Perspektiven pragmatischer Medienphilosophie
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Perspektiven pragmatischer Medienphilosophie

Grundlagen - Anwendungen - Praktiken

Mike Sandbothe

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Perspektiven pragmatischer Medienphilosophie

Grundlagen - Anwendungen - Praktiken

Mike Sandbothe

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Über dieses Buch

Inspiriert von den Vordenkern des amerikanischen Pragmatismus - William James, John Dewey und Richard Rorty - entwickelt Mike Sandbothe ein normativ nachhaltiges Konzept von Medien und Philosophie. Anhand exemplarischer Fallstudien zeigt er auf, wie sich dies in den Kultur- und Medienwissenschaften, den Bildungs- und Sozialwissenschaften sowie in der Psychologie nutzen lässt. Seine pragmatische Medienphilosophie kann dazu beitragen, die Betriebssysteme unserer Bildungsanstalten mit Hilfe von achtsamkeits- und körperbasierten sowie spirituellen Praktiken gesundheitsförderlich zu transformieren.

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Teil 1: Grundlagen und Narrative

Was ist Medienphilosophie?

Abstract:
»Was ist Medienphilosophie?« rekonstruiert den medienphilosophischen Diskurs so wie er zu Beginn dieses Jahrhunderts in Deutschland geführt wurde. Als Folie dient der 2003 vom Autor mitherausgegebene Sammelband Medienphilosophie – Beiträge zur Klärung eines Begriffs. Von den dort vertretenen Positionen wählt der Autor sechs besonders repräsentative aus und ordnet sie in vier Gruppen. Diese unterscheiden sich durch den Kontext, dem die medienphilosophischen Themenfelder vorrangig zugewiesen werden: Fachphilosophie (Margreiter, Seel), Kommunikationswissenschaft (Weber), Soziologie/Psychologie (Esposito) und Medienpraxis (Engell, Hartmann). Behandelt werden u.a. die folgenden Fragen: Wie lässt sich Medienphilosophie als prima philosophia und/oder als »Renovierungsunternehmen« der akademischen Fachphilosophie bzw. als Bereichsphilosophie konzeptualisieren, welche sich mit den Grundlagen der Kommunikationswissenschaft befasst? Bedarf es eines soziologisch-psychologischen Settings, um die interaktive Dynamik der digitalen Medienwelten angemessen zu erfassen oder gelingt es der Medienphilosophie den akademischen Theorie-Praxis-Graben durch systemtheoretische bzw. pragmatistische Ansätze zu schließen?
Normalerweise sind Was-ist-Fragen im akademischen Bereich beliebter als Wozu-Fragen. In Sachen Medienphilosophie aber ist das anders. Da es sie als wissenschaftliche Disziplin oder anerkanntes Forschungsparadigma noch nicht gibt, liegt die Frage »Wozu Medienphilosophie?« den meisten Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern viel eher auf der Zunge als die im Folgenden zu bearbeitende Was-ist-Frage.
Philosophinnen und Philosophen, die es vor der Vorstellung schaudert, eine weitere vermeintliche Bindestrich-Philosophie in den Reigen ihrer Fachabteilungen aufzunehmen, reagieren auf das Wort Medienphilosophie zumeist irritiert mit der Frage: Wozu denn das? Und die Zunft der Medien- und Kommunikationswissenschaftler winkt gestresst ab. Sie hat mit sich selbst und den Grabenkämpfen schon genug zu tun, die derzeit zwischen den stärker sozialwissenschaftlich und den stärker kulturwissenschaftlich orientierten Kolleginnen und Kollegen um die Identität des Fachs ausgetragen werden.1
»Medienphilosophie« ist ein Wort, das von Medienleuten gern verwendet und von Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern gern vermieden wird. Jede Sendeanstalt, jede Redaktion, ja jede bessere Moderatorin und Talkmasterin oder jeder bessere Moderator und Talkmaster hat heute eine eigene Medienphilosophie. PR-Abteilungen und Öffentlichkeitsarbeiter in großen Unternehmen haben sie. Ebenso Filmemacherinnen und Filmemacher sowie Fernsehproduzentinnen und Fernsehproduzenten. Von den Politikerinnen und Politikern ganz zu schweigen. Peter Sloterdijk und Norbert Bolz gelten in Deutschland als Medienphilosophen. Vielleicht auch Ulrich Wickert und Harald Schmidt. Auf jeden Fall aber Christoph Schlingensief, Friedrich Küppersbusch und natürlich Alexander Kluge. International wäre darüber hinaus an Namen wie Michael Moore und Steven Spielberg, aber auch an die Wachowskis oder Peter Greenaway zu denken2, um auf diesem Weg sogleich die Brücke von U (Unterhaltung) zu E (Ernsthaftigkeit) zu bauen.
Das Wort Medienphilosophie ist ein zentraler Bestandteil der heutigen Kulturindustrie, zumindest was den bisher vorherrschenden Sprachgebrauch angeht. Aber Sprachgebräuche können sich verändern; und der Sprachgebrauch des Wortes Medienphilosophie befindet sich derzeit mitten in einem solchen Veränderungsprozess. Was ist Medienphilosophie? Wie wird das Wort heute verwendet? Welche Vorschläge gibt es, das Medienphänomen Medienphilosophie akademisch auszubuchstabieren und es sich anzueignen? Welche Konzepte, welche wissenschaftlichen Entwürfe liegen vor, und was folgt daraus für das Verhältnis von akademischer Forschung und massenmedialer Aufmerksamkeitsökonomie? Das sind Fragen, denen ich im Folgenden ein Stück weit nachgehen möchte.
Dabei wird es relativ trocken zugehen. Denn ich will versuchen, einen eher theoretisch gehaltenen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion zu geben. Neben meiner eigenen Monographie, die im Jahr 2001 unter dem Titel Pragmatische Medienphilosophie. Grundlegung einer neuen Disziplin im Zeitalter des Internet3 erschienen ist, liegen zwei weitere einschlägige Monographien vor. Da ist zum einen das Buch von Frank Hartmann, das unter dem Titel Medienphilosophie4 eine historische Rekonstruktion der Philosophiegeschichte unter medialitätstheoretischem Blickwinkel enthält; und da ist zum anderen der systematische Entwurf von Matthias Vogel, der unter dem Titel Medien der Vernunft – Eine Theorie des Geistes und der Rationalität auf Grundlage einer Theorie der Medien5 publiziert worden ist.6
Vor dem Hintergrund dieser drei Buchpublikationen ist die transdisziplinäre Debatte zu sehen, die aktuell zum Thema geführt wird. Sie ist in dem Sammelband Medienphilosophie. Beiträge zur Klärung eines Begriffs7 dokumentiert. In programmatischen Aufsätzen antworten darin zwölf Autorinnen und Autoren auf die Frage: Was ist Medienphilosophie? Meine eigene Antwort möchte ich im Folgenden in der Auseinandersetzung mit sechs aus diesem Kanon ausgewählten Positionen entwickeln. Dabei handelt es sich – in alphabetischer Reihenfolge – um die Beiträge des Weimarer Medienphilosophen Lorenz Engell, der in Bologna lehrenden Mediensoziologin Elena Esposito, des bereits erwähnten Frank Hartmann, des Innsbrucker Medienphilosophen Reinhard Margreiter, des Gießener Philosophen Martin Seel und des Salzburger Kommunikationswissenschaftlers Stefan Weber.
Die inhaltlich jeweils sehr eigenständigen Positionen lassen sich auf einer eher formalen Ebene vier unterschiedlichen Gruppen zuordnen. Den Mitgliedern von Gruppe 1, 2 und 3 ist gemeinsam, dass sie Medienphilosophie primär als wissenschaftliche Tätigkeit, d. h. als neues Lehr- und Forschungsprogramm innerhalb der Universität verstehen. Im Binnenverhältnis unterscheiden sich die drei Gruppen hinsichtlich des Fachs, dem sie medienphilosophische Themenfelder zuordnen: Margreiter und Seel denken dabei in erster Linie an die Fachphilosophie (Gruppe 1), Weber an die Kommunikationswissenschaft (Gruppe 2) und Esposito an Soziologie und Psychologie (Gruppe 3). Die Mitglieder der Gruppe 4 – Engell und Hartmann – heben sich davon insofern ab, als sie Medienphilosophie nicht in erster Linie als wissenschaftliche Tätigkeit, sondern als mediale Praxis definieren, die außerhalb der Universität in Redaktionen, Sendeanstalten und Softwareschmieden bzw. vom Mediensystem als Mediensystem ausgeübt wird.
Ich beginne mit der ersten Gruppe, also denjenigen Autoren, die Medienphilosophie innerhalb der Fachphilosophie situieren. Deren schärfste Kritikerin ist Elena Esposito. Denn sie vertritt die Ansicht, dass es der traditionellen Philosophie aufgrund ihres »esoterisch[en]«8 Selbstverständnisses nicht gelingen wird, sich zu einer »spezifisch mediatischen Philosophie«9 zu entwickeln. Zwar kann die Philosophie sich »auf die Medien als ihr Objekt«10 einlassen. Was dabei herauskommt, sollte man Esposito zufolge aber nicht emphatisch als Medienphilosophie bezeichnen, sondern lieber mit dem bescheideneren Namen einer »Philosophie der Medien«11 ausstatten.
Wie eine Philosophie der Medien im Einzelnen aussehen könnte, erläutert Esposito nicht näher. Hier kann Margreiter weiterhelfen. Unter dem Titel einer als »Bereichsphilosophie«12 konzipierten Medienphilosophie bringt er etwas in den Blick, das Espositos Vorstellung von einer bescheiden angelegten und objektorientierten »Philosophie der Medien«13 nahekommt. Margreiter schreibt:
»So wie sich Philosophie z. B. mit Kunst, Moral oder Geschichte beschäftigen kann und dann als Kunst-, Moral- oder Geschichtsphilosophie auftritt, kann sie sich auch mit Medien und mit Medientheorie(n) als einem abgegrenzten und abzugrenzenden Gegenstandsbereich beschäftigen. Es geht dann [...] vor allem um Fragen der Begriffs- und Theoriebildung sowie der spekulativen Grundlagen und anzuwendenden Methoden innerhalb der Medienwissenschaft(en).«14
Im Unterschied zu Esposito jedoch ist Margreiter der Meinung, dass Medienphilosophie nicht nur als transdisziplinär orientierte Bereichsphilosophie zu konzipieren ist, sondern darüber hinaus als »zeitgemäße Gestalt einer ›prima philosophia‹«15. Für diese sei charakteristisch, dass sie im Unterschied zu jener »weder den gängigen Medienbegriff noch den gängigen Philosophiebegriff unberührt läßt«16. Eine Medienphilosophie, die als Bereichsphilosophie verstanden wird, übernimmt Margreiter zufolge das vorhandene philosophische Fachvokabular unhinterfragt, um mit seiner Hilfe die begrifflichen Grundlagen der Medien- und Kommunikationswissenschaft zu reflektieren. Medienphilosophie als prima philosophia aber würde sich demgegenüber auf das philosophische Fachvokabular selbst zurückwenden und zwar mit dem Ziel seiner medialitätstheoretischen Transformation.
Die internen Gestaltungsaufgaben einer fachphilosophisch ausbuchstabierten Medienphilosophie betont auch Martin Seel in seinem Beitrag. Allerdings mit einem anderen Akzent: »Sie [die Medienphilosophie – M.S.] ist keine neue Disziplin neben den anderen Disziplinen, sondern vielmehr ein Renovierungsunternehmen, das, wenn es seine Sache gut macht, nicht allzu lange in Anspruch genommen werden muß.«17 Während Margreiters Rede von der »prima philosophia«18 erhaben und zeitlos klingt, stellt Seels »Renovierungsunternehmen«19 die »begrenzte Mission«20 der Medienphilosophie heraus. Gleichwohl handelt es sich um zwei Seiten ein und derselben Medaille. Margreiter betont das Ergebnis des Renovierungsprozesses und bezeichnet die medialitätstheoretisch renovierte Philosophie als Medienphilosophie. Seel akzentuiert den Prozess der Renovierung und schlägt vor, den Begriff der Medienphilosophie allein...

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