Julia
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Mein Leben zwischen den Geschlechtern

Julia Prillwitz, Nina Job

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  1. 250 pages
  2. German
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Mein Leben zwischen den Geschlechtern

Julia Prillwitz, Nina Job

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Sie wird geboren als Junge. Doch als sie gerade einmal zehn Jahre alt ist, wachsen ihr statt der ersten Barthaare BrĂŒste. Von den MitschĂŒlern wird sie verhöhnt, von den Lehrern misshandelt. FĂŒr sie alle ist Julia eine SkurrilitĂ€t, weder Junge noch MĂ€dchen. Doch Julia entscheidet sich, sich nicht zu entscheiden. Sie will sich nicht komplett zur Frau umoperieren lassen, sie will nicht zum Mann werden. Sie ist Julia – nicht Mann, nicht Frau – mit ihrer eigenen, ganz besonderen SexualitĂ€t.Und die wiederum ermöglicht es ihr, die emotionalen und sexuellen Beziehungen zwischen den Geschlechtern viel besser zu verstehen, als es »normale« Menschen können. Dabei ist Julia eine Person, die sich durch eine Lebensfreude auszeichnet, die sich aus den Widrigkeiten des Lebens entwickelt hat und der nichts und niemand etwas anhaben kann. Dieses Buch ist die Geschichte eines ganz besonderen Menschen und ein leidenschaftliches PlĂ€doyer fĂŒr den offenen Umgang mit SexualitĂ€t, sexuellen Vorlieben und den tatsĂ€chlichen oder vermeintlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern.

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Informations

Éditeur
mvg
Année
2014
ISBN
9783864154324
26057.webp
Kind des Teufels
Keine gute Konstellation
Ich war blau wie eine Heidelbeere, als ich auf die Welt kam. Die Nabelschnur hatte sich um meinen Hals und den Kopf gewickelt und mir die Luftröhre abgeschnĂŒrt. Ich atmete schon nicht mehr. Gerade noch rechtzeitig zog die Hebamme mit ihren dicken Fingern die Nabelschnur von meinem Hals, sonst wĂ€re ich erstickt.
In Brasilien gilt es als Zeichen fĂŒr etwas Großes, wenn ein Kind seine Geburt nur knapp ĂŒberlebt. Man sagt, dass Fast-Totgeburten sich in ihrem Leben durchsetzen werden. Denn diese Kinder haben sich schon im ersten entscheidenden Kampf fĂŒr das Leben entschieden.
Auch fĂŒr meine Mutter stand es auf Messers Schneide, ob sie die Geburt ĂŒberleben wĂŒrde, da ich ein sehr großes Baby war und nicht herauswollte. In diesem Zustand zwischen Leben und Tod gab meine Mutter ein folgenschweres Versprechen: Sie schwor dem Schutzpatron unserer Familie, dass sie mir bis zu meinem 15. Geburtstag nicht die Haare schneiden lassen wĂŒrde, wenn wir beide ĂŒberlebten. Ein brasilianischer Junge mit langen Haaren ist natĂŒrlich sehr ungewöhnlich. Und so gab es – noch bevor ich ĂŒberhaupt das erste Mal Luft geholt hatte – dieses Omen, dass mein Leben nicht wie das eines normalen Jungen und spĂ€ter das eines normalen Mannes verlaufen wĂŒrde.
Ich kam in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, auf die Welt. Die Stadt, die heute fast zwei Millionen Einwohner zĂ€hlt, liegt mitten im Urwald nahe des Äquators am Ufer des Rio Negro. Sie ist nur per Flugzeug und mit dem Schiff erreichbar, die nĂ€chste Stadt ist mehrere Tausend Kilometer entfernt. WĂ€hrend der Regenzeit, von Dezember bis Mai, regnet es tĂ€glich. Das Land ist außerordentlich fruchtbar. Der Dschungel rund um Manaus gilt als artenreichste Region der Welt, immer wieder werden dort neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Wenn wir als Kinder Obstkerne auf die Erde spuckten, keimte schon nach dem nĂ€chsten Regen ein neues PflĂ€nzchen. FrĂŒchte, wie Guaven oder CashewfrĂŒchte, wachsen im warmen Regen innerhalb von 24 Stunden um das FĂŒnffache, sie saugen sich voller Wasser. Als Kind dachte ich immer, ich wĂŒrde Zeuge eines Wunders, wenn nach dem Regen die ĂŒberreifen FrĂŒchte an den BĂ€umen aufplatzten und sich Vögel- und BienenschwĂ€rme darauf stĂŒrzten.
*****
Meine Mutter stammte aus einer einflussreichen und wohlhabenden Familie. Sie war die jĂŒngste von drei Schwestern und eine zierliche, hĂŒbsche Frau mit einer starken erotischen Ausstrahlung. Als Teenager hatte sie sich unsterblich in einen jungen Mann aus der Region verliebt. Doch dieser Mann war fĂŒr meine Großeltern nicht standesgemĂ€ĂŸ.
»Seine Familie hat keinen Namen«, hieß es, was gleichbedeutend war mit: Seine Familie ist unter unserem Niveau. Er kam fĂŒr meine Großeltern als Schwiegersohn nicht infrage. Meine Mutter sollte ihre große Liebe vergessen, zumal ihre Eltern bereits einen anderen Mann fĂŒr sie ausgesucht hatten – meinen Vater. Seine Familie war zwar lĂ€ngst nicht so angesehen wie unsere, aber sie war noch vermögender als wir. Die Ehe wurde arrangiert, Widerspruch nicht geduldet. Es gehörte sich einfach so, dass sich die wohlhabenden Familien zusammentaten, um noch reicher zu werden.
Als sich meine Mutter und der Mann, den sie liebte, zum letzten Mal treffen wollten, um voneinander Abschied zu nehmen, war er nicht da. Sie suchte ĂŒberall nach ihm. Schließlich öffnete sie einen Schrank, um nachzuschauen, ob er sich vor ihr versteckte, und dort fand sie ihn: Er hatte sich aus Verzweiflung darĂŒber, dass er meine Mutter nicht heiraten durfte, im Schrank erhĂ€ngt. Da war sie 19 oder 20 Jahre alt.
Meine Mutter fĂŒgte sich in ihr Schicksal und heiratete meinen Vater. Es war ein pompöses Fest mit einer traurigen Braut. Nach der Hochzeit rief meine Großmutter ihre Tochter zu sich und sagte: »Das erste Kind von dir gehört mir!«
Ihre eigenen Kinder waren schon erwachsen, aber sie wollte noch einmal Mutter sein. Im Amazonas kommt es hĂ€ufig vor, dass einflussreiche Frauen ihre Enkel großziehen. Meine Mutter musste sich dem fĂŒgen, denn das Wort der Älteren war Gesetz.
Die Familienstrukturen in Brasilien sind sehr hierarchisch. Bis heute ist es so, dass Kinder die Ă€lteren Familienmitglieder siezen. Wenn ich nach draußen wollte zum Spielen, wenn ich wieder nach Hause kam und bevor ich abends ins Bett ging, musste ich jedes Mal als Zeichen der Ehrerbietung und Unterwerfung alle erwachsenen Anwesenden um ihren Segen bitten. »Vater, segnen Sie mich«, bat ich.
»Ich segne dich.«
»Mutter, segnen Sie mich.«
»Ich segne dich.«
»Tante, segnen Sie mich.«
»Ich segne dich.«
*****
Es hat eine Weile gedauert, bis meine Mutter mit mir schwanger wurde, sie musste erst mit Hormonen behandelt werden. Eigentlich wollte sie kein Kind von dem Mann, den sie nicht liebte. Aber es wurde von ihr erwartet. Als es dann endlich geklappt hatte, ging sie fest davon aus, dass ihr Baby bei ihrer Mutter aufwachsen wĂŒrde. Das wĂ€re wohl fĂŒr uns beide das Beste gewesen. Wahrscheinlich wĂ€re mein Leben dann ganz anders verlaufen.
Doch wĂ€hrend meine Mutter in den Wehen lag, starb meine Großmutter. Sie war am selben Tag nach einem lĂ€ngeren Aufenthalt im Krankenhaus wieder nach Hause entlassen worden, und die ganze Familie und auch die Ärzte dachten, dass sie wieder gesund sei. Ihr Tod kam fĂŒr alle ĂŒberraschend.
Meine Mutter bekam also von einem Mann, den sie nicht liebte, ein Kind, das sie nicht wollte. Und ihre Mutter, die sie liebte, starb am selben Tag. Keine gute Konstellation, um auf die Welt zu kommen. Damit fing alles an.
Erst die schwere Geburt, dann der Tod der Matriarchin – meine Mutter war ĂŒberzeugt davon, dass ich verhext war. Mal glaubte sie, dass der Geist meiner Großmutter an mir zerrte und schon wĂ€hrend der Geburt versucht hatte, mich mit ins Reich der Toten zu nehmen. Dann wieder war sie sicher, dass mich der Teufel hatte holen wollen. Meine Mutter wollte keine Bindung zu mir aufbauen und gab mir daher auch nicht die Brust. Vom ersten Tag an wurden zwei Ammen damit beauftragt, fĂŒr mich zu sorgen. Sie hatten es nicht einfach mit mir, denn ich nahm kaum Nahrung zu mir, war schwĂ€chlich und oft krank. Eine meiner Ammen erzĂ€hlte mir spĂ€ter, meine Mutter habe uns manchmal dabei zugesehen, wie sie versuchten, mich zu fĂŒttern. Einmal wurde sie so wĂŒtend, weil ich nichts essen wollte, dass sie mir den Brei ins Gesicht klatschte und zornig sagte: »Aus dem Balg wird nichts!«
Obwohl ich noch so klein war, sehnte ich mich sehr nach der Zuwendung und Liebe meiner Mutter. Sie hatte mir voller Verachtung den Brei ins Gesicht geschmiert – und ich hatte ihn mir gierig von den Lippen geschleckt.
*****
Meine Eltern gaben mir den Namen einer Blume. Er Ă€hnelte den Vornamen meiner beiden Cousinen, die ebenfalls nach dieser Blume benannt waren, nur die Endungen waren verschieden. Die Frauen in meiner Familie waren sehr aberglĂ€ubisch. Ein ungeschriebenes Gesetz lautete, dass sich alle Namen einer Generation Ă€hneln mussten, sonst wĂŒrde der Patriarch der Familie sterben. Also bekam ich als Junge einen weiblich klingenden Namen – ein weiterer Hinweis darauf, dass mir kein typisches Jungenleben bevorstand. WĂ€hrend meiner Schulzeit stutzen die Lehrer immer, wenn sie mich zum ersten Mal aufriefen. Denn sie waren unsicher, ob dieser Name nun zu einem Jungen oder einem MĂ€dchen gehörte.
Mein Kindername ist mein Geheimnis. Ich verrate ihn niemandem. Nicht einmal mein spĂ€terer Ehemann, mit dem ich mehr als zehn Jahre verheiratet war, kennt ihn. Ich möchte nicht, dass man mich heute noch so ruft. Das dĂŒrfen nur die Geister und Hohepriester, die spirituellen FĂŒhrer meiner Religion. In Zeremonien rufen sie mich bei meinem Taufnamen. Meine Religion, der CandomblĂ©, ist eine sehr alte Religion, die mit den Sklaven nach Brasilien kam, die ab dem 16. Jahrhundert aus Nigeria, Benin und Togo verschleppt wurden, um auf den brasilianischen Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Eine dem CandomblĂ© verwandte und den EuropĂ€ern bekanntere Religion ist Voodoo.
Meine Familie war zwar katholisch und ging sonntags in die Kirche, aber sie verehrte in aller Heimlichkeit auch die Gottheiten des CandomblĂ©. In dieser Religion gibt es fĂŒr vieles einen OrixĂĄ, einen Schutzpatron: zum Beispiel fĂŒr das Gewitter oder das Feuer. Es gibt eine Göttin der Winde und StĂŒrme und einen OrixĂĄ der HeilkrĂ€uter. Wir GlĂ€ubige treffen uns regelmĂ€ĂŸig zu Ritualen, bei denen wir uns durch Tanz, Rhythmus und GesĂ€nge in Trance versetzen, um mit den OrixĂĄs in Kontakt zu treten und deren kosmische Kraft in uns aufzunehmen. Meine Religion ist bis heute ein elementarer Bestandteil meines Lebens, und ich spreche fast tĂ€glich zu meinen Gottheiten.
*****
In den ersten Jahren meines Lebens litt ich unter einer schweren Krankheit. Ich bekam sehr oft aus heiterem Himmel hohes Fieber mit SchĂŒttelfrost und KrĂ€mpfen. Dann verdrehten sich meine Arme und Beine, ich zitterte und zuckte am ganzen Körper und fiel ins Delirium. Noch heute kann ich mich an diese FiebertrĂ€ume erinnern. Ich sehe meine Eltern oder meine Ammen neben meinem Bett stehen und ich fĂŒhle, wie ich zu wachsen beginne. Ich werde immer grĂ¶ĂŸer und dehne mich in alle Richtungen aus, bis mein Körper den ganzen Raum ausfĂŒllt. Auch als grĂ¶ĂŸeres Kind bekam ich diese FieberanfĂ€lle noch und fĂŒhlte mich dann jedes Mal, als sei ich kurz vor dem Explodieren. Ich dachte, ich wĂŒrde mit meinem Körper das ganze Haus sprengen, wenn ich nicht sofort ein Fenster öffnete.
Manchmal hatte ich in meinen TrĂ€umen auch Visionen. Einmal sah ich meinen Vater hinter dem Steuer seines Autos. Er fuhr durch die Nacht, neben ihm saß eine Frau. Plötzlich geriet der Wagen ins Schleudern, schoss ĂŒber die Fahrbahn hinaus und stĂŒrzte eine Schlucht hinunter, wobei er sich mehrmals zwischen den BĂ€umen ĂŒberschlug. Meine Mutter und die Ammen dachten, ich wĂŒrde nur im Fieber fantasieren, doch wenig spĂ€ter klingelte das Telefon. Mein Vater hatte in jener Nacht tatsĂ€chlich einen Unfall gehabt. Wer die Frau gewesen war, die bei ihm im Auto gesessen hatte, weiß ich nicht.
Meine Mutter wollte mir das Böse, das angeblich in mich gefahren war, austreiben. Daher brachte man mich zu einem Schamanen, der die Geister besĂ€nftigen sollte. Dieser Rezador hatte die schwĂ€rzeste Haut, die man sich ĂŒberhaupt nur vorstellen kann, einen schneeweißen Bart und ebenso weiße, krause Haare. Dieser Medizinmann und Heiler begleitete mich wĂ€hrend meiner gesamten Kleinkindzeit.
Seine HĂŒtte stand im Urwald. Meistens trug mich mein Vater zu ihm, wĂ€hrend ich in eine Decke gehĂŒllt vor mich hin fieberte. WĂ€hrend ich in den Armen meines Vaters im Gehen sanft hin und her geschaukelt wurde, umgaben mich die GerĂ€usche des Waldes: Die Frösche quakten, und die Grillen zirpten. Wir gingen immer erst nach Anbruch der Dunkelheit zu ihm, weil meine Mutter nicht wollte, dass wir mit ihm oder in seiner NĂ€he gesehen wurden. Deshalb durfte der Rezador auch nie zu uns ins Haus kommen. Heute bekennen sich sogar bekannte Schauspieler oder Richter zum CandomblĂ©, doch damals galt diese Religion in den höheren Gesellschaftsschichten als primitiv, und so praktizierten wir unseren Glauben nur heimlich.
Die HĂŒtte des Rezadors bestand ganz aus Holz, in den Spalten zwischen den Fußbodenbrettern konnte ich die sandige Erde sehen. Es duftete nach KrĂ€utern, Ă€therischen Ölen und Kerosin. Der Feuerschein der Öllampen, die er sich aus leeren Milchdosen mit einem Docht aus Stoff hergestellt hatte, tauchte den einzigen Raum in gelbliches Licht. Es war ein gutes GefĂŒhl, bei ihm zu sein. Ich nannte ihn Avo, Opa. Sein Körper fĂŒhlte sich warm an, und seine Haut duftete nach KrĂ€utern.
Er nahm mich immer in den Arm und flĂŒsterte mir mit seiner sanften, heiseren Stimme beschwörend Worte zu, die ich nicht verstand. WĂ€hrend er betete, bespritzte er meinen Kopf, meinen Bauch, meine HĂ€nde und FĂŒĂŸe mit geweihtem Wasser, in dem HeilkrĂ€uter schwammen.
Als Avo starb, ging ich mit meinem Vater ein letztes Mal zu seiner HĂŒtte, in der sein toter Körper auf einem Tisch zwischen Kerzen und Blumen aufgebahrt war. Mein Vater musste mich hochheben, damit ich von Avo Abschied nehmen konnte. Ich kĂŒsste den Toten und dankte ihm fĂŒr alles, was er fĂŒr mich getan hatte.
SĂŒĂŸschnabel und Ameisenpopo
Am Wochenende fuhr mein Vater manchmal mit meinen Cousinen und mir auf dem Boot in den Dschungel. Meine Mutter aß gern das Fleisch der T...

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