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Sportmedizin und Triathlon
Kongressband zum 2. Sportmedizinischen Symposium 2012
Dennis Sandig, Lutz Nitsche
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Sportmedizin und Triathlon
Kongressband zum 2. Sportmedizinischen Symposium 2012
Dennis Sandig, Lutz Nitsche
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Ă propos de ce livre
Im Herbst 2012 trafen sich Experten aus Sportmedizin und Triathlon, um gemeinsam ĂŒber neue Studien und Entwicklungen zu diskutieren. In diesem Kongressband werden die Studien und DiskussionsbeitrĂ€ge einem breiten Publikum vorgestellt. Die Themen reichen dabei von sportpraktischen Fragestellungen bis hin zu sportmedizinischen und orthopĂ€dischen BeitrĂ€gen.
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Informations
TrainingsqualitÀt und -quantitÀt als erfolgsdifferenzierende Merkmale im Triathlonnachwuchsbereich
Einleitung
Bisherige Untersuchungen zur Wirkung von Handlungsempfehlungen der RahmentrainingsplĂ€ne (RTP) der SpitzenverbĂ€nde sowie zu deren prognostischer ValiditĂ€t im Hinblick auf Erfolge im Aktivenbereich konnten zeigen, dass einerseits nur wenige Kaderathleten die Minimalvorgaben der RahmentrainingsplĂ€ne in Bezug auf TrainingsumfĂ€nge in Kilometern oder Trainingsstunden umsetzen und andererseits sowohl Athleten mit hoher als auch niedriger wöchentlicher Trainingszeit die internationale Spitze im Junioren- als auch im Erwachsenenbereich erreichen können (Emrich & Pitsch, 1998; GĂŒllich, Pitsch, Papathanassiou & Emrich, 2000; GĂŒllich, Papathanassiou, Pitsch & Emrich, 2001; Emrich & GĂŒllich, 2005; GĂŒllich & Emrich, 2012). So gibt es nach GĂŒllich et al. (2000) keine empirischen Belege dafĂŒr, dass das ErfĂŒllen der Vorgaben der RTP fĂŒr sportliche Erfolge eine notwendige Voraussetzung wĂ€re, noch dass höhere Abweichungen von den RTP Vorgaben mit geringerem Erfolg einhergingen. Emrich, Pitsch, GĂŒllich, Klein, Fröhlich, Flatau et al. (2008) konnten des Weiteren zeigen, dass zwischen juveniler TrainingsquantitĂ€t und spĂ€terem Erfolg kein systematischer erfolgsdifferenzierender Zusammenhang besteht. Erste empirische Studien zur TrainingsqualitĂ€t und -quantitĂ€t u. a. in den Sportarten Rudern (Fiskerstrand & Seiler, 2004) und Bahnradsport (Sandig, Schmidtbleicher, Emrich & GĂŒllich, 2005) konnten ebenfalls nachweisen, dass die TrainingsquantitĂ€t im Nachwuchsleistungssport kein hinreichend valider PrĂ€diktor fĂŒr die Erfolgswahrscheinlichkeit im Aktivenbereich darstellt (Emrich et al., 2008). Im Gegensatz dazu scheint es Unterschiede in der TrainingsqualitĂ€t zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Athleten zu geben (GĂŒllich, Seiler & Emrich, 2009). So berichten Sandig et al. (2005), dass einerseits Training im Bahnradsport interindividuell sehr stark variiert und andererseits âzwischen der juvenilen TrainingsquantitĂ€t und dem spĂ€teren Erfolg âinternational erfolgreicherâ und ânational erfolgreicherâ Athleten (âŠ) kein systematischer Zusammenhang bestehtâ (Sandig et al., 2005, S. 10). Im Hinblick auf die QualitĂ€tsdimension des Trainings â spezifiziert in intensive und weniger intensive Trainingseinheiten â lĂ€sst sich resĂŒmieren, dass sich die beiden Gruppierungen nur im Bereich des kompensativen Trainings unterschieden. In diesem Bereich trainieren trotz geringerem Gesamttrainingsumfang vermehrt die international erfolgreichen und weniger die auf nationaler Ebene erfolgreichen Athleten. FĂŒr die Sportart Rudern wurden von GĂŒllich, Seiler und Emrich (2009) die Trainingsmethoden und TrainingsumfĂ€nge deutscher Athleten der Jugendnationalmannschaft analysiert und, wie bei Fiskerstrand und Seiler (2004), erfolgreiche mit weniger erfolgreichen Athleten verglichen. Die Ergebnisse implizieren ebenfalls, dass internationale Finalteilnehmer (Weltmeisterschaften, Olympische Spiele) mehr Kilometer im Kompensationsbereich und im Bereich der höchsten IntensitĂ€t absolviert haben als die auf nationaler Ebene erfolgreichen Athleten. AuĂerdem haben spĂ€ter erfolgreiche Athleten im Jugendalter hĂ€ufiger im niedrigen IntensitĂ€tsbereich trainiert. Insgesamt wurde bei der Analyse der Trainingsaufzeichnungen herausgestellt, dass 52 % der Trainingsinhalte spezifisches Rudertraining darstellen und die restlichen 48 % des Trainings mit Kraft- und Athletiktraining, Joggen, Spielen und Warm-up verbracht werden.
Forschungslage im Triathlon
Weber (2005) zeigte u. a., dass die Verweildauer im Nachwuchskadersystem des Triathlons 2,3 ± 1,6 Jahre betrĂ€gt. Zudem wurde herausgefunden, dass alle A-Kader zuvor im B-Kader waren. Inwieweit dieser Befund durch das hierarchische Fördersystem implizit vorgegeben wird, bleibt bei Weber (2005) jedoch undiskutiert. Andererseits ist zu diagnostizieren, dass auch im Triathlon erfolgreiche Athleten im Erwachsenenbereich spĂ€ter in die Nachwuchsförderung eingestiegen sind. Demnach gibt es sowohl Normkarrieren, Normal- als auch SpĂ€teinsteiger sowie erfolgreiche Quereinsteiger aus anderen Sportarten, explizit aus dem Schwimm- bzw. Laufbereich, welche erfolgreiche Leistungen auf nationalem und internationalem Niveau zeigen (Weber, 2005). Darauf aufbauend haben BĂŒrgi et al. (2010) anhand von Wettkampfergebnissen zu erklĂ€ren versucht, inwieweit Ergebnisse im Juniorenbereich PrĂ€diktoren dafĂŒr sind, dass man sich im Weltcup etablieren kann. Implizit geht es hierbei um die Fragen a) inwieweit es PrĂ€diktoren gibt, die zukĂŒnftige Erfolge erklĂ€ren und b) inwieweit der Ăbergang vom Junioren- in den Aktivenbereich gelingt (z.B. Dropoutrate, Anschlusskader, Verbandsförderung im Nachwuchsleistungssport etc.). Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass eine Platzierung unter den ersten FĂŒnf bei Junioren-Weltmeisterschaften einen guten PrĂ€diktor darstellt. Des Weiteren scheint eine Top 10. Platzierung bei den mĂ€nnlichen U23-Weltmeisterschaftsteilnehmern als starker PrĂ€diktor auszumachen zu sein. UnberĂŒcksichtigt hierbei bleibt jedoch, dass bereits erfolgreiche und durch das Fördersystem unterstĂŒtze Athleten mit höherer Wahrscheinlichkeit weiterhin erfolgreich sind, da sie einerseits bestimmte leistungsphysiologische Selektionsmerkmale aufweisen (Talent) und andererseits bereits ein hohes MaĂ an trainingsspezifischen, morphologischen und physiologischen Adaptationen erfolgt ist (Training). In diesem Kontext soll auf weitere vermutete leistungsphysiologische und biomechanische Parameter wie beispielsweise VO2max, Laufökonomie, Tretfrequenz etc. als leistungsdifferenzie rende Determinanten nicht nĂ€her eingegangen werden (vgl. u. a. Bentley, Millet, Gregoire, Vleck & McNaugthon, 2002; Dengel, Flynn, Costill & Kirwan, 1989; Knechtle & Kohler, 2009). Des Weiteren soll auch nicht auf den Einfluss der einzelnen Disziplinen im Hinblick auf das Gesamtwettkampfergebnis sowie auf die Platzierung nach den einzelnen Etappen Bezug genommen werden (Fröhlich, Klein, Pieter & Emrich, 2008a; Fröhlich, Klein, Pieter, Emrich & GieĂing, 2008b; Sandig, Fröhlich, Klein, Pieter, Emrich & GieĂing, 2008). Eine aktuelle Studie von Vollmer (2010) konnte anhand von protokollierten Trainingsaufzeichnungen von Nachwuchstriathleten aus zwei LandesverbĂ€nden und der Nationalmannschaft feststellen, dass sich die LandesverbĂ€nde in der Umsetzung und Einhaltung der RahmentrainingsplĂ€ne im Hinblick auf TrainingsquantitĂ€t (bewĂ€ltigte Kilometer bzw. Trainingsstunden pro Woche als auch Gesamtumfang in Kilometer und Stunden) sehr deutlich unterscheiden und nur in den seltensten FĂ€llen die Vorgaben des RTP des Spitzenverband umgesetzt werden. Lediglich die Athleten des Nachwuchskaders der Deutschen Triathlon Union bewegen sich in der NĂ€he der Vorgaben des Spitzenverbandes in den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Athletiktraining. DarĂŒber hinaus lassen sich in den Altersklassen der Jugend B und Jugend A (14-17-jĂ€hrige Triathleten) Erfolge mit deutlich geringeren UmfĂ€ngen erzielen als es der RTP des Verbandes vorgibt (Vollmer, 2010, S. 63). Aufbauend auf diesen ersten Ergebnissen war es Zielstellung der vorliegenden Studie, zu untersuchen, inwieweit es zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Nachwuchstriathleten Unterschiede im Hinblick auf die Umsetzung der TrainingsquantitĂ€t und - qualitĂ€t gibt.
Methode
Versuchspersonen
Als Datengrundlage diente die protokollierte Aufzeichnung der Trainings- und Wettkampfdaten eines kompletten Jahres (Untersuchungszeitraum 2005/06 bis 2008/09) von 58 Athleten zweier LandesverbÀnde sowie der Juniorennationalmannschaft (Jugend B [N = 7], Jugend A [N = 21] und Junioren [N = 30]). Da sich die meisten DatensÀtze nur auf die Angaben zu 45 protokollierten Trainingswochen bezogen, wurden die Vorgaben des 48-wöchigen RTP auf 45 Wochen relativiert (vgl. Tabelle 1 und Tabelle 2).
Altersbereich | Jahre | Trainingszeit (h) | Schwim men (km) | Rad (km) | Laufen (km) | Athletik (h) |
Junioren | 19 Jahre | 891 | 797 | 6562 | 2344 | 167 |
Jahre 18 | 844 | 750 | 5625 | 2109 | 150 | |
Jugend A | Jahre 17 | 750 | 703 | 4688 | 1641 | 131 |
Jahre 16 | 609 | 609 | 3750 | 1172 | 113 | |
Jugend B | Jahre 15 | 563 | 563 | 2813 | 938 | 113 |
14 Jahre | 469 | 469 | 2344 | 750 | 94 |