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Kirche und Gemeinde St. Johannes in Taufkirchen
Dietrich Grund
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Kirche und Gemeinde St. Johannes in Taufkirchen
Dietrich Grund
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Ă propos de ce livre
Der Autor Dietrich Grund befasst sich in seinem 4. Buch mit der Geschichte der Kirche St. Johannes in Taufkirchen bei MĂŒnchen. Er beleuchtet die Geschichte des Gotteshauses vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Er erzĂ€hlt aber auch die Entwicklung der Pfarrgemeinde bis in unsere Tage mit ihren besonderen Herausforderungen
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Informations
Taufkirchen unter den Jesuiten
1544 ĂŒbergaben die Taufkircher ihr Territorium, das vom Herzog vom âDorfgerichtâ zur Hofmark aufgestuft worden war, an den Landesherrn. Von ihm erhielten sie dafĂŒr gegen Aufschlag die bedeutendere Hofmark GroĂhöhenrain im Bezirk Aibling. Der Herzog lieĂ Taufkirchen-Westerham einige Jahre vom Kastenamt (Kastner Caspar Lerchenfeld) verwalten und verkaufte sodann die Hofmark an die Societas Jesu (SJ).
Die SJ sah ihre Hauptaufgabe in der Volksmission. Sie vertrat unbeirrt die Römische Dogmatik und hielt nichts von Freidenkern.
Die meisten Jesuiten befĂŒrworteten die Hexenprozesse, denen in Altbayern und Schwaben bis zu 1500 Menschen zum Opfer fielen. Es blĂŒhte in Bayern auch in spĂ€teren Zeiten, sogar bis ins 20. Jahrhundert, noch der Handel mit Amuletten und Schluckbildchen mit Darstellungen der Heiligen.
Pfarrer Johannes Chrysostomos Homayr (res. 1668-1688) in Oberhaching beklagte, dass âdie Bauern in ihrem gleichsam heidnischen Leben und Aberglauben in allen Sachen, auch in den Wettern, under welchen sie die TĂŒschtĂŒcher, TrifuĂ und Khörbesen unter den freyen Himmel hinaustragen, das Wetter zu vertreibenâ. KurfĂŒrst Max III. Joseph erlieĂ vor 1746 âdie Landgebott wider den Aberglauben, Zauberey und Hexerei und andere strĂ€fliche TeufelskĂŒnsteâ. Der bekannte Historiker Benno Hubensteiner behauptete, der Geist der damaligen Zeit (Barock) bedeute grob gesprochen eine VerlĂ€ngerung des Mittelalters um 200 Jahre.37
In Bayern entwickelte sich der Widerstand gegen das Luthertum. Die IngolstĂ€dter UniversitĂ€t hatte mit dem Doktor Johannes Eck den ersten VorkĂ€mpfer des Katholizismus in Deutschland.38 âDie theologische FakultĂ€t war jedoch nach dem Tod Johann Ecks 1543 in desolatem Zustand. FĂŒr die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. war es von gröĂtem Interesse die UniversitĂ€t ⊠mit guten, >rechtglĂ€ubigen< Professoren zu besetzen.â Ihnen schien der Orden der Jesuiten âsehr geeignet, die Krise der katholischen Glaubensvermittlung im Land zu beheben.â39
â1549 kamen die ersten drei Patres nach Ingolstadt ... 1556 errichteten achtzehn Jesuiten in Ingolstadt ein neues Kolleg, und drei Jahre spĂ€ter holte sie [Herzog Albrecht V. reg.1550-1579] auch nach MĂŒnchen, so dass der Orden mit einem Schlag stark an Boden gewann.â Der glanzvolle Neubau der Michaelskirche mit Kolleg, Gymnasium und dem Internat fĂŒr arme SchĂŒler hat den âErneuerungswillen des Ordens wie des Herzogs sinnfĂ€llig demonstriertâ. Simon Eck (1514-1574), âder jĂŒngere Stiefbruder des berĂŒhmten Theologen ... ein treuer und unbedingter AnhĂ€nger der alten Kircheâ (Hubensteiner) wurde von Herzog Albrecht zum Kanzler ernannt. 1560 ĂŒbertrĂ€gt der Herzog ihm den >Gebrauch und die Nuzung des Sizs und der BaumgĂ€rten, des Fischwassers, der HofmarkshĂ€ndel und Strafen [Strafgelder]< in der Hofmark Taufkirchen.
1585 ĂŒberlieĂ Albrechts Nachfolger, Herzog Wilhelm V. (1579-1597), dem Jesuitenorden gegen einen jĂ€hrlichen âZĂŒnĂâ von 300 Gulden âein Landguetl zu Taufkirchen mit einem Traid- und KĂŒchendienst, VischwĂ€sserl und Vischzigl, auch im Fahl ir ainer oder mehr schwach wĂŒrde ein Ort, der ihnen sey zur Erhaltung irer Gesundheitâ.
WĂ€hrend das entscheidende Konzil von Trient (1545-1563) noch tagte und schlieĂlich das Zölibat verpflichtend einfĂŒhrte, lebten hier noch Priester in eheĂ€hnlichen VerhĂ€ltnissen. So in Oberhaching Johannes Jungwirt (res. 1561-1571) und Nicolaus Zellermayr (res. 1580-1614). Zellermayr hatte mit seiner Frau sechs Kinder. Wegen etlicher FĂ€lle unziemlichen Verhaltens wurde er zum Kooperator von Unterhaching degradiert.
Bis zum Konzil waren viele Pfarrer auf dem Land (âLeutpriesterâ) schlecht ausgebildet. Oft lernte der Gesellpriester das Notwendigste von seinem Pfarrer. Von Wolfgang Pruckmair aus Oberhaching heiĂt es beim Weiheexamen: âredeat doctior, alias numquam admittendusâ, âer kehre mit mehr Wissen zurĂŒck, sonst wird er niemals zugelassen.â40
Am 20.8.1592 verkaufte dann Herzog Wilhelm die gesamte Hofmark fĂŒr 31.000 Gulden an die Gesellschaft Jesu. Das Engagement des Ordens war dabei in erster Linie darauf gerichtet, Geldmittel fĂŒr seine zahlreichen AktivitĂ€ten in Volkserziehung und Binnenmission zu generieren.
Der Umgriff der Hofmark wurde vom Landesherrn zugunsten der SJ wesentlich erweitert, sodass das Gebiet bereits alle Dörfer mit ihren abgabepflichtigen Bauern umfasste, die heute als Ortsteile die Gemeinde Taufkirchen ausmachen. Dazu kamen noch âLucas Streichers hueb zu NiderhĂ€chingâ und die Waldparzellen in Englberting [Englwarting, heute Gemeinde Brunnthal]. Zur Hofmark gehörten jetzt 17 Höfe, 12 Huben, 19 Lehen, 15 Sölden, 8 HĂ€usl; einschlieĂlich der drei gemeindeeigenen HirtenhĂ€usl und der Schmiede sind das 75 Anwesen. Die ursprĂŒngliche Hofmark Taufkirchen und Westerham hatte lediglich 17 Höfe umfasst.
Hobmair schreibt, es ginge nun âauch die niedere Gerichtsbarkeit auf den Orden ĂŒber, die durch einen [weltlichen] Richter ausgeĂŒbt wird. Er hat nun die ⊠ĂbeltĂ€ter zu bestrafen, die HofĂŒbergabe oder Geldaufnahme zu beurkunden, die Steuern einzuziehen und Streitigkeiten zu schlichten.â41 FĂŒr die Verwaltungs- und Wirtschaftsangelegenheiten untersteht ihm ein Amtmann oder Hofmarksverwalter. Er residiert im Amtshaus nördlich der Dorfwirtschaft. 1738 heiĂt der Richter Dr. Josef Köstle und der Verwalter Johann Philipp Hafner. Der Hofmarksrichter ist fĂŒr Ebersberg und fĂŒr Taufkirchen zustĂ€ndig und hat seinen Sitz in Ebersberg. Es heiĂt: âDas im Jahr 934 von den Grafen von Ebersberg gegrĂŒndete Kollegiatsstift und spĂ€tere Benediktinerkloster wurde nach dem wirtschaftlichen
Der Richter verurteilte 1604 die unverheirateten Georg Frimmer aus Potzham und Barbara Gerbl wegen âLeichtfertigkeitâ, d. h. wegen einer Schwangerschaft. Barbara erhĂ€lt einen Verweis und der rĂŒckfĂ€llige Georg muss 2 Gulden bezahlen.
Hans und Lorenz Wagner aus Oberhaching sowie Leonhard Zellermair mĂŒssen einen Gulden 5 Schilling (S) hergeben, da sie bezecht in Taufkirchen gerauft haben.
Die SJ verwaltete keine Pfarreien und so ĂŒberlieĂ der Orden auch die Seelsorge in Taufkirchen dem Pfarrer von Oberhaching und seinen Kooperatoren. Sie veranstaltete in Taufkirchen sonntags Katechismusunterricht.42 Und die SJ wirkte bei der Auswahl der Kooperatoren fĂŒr Taufkirchen mit. Manche von ihnen waren am Gymnasium des Ordens in MĂŒnchen ausgebildet worden und wohnten auch in der Stadt. Von Lorenz Denneckher, der 1660/61 den Dienst in Taufkirchen und in Unterhaching versah, heiĂt es, er habe sich fĂŒr die Anreise ein Pferd gekauft.
Es wird ĂŒberliefert: âHanns Creutzmair, Forstknecht zu Perckhaim in der Hofmark Taufkirchen, verkauft an Melchior HĂ€rtl, Rektor des Jesuitenkollegs MĂŒnchen, um 70 Gulden ein jĂ€hrliches Ewiggeld in Höhe von 3 Gulden 30 Kreuzern aus seinem Viertel-Hof genannt das Creutzmair-Lechen in Perckhaim.â43
Eine ErlĂ€uterung hierzu lautet: âAufgrund des kirchlichen Verbots der Zinsnahme fĂŒr Kredite entwickelte sich im 13. Jahrhundert das sog. Ewiggeld, eine indirekte, verschleierte Form des Kredits.â44 Rektor HĂ€rtl gab also dem Bauer Creutzmair einen Kredit und der Schuldner musste (ohne Zeitbegrenzung) das Ewiggeld (5 Prozent der Kreditsumme) bezahlen.
Aus dem Jahr 1602 existiert unter dem Titel âLeibzĂŒnĂ der Hofmarch Taufkhirchenâ ein Verzeichnis der Leibeigenen. Anscheinend entsprachen damals alle Bauern diesem Rechtsstatus und unterstanden der âSchollenbindungâ. Sie zahlten jĂ€hrlich 4 Pfennig Leibzins an die jeweiligen âLeibherrenâ (Grundherren) und Steuern an den Staat.
So wird 1606 dem âerwirdig Herr P. Martinus Mayrhoferâ der SJ bestĂ€tigt, dass er die Landsteuer seiner Untertanen in der Hofmark in Höhe von etwa 132 Gulden eingezahlt habe.45 Die Leibeigenen konnten nach dem bayerischen Landrecht von 1616 vor Gericht klagen, leisteten Wehrdienst, waren geschĂ€ftsfĂ€hig und ihre Ehen nach der Erlaubnis der Grundherren vo...