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Schatten der Vergangenheit
Isabella Siemens
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- 262 pages
- German
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Schatten der Vergangenheit
Isabella Siemens
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Ă propos de ce livre
Der Roman Schatten der Vergangenheit ist eine fiktive Geschichte, die ca. im 18 Jahrhundert spielt. Der Roman handelt von einer jungen Frau, welche zu einem neuen Leben an der Seite ihres nie gekannten GroĂvaters weg geschickt wird. Beide finden sich neu und lernen einander kennen, auch wenn der Weg meistens steinig und unberechenbar ist.Der Roman verspricht Spannung und Unterhaltung, im Ganzen dient dieser Roman zur Unterhaltung fĂŒr Leseratten.
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Informations
Kapitel 1 Der GroĂvater
Ella schaute aus dem Fenster. Sie hatte ihre NĂ€harbeiten im SchoĂ liegen und
versuchte sich nun etwas von der anstrengenden Arbeit zu entspannen. Nie hĂ€tte sie gedacht, dass sie einmal in diesem kleinen Haus enden wĂŒrde. Ihr Traum war es immer die Welt zu sehen und sich von ihrem Mann verwöhnen zu lassen. Doch war damals alles anders gekommen.
Sie seufzte und nahm ihre NÀharbeiten wieder zur Hand. Es brachte alles nichts, dachte sie, ich muss mit der Arbeit fertig werden bevor die MÀdchen kommen. Nun wanderten ihre Gedanken zu ihren Töchtern.
Helene war achtzehn und mittlerweile schon Verlobt, mit einem gut aussehenden Mann aus der klein Stadt Gerum. Fiona hingegen war gerade siebzehn geworden und fĂŒr ihr Alter schon richtig aufgeblĂŒht, da war es ja kein Wunder, wenn sie auch bald heiraten wĂŒrde, Verehrer gab es schon genug. Und da war da noch ihre Ălteste Tochter, die so gar nicht ins Bild hineinpassen wollte. Obwohl sie, im Vergleich zu den anderen Töchtern, ihr eine gute StĂŒtze war, wollte sie keine Bekanntschaften mit MĂ€nnern machen. Viel mehr noch, sie wollte lieber BĂŒcher studieren und sich weiterbilden. Obwohl es fĂŒr ihre fast zwanzig Jahren schon fast zu spĂ€t war zum Heiraten, hatte Philpe es noch nicht einmal in Betracht gezogen. Bisher waren alle jungen MĂ€nner, die es bei ihr versucht hatten, auf taube Ohren gestoĂen.
Nun schĂŒttelte Ella Link den Kopf. Nein, sie wollte sich nicht den ganzen Tag mit ihren Töchtern beschĂ€ftigen, es fĂŒhrte sowieso zu nichts.
Da hörte sie wie es an der TĂŒr klopfte. MĂŒhsam schĂ€lte sie sich aus dem Sessel und streckte sich erst einmal die mĂŒden und steifen Knochen.
Gerade heute machte Ella die Arthritis im Körper sehr zu schaffen. Es klopfte erneut, doch dieses Mal etwas heftiger. Ella bemĂŒhte sich nun der Aufforderung nach zu kommen und ging zur TĂŒr. Sie war gerade an der TĂŒr angekommen, als es erneut hĂ€mmerte. âJa, ja. Ich bin ja schon da.â Murmelte Ella und öffnete die TĂŒr.
Vor ihr stand ein Mann mittleren Alters. Er tippte sich kurz an den Hut. Er sah aus, als wÀre er schon lange unterwegs. Der Staub klebte ihm im Gesicht, so dass der Schweià seine Spuren darauf hinterlassen konnte. Fragend schaute Ella Link ihn an.
âSind Sie Frau Link?â kamen nun einige Worte ĂŒber die Lippen des Mannes. Ella nickte. âJa, ich bin Ella Link. Was kann ich fĂŒr Sie tun?â
Nun kramte der Mann in seinem Hemd herum und reichte ihr dann einen Zettel. âEin Eil-Telegramm fĂŒr Sie. Guten Tag.â Wieder tippte er sich kurz an den Hut.
Mit der Nachricht in der Hand schaute Ella diesen Mann verwirrt hinterher. Langsam schloss sie die TĂŒr hinter ihm, immer noch unentschlossen, ob sie die Nachricht lesen wollte, stand sie hinter der TĂŒr.
Da hörte sie hinter sich Schritte auf der Treppe, Ella wusste wer da die Treppe herunter kam.
âMutter, da bist du ja. Wer ist den an der TĂŒr gewesen?â kam die schwungvolle Stimmer von Philpe ĂŒber ihre Schulter.
Ella drehte sich um und schaute ihre Tochter an. âIch weiĂ nicht so recht wer er war. Doch er hat ein Telegramm fĂŒr mich abgegeben.â
âUnd was steht drin? Wir kennen doch Keinen der weiter weg wohnt, oder?â fragte Philpe.
Ella nickte und ging langsam mit dem Telegramm zu ihrem Sessel zurĂŒck. âKomm, ich muss mich erst einmal setzten, dann schau ich mir das Telegramm mal an.â Versuchte sie etwas Zeit zu gewinnen, denn sie beschlich eine dunkle Vorahnung.
Philpe nickte ihr zu und begleitete sie in den Salon. Sie zog sich einen Stuhl zum Platz ihrer Mutter heran und wartete dann geduldig bis ihre Mutter anfing das Telegramm zu lesen.
Doch als Ella das Telegramm las wurde sie immer blasser im Gesicht, letztendlich lieĂ sie das Telegramm, vor lauter Verzweiflung, fallen und schaute ihre Tochter angsterfĂŒllt an.
âMutter, worum gehtÂŽs? Ist was passiert?â fragte Philpe besorgt. Und beugte sich zu ihrer Mutter um ihre Hand zu nehmen um sie damit etwas zu beruhigen.
Ella konnte auf die Frage ihrer Tochter nur nickten.
âWas ist denn?â fragte Philpe erneut. Als sie sah, dass ihre Mutter nicht reden konnte nahm sie kurz entschlossen das Telegramm in die Hand und ehe Ella dies verhindern konnte las Philpe:
HIER RAVER STOP KOMME AM 15. UM PHILPE ZU MIR ZU NEHMEN STOP SOLL BEREIT SEIN STOP KEINE DISKUSION STOP
Etwas verwirrt schaute Philpe ihre Mutter an. âWas bedeutet das, Mutter? Wer ist Raver? Und warum will er mich zu sich nehmen?â
Ihre Mutter schaute zu Boden. âIch kann es dir nicht erklĂ€ren. Ich weiĂ nicht, wie ich es dir erklĂ€ren soll.â Sagte sie nun bekĂŒmmert.
Da hörten sie, wie Helene und Fiona wieder von ihren EinkÀufen nach Hause kamen. Ihre Mutter bat durch ihren Blick Philpe ihnen vorerst nichts von dem Telegramm zu sagen.
Philpe konnte nur noch nicken, da traten auch schon die Schwestern ein. Ella war noch so geistesgegenwĂ€rtig, dass sie das Telegramm in ihre Rocktasche verschwinden lieĂ.
âMutter, sieh mal was wir dir mitgebracht haben.â Plauderten beide schon im Flur. âEinen neuen Hut. Wir dachten, der passt hervorragend zu deinem Kleid, welches du dir vor kurzem schneiden gelassen hast.â
Ella versuchte ein lĂ€cheln zustande zu kriegen, doch ihr war nach Weinen zumute. Bald wĂŒrde sie ihre Ă€lteste Tochter verlieren. Sie warf ihr einen heimlichen Blick zu, und sie, Ella konnte nichts dagegen tun.
âDanke meine Lieben. Der sieht ja toll aus, lasst ihn mich mal anprobieren.â Sie nahm den Hut entgegen und setzte sich ihn auf. Fiona reichte ihr dazu einen Handspiegel. âDer steht dir gut Mutter, genauso wie Helene und ich es uns gedacht haben. Philpe dir haben wir auch was mitgebracht, einige Bogen mit Papier und dieses Buch, wonach du gefragt hattest.â
Philpe lĂ€chelte nun. âDanke, dass ist lieb. Ich habe schon lange kein neues Buch mehr bekommen.â Sie las sich noch einmal den Titel durch `Hoffnung auf Zeit` und blĂ€tterte kurz darin herum. Dann widmete sie sich den ErzĂ€hlungen ihrer Schwestern.
Doch es dauerte nicht lange und Helene und Fiona zogen sich in ihre Zimmer zurĂŒck, um sich etwas von dem Einkaufen aus zu ruhen, denn sie waren fast sechs Stunden unterwegs gewesen.
Nachdem ihre beiden Schwestern gegangen waren, schaute Philpe ihre Mutter wieder fragend an. âBitte mach uns einen Tee Philpe, dann erzĂ€hl ich dir was es mit dem Telegramm auf sich hat.â
Nachdem Philpe das Tablett mit dem Tee herein getragen hatte und ihre Mutter eine Tasse in der Hand hielt, fing sie das GesprĂ€ch an. âDamit du das Telegramm verstehst, muss ich etwa ausholen und dir vor meiner Zeit mit Herbert erzĂ€hlen.â Herbert war der Mann, den Philpe Vater genannt hatte. Er war vor etwa drei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. âUm ganz ehrlich zu sein, war Herbert nicht mein erster Mann. Doch er war da, als du geboren wurdest und hat dich als seine eigene Tochter angenommen.â
Philpe hatte nie einen anderen Vater gekannt. Seitdem sie denken konnte hatte sie immer schon Herbert um sich gehabt und jetzt sollte dieser Mann nicht ihr Vater gewesen sein? âWer ist den dann mein Vater?â kam es stockend von Philpe.
âBitte lass mich der Reihe nach erzĂ€hlen. Also, bevor ich Herbert heiratete war ich mit einem Mann Namens Johnes Raver verheiratet. Zu Beginn war er ein guter Mann, er liebte mich, doch mit der Zeit verĂ€nderte er sich. Er war dann kein guter Mann mehr.â Ella schĂŒttelte den Kopf bei dem Gedanken was ihr damaliger Mann alles getan hatte. Dann schaute sie Philpe an. âDein Vater wurde damals in den Krieg berufen und starb im Lazarett an einer Kugel in die Brust. Als ich dies erfahren hatte, wusste ich bereits, dass ich mit dir schwanger war. Herbert war der beste Freund von Johnes und bot mir an ihn zu heiraten. Ich wusste schon lĂ€nger, dass er mich liebte und alles fĂŒr mich getan hĂ€tte. Daher willigte ich ein. Doch als wir nach unserer Hochzeit erfuhren, dass Johnes Vater damit nicht einverstanden gewesen war, mussten wir Hals ĂŒber Kopf fliehen, denn er trachte uns nach dem Leben.â Nun schĂŒttelte Ella den Kopf. âEr hat uns damals, vor zehn Jahren, gefunden und ich konnte ihm zu einem Handel ĂŒberreden. Damals wollte er dich uns wegnehmen, weil du die Einzige lebende Verwandte von ihm bist. Doch ich hatte so viel Angst um dich, dass ich ihn bat, dich mir noch zehn Jahre zu ĂŒberlassen und dann solltest du fĂŒr einige Jahre zu ihm gehen.â Nun konnte Ella nicht mehr an sich halten und zog Philpe in ihre Arme. âEs tut mir so Leid, mein Schatz, ich wusste damals nicht, wie ich reagieren sollte und nun muss ich dich in die Höhle des Löwen gehen lassen.â
Nachdem sich Philpe aus der Umarmung ihrer Mutter befreit hatte, konnte sie erst wieder klar denken. âMutter, du sagst dies alles so, als wĂŒrde ich nie wieder zurĂŒck kommen. Wie ist den mein GroĂvater?â
Nun schaute Ella ihre erwachsene Tochter an. Sie hatte den Eigensinn ihres Vaters vererbt bekommen, doch zum GlĂŒck sah sie Ă€uĂerlich ihr etwas Ă€hnlicher.
Philpe hatte ihre braunen Augen, die sehr eindringlich schauen konnten. Auch ihre Körperstatur war genau wie Ellas, sehr weiblich. Allerdings hatte sie nicht ihre hellen Haare geerbt, sondern dunkle schwarze Haare. Immer wieder musste Ella zweimal hinsehen, bevor sie ihr Gesicht in dem Gesicht von Philpe wieder erkannte.
Nun stieĂ Ella ein seufzte aus und versuchte Philpe ihre Frage zu beantworten. âDein GroĂvater, ist nicht so brutal wie du vielleicht denkst.â Sagte sie ausweichend.
Philpe fing an sich aufzuregen. âWie ich vielleicht denke? Mein Vaterâ sie schien dieses Wort förmlich auszuspucken âwar nicht gerade nett zu dir gewesen und nach dem was du mir gerade erzĂ€hlt hast, hatte mein GroĂvater versucht euch das Leben zu nehmen und ich soll dir glauben, dass er nicht brutal ist?!â UnglĂ€ubig schaute Philpe ihre Mutter an.
âNun, so wie du es ausdrĂŒckst, kann man denken, dass du deinen GroĂvater schon jetzt abgrundtief Hasst. Doch das solltest du nicht tun, meine Liebe. Mag sein, dass er in der Vergangenheit Fehler gemacht hat, doch er hat sich verĂ€ndert. Dass hört man zumindest aus der Zeitung.â
Philpe schĂŒttelte den Kopf. Wie konnte ihre Mutter nur so einen Mann verteidigen? Ging es ihr durch den Kopf.
âHör mir zu Philpe. Ich habe dich nach den christlichen MaĂstĂ€ben erzogen, weil ich wollte, dass du, so wie Jesus in der Bibel, deinen Feinden vergeben kannst. Ich habe Phillip Raver vergeben können und ich erwarte, dass du ihm eine Chance gibst. Schon allein deswegen, weil du seine einzige Enkelin bist.â
Philpe schaute Ella mit weit aufgerissenen Augen an.
Irgendwas schien mĂ€chtig schief zu laufen, dachte Ella und schĂŒttelte den Kopf. âBitte, Philpe, mach es uns doch nicht so schwer. Ich weiĂ, dass es schrecklich sein muss so etwas zu erfahren. Doch bitte, lass deine GefĂŒhle fĂŒr einen Moment mal beiseite und denk in Ruhe darĂŒber nach, was ich dir gesagt habe. Lern deinen GroĂvater erst einmal kennen, bevor du dir ein Bild von ihm machst.â
Philpe nickte leicht. âIch werde es versuchen.â Dann stand sie auf und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Sie musste ein wenig Spazieren gehen. Ihr war bewusst, dass der 15te schon am nĂ€chsten Tag war.
Was wĂŒrde sie wohl erwarten, dachte sie, als sie so durch ihren kleinen Ort lief. Immer wieder drehten sich ihre Gedanken im Kreis.
Nachdem sie sich in ihren Gedanken etwas beruhigt hatten, ging sie wieder nach Hause. nun wollte Philpe erst einmal in Ruhe ĂŒberlegen, was sie noch so alles zu erledigen hatte, bevor ihr GroĂvater morgen vor der TĂŒr stand.
Als sie ins Haus trat, kam ihre Mutter hier schon entgegen. âPhilpe, da bist du ja.â Sie umarmte Philpe.
Ella hatte sich schon Sorgen um Philpe gemacht. Sie war lange fort gewesen und drauĂen fing es schon an dunkel zu werden. âWie geht es dir?â sie musterte Philpe.
Philpe schnitt eine Grimasse. âWie sollte es mir schon gehen?â
Ella drĂŒckte ihre Tochter noch einmal an ihr Herz. âWir kriegen das schon hin.â Versuchte sie Philpe etwas von ihren Sorgen ab zu nehmen.
Doch Philpe schĂŒttelte den Kopf. Was dachte ihre Mutter nur dabei, solche Worte zu sagen? Wie sollte sie ihr den Helfen, wenn sie allein zu ihrem GroĂvater gehen sollte? Doch sie wollte ihre Mutter nicht zu sehr beunruhigen. Und sagte stattdessen âIch weiĂ Mutter.â Nun versuchte sie sogar zu lĂ€cheln.
Ella schaute ihre Tochter an und lĂ€chelte liebevoll zurĂŒck. âSchön. Dann komm, ich denke wir sollten mit Packen anfangen.â
âPacken?â hörten sie nun eine Stimme vom Wohnzimmer aus fragen. Fiona stand im TĂŒrrahmen und schaute sie gespannt an. âWo willst du den hin Philpe?â
Philpe schaute ihre Mutter an. Durfte sie ihnen die ganze Wahrheit sagen...