1 Einleitung
Seit Silvester 2019 prägt die Welt ein alter Bekannter in neuem Gewand: Corona. Zunächst war Corona ein chinesisches Problem. Ab Mitte Februar 2020 wurde Corona unter seinem neuen Namen SARS-CoV-2 zunächst zu einer Herausforderung für Italien. Ab März war ganz Europa und somit auch Deutschland betroffen. Doch kein Land der Welt sollte Corona in absoluten Zahlen so hart treffen wie die USA. Dies zeichnete sich schon Mitte März ab.
SARS-CoV-2 steht für „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“ das „Schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus 2“ – dem Nachfolger von damals SARS-CoV und heute SARS-CoV-1.
COVID-19 steht für „oronavirus disease 2019” die ‚Coronavirus-Krankheit 2019‘ – die durch SARS-CoV-2 ausgelöst wird und 2020 wütete.
„Corona“ steht für Krankheit und Atemnot, für Epidemie und Pandemie, für zahlreiche Tote und eine Wirtschaftskrise unbekannten Ausmaßes. Wegen Corona wurden Grenzen geschlossene, Ausgangssperren verhängt. Corona führte zu Kreuzfahrtschiffen in Quarantäne, Hamsterkäufen, fehlendem Klopapier und nicht geschnittenen Haaren.
Zwei Worte voraus:
- Die meisten mit Corona infizierten Menschen wären lieber gesund geblieben. Sicher dürfte kaum jemand andere Menschen mit dem Virus infizieren und gefährden wollen. Aus diesem Grund sollte auch niemand verurteilt werden, der erkrankt ist und am Ende Menschen aus Versehen angesteckt hat. Seine Ansteckung ist schicksalhaft passiert – niemand hat sich dies ausgesucht. Was Erkrankte am wenigsten brauchen, sind Schuldvorwürfe sondern unsere Solidarität, Hilfe und Unterstützung.
- Eine Ansteckung mit dem Virus ist kein Todesurteil. Es gibt einfache und effektive Möglichkeiten, sich vor einer Infektion zu schützen. Allein die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken ist bereits sehr gering. Im Falle einer Infektion, ist Panik wie so oft kein guter Ratgeber. Die meisten Menschen durchstehen die Krankheit problemlos. Ein geringer Teil der Infizierten wird überhaupt positiv auf das Virus getestet. Ein Bruchteil der bestätigt Infizierten kommt überhaupt ins Krankenhaus und nur wenige von ihnen kommen auf die Intensivstation. Selbst Menschen über 90 Jahren oder sogar über 100 Jahren überleben die Infektion und auch den Aufenthalt auf der Intensivstation. Das bedeutet nicht, dass das Virus harmlos ist, nur: Wir haben es in unseren Händen und im Notfall ein hervorragendes Gesundheitssystem. 99,975% der Menschen in Deutschland werden im Jahr 2020 nicht an Corona-Infektion sterben.
Dieses erste Corona-Compendium beschäftigt sich kompakt mit den vielen Facetten und Auswirkungen der Epidemie. Zu Beginn beantwortet es die wichtigsten Fragen rund um das Virus. Es folgt eine Übersicht über die wichtigsten Experten und Akteure rund um Corona. Rudimentär wird die Mathematik hinter der Ausbreitung in einfachen Worten vermittelt, garniert mit Tabellen und Grafiken, um eine Brücke zwischen der Mathematik und der Epidemie zu bauen. Ein ausführliches Kapitel widmet sich den Möglichkeiten, die Ausbreitung des Virus einzuschränken. Das Buch beschreibt die gesundheitlichen Auswirkungen mehrerer stark betroffener Länder, die Folgen für die Gesellschaft und weitere Effekte beispielsweise auf kultureller Bereiche. Das Compendium widmet sich auch den Kritikern der politischen Maßnahmen und erörtert ihre Argumente. Dabei werden berechtigte Kritik und die wichtigsten Verschwörungstheorien klar differenziert.
Das Buch beschreibt zudem falsche und richtige Prognosen und zeigt mögliche Auswege aus der Krise auf, in Verbindung mit den moralischen Konflikten. Abgerundet wird der Band durch einen kompakten Glossar und umfangreiche Verzeichnisse.
Dieses Buch ist für jeden neugierigen Leser geeignet, der sich in das spannende Thema „Corona“ einlesen möchte und dafür einen ersten Überblick in verständlicher Sprache sucht. Es handelt sich um ein einmaliges Werk zu Beginn dieser faszinierend-beängstigenden Corona-Epoche.
1.1 Begriffe
Wenn im Buch von „Infizierten Personen“ die Rede ist – so sind damit im Allgemeinen „bestätigt infizierte Personen“ gemeint.
Wenn vom Corona-Virus in diesem Buch die Rede ist, dann ist damit im Allgemeinen „SARS-CoV-2“ gemeint.
Der Ausdruck 100+ bedeutet 100 und mehr bzw. mindestens 100.
Der RKI-Präsident betonte aber, dass nach aktuellem Stand die Hälfte der Infizierten tatsächlich auch an der Krankheit COVID-19 erkrankt. „Die anderen Hälfte sehen wir gar nicht.“ Daraus folgt, dass ein Corona-Infizierter nicht synonym ist zu COVID-19-Erkrankten.
1.2 Annahmen
In diesem Buch wird angenommen, dass die Dunkelziffer Infizierter bei Faktor sieben liegt. (Siehe 2.2.8 Wie hoch ist die Dunkelziffer an Infizierten?)
Wenn Zahlen Infizierter genannt werden, so handelt es sich um kumulierte (aufsummierte) Werte sofern nichts anderes angegeben wurde.
Wenn bei einem Datum die Jahreszahl fehlt, so ist das Jahr 2020 gemeint, sofern sich aus dem Kontext nichts anderes ergibt.
2 Die wichtigsten Fragen
Das neuartige Corona-Virus verunsichert die Menschen. Dieses Kapitel gibt Antworten auf die meisten kursierenden Fragen. Einige Informationen in diesem Kapitel sind redundant, das heißt gleiche Informationen werden in verschiedenen Fragen erwähnt. Dies ist notwendig, weil die Fragen als abgeschlossene Einheit betrachtet werden.
2.1 Viruseigenschaften
2.1.1 Welches sind die wichtigsten Kennzahlen zu COVID-19?
Wichtigsten Kennzahlen zu COVID-19
Parameter | Wert |
Haupt-Übertragungsweg | Tröpfchen-Infektion |
Altersmedian (Deutschland) | 47 Jahre |
Basisreproduktionszahl R0 | 2–3,3 (ohne Maßnahmen) |
Inkubationszeit (Mittel, Spannweite) | 5–6 Tage (1–14 Tage) |
Dauer des Krankenhausaufenthaltes (China) | im Mittel mindestens 10 Tage |
Anteil der Hospitalisierten mit Beatmung | 2–25 % |
Symptome (Deutschland) | Husten 55% Fieber 39% Schnupfen 28% Halsschmerzen 23% Atemnot 3 % |
Stand 18.03.2020 – Robert-Koch-Institut 1
2.1.2 Wie gefährlich ist SARS-CoV-2?
SARS-CoV-2 gehört zur Familie der Corona-Viren. In Deutschland existieren vier endemisch Corona-Viren, die grippale Infekte auslösen. Normalerweise sind diese relativ ungefährlich. Für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen können insbesondere SARS-CoV-1 und SARS-CoV-2 gefährlich werden. Für mindestens 80% der SARS-CoV-2-Infizierten gehen keine Gefahren aus, auch wenn vereinzelt von bleibenden Schäden berichtet wird. Typische unangenehme Symptome bei schwereren Verläufen sind starke Atemnot oder beidseitige Lungenentzündungen.
Die Gefährlichkeit der Krankheit hängt hauptsächlich von den beiden Faktoren Alter und Vorerkrankungen ab. Verschiedene Vorerkrankungen wie z.B. Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber und der Niere sowie Krebserkrankungen scheinen unabhängig vom Alter das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen. Bei Vorliegen beider Faktoren ist das Risiko für einen
schweren Krankheitsverlauf deutlich höher als Vorliegen nur eines Faktors.2 Parallelinfektionen mit anderen Viren, wie zum Beispiel Influenza, erhöhen das Risiko noch mal beachtlich.
2.1.3 Wie tödlich ist das Virus?
Solange der Erreger im Mund-Rachen-Raum bleibt ist er relativ ungefährlich und verschwindet nach wenigen Tagen. Wenn das Virus in die Lungen gelangt (Wie auch SARS-CoV-1) wird es gefährlich. Der Körper reagiert dann mit einer Lungenentzündung mit Schwierigkeiten beim Atmen und Luftnot. Die Lungenentzündung kann von selber abheilen, kann aber auch dazu führen, dass eine künstlich Beatmung notwendig wird. Es wird aktuelle angenommen, dass etwa 5% der bestätigten Corona-Infizierten beatmet werden müssen. Sehr gefährlich wird die Krankheit bei beidseitigen Lungenentzündungen und wenn sich Wasser in der Lunge bildet. Dies geschieht typischerweise schleichend, so dass der Patient zunächst nicht viel von der Entzündung mitbekommt.
Die augenscheinliche Mortalität und Letalität schwankt von Land zu Land, von Kreis zu Kreis. Am 24.03.2020 gab es in Deutschland 159 Todesfälle von 32.991 Infizierten (0,481%), Baden-Baden dagegen hatte einen Toten bei 37 Infizierten (2,7%). In Italien gab es 6.820 Tote bei 69.176 bestätigten Infizierten. (9,86%). Die Werte der kumulierten Infizierten enthalten auch die Verstorbenen und die wieder Genesenen. Während des Verlaufs dürfen nicht die kumulierten bestätigt Infizierten ins Verhältnis zu den Toten desselben Tages gesetzt werden. Tatsächlich ist es so, dass sich die Verstorbenen etwa 10 bis 20 Tagen (Im Schnitt 14 Tage) vorher infiziert haben. Daher muss der Wert der Infizierten von vor 14 Tagen ins Verhältnis zum Wert der Verstorbenen gesetzt werden. Wenn da nicht noch die Dunkelziffer wäre. Diese ist aktuell nicht bekannt wird aber mit einem Faktor 7-11 angenommen. Die Zahl der Infizierten und Verstorbenen kann erst dann sinnvoll ins Verhältnis gesetzt werden, wenn die Zahl der Großteil der Infizierten genesen oder verstorben ist und etwa 14 Tage vergangen sind. Die Letalität wurde im März mit 1,6% geschätzt. Eine Studie aus Hongkong vom 25. März kommt auf den Wert 1,4%.
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