede Erläuterung als notwendig erachten. Wer den Kopf noch im 19. Jahrhundert hat, darf diese Anmerkungen auch gern überlesen. [xv]

Vorwort des Verfassers3.

»Kriegs- und Friedensbilder« sind es aus den großen Tagen von 1870–71, vom Verfasser, als persönlichem Zuschauer, treu nach dem Leben entworfen und unserm Volk, als Beitrag zur Geschichte, in aufrichtiger Liebe gewidmet. – Sie kommen freilich spät: die Begeisterung für Kriegsliteratur ist abgekühlt4; der Rahmen ist beschränkt; er umfaßt bloß unsere engere elsässische Heimat; die Farbentöne sind ernst; sie werfen Licht- und Schattenstrahlen nach hüben und drüben. Das sind keine günstigen Aussichten.
Indessen wahrheitsgetreue Darstellungen bei sonstiger schwerer Arbeitslast5 wollen Weile haben und behaupten auch in späteren Zeiten ihren historischen Wert.
Andererseits dürften diese Schilderungen auch weiteren Kreisen zeigen, wie tief der Krieg das Volksgemüt bewegt und das Volksleben erschüttert.
Sollte endlich diese unparteiische Chronik zur Besänftigung verderblicher Leidenschaften auch nur ein weniges beitragen, so wäre unsere Mühe reichlich belohnt.
Der Verfasser.
[1]

Die Kriegserklärung.

Es gab auch in unsern Landgemeinden einzelne starke Geister, die nicht zu bewegen waren, einen Ja-Zettel in die Urne zu werfen.6 Wenn sie beieinander saßen, schüttelte der und jener den Kopf und meinte, im Land drinnen müsse was vorgehen und besonders in Paris könne es nicht mehr recht geheuer sein. Der welsche7 Schmied, der Gescheiteste im Dorfe, wenn er so abends mit seinen Gevattern vor Reisejockels8 Tür saß und das Pfeifchen lustig dampfte, und die Schelmenaugen so unheimlich blinzelten … der welsche Schmied sagte: »Ihr Männer! mit dem Kaiser geht’s den Krebsgang, sonst brauchten wir nicht abzustimmen, ob er bleiben soll oder nicht. Was gilt’s, da steckt etwas dahinter.« Und der Staubejörri9 drüben in Nähweiler10, der wildborstige Republikaner, wenn er wieder so einen demokratischen Kraftspruch im Mülhäuser Blättchen11 entdeckt hatte, der Staubejörri schlug mit seiner massiven Steinhauerfaust auf den Tisch, daß die Fenster klirrten: »Ihr Kapitalsesel! Stimmt nur ja; ihr werdet sehen, wir bekommen’s. Krieg gibt’s; sagt nur, ich hab’s euch gesagt, und wenn die Großen sich rupfen, verlieren wir Bauern die Haare.« So stand’s; aber das waren nur Ausnahmen in der großen, überwiegenden Ja-Menge. Sie wurden leicht durch die weltlichen und geistlichen Ordnungsträger unschädlich gemacht [2] und der achte Mai 1870, der Tag des Plebiszits, war ein glänzender Sieg und eine feste Bürgschaft für die Zukunft. Niemand in unserm Heimatlande dachte an den jähen Ausbruch eines so verhängnisvollen Krieges.
Es verflossen einige Wochen; alles ging im alten Geleise. Eine furchtbare Hitze brannte auf unserer Hochebene; die spärliche Heuernte war eingeheimst worden und die Weizenernte stand diesmal viel früher als gewöhnlich vor der Tür. (Abb. 4) Der Juli war gekommen.
Plötzlich drangen in unser stilles Landleben dunkle Gerüchte von politischen Verwicklungen, von Krieg … Man sah einander fragend an: »Krieg? Für was? Mit wem?« – Diejenigen Leute, welche Söhne bei der Armee hatten, erkundigten sich, was die Zeitung melde; wie es stehe; ob etwas zu fürchten sei. Wir beruhigten, so gut es gehen mochte, die besorgten Gemüter, und wieder vergingen einige Tage. – Der Kriegslärm wurde aber allgemeiner, bedrohlicher; man fühlte einen schweren Druck, wie in der Luft, so im Herzen; man spürte, daß ein geheimnisvolles Schachspiel zwischen großen Mächten stattfände. Und das alles ging so schnell, so riesig schnell! – »Jetzt!«, sagte am 12. Juli12 so recht trübselig ein reicher Bauer, »jetzt haben wir falsch gemaust; der Staubejörri hat doch recht gehabt – es gibt Krieg; o weh! es wird nicht gut gehen!« Und siehe, das Gewitter stieg am Himmel immer höher, immer dunkler, bis am 19. Juli13 ein Blitz mit krachendem Donner die Brandfackel in Preußens Hauptstadt warf. (Abb. 5)
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Abb. 4
Der erste Eindruck der Kriegserklärung auf unsere Leute war betäubend, niederschmetternd. Frankreich in Fehde mit Preußen! Das gibt...

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