Hofjuden im Abstieg: Der Bankrott der Leffmann-Behrens-Enkel
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Hofjuden im Abstieg: Der Bankrott der Leffmann-Behrens-Enkel

Mit der vollstĂ€ndigen Edition der "Megillah" des Isaak Behrens im jiddischen Original, in Transliteration und Übersetzung

Berndt Strobach, Berndt Strobach

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  1. 363 pages
  2. German
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Hofjuden im Abstieg: Der Bankrott der Leffmann-Behrens-Enkel

Mit der vollstĂ€ndigen Edition der "Megillah" des Isaak Behrens im jiddischen Original, in Transliteration und Übersetzung

Berndt Strobach, Berndt Strobach

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Nach dem Tod des berĂŒhmten Hofjuden Leffmann Behrens in Hannover ĂŒbernahmen seine Enkel dessen Firma, doch wurden sie 1721 ohne Beweise von der kurfĂŒrstlichen Justiz wegen Bankrottbetrugs angeklagt. Sie bekannten auch unter Folter nichts und blieben fĂŒnf Jahre im Kerkerturm. Berndt Strobach prĂ€sentiert den Fall nach dem archivalischen Befund und analysiert ihn in juristischer, ökonomischer und psychologischer Hinsicht.

Einer der beiden Enkel verfasste einen persönlichen Opferbericht auf Jiddisch, der in der Edition von Simon Neuberg im Band enthalten ist. Sie wird begleitet von der ausfĂŒhrlich kommentierten Transliteration sowie der Übersetzung des Autors ins Hochdeutsche. Man gewinnt Einblicke in vormoderne RechtsverhĂ€ltnisse, aber auch in die Lebensweise der jĂŒdischen ökonomischen Elite. Die Megillah-Transliteration bietet die reizvolle Möglichkeit, Erlebnisse in einer Sprache nachzuvollziehen, wie sie ein Jahrtausend lang von deutschen Juden gesprochen wurde.

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Informations

Année
2021
ISBN
9783110721584
Édition
1

1 Einleitung

In dem Beiheft Juden im Recht der Zeitschrift fĂŒr historische Forschung haben Andreas Gotzmann und Stephan Wendehorst 2007 AufsĂ€tze mit einem damals neuen historiografischen Ansatz veröffentlicht, 1 der die RechtsverhĂ€ltnisse der deutschen Juden in der FrĂŒhmoderne und der Sattelzeit differenzierter betrachtet als nur unter dem UnterdrĂŒckungsaspekt von Polizeiordnungen und JustizwillkĂŒr: „Diese [frĂŒher ĂŒbliche] Konzentration auf die Normsetzung der sich konsolidierenden frĂŒhneuzeitlichen Nationalstaaten blendete [
] die Bedeutung von Kaiser und Reich als bedeutende BezugsgrĂ¶ĂŸen jĂŒdischen Lebens weithin aus.“ Dabei spielten Juden z. B. eine wichtige Rolle als prozessfĂŒhrende Rechtssubjekte der Reichsgerichte. Dieses Buch wird etwa zeigen, wie der hildesheimische Judenvorsteher Seckel Nathan sich beim Wiener Reichshofrat Hilfe gegen eine drohende Verhaftung erklagte. 2 Ein anderes Charakteristikum jĂŒdischer RechtsverhĂ€ltnisse erklĂ€rt Karl HĂ€rter in demselben Heft: „Kooperative Organisationen und Eigengerichtsbarkeit erschwerten den strafrechtlichen Zugriff des Staates und verstĂ€rkten die Möglichkeiten, Strafverfolgung und Sanktionen insbesondere auf dem Weg von Supplikationen auszuhandeln.“ 3 Auf die Kriminaljustiz hatten Historiker diesen Forschungsansatz damals noch kaum angewendet. Inzwischen sind z. B. von Vera Kallenberg fĂŒr ihre Dissertation JĂŒdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz 1780–1814 400 Kriminalakten des Frankfurter Stadtarchivs unter der Devise „Die Nichteinheit der jĂŒdischen Geschichte“ ausgewertet worden. 4 Die vorliegende Arbeit wird versuchen, solche neuen Blickwinkel im Auge zu behalten, wenn auch der hier bearbeitete Fall eher Juden als Objekte des geschichtlichen Wirkens obrigkeitlicher MachtausĂŒbung beinhaltet.
Dieses Buch hat sich aus der BeschĂ€ftigung mit Leben und Wirken des HalberstĂ€dter Hofjuden Berend Lehmann (1661–1730) ergeben,5 und zwar ist der Band die betrĂ€chtlich erweiterte und revidierte Neubearbeitung eines VorgĂ€ngerbuches.6
In vielen Äußerungen zur Biografie dieses bedeutenden Vertreters des deutschen Judentums der FrĂŒhen Neuzeit werden Ereignisse erwĂ€hnt und bewertet, die sich von 1720 bis 1726 in Hannover zugetragen haben: Berend Lehmanns Schwiegersohn Isaak Behrens wurde 1720 in Dessau Opfer einer rĂ€uberischen Erpressung, und ein Jahr spĂ€ter wurden er und sein Bruder Gumpert in Hannover beschuldigt, betrĂŒgerisch Bankrott gemacht zu haben, und fĂŒnf Jahre in Kerkerhaft gehalten; Lehmann selbst wurde vorgeworfen, er habe erhebliche Werte aus der Konkursmasse unterschlagen. In der Hofjuden-Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts wurden diese VorgĂ€nge mit wenigen SĂ€tzen erwĂ€hnt; dabei behaupteten zwei judenfeindliche Autoren, dass der Vorwurf des Betruges zu Recht bestehe, wĂ€hrend die Verehrer Berend Lehmanns ihn und seine Hannoveraner Verwandten genauso selbstverstĂ€ndlich in Schutz nahmen. Eine objektive BeschĂ€ftigung mit den zeitgenössischen Dokumenten hatte nie stattgefunden, und so existierte ein weiter Spielraum fĂŒr parteiische Behauptungen.7 Deren Wahrheitsgehalt wird in diesem Buch anhand der Akten untersucht.
Die Megillah, der tagebuchartige Bericht, den Isaak Behrens fĂŒr seine Nachkommen hinterließ, der als Manuskript in der Familie weitervererbt wurde und schließlich in die Bibliothek der UniversitĂ€t Amsterdam gelangte, 8 beschreibt beide Episoden, die dessauische (1720) und die hannoversche (1721–1726) in einer ErzĂ€hlung. Isaak hat sie wohl deshalb zusammengefasst, weil ihm und seinem Bruder in beiden FĂ€llen schweres Unrecht zugefĂŒgt wurde, und so werden auch in dem vorliegenden Buch beide Episoden und ihr Niederschlag, die beiden Teil-Megillot, gemeinsam behandelt.
Das hebrĂ€ische Wort megillah bedeutet „Rolle“. Es wurde speziell angewandt auf die Schriftrolle mit dem biblischen Buch Esther, in dem die Errettung der im persischen Exil lebenden und von Vernichtung bedrohten Juden durch die Königin Esther und ihren Onkel Mardochai geschildert wird.
An Purim, dem karnevalartigen Fest der Erinnerung an die damalige Errettung, lesen fromme Juden diese Ur-Megillah. Isaak Behrens bestimmt ein privates Purim fĂŒr den Jahrestag seiner Haftentlassung, an dem jeweils seine eigene Megillah gelesen werden soll als Geschichte von erlittenem Leid und glĂŒcklicher Errettung.

Archivalische Quellen

Reiches Material ĂŒber beide Episoden fand sich im NiedersĂ€chsischen Landesarchiv Hannover.9 Die Akten fĂŒllen drei ArchivbĂ€nde mit mehr als tausend Seiten. Es sind die BestĂ€nde der „Deutschen Kanzlei in London“, also die Regierungsakten des britischen Königs Georg I., soweit sie sein angestammtes KurfĂŒrstentum Braunschweig-LĂŒneburg (Hannover) betrafen. Dazu gehören die Berichte, die seine hannoverschen Geheimen RĂ€te und die dortige Justizkanzlei nach Westminster schickten, sowie die EntwĂŒrfe seiner Antworten. Wichtige SchriftstĂŒcke, die dort fehlen, so ein akademisches Schlussgutachten und das aus ihm abgeleitete Urteil sowie das Protokoll der Folterung, fanden sich in ganz anderem Zusammenhang, nĂ€mlich dem der Berend-Lehmann-Biografie, im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem. Im NiedersĂ€chsischen Landesarchiv Hannover lagen aber auch die Akten ĂŒber den Mitarbeiter, Konkurrenten und Quasi-Nachfolger der BrĂŒder Behrens, den Hofjuden Michael David.
Vor einigen Jahren hat die Schriftstellerin Dagmar Nick die Geschichte von Leffmann Behrens und seinen unmittelbaren Nachfahren literarisch bearbeitet, und zwar schildert sie das Schicksal von Gumpert und Isaak Behrens auf der Grundlage der Megillah-Übersetzung von Isaak Markus Jost (verfasst 1860, posthum veröffentlicht 1865). Sie hat daneben auch eine Quelle aus dem DĂ€nischen Reichsarchiv, Kopenhagen, ĂŒber Isaaks Leben benutzt, wie es nach Folter und Haft verlief; diese ist hier mitberĂŒcksichtigt worden. An gegebener Stelle wird auf die Problematik von Nicks Darstellung eingegangen werden.10

Stand der Forschung

Es hat ĂŒber die Dessauer und Hannoveraner Ereignisse um die BrĂŒder Behrens bisher keine solide Forschung gegeben. Die Originalakten ĂŒber den Fall hat allem Anschein nach nur Heinrich Schnee in HĂ€nden gehabt;11 das war 1939. Auf den Studien dieses problematischen Historiografen des Hofjudentums kann aber wegen ihrer oberflĂ€chlichen Herangehensweise nicht aufgebaut werden.12 So konnte man sich bisher nur aus sekundĂ€ren Quellen ĂŒber den Fall orientieren. Da gab es einerseits tradiertes Wissen aus der HalberstĂ€dter jĂŒdischen Gemeinde, das von Rabbiner Benjamin Hirsch Auerbach 1866 in seiner Gemeindegeschichte publiziert wurde.13 Er behandelt den hannoverschen Prozess, ĂŒber dem nach seinen Worten
bis jetzt ein geheimnisvolles Dunkel schwebt, das vielleicht die Originalacten aufhellen könnten. Sie [die BrĂŒder Behrens] sollen, wegen Verdachts, einen betrĂŒgerischen Bankerott begehen zu wollen [Sperrung Auerbach] in Criminaluntersuchung genommen worden sein. Allem Anscheine nach hat Neid und Angeberei von untergeordneten Behörden, die nicht mehr wie frĂŒher geschmiert wurden, dieses Schicksal zumindest mit herbeigefĂŒhrt.
Als seine Quelle erwĂ€hnt Auerbach den mĂŒndlichen Bericht eines Hannoveraner Bekannten.
Eine zweite Quelle war zuverlĂ€ssiger und umfangreicher: Es war die Jostsche Übersetzung der Megillah. Beide FĂ€lle, der Dessauer wie der hannoversche, wurden durch sie im Einzelnen nachvollziehbar, wenn auch noch bruchstĂŒckhaft und einseitig aus der Opferperspektive.
Im Jahre 1885 veröffentlichte der Dresdner Rechtsanwalt und Politiker Emil Lehmann eine Schrift von 74 Seiten ĂŒber seinen Ur-ur-urgroßvater Berend Lehmann, in der er den Konkurs der Behrens’ und Berend Lehmanns finanzielle Verluste durch ihn kurz erwĂ€hnt, aber nicht bewertet.14 Wichtig fĂŒr unseren Zusammenhang ist, dass er Archivdokumente aus dem Verfahren veröffentlichen konnte; und zwar hatte er von der israelitischen Gemeinde Frankfurt a. M. zwei in der Sache Behrens an seine hannoverschen Beamten gerichtete Reskripte König Georgs I. zur VerfĂŒgung gestellt bekommen.
Einen kleinen Schritt weiter kam das Wissen ĂŒber beide Leidensepisoden 1908 durch die Publikation von Dokumenten aus der Geschichte der hannoverschen Juden durch den Rabbiner Mendel Zuckermann.15 Sie enthielt vier SchriftsĂ€tze, die unseren Fall betreffen, nĂ€mlich einen Brief König Georgs I. an FĂŒrst Leopold I. von Anhalt-Dessau, in dem er scharf gegen die Verhaftung und Beraubung Isaaks, 1720, protestierte, weiterhin einen der anklagenden Briefe, die Berend Lehmann 1724 an Georg I. schrieb, um seine Verwandten vor einer zweiten Folterung zu bewahren. Da war weiterhin ein Brief, der 1722 von dem Bankier Josef Oppenheimer an Georg I. ging; in ihm verlangte der Schwager der Behrens’, man möge ihm bei der Versteigerung des angestammten Hauses der Familie in der hannoverschen Neustadt den Erwerb dieser Immobilie erlauben. Es schloss sich die positive Antwort des Königs an Oppenheimer an (leider nur scheinbar sein letztes Wort in der Haus-Sache).
Josef Meisl, in den 1920er Jahren Archivar der Berliner jĂŒdischen Gemeinde und nach seiner Emigration GrĂŒnder der Central Archives For the History of the Jewish People in Jerusalem, wertete in einem Zeitschriftenartikel von 1924 ebenfalls nicht, sondern erwĂ€hnte nur, dass die Behrens’ „wegen betrĂŒgerischen Bankrotts angeklagt“ wurden.16
Als Selma Stern nach dem Ersten Weltkrieg ihre judaistischen Forschungen aufnahm, beschĂ€ftigte sie sich hauptsĂ€chlich mit den Juden in Brandenburg/Preußen, deshalb kam der hannoversche Fall Behrens nicht in ihr Blickfeld. Als sie in der amerikanischen Emigration in den 1940er Jahren ihr Werk ĂŒber die Hofjuden schrieb, begegnete sie ihm sehr wohl, natĂŒrlich im Zusammenhang mit Berend Lehmann. Zugang zu der Menge der noch nicht publizierten Archivalien hatte sie allerdings nicht, deshalb urteilte sie aus dem Kenntnisstand von 1920 ĂŒber den Fall, allerdings auch mit der spĂŒrbaren Tendenz, den durch den Jud-SĂŒĂŸ-Roman Lion Feuchtwangers (1925), die Hofjuden-SchmĂ€hschrift des Nationalsozialisten Peter Deeg (1938) sowie vor allem den Jud-SĂŒĂŸ-Film von Veit Harlan (1940) verunglimpften Typus „Hofjude“ wieder positiv zu besetzen. So ging sie wie vor ihr Auerbach – ungeprĂŒft – wieder von der Unschuld Berend Lehmanns und der Behrens-BrĂŒder aus.17 Im 10. Kapitel ihres Buches, das sie „Schicksale“ ĂŒberschreibt, schildert sie beide Episoden hauptsĂ€chlich auf der Grundlage der Megillah-Übersetzung Josts. Sie bewertet die hannoverschen VorgĂ€nge als „grausames und widerrechtliches Verfahren“, wobei sie Berend Lehmanns schon erwĂ€hnten Brief an Georg I. (Dok 22) zitiert und dessen gutgemeinte, aber parteiische Beurteilung ĂŒbernimmt.
Nachdem deutlich geworden war, dass Stern die Akten genauso wenig kannte wie der einzige Berend-Lehmann-Monograf, der Franzose Pierre Saville, und dass Schnee die Akten nur oberflĂ€chlich und selektiv benutzt hatte (auf diese Autoren wird in Kap. 3.6.1 der vorliegenden Arbeit zurĂŒckzukommen sein), war klar, dass weitgehend Neuland zu erforschen war. FĂŒr die Vorgeschichte gab es allerdings die vorbildlich recherchierte Leffmann-Behrens-Monografie von Bernd Schedlitz. 18

Zielsetzung

Das Material gewĂ€hrt Einblicke in verschiedener Richtung, in die Machtstruktur eines Staates des Barock-Abschnitts der FrĂŒhen Neuzeit mit deutlich absolutistischen ZĂŒgen, in das Rechtsdenken und die Rechtspraxis jenes Staates, in interterritoriale Rechtsbeziehungen im Alten Reich bis hin zum Kaiserlichen Reichshofrat in Wien, in wichtige WirtschaftsvorgĂ€nge der Zeit um 1700 (die Zeit erster Banknoten, Aktiengesellschaften und BörsenkrĂ€che), in die LebensverhĂ€ltnisse vornehmer Juden und – am wichtigsten – in die MentalitĂ€ten von jĂŒdischen und christlichen Individuen und Gruppen einige Jahrzehnte vor dem Beginn der Judenemanzipation.
Es stellte sich heraus, dass Berend Lehmann einen so hohen Anteil an den Hannoveraner Ereignissen hatte,19 dass aus dem vorliegenden Buch ein neues Kapitel seiner Biografie entstand, das auch sein Charakterbild um einiges ergĂ€nzt.20 Als Nebenprodukte ergeben sich außerdem AnsĂ€tze zu den Biografien zweier noch kaum historiografisch behandelter, nicht unbedeutender jĂŒdischer Unternehmer, nĂ€mlich des Hildesheimer Gemeindevorstehers Seckel Nathan und des hannoverschen Hofjuden Michael David. Auch den Biografien bedeutender christlicher Politiker der Zeit konnten in diesem Buch wesentliche ZĂŒge hinzugefĂŒgt werden (König Georg I., Graf Andreas Gottlieb von Bernstorff, FĂŒrst Leopold I. von Anhalt-Dessau).
Die Megillah des Isaak Behrens, bisher im Druck nur zugĂ€nglich in der veredelnden Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert, wird hier – die Arbeit Simon Neubergs – zum ersten Mal in hebrĂ€ischen Lettern gedruckt, sie wird außerdem in lateinische Schrift transkribiert und ausfĂŒhrlich kommentiert. Damit wird dem nicht eben umfangreiche...

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