Geschichte der Pest in Ostpreußen
eBook - ePub

Geschichte der Pest in Ostpreußen

Wilhelm Sahm

Partager le livre
  1. 168 pages
  2. German
  3. ePUB (adapté aux mobiles)
  4. Disponible sur iOS et Android
eBook - ePub

Geschichte der Pest in Ostpreußen

Wilhelm Sahm

DĂ©tails du livre
Aperçu du livre
Table des matiĂšres
Citations

À propos de ce livre

Unbeschreibliches Elend durchlitten die Bewohner Ostpreußens in den Zeiten der "Pestilenz", die das Land in mehreren PestlĂ€ufen durchzog. Ganze Dörfer wurden verödet, StĂ€dte verwĂŒstet, Familien und Existenzen zerstört. Wilhelm Sahms "Geschichte der Pest in Ostpreußen" enthĂ€lt die gewissenhaft recherchierten chronologischen AblĂ€ufe des Geschehens, unterlegt mit unzĂ€hligen eindringlichen Berichten von Einzelschicksalen und Tragödien.

Foire aux questions

Comment puis-je résilier mon abonnement ?
Il vous suffit de vous rendre dans la section compte dans paramĂštres et de cliquer sur « RĂ©silier l’abonnement ». C’est aussi simple que cela ! Une fois que vous aurez rĂ©siliĂ© votre abonnement, il restera actif pour le reste de la pĂ©riode pour laquelle vous avez payĂ©. DĂ©couvrez-en plus ici.
Puis-je / comment puis-je télécharger des livres ?
Pour le moment, tous nos livres en format ePub adaptĂ©s aux mobiles peuvent ĂȘtre tĂ©lĂ©chargĂ©s via l’application. La plupart de nos PDF sont Ă©galement disponibles en tĂ©lĂ©chargement et les autres seront tĂ©lĂ©chargeables trĂšs prochainement. DĂ©couvrez-en plus ici.
Quelle est la différence entre les formules tarifaires ?
Les deux abonnements vous donnent un accĂšs complet Ă  la bibliothĂšque et Ă  toutes les fonctionnalitĂ©s de Perlego. Les seules diffĂ©rences sont les tarifs ainsi que la pĂ©riode d’abonnement : avec l’abonnement annuel, vous Ă©conomiserez environ 30 % par rapport Ă  12 mois d’abonnement mensuel.
Qu’est-ce que Perlego ?
Nous sommes un service d’abonnement Ă  des ouvrages universitaires en ligne, oĂč vous pouvez accĂ©der Ă  toute une bibliothĂšque pour un prix infĂ©rieur Ă  celui d’un seul livre par mois. Avec plus d’un million de livres sur plus de 1 000 sujets, nous avons ce qu’il vous faut ! DĂ©couvrez-en plus ici.
Prenez-vous en charge la synthÚse vocale ?
Recherchez le symbole Écouter sur votre prochain livre pour voir si vous pouvez l’écouter. L’outil Écouter lit le texte Ă  haute voix pour vous, en surlignant le passage qui est en cours de lecture. Vous pouvez le mettre sur pause, l’accĂ©lĂ©rer ou le ralentir. DĂ©couvrez-en plus ici.
Est-ce que Geschichte der Pest in Ostpreußen est un PDF/ePUB en ligne ?
Oui, vous pouvez accĂ©der Ă  Geschichte der Pest in Ostpreußen par Wilhelm Sahm en format PDF et/ou ePUB ainsi qu’à d’autres livres populaires dans Historia et Historia del mundo. Nous disposons de plus d’un million d’ouvrages Ă  dĂ©couvrir dans notre catalogue.

Informations

Éditeur
Books on Demand
Année
2020
ISBN
9783750495555
Édition
1

Vorwort.

DIE Idee einer Darstellung der großen altpreußischen Volkskrankheiten, welche bis ins 18. Jahrhundert als „Pestkrankheiten“ bezeichnet zu werden pflegen, ist nicht neu. Schon Hagen hat im Jahre 1821 einen dahingehenden Versuch gemacht und in den „BeitrĂ€gen zur Kunde Preußens“ die große Pest der Jahre 1709/11 eingehend dargestellt.1 Die zuverlĂ€ssige, auf Grund aktenmĂ€ĂŸigen Materials sorgfĂ€ltig aufgebaute Monographie, welche sich in der Hauptsache Königsberg zuwendet, ist als bedeutendster Beitrag zur ostpreußischen Seuchengeschichte rĂŒhmlichst bekannt und bedarf daher an dieser Stelle keiner besonderen WĂŒrdigung.
Über der Abfassung jener Arbeit sind seither 84 Jahre vergangen. Die leichtere ZugĂ€nglichkeit der Archive und die dadurch begĂŒnstigte rastlos fortschreitende historische Forschung, deren Ergebnisse in mannigfachen Publikationen niedergelegt wurden, ergaben immer neue, wertvolle BeitrĂ€ge und AufschlĂŒsse zu den großen preußischen Volksepidemien und ließen den Gedanken einer umfassenden Untersuchung der Seuchen-Geschichte Ostpreußens nicht ganz ungerechtfertigt erscheinen. Freilich, auf VollstĂ€ndigkeit darf dieselbe trotzdem keinen Anspruch erheben; denn wer dĂŒrfte wohl dafĂŒr einstehen, daß nicht unterschiedliche Stadt- und Kirchenarchive, welche dem Verfasser unerreichbar geblieben und wo schriftliche Anfragen nicht immer den gewĂŒnschten Erfolg hatten, doch noch einschlĂ€giges Material bergen, das die Arbeit da ergĂ€nzen wĂŒrde, wo jetzt der Quellenmangel ein tieferes Eingehen nicht gestattete.
Das Hauptmaterial boten dem Verfasser die Königlichen Staatsarchive zu Königsberg und Berlin, das hiesige Stadtarchiv, sowie zahlreiche Stadt- und Kirchenregistraturen der Provinz. Um in erster Reihe der Lokalforschung zu dienen, mußte es darauf ankommen, auch die unscheinbarste Notiz zu verwerten, obschon hierdurch die Darstellung erhebliche BeeintrĂ€chtigung erfuhr und bei der Sprödigkeit des Stoffes die Gefahr nahe lag, in einzelnen Partien die Allgemeinheit zu ermĂŒden. Bei dem im Grunde doch immerhin gleichartigen Stoff ließ sich die Wiederholung mancher Einzelheiten nicht vermeiden, um so mehr, als auch mit einer teilweisen LektĂŒre der Arbeit gerechnet werden mußte.
Vom 18. Jahrhundert ab ließ die FĂŒlle des Materials, mehr noch die Gleichzeitigkeit der Ereignisse, eine Teilung in der Darstellung ratsam erscheinen. Dabei hielt sich der Verfasser an die noch heute ĂŒblichen Namen der altpreußischen Gaueinteilung, wenn schon die schwankenden Gaugrenzen nicht immer peinlich eingehalten wurden, namentlich, wenn es die Abrundung eines Stoffganzen erheischte.
Das Ermland mußte leider mangels einschlĂ€gigen Aktenmaterials unberĂŒcksichtigt bleiben. Es sei daher hier auf einen Aufsatz „Die Pest im Ermland“ von Dr. Matern hingewiesen, welcher die Archive zu Braunsberg und Frauenburg sorgfĂ€ltig benutzt hat.
Die Schreibweise der Ortsnamen entspricht den heutigen VerhĂ€ltnissen. Über das statistische Material bringt eine demselben vorangehende Einleitung die nötige AufklĂ€rung.
Es erĂŒbrigt noch, den Herren Beamten der benutzten Archive, insbesondere Herrn Archivdirektor, Geheimem Archivrat Dr. Joachim, den Herren Archivaren Dr. Karge und Dr. Eggers sowie Herrn SekretĂ€r Tobies fĂŒr freundlichst bewiesenes Entgegenkommen zu danken. Dankbar auch wird der Verfasser des wohlwollenden Interesses gedenken, das Herr UniversitĂ€tsprofessor Dr. Krauske, Herr Geheimrat Dr. Joachim sowie Herr UniversitĂ€tsprofessor Dr. Lohmeyer an der Entstehung und Vollendung vorstehender Arbeit genommen haben. Schließlich sei des Vereins fĂŒr die Geschichte von Ost- und Westpreußen fĂŒr die Bereitwilligkeit dankbar gedacht, mit der er die Arbeit unter seine Publikationen aufgenommen hat.
Königsberg, im Juni 1905.
Der Verfasser.

1 Hagen, die Pest in Preußen 1709/11, BeitrĂ€ge zur Kunde Preußens 1821. Bd. 4. S. 27– 49.

ErlÀuterung der hÀufigsten Zitate.

Act. Bor. = Acta-Borussica.
Bibl. d. Kbg. St. A. = Bibliothek des Königsberger Staats-Archivs.
Ordens B. A. = Ordensbriefarchiv.
Ordensfol. = Ordensfoliant.
Ostpr. Fol. = Ostpreußischer Foliant.
E. M. = Etats - Ministerium (Abteilung des Königsberger Staatsarchivs)
N. Pr. Pr. = [Neue] Preußische ProvinzialblĂ€tter.
Kbg. St. A. = Königsberger Staats-Archiv.
Kbg. Stdt. A. = Königsberger Stadt-Archiv.
Erl. Pr. = ErlĂ€utertes Preußen.
Geh. St. A. Berlin = Geheimes Staats-Archiv Berlin.
DIE Pest ist eine jener epidemischen Krankheiten, welche erst die medizinische Wissenschaft unserer Tage recht erkannt hat. Dem Mittelalter und seiner Folgezeit war jede Seuche, die ein grĂ¶ĂŸeres Sterben im Gefolge hatte, eine Pest2, wobei die Plötzlichkeit der Erscheinung und die Schnelligkeit des tödlichen Ausganges die Hauptsymptome bildeten.
So unbestimmt unseren Vorfahren der Krankheitsbegriff Pest war, so spĂ€rlich und unbestimmt sind auch bis zum 16. Jahrhundert die Quellen, welche von dieser frĂŒhen Periode ostpreußischer Seuchengeschichte Kunde geben könnten. Die Korrespondenz des deutschen Ordens erwĂ€hnt die furchtbare Volksplage Ă€ußerst selten, und auch die wirtschaftlichen Aufzeichnungen jener Tage berichten wohl in geschĂ€ftsmĂ€ĂŸiger KĂŒrze ĂŒber Landverleihungen, VertrĂ€ge und Ă€hnliche Angelegenheiten, enthalten jedoch ĂŒber den Gegenstand unserer Betrachtung keine nennenswerten Angaben.
Freilich, in den Berichten der alten Landeschronisten finden sich hie und da vereinzelte Nachrichten ĂŒber die Verheerungen, welche die Pest unter den Bewohnern Preußens anrichtete. Der Umstand indessen, daß die erwĂ€hnten Autoren jenen Ereignissen zumeist zeitlich fern standen, sowie auch die Tatsache, daß der Gegenwart hĂ€ufig die Quellen der alten Geschichtschreiber unbekannt geblieben sind, lĂ€ĂŸt die GlaubwĂŒrdigkeit derselben nicht immer unbedingt erscheinen, und wo eine NachprĂŒfung möglich war, bestĂ€tigte sie vielfach diese Vermutung. So zeigt Lucas David3 an zahlreichen Stellen eine sinngetreue, oft wörtliche Übereinstimmung mit der Chronik des Tolkemiter Dominikanermönches Simon Grunau, die bereits Töppen einer vernichtenden Kritik unterzogen hat.4
Auch Kaspar SchĂŒtz5 meldet unter anderm aus dem Jahre 1313 von einer schrecklichen Pest. Indessen erscheinen die Einzelheiten seines Berichtes so ungeheuerlich, daß schon ein Historiker des 18. Jahrhunderts6 in die GlaubwĂŒrdigkeit derselben gelinde Zweifel setzt.7
Mehr dĂŒrfte den Tatsachen entsprechen, was Johannes von der Pusilie ĂŒber die von ihm selbst erlebten Pesten zu berichten weiß.8 Doch unterlaufen auch ihm, dem sonst als zuverlĂ€ssig geltenden Annalisten an mehreren Stellen offensichtliche IrrtĂŒmer, auf die bereits sein erster Herausgeber Voigt hingewiesen hat. Als um die Mitte des 14. Jahrhunderts der schwarze Tod seinen Vernichtungszug durch Europa hielt, ward auch das Ordensland davon betroffen. Auffallenderweise wissen die altpreußischen Geschichtschreiber darĂŒber nichts zu melden. Nur die Chronik von Oliva berichtet, daß die Seuche Polen und das benachbarte Preußen hart angegriffen hĂ€tte. Heftige Fieber- und DeliriumanfĂ€lle, verbunden mit blutigem Auswurf, seien die Kriterien der Seuche gewesen, bis am fĂŒnften Tage mit der Bildung von Karbunkeln der Tod eintrat.9
Aus handschriftlicher Quelle wĂ€re noch einer Pestepidemie aus dem Jahre 1416 zu gedenken, welche der Polenkönig Jagello in einem Schreiben erwĂ€hnt. Er spricht dort von einem „Pest hauche“, der mit Zulassung Gottes in dieser Zeit in Preußen, namentlich in Danzig wĂŒte und bittet, daß niemand, der mit dieser Krankheit behaftet sei, in die Gesandtschaft aufgenommen werden möge, welche unter FĂŒhrung des Komturs von Danzig nach Litauen gehe, „damit nicht diese Pestkrankheit, welche ansteckend ist, auch bei uns krĂ€ftig werde.“10
Übereinstimmend hiermit berichtet der Hochmeister Michael KĂŒchmeister in demselben Jahre an den Erzbischof von Riga von „Sweren lowffen“, die ihn verhinderten, das Geld aufzubringen, welches der Aufenthalt des Bischofs in Konstanz erfordere. „So hat leider“, heißt es dort an einer Stelle, „lange ziet die pesti lencia die arme landt swerlichen obirgangen vnd hutistages noch weret.11
Mit diesen sporadischen Mitteilungen, die sich wohl kaum jemals zu einem eingehenden Berichte ergĂ€nzen lassen dĂŒrften, schließen die Nachrichten ĂŒber die großen Volkskrankheiten Ostpreußens zu den Zeiten der Ordensherrschaft ab.

Der englische Schweiß.

In den letzten Maitagen des Jahres 1529 war in London eine gefĂ€hrliche Seuche ausgebrochen, welche schon frĂŒher zu wiederholten Malen das englische Volk vom Thron bis zur HĂŒtte heimgesucht hatte. Es war die gefĂŒrchtete englische Schweißkrankheit. Ende Juli 1529 erschien sie plötzlich in Hamburg und verbreitete sich mit erschreckender Schnelligkeit ĂŒber fast ganz Deutschland und Nordeuropa. Bereits anfangs September 1529 zeigte sie sich im Herzogtum Preußen. Zwar sind die örtlichen zeitgenössischen Angaben ĂŒber die Natur der Seuche nur spĂ€rlich; immerhin ermöglichen sie doch in Verbindung mit gleichzeitigen Überlieferungen aus anderen Gebieten ein annĂ€hernd richtiges Bild der neuen Krankheit zu geben.12
Die Seuche trat, abgesehen von einer mit Herzklopfen verbundenen Beklommenheit, ohne jede Vorboten auf. Sie setzte mit kurzem SchĂŒttelfrost ein, der sich in besonders bösartigen FĂ€llen bis zu krampfhaften Zuckungen der Glieder steigerte. Oft auch ĂŒberfiel der Schweiß seine Opfer unter anfangs mĂ€ĂŸiger, fort und fort zunehmender Hitze im Rausche oder im Schlafe, so daß dieselben beim Erwachen oft schon dem Tode nahe waren. Dumpfes Kopfweh fand sich bei allen Kranken ein und verursachte eine unwiderstehliche Schlafsucht, die den sicheren Tod durch Schlagfluß herbeifĂŒhrte, wenn sie nicht ĂŒberwunden werden konnte. Die Atmung erfolgte unter großen Beschwerden, und nach kurzem Zögern, oft auch schon im Beginn der Krankheit, brach ein ĂŒbelriechender Schweiß aus, der entweder zur Genesung oder zum Tode fĂŒhrte. Der Chronist Hasentödter13 beschreibt den akuten
Verlauf des Schweißfiebers in folgendem Reime:
„Ein Kranckheit gnant der Enlisch schweiss,
Schickt Gott auff diesen Erdenkreiss
Von wegen unsrer großen SĂŒnd,
Damit wir seinen zorn entzĂŒnd.
Der Schweiss nam manchen Menschen hin
Eh man sich wust zu schicken drin.
Erlebtens vier und zwentzig stund,
So wurdens gmeinlich wieder gsund.
Bin selbst gelegen an dem Schweiss,
Darum davon zu sagen weiss.“
Panischer Schrecken hatte sich in Preußen der GemĂŒter beim Herannahen der „schwitzenden Seuche“ bemĂ€chtigt. Der in Königsberg versammelt gewesene Landtag stob aus Furcht vor der „erschrecklichen Plage“ auseinander und sollte spĂ€ter in Friedland abgehalten werden, w...

Table des matiĂšres