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Schatztruhe
Geschichten und Gedichte
Geli Hagemann, Oliver Miller
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- 25 pages
- German
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Schatztruhe
Geschichten und Gedichte
Geli Hagemann, Oliver Miller
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Ă propos de ce livre
Kurzgeschichten und Gedichte von drei Autoren. Humorvoll, mal zum nachdenken und zum mitfiebern - eine Schatztruhe eben.
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Informations
Der Berg - Oliver Miller
âJunge, wie heiĂt du?â, fragte der der Mann mit rauer, belegter Stimme. Statt einer Antwort streckte Johann ihm seine vorlĂ€ufigen Papiere entgegen. Mit einem knurrenden GerĂ€usch nahm der Mann das zerknickte Papier mit seinen schmutzigen Fingern. UmstĂ€ndlich entfaltete er es und blinzelte, als er zu lesen begann.
âJohann Römerâ, begann er und hielt das Blatt weit von seinen zusammengekniffenen Augen weg.
âJunge, du musst mir ein wenig helfen â Lesen ist nicht so meinsâ, brummelte der Mann, der bereits seine Bergarbeiter-Kluft anhatte. Johann nahm das Dokument wieder entgegen und erwartete die Fragen des Vorarbeiters.
âWie alt bist du?â
â18â, gab Johan mit leiser Stimme zurĂŒck.
Der Mann nickte: âJahrgang 1930 alsoâ. Ein kurzes Schweigen. âWarst du noch dabei?â
Johann begriff sofort, was er meinte: âSie haben mich drei Tage nach meinem 15 Geburtstag im Januar 45 eingezogen.â
Sein GegenĂŒber schnaubte kurz, schĂŒttelte den Kopf und murmelte leise: âSchweineâ
Laut sagte er: âUnd wo haben sie dich dann erwischt?â
âBei Flensburgâ
âMit dem ollen Dönitz zusammen?â, meine der alte Bergmann und spielte damit auf die letzte Reichsregierung unter Admiral Dönitz in Flensburg an.
Johann nickte: âAber die Briten haben mich dann gleich laufen lassenâŠâ
âUnd was machst du dann hier?â
âNaja, von meiner Familie lebt niemand mehr. Vater ist gefallen. Mutter beim Fliegerangriff umgekommen. Die letzten zwei Jahre hab ich bei verschiedenen Bauern geholfen, aber dann hab ich den Aufruf gelesen, dass man hier Leute brauchtâŠâ
Johann fand es in der Arbeiterbaracke zunehmend warm und begann zu schwitzen.
âJunge, das ist ne verdammt harte ArbeitâŠund ehrlich gesagt, an dir ist nicht allzu viel dranâŠâ
Johann schaute an sich hinab â er war nicht besonders groĂ, dafĂŒr ziemlich mager. Sein blondes, fisseliges Haar hing ihm in die Stirn. Trotz seiner 18 Jahre war der groĂe Bartwuchs bislang ausgeblieben, so dass er wesentlich jĂŒnger wirkte. Aber seine Augen sprachen das Gegenteil. Es waren die Augen, die Leid, Krieg und Tod gesehen hatten in viel zu jungen Jahren â er sah den Vorarbeiter lange schweigend an. Dieser schien das Alter des Blickes zu erkennen, nickte stumm und sagte: âAber na gut, wir probieren es. Komm, ich zeig dir mal ein paar Sachen.â
Sie traten zunĂ€chst in eine der Baracken, in der sich die Arbeiter gerade fĂŒr den Schichtwechsel umzogen.
âIch bin Karl, einer der Vorarbeiterâ, stellte er sich endlich vor.
âHier arbeiten ganz unterschiedliche Leute, Johann. Viele kommen aus der RegionâŠâ
âWaren alle in der ArmeeâŠ?â
âViele, aber keiner bei den schlimmen Truppen, so SS, oder sowasâŠdie nehmen wir hier nicht. Aber manche kommen auch ganz wo anders her â FlĂŒchtlinge aus OstpreuĂen, oder hier: JacekâŠâ, er deutete auf einen kleinen stĂ€mmigen Mann, der Karl daraufhin angrinste.
âDer ist Pole. Als er gesehen hat, dass die Sowjets in Polen da weitermachen, wo die Nazis aufgehört haben, hat er seinen Pass weggeworfen und ist mit einem der deutschen Vetriebenentrecks hier angekommen.â Der Pole nickte ihm zu.
Karl wandte sich leise an Johann: âDer bleibt hier nicht lange, der wartet nur drauf, dass er in den Westen kannâŠâ, laut sagte er dann: âIn einer der Nebenbaracken haben wir sogar einen Spanier, der nach dem BĂŒrgerkrieg vor Franco abgehauen i...