Philosophieren mit Gedankenexperimenten
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Philosophieren mit Gedankenexperimenten

Methoden im Philosophie- und Ethikunterricht

Martina Peters, Jörg Peters, Martina Peters, Jörg Peters

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Philosophieren mit Gedankenexperimenten

Methoden im Philosophie- und Ethikunterricht

Martina Peters, Jörg Peters, Martina Peters, Jörg Peters

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Über dieses Buch

Diese auf acht Bände angelegte Reihe stellt anhand der wichtigsten deutschsprachigen Beiträge die zentralen Methoden für den Philosophie- und Ethikunterricht vor. Zum ersten Mal auf dem Gebiet der Philosophie- und Ethikdidaktik wird die ganze Vielfalt an präsentativen und diskursiven Methoden in thematisch gegliederten Kompendien präsentiert. Die von Martina und Jörg Peters herausgegebene Reihe richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer in der Schulpraxis, aber auch an alle anderen PraktikerInnen in der Vermittlung philosophischer Themen. Der zweite Band der Reihe behandelt den gezielten Einsatz von Gedankenexperimenten und Dilemmata bei bestimmten Fragestellungen und Themenkreisen im Philosophie- und Ethikunterricht. Nach einer orientierenden Einleitung der Herausgeber stellen verschiedene Autorinnen und Autoren ihre philosophiedidaktischen Überlegungen und praktischen Anwendungsbeispiele vor. Der erste Teil des Bandes behandelt die Gedankenexperimente und enthält zum Abschluss eine Auswahl von 10 im Unterricht einsetzbaren ethischen und philosophischen Gedankenexperimenten. Am Ende des zweiten Teils (zu Dilemmata) sind 22 moralische Dilemmata für die Verwendung im Unterricht zusammengestellt.Der zweite Band der Reihe behandelt den gezielten Einsatz von Gedankenexperimenten bei bestimmten Fragestellungen und Themenkreisen im Philosophie- und Ethikunterricht.Einer orientierenden Einleitung der Herausgeber folgt der Theorieteil, in dem verschiedene Autorinnen und Autoren zentrale Positionen der deutschsprachigen Philosophiedidaktik zum Gedankenexperiment vorstellen. Der Praxisteil des Bandes behandelt eine Auswahl an ethischen und philosophischen Gedankenexperimenten und deren Durchführung im schulischen Kontext. Abschließend bietet der Band eine umfangreiche Sammlung an weniger bekannten Gedankenexperimenten aus den Themenkreisen Der Mensch und sein Handeln, menschliche Erkenntnis und ihre Grenzen, das Selbstverständnis des Menschen, Werte und Normen des Handelns, Zusammenleben in Staat und Gesellschaft und Geltungsansprüche der Wissenschaften.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783787337675

1 Gedankenexperimente
im Philosophie- und
Ethikunterricht

Gedankenexperimente

Helmut Engels

Adressaten

Jugendlichen und vor allem auch Kindern fällt es nicht schwer, sich auf Gedankenexperimente einzulassen. Sie sind noch nicht wie viele Erwachsene auf das Faktische fixiert. Sie können Gedankenreisen machen und sich eine Welt ausdenken, die mit der Realität nicht viel gemeinsam hat. Fantasy und Science-Fiction tun ein Übriges, dass sie sich mit dem bloß Möglichen, mit dem Unwahrscheinlichen oder sogar mit dem Unmöglichen beschäftigen, und dies mit Lust. Gedankenexperimente sind aber nicht bloß luftige Gedankengebilde, erst recht keine eskapistischen Spielereien, vielmehr haben sie einen harten Kern, der mit bloßem Tagträumen nichts zu tun hat.

Was sind Gedankenexperimente?

Vorläufiges

Das Gedankenexperiment besteht in dem Versuch, auf der Grundlage kontrafaktischer Vorstellungen philosophisch relevante Erkenntnisse zu gewinnen oder zu vermitteln. Hiermit kompatibel ist die Formulierung: Gedankenexperimente sind wohldurchdachte Was-wäre-wenn-Überlegungen, die dem Erkenntnisgewinn im Zusammenhang mit philosophischen Fragen dienen.
Solche mentalen Experimente gibt es in der Philosophie seit der Antike. Eine besondere Bedeutung haben sie in der analytischen Philosophie der Gegenwart gewonnen. Entsprechend modifiziert kommen sie auch in der Physik und in der Geschichtswissenschaft vor, man denke – was Letztere angeht – an die kontrafaktische oder experimentelle Geschichte. Die Fragen, zu deren Beantwortung Gedankenexperimente beitragen sollen, sind im Philosophieunterricht solche, die den Disziplinen der Philosophie zuzuordnen sind, aber auch der Philosophie als Lebensform. Hin und wieder sind sie ein Mittel, um Staunen zu erzeugen, etwa bei der Betrachtung von scheinbar Selbstverständlichem, das durch das Experiment seiner Selbstverständlichkeit entkleidet wird.
Im Folgenden wird die akademische Diskussion über Wert und Reichweite des Gedankenexperiments ausgeklammert. Vielmehr geht es ausschließlich um einen für den Philosophie- und Ethikunterricht relevanten Begriff dieses Verfahrens und seine Anwendung und Vermittlung im Unterricht.

Strukturmomente des Gedankenexperiments

Idealtypisch dargestellt haben Gedankenexperimente folgende Strukturmomente:1
1) Zum Gedankenexperiment gehört eine Versuchsanordnung. Sie besteht aus ei- ner oder mehreren Annahmen. „Annahme“ bedeutet hier nicht Vermutung oder Hypothese, sondern eine bloße Vorstellung wie in dem Satz „Nehmen wir einmal an, dass morgen die Welt untergeht“. Die sprachlichen Einleitungen solcher Annahmen sind variabel, sie lauten z. B.: – Angenommen, man könnte ..., – Gesetzt, man habe ..., – Gehen wir einmal davon aus, dass ... oder – Stellt euch vor, X wollte ... Diese Annahmen könnten stets auch in einem Wenn-Satz ausgedrückt werden: – Wenn X nun die Eigenschaften c, d und e hätte, ... Die Annahmen des Gedankenexperiments werden nicht, wie das bei Vermutungen oder Hypothesen der Fall ist, auf ihre Berechtigung oder Gültigkeit hin befragt. Sie sind vielmehr Katalysatoren, die bestimmte Gedanken in Gang setzen. Sie werden nur verändert, wenn sie als Katalysatoren nicht taugen.
Die Versuchsanordnung kann aus einem einzigen Satz bestehen. Beispiel: „Nehmen wir einmal an, ein Wissenschaftler hätte eine Substanz erfunden, die irdische Unsterblichkeit verleiht.“ Sie kann auch höchst komplex sein. Searles Das Chinesische Zimmer etwa enthält eine ganze Liste von Prämissen.2 Es heißt da: Nehmen wir an, dass …, Nehmen wir weiter an, …, Nehmen wir nun weiterhin an, dass …, Nehmen wir nun auch noch an …, Nun stellen wir uns vor, dass … und so weiter. Man kann solche Annahmen auch als die „Prämissen“ des Gedankenexperiments oder als seine „Basis“ bezeichnen. Sinnvoll ist oft auch die Bezeichnung „hypothetisches Szenario“. Der Begriff „Versuchsanordnung“ macht deutlich, dass es um ein Experiment geht, mit dem man etwas herausfinden möchte. Dass es sich beim Gedankenexperiment um ein Experiment handelt, ist umstritten, insofern es lediglich als besondere Form der Argumentation aufgefasst wird. Für den Philosophie- und Ethikunterricht ist aber gerade der Experimentcharakter von Bedeutung, da die Schülerinnen und Schüler so zu Eigenaktivität und Selbstdenken angeregt werden.
2) Der Versuchsanordnung folgt die Versuchsanweisung. Denn eine bloße Versuchsanordnung sagt noch nichts Genaues über ihre Verwendung. Ich muss wissen, was ich mit dem Vorgestellten tun muss, welche Operationen ich durchzuführen habe. Die Experimentieranweisung kann als Imperativ auftreten, sie hat aber meist die Form einer Frage. Die Frage ist allerdings auch eine Art der Aufforderung.
Mit Blick auf die Prämisse „Nehmen wir einmal an, ein Wissenschaftler hätte eine Substanz erfunden, die irdische Unsterblichkeit verleiht“ könnte die Anweisung lauten: „Schildere, was in dem Kopf des Wissenschaftlers vor sich gehen könnte!“ Als Frage formuliert kann die Anweisung lauten: „Sollte der Wissenschaftler seine Erfindung geheim halten?“ Darüber ließe sich nachdenken oder diskutieren. Die Frage könnte aber auch lauten: „Sollte der Wissenschaftler diese Substanz nur besonderen Menschen wie Nobelpreisträgern oder großen Künstlern zugutekommen lassen?“ Oder auch: „Würdest du diese Substanz nehmen? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?“ Die Fragestellung zu ein und derselben Annahme kann recht unterschiedlich sein. Die Fruchtbarkeit bestimmter Szenarien kommt genau daher, dass sie unterschiedliche Operationen ermöglichen. In der Darstellung von Gedankenexperimenten fehlt zuweilen die auf das Szenario unmittelbar bezogene didaktische Experimentieranweisung.3 Die explizite Nennung einer solchen Anweisung ist jedoch sinnvoll, ja notwendig, wenn es darauf ankommt, dass die Schülerinnen und Schüler selbst Gedankenexperimente auf der Grundlage vorgegebener Prämissen durchführen. Denn dann müssen sie genau wissen, was zu tun ist. In literarischen Texten und Filmen, die man als die anschauliche Durchführung von Gedankenexperimenten auffassen kann, fehlt natürlich die Nennung der beiden genannten Strukturmomente. Um Gedankenexperimente handelt es sich allerdings nur, wenn sich die beiden Strukturmomente aus dem Text selbst erschließen lassen. So liegt dem bekannten Film Und täglich grüßt das Murmeltier von 1993 etwa die folgende Prämisse zugrunde:
Stell dir vor, dass ein Mensch mit einer negativen Lebenseinstellung gezwungen wird, ein und denselben Tag immer wieder zu erleben, bis er schließlich herausgefunden hat, worin ein erfülltes Leben besteht. Verleihe diesem Menschen die Erinnerung an die Tage, die sich wiederholt haben, betraue ihn mit einer beruflichen Tätigkeit und statte seine Welt mit Personen aus, die ihm mehr oder minder nahestehen und die auf sein Verhalten reagieren.
Die sich hierauf beziehende Anweisung könnte lauten:
Schildere anschaulich, welche Phasen dieser Mensch durchlaufen dürfte, bis er endlich aus der Zeitfalle erlöst wird.
3) Das eigentliche Experiment, die Durchführung, besteht in den Überlegungen und Vorstellungen, die zur Realisierung der Anweisung bzw. zur Beantwortung der gestellten Frage führen. In diese Überlegungen können noch weitere Voraussetzungen einbezogen werden, etwa moralische Normen, Wertentscheidungen, Erkenntnisse der Einzelwissenschaften, Einsichten aus der Lebenserfahrung, lebensweltliches Wissen usw. Je nach Aufgabe können die Schüler und Schülerinnen das Experiment in Form eines diskursiven Textes oder einer anschaulichen Geschichte durchführen. Üblich jedoch sind Unterrichtsgespräche und Diskussionen.
Der Ausgang des Experiments sollte nicht von vornherein feststehen, da andernfalls gar nicht von einem Experiment die Rede sein könnte. Bei der Lektüre von Gedankenexperimenten muss man allerdings immer wieder feststellen, dass von der geforderten experimentellen Offenheit nicht die Rede sein kann. Der Autor weiß genau – und er zeigt dies auch dem Leser –, was bei seinen Überlegungen herauskommen soll. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass die Ergebnisse der Autoren keineswegs immer identisch sind mit dem, was der selbständig denkende Leser herausbringt. Die Prämissen der Experimente enthalten oft ein größeres Potential, als von den Autoren realisiert wird. Im Unterricht käme es jedenfalls darauf an, geschlossene Gedankenexperimente in echte, also resultatsoffene Experimente zu verwandeln.
Zur Terminologie: In einer verkürzenden Redeweise wird auch die Kombination der Momente 1 und 2 schon als Gedankenexperiment bezeichnet, obwohl die Durchführung das eigentliche Experiment darstellt.
4) Das Gedankenexperiment sollte in einen größeren Zusammenhang eingebettet sein, in dem eine Frage aufgetaucht ist, zu deren Beantwortung das Experiment einen Beitrag liefern kann. So kann das oben angeführte Experiment zur Einnahme einer unsterblich machenden Substanz Anlass sein, über die Verantwortung des Wissenschaftlers oder über den Sinn des Todes nachzudenken. Und der Groundhog Day mag Antwort geben zu Fragen nach einem gelingenden Leben oder nach der Verbindlichkeit sittlicher Gebote und Verbote.

Das Gedankenexperiment im engen und im erweiterten Sinn

Den Begriff Gedankenexperiment kann man in einem engen, strengen und in einem...

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