Der Nutzen von Bargeld
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Der Nutzen von Bargeld

Kosten und Nutzen des Bargelds und unbarer Zahlungsinstrumente (Modul 2)

Malte KrĂŒger, Franz Seitz

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Kosten und Nutzen des Bargelds und unbarer Zahlungsinstrumente (Modul 2)

Malte KrĂŒger, Franz Seitz

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Bargeld ist ein spannendes und zugleich wichtiges Themenfeld, welches insbesondere in jĂŒngerer Zeit zum Gegenstand umfangreicher Diskussionen wurde. Dabei steht das Bargeld auch immer wieder in der Kritik, es sei ineffizient, teuer, begĂŒnstige die Schattenwirtschaft und beeintrĂ€chtige die Wirkung von geldpolitischen Maßnahmen. Doch trotz aller Kritik und der Diskussion um dessen Fortbestehen ist Bargeld mit knapp 80 Prozent aller Transaktionen am Point-of-Sale nach wie vor das wichtigste Zahlungsmittel fĂŒr die deutsche Bevölkerung.Als Basis fĂŒr eine sachlich fundierte Diskussion rund um das Thema Bargeld ist die gleichrangige Betrachtung der Kosten- und der Nutzenaspekte unabdingbar. WĂ€hrend den Kostenaspekten in der Literatur viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, bleiben die Nutzenaspekte meist weniger berĂŒcksichtigt. Vor diesem Hintergrund hat sich die Deutsche Bundesbank entschieden, eine externe Studie in Auftrag zu geben, die insbesondere die baren Zahlungsinstrumente in Deutschland analysiert und die damit einhergehenden Kosten sowie den Nutzen evaluiert. Der erste Teil der Studie "Übersicht und erste SchĂ€tzungen", der 2014 veröffentlicht wurde, gibt einen kritischen LiteraturĂŒberblick zu Kostenberechnungen und der Bedeutung des Zahlungsverkehrs fĂŒr verschiedeneLĂ€nder. DarĂŒber hinaus wurde in diesem Modul ein eigenstĂ€ndiger Ansatz zur volkswirtschaftlichen Bedeutung beziehungsweise den Kosten barer und unbarer Zahlungsinstrumente vorgestellt. In dem hier vorliegenden zweiten Modul der Studie wird ein besonderes Augenmerk auf den Nutzen von Bargeld gelegt. Die Autoren beschreiben den mikro- und makroökonomischen sowie den gesellschaftlichen Nutzen von Bargeld. Die Arbeit versucht dabei die Nutzenaspekte systematisch zu erfassen, ohne diese zu quantifizieren. Zudem wird explizit auf die bereits genannten Argumente von Bargeldkritikern eingegangen sowie die Nachteile und Konsequenzen, die mit einer Abschaffung verbunden wĂ€ren...

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Informations

Année
2017
ISBN
9783831408818

1Einleitung, Problemstellung, Überblick

Durch die seit einiger Zeit national und international gefĂŒhrte Diskussion um die (komplette oder teilweise) Bargeldabschaffung, die EinschrĂ€nkung von Bargeldzahlungen oder allgemein den Versuch, Bargeldzahlungen unattraktiv zu machen, hat die Frage nach den Vor- und Nachteilen des Bargelds erhebliches öffentliches Interesse erfahren. Deshalb erfolgt in den Modulen 2 und 3 der von der Deutschen Bundesbank in Auftrag gegebenen Studie „Kosten und Nutzen des Bargelds und unbarer Zahlungsinstrumente“ eine Konzentration auf die Kosten und Nutzen von Bargeld. Das vorliegende Modul 2 beschĂ€ftigt sich dabei mit den Nutzenaspekten.1 Diese werden einzel- sowie gesamtwirtschaftlich und in einem gesellschaftlichen Kontext analysiert.2 Die Argumentation erfolgt ĂŒberwiegend qualitativ. Eine Transformation der NutzengrĂ¶ĂŸen in Geldeinheiten unterbleibt.
Da Bargeld nach wie vor intensiv genutzt wird, könnte man es sich einfach machen und argumentieren, die offenbarten PrĂ€ferenzen der Bevölkerung zeigen doch, dass Bargeld nutzenstiftend ist. Ansonsten wĂŒrde es niemand verwenden. Überhaupt gilt, dass eine altbewĂ€hrte Institution wie Bargeld, die ĂŒber Jahrhunderte erfolgreich war und sich weiter entwickelt hat, auch nicht leichtfertig aufgegeben werden sollte. Auf der anderen Seite muss man sich selbstverstĂ€ndlich mit Effizienzargumenten im Hinblick auf Bargeld und neue Zahlungsmedien auseinandersetzen.
Die Einbeziehung von Nutzenaspekten bei der Evaluierung von Zahlungsmitteln verkompliziert zwar das Unterfangen, vor allem, weil es um die Bewertung einer Vielzahl qualitativer, nicht-pekuniÀrer Faktoren geht und ExternalitÀten und Netzwerkeffekte eine Rolle spielen. Dies eröffnet gerade dann Probleme, wenn sinnvollerweise alle am Zahlungsverkehr beteiligten Parteien in die Analyse aufgenommen werden. So wird zum Beispiel Bargeld wegen der AnonymitÀt von Konsumenten geschÀtzt, elektronische Bezahlsysteme dagegen erlauben es prinzipiell HÀndlern, das Einkaufsverhalten ihrer Kunden besser abzuschÀtzen.
Gleichzeitig ist die BerĂŒcksichtigung der Nutzenseite jedoch fĂŒr eine ausgewogene Beurteilung unerlĂ€sslich. Die Einbeziehung des Nutzens kann die relative Bewertung der einzelnen Zahlungsverfahren deutlich beeinflussen (siehe auch Shampine, 2012). WĂ€hrend es bei sektoralen KostengrĂ¶ĂŸen und saldenmechanischer Betrachtung zudem hĂ€ufig Nullsummenspiele gibt („was einer bezahlt, nimmt der andere ein“), ist dies nutzentheoretisch auf der Mikro- und Makroebene eher die Ausnahme. Bei Einbeziehung von Nutzenaspekten entstehen in aller Regel Zusatzlasten und Marktpreise werden verzerrt. Auf alle FĂ€lle sollte nicht zwangslĂ€ufig eine ZurĂŒckdrĂ€ngung von Bargeld mit mehr (gesamtwirtschaftlicher) Effizienz gleich gesetzt werden (National Forum on the Payment System, 2015a; van Hove, 2016).
Die These, Bargeld sei ineffizient, beruht hĂ€ufig auf einer ausschließlichen Kostenbetrachtung und einer rein partialanalytischen beziehungsweise betriebswirtschaftlichen Sichtweise (zum Beispiel Bloching, 2007; Guibourg & Segendorf, 2007). Nutzenaspekte werden dabei vernachlĂ€ssigt. Zudem ist die empirische Evidenz keineswegs eindeutig. Auch in vielen Studien mit einer eher betriebswirtschaftlichen Sicht der Kosten sind Barzahlungen nicht unbedingt kostspieliger als unbare Alternativen. In Deutschland sind die Kosten pro Transaktion von Bargeld sogar geringer als diejenigen von Debit- und Kreditkarten. Bei den Kosten pro Umsatz ist die Debitkarte billiger, die Kreditkarte dagegen teurer als Bargeld (Krueger & Seitz, 2014, Kapitel 3; Thiele, 2016). In der MehrlĂ€nderstudie der EZB (Schmiedel et al., 2012) ergab sich kein einheitliches Ergebnis: in einigen LĂ€ndern ist Bargeld das gĂŒnstigste Zahlungsmittel, in anderen LĂ€ndern dagegen sind dies unbare Zahlungsmedien.
Vor diesem Hintergrund erfolgt in der vorliegenden Arbeit ein Versuch, Nutzenaspekte systematisch zu erfassen, ohne diese quantitativ abzuschĂ€tzen. Sie ist wie folgt gegliedert: Kapitel 2 enthĂ€lt einen kurzen LiteraturĂŒberblick und Kapitel 3 einige generelle Bemerkungen zu Bargeld und dessen Nutzen. Daran anschließend werden in Kapitel 4 und 5 die Vorteile von Bargeld auf der makro- und mikroökonomischen Ebene diskutiert. Kapitel 6 erweitert diesen Blickwinkel auf gesellschaftliche Aspekte. Im Anschluss daran widmet sich Kapitel 7 einer kritischen Auseinandersetzung der von den BefĂŒrwortern einer Bargeldabschaffung vorgebrachten Argumente. Kapitel 8 fasst die Ergebnisse nochmals kompakt zusammen und zieht einige Schlussfolgerungen.

2Nutzenaspekte von Bargeld: ein LiteraturĂŒberblick

Wenn bei einem Vergleich verschiedener Zahlungsinstrumente lediglich die Kosten herangezogen werden, dann wird implizit unterstellt, dass die Zahlungen ansonsten völlig gleichartig (homogen) sind. Wie jedem aktiven Nutzer von Zahlungsinstrumenten einleuchtet, ist dies nicht der Fall. Die Zahlungsinstrumente unterscheiden sich in wichtigen Merkmalen, wie Bequemlichkeit, Schnelligkeit, Nachverfolgbarkeit der Zahlung und so weiter. In diesem Zusammenhang sprechen wir in dieser Studie vom „Nutzen“ der Zahlungsverfahren.
WĂ€hrend es zu den Kosten des baren Zahlungsverkehrs etliche Studien gibt (siehe Krueger & Seitz, 2014, Kap. 3), werden Nutzengesichtspunkte in der Literatur eher stiefmĂŒtterlich behandelt. Garcia-Swartz et al. (2006 a, b) berechnen im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Studie anhand zweier Fallbeispiele aus dem Lebensmittel- und Elektro-Facheinzelhandel den Grenznutzen (in Geldeinheiten) von Konsumenten (privacy), der Zentralbank (Seigniorage, GebĂŒhren) und von GeschĂ€ftsbanken (GebĂŒhren) fĂŒr unterschiedliche (bar beziehungsweise unbar geleistete) TransaktionsbetrĂ€ge in den USA beziehungsweise Australien. Diese werden mit den entsprechenden Grenzkosten verglichen. Der Nutzen der AnonymitĂ€t von Bargeldzahlungen beziehungsweise der Schutz der PrivatsphĂ€re wird ĂŒber gewĂ€hrte PreisnachlĂ€sse bei Treuekartenprogrammen (loyalty card discounts) erfasst. Diese reprĂ€sentieren gemĂ€ĂŸ den Autoren den impliziten Nutzen der Preisgabe privater Informationen. Sie stellen sich die Frage, ob eine zusĂ€tzliche elektronische Zahlung (zum Beispiel mit Debit- oder Kreditkarte) die Gesellschaft unter BerĂŒcksichtigung von Kosten und Nutzen netto mehr kostet als eine zusĂ€tzliche papierbasierte Zahlung (zum Beispiel in bar). Wichtige Schlussfolgerungen der Autoren sind, dass es unter Wohlfahrtsgesichtspunkten essenziell ist, den Kosten von Zahlungsmitteln ihren Nutzen gegenĂŒber zu stellen. Aber sie betonen auch die Schwierigkeit der Nutzenquantifizierung. Deshalb und unter Verweis auf andere Studien erfolgt auch in einer Folgestudie (Stewart et al., 2014) eine reine Konzentration auf die Kostenseite, Nutzenaspekte wurden außer Acht gelassen: „In all cases, estimating the benefits of payments has been beyond the scope of these studies given the difficulties of defining and measuring these benefits.“ (Stewart et al., 2014, 5). „The study does not measure the benefits associated with different payment instruments nor whether the structure of the market promotes innovation. Both these factors need to be considered when drawing policy implications from these numbers; increased use of the lowest-cost payment system or less use of the higher-cost systems does not necessarily imply better outcomes.“ (Stewart et al., 2014, 12).
Simes et al. (2006) wenden einen Ă€hnlichen, aber bei weitem weniger detaillierten Ansatz als Garcia-Swartz et al. (2006 a, b), auf Australien an. So wird beispielsweise die AnonymitĂ€t fĂŒr den Konsumenten als Vorteil von Bargeldzahlungen zwar erwĂ€hnt, aber nicht quantitativ in die Analyse aufgenommen. Es gehen somit auf der Nutzenseite bei Bargeld nur der Nutzen der Zentralbank und der GeschĂ€ftsbanken in Form von GebĂŒhren und Seigniorage ein. Hintergrund der Untersuchung ist die Frage, ob aus allokativen GrĂŒnden eine weitere Regulierung des Zahlungsverkehrsmarktes erforderlich ist (zum Beispiel in Form von Interchange-GebĂŒhren).
In Banque Nationale de Belgique (2005) erfolgt anhand einer Umfrage eine GegenĂŒberstellung der (nicht quantifizierten) Vorteile von Bargeld fĂŒr HĂ€ndler und Konsumenten in Belgien mit den (quantifizierten) Kosten. Hervorgehoben werden auf der Nutzenseite vor allem die allgemeine Akzeptanz, der einfache Einsatz zwischen Privatpersonen, AnonymitĂ€t und Schutz der PrivatsphĂ€re, AusgabenĂŒberblick und Verhinderung des Aufbaus ĂŒbermĂ€ĂŸiger Schulden und die soziale Integration. In der Studie wird darauf verwiesen, dass verschiedene Zahlungsinstrumente spezifische Vorteile haben, die es nahe legen, den Konsumenten frei zwischen unterschiedlichen Zahlungsmitteln wĂ€hlen zu lassen.
Eine kritische generelle Bewertung unter BerĂŒcksichtigung von qualitativen Faktoren, Nutzengesichtspunkten und sozialen Wohlfahrtsaspekten findet sich in Shampine (2007, 2009). Insbesondere wird hervorgehoben, dass es im Prinzip unmöglich ist, fĂŒr jeden Beteiligten jeden Nutzen- und Kostenbestandteil (und die ausgelösten externen Effekte) exakt zu ermitteln. Dadurch dĂŒrften die Resultate inklusive des Rankings der Zahlungsmittel sehr sensitiv auf geringfĂŒgige Änderungen der den SchĂ€tzungen zugrunde liegenden Annahmen reagieren. Auch die SchĂ€tzung von Bargeldnachfragefunktionen zur Ermittlung von Konsumentenrenten ist vor dem Hintergrund der begrenzten Datenlage problematisch. So finden Lam & Ossolinski (2015) eine große Spannbreite bei der AbschĂ€tzung der Zahlungsbereitschaft australischer Konsumenten fĂŒr Karten- im Vergleich zu Barzahlungen. WĂ€hrend 60 Prozent zum Beispiel nicht dazu bereit waren, einen Aufpreis von 0,1 Prozent zu bezahlen, gaben nur fĂŒnf Prozent der Befragten an, einen Zuschlag von ĂŒber 0,4 Prozent zu akzeptieren.

3Einige generelle Bemerkungen

In diesem Kapitel soll auf einige Bargeldspezifika eingegangen werden, die bei der Beurteilung potenzieller Vorteile von Bargeld beachtet werden sollten.
ZunĂ€chst einmal muss man vergegenwĂ€rtigen, dass Bargeld Eigenschaften hat, die es sehr schwer machen, einen perfekten elektronischen Ersatz zu entwickeln (ausfĂŒhrlich dazu siehe Lepecq, 2015).
‱Bargeld ist anonym nutzbar,
‱Bargeld kann ohne jede weitere Beteiligung von Dienstleistern verwendet werden,
‱Zahlender und ZahlungsempfĂ€nger mĂŒssen nicht in irgendeiner Form online sein,
‱Bargeld kann fĂŒr kleine und große BetrĂ€ge genutzt werden,
‱die Zahlung ist einfach, bequem und schnell,
‱die Nutzer erhalten keine Zahlungsnachweise,
‱die Zahlung ist definitiv und final (sie kann nicht rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden und es gibt auch keine Reklamationsmöglichkeiten),
‱Bargeld ist relativ fĂ€lschungssicher.3
Ein elektronisches Zahlungsmittel, das alle diese Charakteristika besitzt, gibt es zurzeit nicht. Es ist auch schwer vorstellbar, dass ein solches Zahlungsmittel je existieren wird.
Welche Funktionen erfĂŒllt nun Bargeld? Diese sind von den allgemeinen Geldfunktionen abgeleitet und umfassen die Tausch- beziehungsweise Zahlungsmittel-, die Wertaufbewahrungs- und die Recheneinheitsfunktion. Bei Bargeld stellt man im Prinzip in allen entwickelten LĂ€ndern fest, dass die Rolle als Transaktionsmedium fĂŒr „offizielle“ inlĂ€ndische GĂŒter- und DienstleistungskĂ€ufe abgenommen hat (siehe dazu im Falle Deutschlands Abbildung 1). Dementsprechend hat in dieser Hinsicht die Bedeutung bargeldloser Zahlungsmittel, vor allem von Kartenzahlungen, zugenommen.4
Auf der anderen Seite nehmen zum Beispiel im Euro-WĂ€hrungsgebiet und in Deutschland der Bargeldbestand beziehungsweise die (Netto-)Bargeldemissionen stetig zu und zwar deutlich (siehe Abbildung 2). Folglich mĂŒssen andere Motive der Bargeldhaltung an Relevanz gewonnen haben. Diese könnten zum einen von einer zunehmenden Transaktionsnachfrage durch inlĂ€ndische schattenwirtschaftliche AktivitĂ€ten (siehe Punkt 7.1) oder durch eine gestiegene Nachfrage aus dem Ausland bedingt sein (siehe Abschnitt 4.3). Zum anderen dĂŒrfte vor dem Hintergrund der gedĂ€mpften wirtschaftlichen Entwicklung in einigen LĂ€ndern und Ă€ußerst niedriger Zinsen die Wertaufbewahrung in Form von Bargeld (Hortung) zugenommen haben (Deutsche Bundesbank, 2016b, 36).5 Eine zunehmende Unsicherheit und die Angst vor Finanzkrisen mögen auch eine Rolle spielen. Die dahinter liegenden GrĂŒnde spiegeln Sicherheits-, Vorsichts- (Arango et al., 2016; Alvarez & Lippi, 2009) sowie LiquiditĂ€tsĂŒberlegungen wider (insgesamt siehe Tanguy et al., 2015).
Abbildung 1: Bar- und Kartenanteil im Einzelhandel
image
Quelle: EHI, eigene Darstellung.
Bargeld ist sicheres Zentralbankgeld ohne Ausfallrisiko. Es verfĂŒgt zudem ĂŒber einen sehr hohen LiquiditĂ€tsgrad. Arango et al. (2016) zeigen, dass es fĂŒr Konsumenten optimal sein kann, aus VorsichtsgrĂŒnden eine Bargeldreserve zu halten. Sie verifizieren ihr Ergebnis unter anderem fĂŒr den Fall Deutschlands anhand von ZahlungstagebĂŒchern, die im Rahmen einer Zahlungsverhaltensstudie gefĂŒhrt wurden. Alvarez & Lippi (2009) dynamisieren das Baumol-Tobin-Modell und erweitern es um zufĂ€llige Bargeldabhebungen am Geldausgabeautomat (zu niedrigen Kosten oder umsonst). Dadurch resultiert eine Rationalisierung der Vorsichtskasse, da die Konsumenten dann auch Geld abheben, wenn sie noch ĂŒber einen Bargeldbestand verfĂŒgen. Dieses Vorsichtsmotiv ist umso ausgeprĂ€gter, je grĂ¶ĂŸer die Relation des durchschnittlichen Bargeldbestandes zum Zeitpunkt der Abhebung zur gesamten durchschnittlichen Bargeldhaltung ist. Im Standard Baumol-Tobin-Modell ist dieses VerhĂ€ltnis Null.
In den state-of-the-art monetÀren Modellen zur (Bar-)Geldnachfrage, zum Beispiel Cash-in-advance-Modelle (Lucas & Stokey, 1987), Money-in-the-utility-function-Modelle (MIU) (Woodford, 2003, Kap. 2) oder Suchmodelle (Williamson & Wright, 2011), ist die Bargeldumlaufsgeschwindigkeit bei VernachlÀssigung der Auslandsnachfrage und von Wertaufbew...

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