Adipositas, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen im Kindesalter
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Adipositas, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen im Kindesalter

  1. 289 Seiten
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Adipositas, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen im Kindesalter

Über dieses Buch

Gegenwärtig sind 6% der deutschen Kinder adipös und 13% übergewichtig, mehr als doppelt so viele wie noch vor 10 Jahren. Aber auch die Zahlen des pädiatrischen Typ-1-Diabetes verdoppelten sich innerhalb der letzten 12 Jahre. Heute geht man beim Diabetes von einer Häufigkeit von 1: 600 Kindern aus mit einer jährlichen Inzidenz-Steigerung von etwa 4%. Die familiäre Hypercholesterinämie hat eine Prävalenz von 1: 300, wird aber oft viel zu spät diagnostiziert und behandelt. Allen diesen häufigen chronischen Erkrankungen im Kindesalter gemein ist - neben großen Fortschritten in der Diagnostik und Therapie - die Notwendigkeit einer multidisziplinären Betreuung mit besonderen Schwerpunkten auf Prävention, Ernährungsberatung, psychosoziale Betreuung und altersentsprechende Schulung.

Das vorliegende Buch richtet sich an Pädiater (hier vor allem zur Vorbereitung der Zusatzweiterbildung Kinder-Endokrinologie und -Diabetologie, Spezielle Stoffwechselmedizin im Kindes- und Jugendalter sowie Kinder-Gastroenterologie), aber auch an Internisten und Allgemeinmediziner und nicht-ärztliche Mitarbeiter der Behandlungsteams. Es vermittelt kompakt praxisbezogene Erkenntnisse in übersichtlicher Form entsprechend der aktuellen Leitlinien, die zur Verbesserung der langfristigen Prognose der betroffenen Familien von großer Bedeutung sind.

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Information

Jahr
2016
eBook-ISBN:
9783110459470

1Ätiologie und Pathogenese

Wieland Kiess

1.1Adipositas: Ätiologie und Pathogenese

Adipositas ist eine multifaktoriell verursachte Erkrankung, die viele Organe des menschlichen Organismus betrifft. Genetische und soziale Vererbung, Lebensstil, Wohnumgebung, Verstädterung und Urbanisierung, möglicherweise chemische Noxen wie endokrin wirksame Chemikalien (endocrine dysrupting chemicals = EDCs), das sogenannte Exposom, aber auch die bakterielle Darmflora, das Mikrobiom des Darms, sowie kulturelle, soziodemographische und ökonomische Bedingungen spielen bei der Entstehung und dem Unterhalt der Erkrankung gleichermaßen eine Rolle. Adipositas trat bereits früh in der Menschheitsgeschichte, z. B. im Kontext mit seltenen genetischen und insbesondere monogenen Erkrankungen, auf. Dies wurde durch archäologische Funde nachgewiesen. Die Erkrankung ist aber in der jüngeren Geschichte häufiger geworden. Deshalb sind Gedanken zur Evolution und Evolutionsgeschichte von Übergewicht und Adipositas formuliert worden [1].
Nicht zuletzt die ‚Thrifty-Genes‘-Hypothese (s. u.) vermag es, die oben angeführten Faktoren in einer einzigen Theorie zur Ätiologie und Pathogenese der Adipositas zusammenzuführen. Ernährung und körperliche Bewegung können als Stellgrößen in einem kybernetischen Modell der Adipositas-Entstehung angesehen werden. Fettmasse und Körpergewicht wären als die zu regulierenden Regelgrößen, die über Hunger und Sättigung als Störgrößen modifiziert werden, zu verstehen (Abb. 1.1). Das vorliegende Kapitel stellt die Vielfalt der Gewichtsregulation und die Komplexität der Ätiologie und Pathogenese der Adipositas-Erkrankung dar. Eine einseitige und auf nur wenige Stellgrößen fokussierte Theorie der Adipositas-Genese und eine falsche Theorem-Bildung werden der komplexen Regulation von Nahrungsaufnahme, Energieverbrauch und Energiespeicherung nicht gerecht. Angesichts der multifaktoriellen Genese wird verständlich, warum die Therapie der Adipositas schwierig und eine Heilung nicht möglich ist. Die Behandlung und der Umgang mit Adipositas bleiben gerade wegen der komplexen Ätiopathogenese eine Herausforderung für Betroffene und Behandler [2].

1.1.1Genetische Faktoren

Genetische Erkrankungen, die mit Adipositas einhergehen, sind in ihrer Gesamtheit häufig. Viele dieser Adipositas-Syndrome weisen ein charakteristisches Präsentationsalter, einen einzigartigen Phänotyp, zum Teil aber auch eine überlappende klinische Symptomatologie auf. Letzteres unterstreicht, dass bei einigen dieser Syndrome gemeinsame Signalübertragungswege gestört sind und gemeinsame Mechanismen zur Adipositas führen. Wenn die genetischen Hintergründe dieser Syndrome einmal komplett verstanden sind, werden auch die funktionellen Auswirkungen und die Mechanismen der Adipositas-Entstehung erkannt sein. Außerdem werden auf grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnissen neue spezifische Therapien denkbar. Das Bardet-Biedl-Syndrom, das Prader-Willi-Syndrom, welches das häufigste Adipositas-Syndrom darstellt und durch einen Verlust an „Imprinted“-Genen auf dem Chromosom 15q11-13 verursacht wird, werden erwähnt. Außerdem werden kurz weitere genetische Adipositas-Syndrome wie das Alström-Syndrom, das Cohen-Syndrom, die Albrights hereditäre Osteodystrophie (Pseudohypoparathyreoidismus) sowie schließlich das Carpenter-Syndrom beschrieben. Das MOMO-Syndrom, das Rubinstein-Taybi-Syndrom und Deletionen auf den Chromosomen 1, 2, 6 und 9 sind ebenfalls mit einer frühkindlichen Adipositas assoziiert.
Abb. 1.1: Schematische Beschreibung der Adipositas-Entstehung im Sinne eines kybernetischen Modells. Körpergewicht wird über Stellgrößen und Regler moduliert.

1.1.1.1Ätiologie der Adipositas-Erkrankung im Kindes- und Jugendalter

Was sind mögliche Ursachen und Risikofaktoren bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter?
Genetik
Ethnizität
Fetale, frühe Prägung/Programmierung
Biologische Faktoren wie Adipozytokine und hormonelle Signale
Grunderkrankungen
Syndrome
Medikamente
Handicaps (Rollstuhl-gebunden)
Psychologische Faktoren
Resilienz
Abhängigkeit (Sucht?)
Sozioökonomische und soziokulturelle Bedingungen
Wohnbedingungen
Nahrungsmittelangebot: Quantität und Qualität
Sitzender und ruhender Lebensstil
Persönliche Faktoren
Soziale Vererbung
Familienstruktur
Nachbarn und Freunde
Globalisierung
Industrialisierung
Modernisierung
Urbanisierung

1.1.1.2Pathogenese der Adipositas-Erkrankung und Faktoren, die zur Entwicklung und Exazerbation der Erkrankung beitragen

Was sind möglicherweise Einflussfaktoren und Barrieren für den Therapie-Erfolg oder den Erfolg von Präventionsstrategien?
Erziehung
Bildung innerhalb der Familie, der Eltern
Familienstruktur, alleinerziehende Eltern
Alter des Kindes, der Geschwister, der Eltern
Einkommen der Eltern
Freunde/Peers
Soziokulturelle Faktoren
Ernährung
Gewohnheiten
Religions- und Kulturzugehörigkeit
Umgebungsfaktoren
Wohnsituation
Innentemperatur der Wohnungen; Klimatisierung
Klima und Außentemperatur

1.1.1.3Faktoren der Adipositas-Therapie und -prävention, die zum Verlauf der Adipositas-Erkrankung beitragen

Wie beeinflussen unterschiedliche Behandlungsstrategien den Therapieerfolg?
Art des Therapieverfahrens
Ausbildung der Therapeuten
Persönlichkeit der Therapeuten
Vorbilder
Motivation
Stigmatisierung
Selbstwahrnehmung
Zeitbudgets
Zeitgeist, Moden
Medien
Essverhalten (Auslassen von Mahlzeiten, z. B. Frühstück)
Werbung

1.1.2Monogene Adipositas-Syndrome

1.1.2.1Bardet-Biedl-Syndrom

Das Bardet-Biedl-Syndrom (BBS, OMIM 209900) ist eine heterogene Erkrankung, die hauptsächlich rezessiv vererbt wird. Die klinischen Symptome schließen eine Degeneration der Retina insbesondere im zweiten Lebensjahrzehnt, mentale Retardierung, Adipositas, zystische Nierendegeneration sowie eine Polydaktylie und eine Hypoplasie bzw. Fehlbildungen der äußeren Genitalien ein. Bezüglich des Körpergewichts ist es von besonderer Relevanz, dass Kinder mit BBS zunächst ein normales Geburtsgewicht aufweisen, aber bereits im 1. Lebensjahr eine starke Gewichtszunahme zeigen. Da ein Drittel der betroffenen Kinder keine Polydaktylie aufweist und eine Beeinträchtigung des Sehvermögens erst im 6. bis 8. Lebensjahr oft im Sinne einer Nachtblindheit auftritt, wird die Diagnose häufig im Schulkindalter gestellt. Zwölf Bardet-Biedl-Syndrom-Gene (BBS 1–12) wurden identifiziert [3]. Eine Genotyp-Phänotyp-Korrelation ist bisher nicht bekannt. In jüngster Zeit wird vermutet, dass das Bardet-Biedl-Syndrom durch eine Dysfunktion von primären Cilien und intraflagellarem Transport verursacht wird. Interessanterweise zeigen große Populationsstudien, dass Variationen innerhalb der BBS-Gene mit einem allgemeinen Risiko für Adipositas in der Bevölkerung korrelieren. So war z. B. ein BBS-2-Polymorphismus (SNIP) mit allgemeiner Adipositas bei Erwachsenen assoziiert. Dagegen sind SNIPs im BBS-4- und BBS-6-Gen mit frühkindlicher Adipositas respektive späterer adulter schwerster Adipositas (morbider Adipositas) verknüpft [47].

1.1.2.2Cohen-Syndrom

Patienten mit Cohen-Syndrom (CS, OMIM 216550) sind häufig entwicklungsmotorisch verzögert und zeigen Verhaltensauffälligkeiten. Außerdem sind Gesichtsdysmorphien pathognomonisch: Eine milde maxillare Hypoplasie, eine prominente Nasenwurzel, Mikrognathie, ein hoher (gotischer) Gaumen, relativ dichtes Haar und eine obere Lippe, die die unteren Schneidezähne wenig bedeckt, sind häufig zu finden. Während der Kleinkind- und frühen Schulkindzeit beginnen die Patienten deutlich Gewicht zuzunehmen und eine Stammfettsucht zu entwickeln. Viele Patienten mit Cohen-Syndrom weisen eine Neutropenie auf, die das Vorliegen des Syndroms häufig erst beweist. Es wird angenommen, dass das für die Erkrankung verantwortliche mutierte Gen, VPS13B, bei der neuronalen Differenzierung eine Rolle spielt [8].

1.1.2.3Alström-Syndrom

Das Alström-Syndrom (ALS, OMIM 203800) ist ein rezessiv vererbtes Adipositas-Syndrom. Typischerweise sind Patienten mit Alström-Syndrom von früh einsetzender Adipositas, Hyperinsulinämie, häufig mit Acanthosis nigricans und Typ-2-Diabetes einhergehend, betroffen. Bereit...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort und Einführung
  5. Inhalt
  6. Autorenverzeichnis
  7. 1 Ätiologie und Pathogenese
  8. 2 Epidemiologie, Screening und Prävention
  9. 3 Diagnostische Verfahren
  10. 4 Diätetische und medikamentöse Behandlung
  11. 5 Akut- und Langzeitkomplikationen
  12. 6 Schulung und psychosoziale Betreuung
  13. 7 Referenzwerte
  14. Stichwortverzeichnis
  15. Fußnoten