Bioanorganische Chemie
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Bioanorganische Chemie

Metalloproteine, Methoden und Modelle

Sonja Herres-Pawlis, Peter KlĂŒfers

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Bioanorganische Chemie

Metalloproteine, Methoden und Modelle

Sonja Herres-Pawlis, Peter KlĂŒfers

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Mit dieser EinfĂŒhrung in die faszinierende Welt der Metalloproteine lernen Chemiker, Biochemiker und Biotechnologen Mechanismen, Methoden und Modellvorstellungen der bioanorganischen Chemie kennen. In einer Synthese aus aktuellen Arbeiten an Metalloenzymzentren und den Grundlagen der Koordinationschemie fĂŒhren die Autoren in dieses spannende und im Wortsinne komplexe Thema ein. Der erste Teil des Buches stellt anhand ausgewĂ€hlter Metalloproteine dar, dass die Natur die koordinationschemischen Prinzipien "kennt" und in einer Weise nutzt, die vorbildhaft fĂŒr die Entwicklung synthetischer Katalysatoren sein kann. Einige der verwendeten Konzepte werden in EinschĂŒben nĂ€her beleuchtet. Der zweite Teil vermittelt die Grundlagen der verschiedenen instrumentellen Methoden fĂŒr die Untersuchung von Metalloproteinen, von der Kristallographie ĂŒber die Vielfalt an spektroskopischen Methoden (UV, Raman, Fluoreszenz, EPR, MĂ¶ĂŸbauer etc.) bis hin zu elektrochemischen und computerchemischen Methoden. Durch die Betonung der koordinationschemischen Grundlagen biochemischer Funktion ist dieses Lehrbuch eine wichtige ErgĂ€nzung zu den StandardlehrbĂŒchern der Biochemie und der anorganischen Chemie. Der modulare Aufbau erleichtert dabei den Einsatz fĂŒr unterschiedliche Lehrveranstaltungen und StudiengĂ€nge.

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Information

Publisher
Wiley-VCH
Year
2017
ISBN
9783527675487
Edition
1
Subtopic
Biochimie

Teil I
Die Koordinationschemie von Metalloenzymzentren

1
SĂ€ure-Base-Katalyse bei physiologischem pH-Wert: Zink(II) in Carboanhydrase und hydrolytischen Zinkenzymen

Die schwache BrĂžnsted-SĂ€ure Wasser wird deutlich saurer, wenn sie an die Lewis-SĂ€ure Zn2+ koordiniert. Die konjugierte Base OH– steht im aktiven Zentrum des Enzyms in hoher Konzentration als zinkgebundenes Nukleophil zur VerfĂŒgung. Im aktiven Zentrum des Enzyms findet so SĂ€ure-Base-Katalyse bei konstantem pH-Wert statt.

Zinkenzyme

FĂŒr den Menschen sind nur wenige Übergangsmetalle essenziell. Wird die bloße Menge an Metall betrachtet, so finden sich im Grammbereich lediglich Eisen mit ≈ 3−5 g und Zink mit 2 g, im 100-mg-Bereich Kupfer. Cobalt, Mangan und MolybdĂ€n treten hinter diese drei wichtigsten Elemente zurĂŒck – vor allem, wenn die Zahl an Enzymen betrachtet wird, die das jeweilige Metall enthalten. Gerade bei Zink zeigt sich dabei der Zusammenhang zwischen den verfĂŒgbaren Detektionsmethoden und dem Erkennen eines Proteins als Zinkenzym. Als diamagnetisches, farbloses d10-Ion ohne Redoxchemie fallen nĂ€mlich einige Detektionsmöglichkeiten aus. So bleiben, von der Röntgenstrukturanalyse an Einkristallen abgesehen, die Atomabsorptionsspektroskopieund – als Methode zur Detektion nicht zu fest gebundenen Zinks – die Fluoreszenzspektroskopie an Zinkchelaten, die ihre fluoreszierenden Eigenschaften nur im zinkgebundenen Zustand zeigen, nicht fĂŒr den freien Ligand. Ein Motiv fĂŒr die intensive Suche nach weiteren Zinkproteinen ist ein genetischer Befund. AbhĂ€ngig von den angewandten Kriterien zeigt die Sequenz der menschlichen DNA an, dass 3–10 % des Genoms Zinkproteine codieren. FĂŒr den oberen Wert hieße dies, dass der Mensch ca. 3000 Zinkenzyme ausbilden könnte, von denen bislang nur ca. 200 bekannt sind.

1.1 Carboanhydrasen

Carboanhydrasen sind im Tier- und Pflanzenreich weit verbreitet. Eine Carboanhydrase (CA) war das erste der heute bekannten Enzyme, die als Zinkenzyme erkannt wurden. Genetisch werden verschiedene CA-Familien unterschieden (α-, ÎČ-, Îł-, ÎŽ- und ζ-CAs). Im Menschen kommen α-CAs vor, die ihrerseits wieder in derzeit 15 verschiedene Formen („Isozyme“) zerfallen. Die Formenvielfalt spiegelt wider, dass CAs zahlreiche Aufgaben haben, so sind sie auch beim stĂ€ndigen Umbau des Skeletts beteiligt (biologischer Apatit enthĂ€lt Carbonat). Da sie außerdem bei vielen Krankheitsbildern eine Rolle spielen, sind CAs Ziel der Wirkstoffentwicklung.
Die von CA katalysierte Reaktion mutet fast primitiv an, da „nur“ eine Gleichgewichtseinstellung zwischen Lösung und Gasraum vorbereitet wird – so katalysiert bei uns Menschen Carboanhydrase II die Reaktion zwischen dem Hydrogencarbonat des Blutplasmas und dem Kohlendioxid in den LungenblĂ€schen:
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Dass dieser einfache Vorgang kinetisch gehemmt ist und der Katalyse bedarf, erkennt man spĂ€testens dann, wenn man im Biergarten vor einer frisch gezapften Maß sitzt. Auch nach lĂ€ngerer Zeit „bitzelt“ ein Schluck auf der Zunge. Es wird also noch KohlensĂ€ure freigesetzt, die (Gott sei Dank) eben nicht in den ersten Sekunden nach dem Zapfen die wĂ€ssrige Phase verlassen hat, um so das thermodynamische Gleichgewicht einzustellen – wirksames Veratmen von CO2 ist unkatalysiert also offensichtlich nicht möglich. (Auch das Prickeln auf der Zunge wird ĂŒbrigens durch eine dort lokalisierte Carboanhydrase IV bewirkt [10].)

1.1.1 MolekĂŒlbau von humaner Carboanhydrase II (hCA II)

Die meisten CAs bestehen aus einem einzelnen Proteinstrang von ca. 260 AminosĂ€uren. Es sind mehr als 400 Strukturanalysen an CAs und CA-Hemmstoff-Komplexen in der PDB hinterlegt (abzufragen unter carbonic anhydrase). Die durch ÎČ-Faltblatt- und ungeordnete Abschnitte charakterisierte MolekĂŒlstruktur von humaner Carboanhydrase II ist in Abb. 1.1 gezeigt.
Im aktiven Zentrum binden drei Histidinreste ein vierfach koordiniertes Zinkion (Abb. 1.2). Die vierte Koordinationsstelle wird von einem Aqua/Hydroxido-Liganden belegt. Unter den AminosĂ€ureseitenketten in der nĂ€heren Umgebung des aktiven Zentrums wird der Histidin-64-Rest in der Rolle eines ProtonenĂŒbertrĂ€gers gesehen. Es liegen Strukturanalysen vor, die sowohl CO2-beladene hCA II zeigen, als auch dasselbe Enzym in der Hydrogencarbonatform. Beide ZustĂ€nde sind durch WasserstoffbrĂŒckenbindungen charakterisiert, in die der Aqua/Hydroxido-Ligand, zwei WassermolekĂŒle im typischen 3-Å-Abstand und die Hydroxygruppe einer Threoninseitenkette eingebunden sind. In der CO2-beladenen Form ist das KohlendioxidmolekĂŒl ĂŒber weitere WasserstoffbrĂŒckenbindungen fĂŒr den Angriff eines OH−-Nukleophils rĂ€umlich korrekt positioniert (in zinkfreier CA fĂŒhrt die Beladung mit CO2 zu derselben rĂ€umlichen Anordnung des Substrats). Abbildung 1.2 zeigt das Ergebnis der Strukturanalyse; zur besseren...

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