Toleranz - schaffen wir das?
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Toleranz - schaffen wir das?

Die wichtigsten Stimmen Deutschlands zur Frage des Jahrhunderts

  1. 288 Seiten
  2. German
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Toleranz - schaffen wir das?

Die wichtigsten Stimmen Deutschlands zur Frage des Jahrhunderts

Über dieses Buch

"Lieben Sie Deutschland? Denken Sie, dass hier Werte und Tugenden gelebt werden, die es zu bewahren gilt? Falls ja, wie kann es gelingen, Deutschland, Europa und seine Werte zu erhalten, aber gleichzeitig das Fremde und Neue willkommen zu heißen, das andere Kulturen und Religionen einbringen?" Asfa-Wossen Asserate, Mitglied des äthiopischen Kaiserhauses, orthodoxer Christ und deutscher Staatsbürger, ist überzeugt: Toleranz ist möglich, wenn wir unsere eigenen Traditionen ehren und die der anderen respektieren. Unterschiedliche Experten äußern leicht verständlich und enorm gewinnbringend Gedanken, wie das Zusammenleben der unterschiedlichen Religionen und Kulturen im Einwanderungsland Deutschland funktionieren kann. Mit Beiträgen von: Asfa-Wossen Asserate · Aleida Assmann · Jan Assmann · Dietmar Bartsch · Christina Brudereck · Ali Can · Annette Friese · Walter Homolka · Navid Kermani · Charlotte Knobloch · Sabine Marx · Ijoma Mangold · Martin Mosebach · Andreas Nachama · Eckhard Nordhofen · Franz-Josef Overbeck · Manfred Osten · Ludwig Schick · Düzen Tekkal · Bassam Tibi

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Information

Foto: picture alliance/dpa, Foto: Tom Maelsa

Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama

Jahrgang 1951 in Berlin, Promotion in Geschichte und Judaistik an der Freien Universität Berlin 1981, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK), Jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR), Jüdischer Vorsitzender des Gesprächskreises Juden und Christen beim Zentralkomitee der Katholiken, Rabbiner im Präsidium des House of One Berlin. 2005 – 2015 Professor für Communication about the Holocaust and Tolerance am Touro College, New York|Berlin; bis 2019 Direktor der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin.

Das Judentum und seine Haltung zu anderen Religionen1

Einleitung

Aus den zehn Geboten ergibt sich zwingend ein Gegensatz zwischen gottgläubigen Israeliten und andersgläubigen Fremden: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“ Deshalb ist die Haltung des Judentums zu anderen Religionen zugleich auch ein Abbild seines Umgangs mit Fremden. Das Konzept der Propheten Amos, Maleachi und Hosea, dass der „eine“ Gott über allen Menschen und über allen Völkern steht, zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Der Prophet Micha, im 8. Jahrhundert vor der üblichen Zeitrechnung, etwa gleichzeitig mit den Propheten Amos und Hosea lebend, setzt dem Satz „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben“ tolerant entgegen: „Denn von allen Völkern wandelt ein jedes im Namen seines Gottes; wir aber wandeln im Namen des Ewigen, unseres Gottes, für immer und ewig.“2 In dieser Tradition ist auch das Prophetenwort Jesajas zu verstehen: „Denn mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Völker.“3
Targum Onkelos, eine interpretierende Übersetzung des hebräischen Textes aus dem 2. Jahrhundert, übersetzt den Text des Propheten Micha sehr einschränkend: „Siehe, alle Völker gehen ihrem Untergang entgegen, weil sie Irrtümern dienen, wir aber vertrauen auf das Wort des Herren, unseres Gottes, für immer und ewig.“ Der mittelalterliche rabbinische Kommentator der hebräischen Bibel Raschi4 kommentiert eine Parallelstelle des Propheten Maleachi5: „Selbst die Götzendiener wissen, dass es einen höchsten Gott gibt, und ihm bringen sie ihre Opfer dar.“ Eine andere rabbinische Erklärung, die ebenfalls von Raschi zitiert wird, meint, hier werden die unter den Völkern lebenden jüdischen Gelehrten, deren Gebet als wohlgefälliges Opfer aufgenommen wird, beschrieben.
Man erkennt deutlich, wie schwer es der jüdischen Tradition fiel, sich auf Toleranz anderen Glaubensweisen gegenüber einzustellen. Rabbi Hillel, einer der großen Talmudautoritäten6, tat vor etwa 2000 Jahren jenen oft zitierten Ausspruch: „Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht; das ist die gesamte Gesetzeslehre, alles andere ist nur Erläuterung, gehe und lerne sie.“7 Dokumentiert ist dieser Ausspruch als Antwort auf einen fremden Nichtjuden, der von Hillel wissen wollte, was die Essenz des Judentums sei, während er auf einem Bein stehe. So kann man aus dem Kontext unterstellen, der Nächste sei nicht nur der direkte Nachbar, sondern jeder, der einem begegnet8. Etwa tausend Jahre später notierte Raschi9, der noch Zeitzeuge des ersten Kreuzzuges geworden war: „Hass verdirbt die gute Ordnung.“10
Auch Leo Baeck11, der bedeutende deutschsprachige Rabbiner des 20. Jahrhunderts, postuliert, dass die „Anerkennung des Menschen von anderem Glauben und anderem Stamm“ die „innere Achtung vor dem Fremden, die Achtung vor seiner Seele“ beinhalte, die zu dem allseits bekannten Bekenntniswort des Judentums geführt habe, die Frommen der Nichtjuden hätten „Anteil an der ewigen Seeligkeit“.12

Begriffsbestimmung

Schon die fünf Bücher Moses (Tora) beschäftigen sich mit Fragen des Umgangs mit Fremden, insbesondere auch mit anderen Religionen. Für die „Benej Israel“, die Israeliten, später Juden13 genannt, treten in der Tora folgende Begriffe für Israeliten auf:
  1. GOI = Volk
  2. AM = Volk
  3. LeOM = Nation
    Für Nichtisraeliten, d. h. für Andersgläubige:
  1. GER = Fremder/Fremdling
    Der Fremdling ist ein Migrant, der sich innerhalb der Tore niederlässt, aber einen anderen Glauben hat14.
  2. SAR = Fremder
    Ein Fremder ist ein andersglaubender Reisender mit kurzem Aufenthalt. Er wird zuweilen als Gefahr eingeschätzt, kann auch ein Feind sein. Ein SAR ist unvereinbar mit dem Glauben Israels.
  3. BEN NECHER = Ausländer
    Ein Ausländer ist ein Andersglaubender in der Ferne, zu dem es grundsätzlich keinen Kontakt gibt15. Er wird in aller Regel als Feind eingestuft. Von ihm wie auch vom SAR können beispielsweise Zinsen verlangt werden, nicht jedoch von einem GER, der im Lande wohnt16.
Wie wichtig die Auseinandersetzung und der Umgang mit dem Fremden ist, belegt, dass „GER“ in der Tora an 53 Stellen zitiert wird, während der Schabbat, Abschluss und Höhepunkt der göttlichen Schöpfungsgeschichte, und die das Leben frommer Juden prägende Woche nur an 24 Stellen enthalten ist. Zusammenfassend lässt sich die von diesen Begriffen geprägte Welt in folgende Gruppen teilen:
  • Israel, das den wahren Gott anbetet17
  • die fremden Beisaßen, die keine Israeliten sind
  • die fremden Völker, die Götzen dienen18

    Ursprünglicher Umgang mit Fremden in biblischen Erzählungen

Zu Beginn der Patriarchengeschichte werden Fremde und Andersgläubige durchaus in das Beziehungsgeflecht Abrahams einbezogen: So ist „Melchisedek“ – Priester des höchsten Gottes – ein Kanaaniter, erhält aber trotzdem von Abraham eine Abgabe, den Zehnten (d. h. er war in das Beziehungsgeflecht Abrahams einbezogen)19.
Ein erstes Beispiel für den nicht toleranten Umgang mit Fremden wird im Buch Genesis beschrieben: Levi und Simeon, zwei Söhne Jakobs, überfielen die Stadt der Schechemiten und erschlugen alle männlichen Stam...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort von Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate
  2. Prof. Dr. Aleida Assmann
  3. Prof. Dr. Jan Assmann
  4. Dr. Dietmar Bartsch
  5. Christina Brudereck
  6. Ali Can
  7. Rabbiner Professor Walter Homolka PhD PhD DHL
  8. Dr. Navid Kermani
  9. Dr. h.c. Charlotte Knobloch
  10. Ijoma Mangold
  11. Sabine Marx
  12. Martin Mosebach
  13. Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama
  14. Prof. Dr. Eckhard Nordhofen
  15. Dr. Manfred Osten
  16. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck
  17. Erzbischof Dr. Ludwig Schick
  18. Düzen Tekkal
  19. Prof. Dr. Bassam Tibi
  20. Und jetzt? – Ein Nachwort von Annette Friese
  21. Dank