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Transitzonen zwischen Literatur und Museum
Matteo Anastasio, Jan Rhein, Matteo Anastasio, Jan Rhein
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Transitzonen zwischen Literatur und Museum
Matteo Anastasio, Jan Rhein, Matteo Anastasio, Jan Rhein
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Information
Medienkonkurrenz und -ĂŒberschreitung
Architektur vs. Literatur? Inszenierung, Hierarchisierung und Marginalisierung von Literatur: Eine Analyse der Ausstellung im spanischen Ehrengastpavillon auf der Frankfurter Buchmesse 1991
Marco Thomas Bosshard
1 Einleitung: Ehrengastauftritte auf der Frankfurter Buchmesse
Einige Jahre nach der TransiciĂłn, d. h. dem Ăbergang von der Diktatur zur Demokratie (1975 â 1982), und nur fĂŒnf Jahre nach dem Beitritt des Landes zur EuropĂ€ischen Gemeinschaft 1986 prĂ€sentierte sich Spanien 1991 als sogenannter Ehrengast auf der weltweit wichtigsten und gröĂten Buchmesse in Frankfurt am Main.1 Diese âEhreâ wurde Spanien als viertes Land ĂŒberhaupt nach der Etablierung dieses Ehrengastlandformats durch die Frankfurter Messeleitung zuteil: Zuvor waren 1988 Italien, 1989 Frankreich und 1990 Japan an der Reihe.2 Das HerzstĂŒck dieses 1991 unter dem Motto âLa hora de Españaâ (âdie Stunde Spaniensâ) und mit dem stilisierten Konterfei Francisco de Quevedos (vgl. Abb. 1) angekĂŒndigten und vom spanischen Literaturwissenschaftler AndrĂ©s AmorĂłs als PrĂ€sident des Organisationskomitees verantworteten Ehrengastauftritts ist (und das bis heute) ein aufwĂ€ndig gestalteter Ehrengastpavillon mit mehr als 2000 Quadratmetern FlĂ€che: ein Raum, der dem Ehrengast die Gelegenheit geben soll, seine Literatur- und Buchproduktion einer internationalen Ăffentlichkeit bekannt zu machen.
Dieser 1991 von Spanien verantwortete Pavillon (vgl. Abb. 2 â 4) inklusive seiner Ausstellungen â auch von BĂŒchern und Literatur â steht im Mittelpunkt der folgenden Betrachtungen. Das von der Frankfurter Buchmesse etablierte Ehrengast- und Pavillonformat ist inzwischen in weite Teile der Welt exportiert und von vielen anderen internationalen Buchmessen adaptiert worden: Trotz seiner noch zu erlĂ€uternden SpezifitĂ€t und SingularitĂ€t ist es insofern in gewisser Weise doch bereits hochgradig standardisiert. Dadurch werden Buchmessen zu international rezipierten VermittlungsrĂ€umen und Konsekrationsinstanzen fĂŒr nationale und ggf. auch regionale Literaturen, wobei Literaturausstellungen in diesem Rahmen eine sehr wichtige Rolle spielen.3
Dennoch gibt es von Buchmesse zu Buchmesse Unterschiede, die vor allem die Rezeption dieser Pavillon-Ausstellungen betreffen: WĂ€hrend beispielsweise die Ehrengastpavillons auf den groĂen lateinamerikanischen Buchmessen in Guadalajara, Buenos Aires und BogotĂĄ ĂŒber lĂ€ngere Zeit â manchmal wochenlang â besichtigt werden können, beschrĂ€nkt sich der Zugang fĂŒr das âgemeineâ Publikum auf der zu zwei Dritteln von Fachbesucher·innen geprĂ€gten, ohnehin nur fĂŒnftĂ€gigen Frankfurter Buchmesse auf gerade einmal zwei Tage. Dies steht selbstredend in keinerlei VerhĂ€ltnis zum immensen planerischen, kuratorischen, logistischen und auch finanziellen Aufwand, der einer solchen Ausstellung vorangeht. Auch fĂŒr die Rekonstruktion â und mithin fĂŒr die wissenschaftliche BeschĂ€ftigung mit dem Gegenstand â bedeutet dies eine immense Herausforderung, bei der die herkömmlichen Strategien der normalerweise auf Dauer- oder zumindest auf lĂ€ngere Sonderausstellungen beschrĂ€nkten Ausstellungsanalyse (vgl. u. a. Baur 2011; Hochkirchen und Kollar 2015; Scholze 2004) oft nur ansatzweise umgesetzt werden können. Bei bereits lĂ€nger zurĂŒckliegenden Veranstaltungen wie im Falle von Spanien 1991 ist man ĂŒberdies abhĂ€ngig von fotografischen Zufallsfunden â von Pressefotos, oft auch SchnappschĂŒssen â, die den Gegenstand nur bedingt reprĂ€sentativ und schon gar nicht systematisch abzubilden in der Lage sind.4 So können wir dank ihnen zwar hĂ€ufig die Makrostruktur und das Gesamtkonzept der Ausstellung beschreiben; die Kleinigkeiten, die Details, die einzelnen Exponate und ihre Anordnung jedoch sind nicht immer vollumfĂ€nglich beschreibbar â selbst dann nicht, wenn man die Möglichkeit hat, Zeitzeugen oder gar Kuratoren zu interviewen.
2 Der spanische Ehrengastpavillon: ein erster Ăberblick
Aus den panoramaartigen Fotografien aus dem spanischen Ehrengastpavillon der Frankfurter Buchmesse 1991 geht hervor, dass die Ausstellungsmacher durch das abgedunkelte Ambiente, die Scheinwerfer und VorhĂ€nge offenbar die TheatralitĂ€t, d. h. den Inszenierungscharakter der Veranstaltung, die ihrerseits die spanische Literatur ins rechte Licht rĂŒcken sollte, unterstreichen wollten (vgl. Abb. 3). Man kann hier einerseits einen Verweis auf die ausgeprĂ€gte Theatermetaphorik des Siglo de oro, d. h. des âGoldenen Zeitaltersâ der spanischen Literatur, erkennen, das Theater und Welt, Theater und Leben â man denke etwa an CalderĂłn de la Barcas El gran teatro del mundo (1655) â oft genug gleichgesetzt hat. Andererseits erkennt man bei genauerem Hinsehen aber auch, dass die vermeintlich roten VorhĂ€nge in Wirklichkeit violette waren, mit gelben Hinterseiten â also den Farben, die fĂŒr die capas, die TĂŒcher spanischer Toreros, charakteristisch sind (vgl. Abb. 4). Im Zusammenspiel mit dem Sand5, der in der ganzen Ausstellungshalle auf dem Boden aufgeschĂŒttet wurde, und den Emporen und UmgĂ€ngen ĂŒber der unteren FlĂ€che, die an ein Stadion gemahnen, ist die gewollte, ĂŒberaus stereotype Evokation einer âStierkampfarenaâ (Weidhaas 2007, 243) schnell etabliert.
Allerdings geht es im Rahmen dieses Artikels nicht um die Rezeption dieser Installation, bei der die verwendeten Spanien-Klischees hĂ€ufig genug mit spöttischem Unterton kritisiert worden sind.6 Denn unterhalb dieser ersten, Spanien sehr stereotyp reprĂ€sentierenden Ebene verbergen sich weitere Ebenen, die in ihrem Zusammenspiel ein durchaus komplexes Bedeutungsgewebe konstituieren. Angesichts der Tatsache, dass der Pavillon selbst vom Architekten Alfredo Arribas entworfen wurde, der auch fĂŒr die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 verantwortlich zeichnete, ist die Behauptung naheliegend, dass dem Ausstellungskonzept ein ambitionierter architektonischer Anspruch zugrunde lag. Gleichzeitig stellt sich dann allerdings auch die Frage, wie sich das Medium Architektur in diesem Buchmessekontext zum eigentlichen Exponat der Veranstaltung, der Literatur, verhĂ€lt: antagonistisch7, wie dies das âvs.â im Titel dieses Artikels insinuiert â in Form einer âMedienkonkurrenzâ â, oder doch eher komplementĂ€r oder gar symbiotisch? Daran anknĂŒpfend, wird ebenfalls zu erörtern sein, welchen Stellenwert der Kanon der spanischen Literatur in den Ausstellungsdispositiven des Ehrengastpavillons einnimmt und welche möglichen Hierarchisierungen und Marginalisierungen er gegebenenfalls nach sich zieht.
3 Das ursprĂŒngliche architektonische Konzept des spanischen Ehrengastpavillons 1991
Wie zu zeigen sein wird, weisen die architektonischen EntwĂŒrfe und Modelle des spanischen Ehrengastpavillons gegenĂŒber der finalen, konkreten Umsetzung in Frankfurt 1991 einige signifikante und insofern fĂŒr die Interpretation der Ausstellung aufschlussreiche Unterschiede auf. Wie wir auf der ursprĂŒnglichen Pavillonskizze (Abb. 5) feststellen können, besteht das Zentrum des Pavillons seinerseits aus acht unterschiedlichen kleineren Subpavillons mit acht ebenso unterschiedlichen, charakteristischen Formen und Grundrissen.8 Dies ist auf der Abbildung 6 noch einmal besser zu erkennen.