IdentitÀt: Christ. Orientierung: schwul. Lebensstil: enthaltsam.
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IdentitÀt: Christ. Orientierung: schwul. Lebensstil: enthaltsam.

Wesley Hill

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IdentitÀt: Christ. Orientierung: schwul. Lebensstil: enthaltsam.

Wesley Hill

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Wesley Hill ist schwul. Von seiner Teenagerzeit an fĂŒhlt er sich von MĂ€nnern angezogen. Doch er ist ĂŒberzeugt, dass HomosexualitĂ€t nicht Gottes ursprĂŒnglicher schöpferischer Absicht fĂŒr die Menschheit entspricht, und hat sich deshalb entschieden, sexuell enthaltsam zu leben. In großer Offenheit und Ehrlichkeit erzĂ€hlt Hill von seinen inneren KĂ€mpfen mit Einsamkeit und Scham und von seiner Sehnsucht nach erfĂŒllenden Beziehungen und Angenommen-Sein. Seine intensives Nachdenken und theologisches Reflektieren bewirken einen Perspektivwechsel, der Hill auf den Weg bringt, seine wahre IdentitĂ€t zu erkennen.Doch die Frage bleibt: Gibt es innerhalb der christlichen Gemeinden einen Platz fĂŒr Menschen wie ihn?

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Informations

Auftakt

Reingewaschen. Wartend.

Kapitel 1

Von einer Geschichte geprÀgt leben

Da ich in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen bin und anschließend ein christliches College besucht habe, dauerte es nicht lange, bis ich entdeckte, dass die christliche Kirche eine ziemlich unbeliebte Position im Hinblick auf HomosexualitĂ€t bezieht. Über die Jahrhunderte hinweg, so stellte ich fest, hat die Kirche geglaubt und gelehrt, dass homosexuelles Verhalten Gottes Wunsch fĂŒr menschliches Leben zuwiderlĂ€uft. Und selbst wenn wir berĂŒcksichtigen, dass wir inzwischen wissen, dass einige Menschen eine geradezu unverĂ€nderliche „homosexuelle Orientierung“ besitzen, hat dennoch in den letzten Jahren der Großteil der Kirche – katholisch, orthodox und protestantisch – weiterhin behauptet, dass ausgelebte HomosexualitĂ€t nicht im Einklang mit Gottes Willen sei. Homosexuellen GefĂŒhlen und homosexuellem Begehren entsprechend zu handeln, stehe im Widerspruch zu Gottes Entwurf fĂŒr menschliches Gedeihen.1
Anfangs gelangten Christen zu dieser Position, indem sie die Bibel lasen. Dasselbe gilt auch fĂŒr die Kirche heute. Das alttestamentliche Buch 1. Mose (Kapitel 1–3) zusammen mit Jesu Lehre im Hinblick auf Ehescheidung (MatthĂ€us 19,3–9; Markus 10,6–8) stellen die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als den von Gott gegebenen Kontext fĂŒr den menschlichen Ausdruck von SexualitĂ€t dar. Das schließt ausgelebte HomosexualitĂ€t prinzipiell aus.
Wenn Israels Gesetz das Thema von Geschlechtsverkehr zwischen zwei MĂ€nnern explizit behandelt, erklĂ€rt es diesen fĂŒr völlig inakzeptabel: „Und bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt: Ein GrĂ€uel ist es“ (3. Mose 18,22).
An der einen Stelle, wo 1. Mose gleichgeschlechtliche Erotik erwĂ€hnt, stellt es diese als ein ungeheuerliches Beispiel der moralischen Verderbtheit dar, in die die StĂ€dte Sodom und Gomorra herabgesunken waren. Als zwei Engel kommen, um Abrahams Neffen Lot bei ihm zu Hause in Sodom zu besuchen, kommt eine gewalttĂ€tige Gruppe von MĂ€nnern. Sie nehmen fĂ€lschlicherweise an, die Besucher seien menschliche MĂ€nner und fordern, dass Lot sie mit den Engeln Sex haben lĂ€sst (1. Mose 19,1–11).
Die GrĂŒndungsdokumente des Christentums, die BĂŒcher des Neuen Testaments, weichen nicht von der negativen Beurteilung homosexuellen Verhaltens ab, die wir im Alten Testament finden. Die Evangelien berichten von Jesu Lehre darĂŒber, dass eine Ehe aus einem feierlichen Bund zwischen einem Mann und einer Frau in ErfĂŒllung von Gottes ursprĂŒnglichem Schöpfungsentwurf besteht. Die frĂŒhe Gemeinde in Jerusalem lehrte dasselbe. Ihre Apostel und Ältesten schrieben einen Brief an die Gemeinde in Antiochia, in welchem sie diese dazu drĂ€ngten, gemĂ€ĂŸ den Vorschriften aus 3. Mose 18 zu leben – „Dass sie sich enthalten [
] von Unzucht“, sagten sie (Apostelgeschichte 15,20.29). Dadurch deuteten sie an, dass die alttestamentliche Bestimmung gegen homosexuellen Geschlechtsverkehr auch nach dem Kommen Jesu und des Heiligen Geistes noch in Kraft war.
Paulus folgte dem Beispiel seiner jĂŒdischen Erziehung und dem der entstehenden christlichen Gemeinschaften, die er besuchte. Er stellte homosexuelle Verbindungen als etwas dar, das sich außerhalb der Grenzen von Gottes Willen fĂŒr seine neue Menschheit, die Kirche, befand. MĂ€nner, die HomosexualitĂ€t praktizieren, werden Gottes Reich nicht erben, so warnte er die Korinther schonungslos (1. Korinther 6,9.10; siehe 1. Timotheus 1,8–11). Und in einem seiner bedeutendsten Briefe, dem Römerbrief, wĂ€hlte er homosexuelle AktivitĂ€t als ein anschauliches Bild fĂŒr heidnischen Götzendienst und Unglauben (1,18–32).
Auf der Grundlage von Texten wie diesen hat die christliche Kirche konsequent und wiederholt Nein zu ausgelebter HomosexualitĂ€t gesagt. Die römisch-katholische Kirche formulierte ihr Nein in dem 1986 verfassten vatikanischen Schreiben zu HomosexualitĂ€t folgendermaßen:
Einzig und allein in der Ehe [zwischen einem Mann und einer Frau] kann der Gebrauch der Geschlechtskraft moralisch gut sein. Deshalb handelt eine Person, die sich homosexuell verhÀlt, unmoralisch.
Sich einen Partner gleichen Geschlechts fĂŒr das sexuelle Tun auswĂ€hlen, heißt, die reiche Symbolik verungĂŒltigen, die Bedeutung, um nicht von den Zielen zu sprechen, des Plans des Schöpfers bezĂŒglich der Geschlechtlichkeit des Menschen. [
] wenn sie [homosexuelle Personen] sich jedoch auf homosexuelles Tun einlassen, bestĂ€rken sie in sich selbst eine ungeordnete sexuelle Neigung [
].
Wie es bei jeder moralischen Unordnung der Fall ist, so verhindert homosexuelles Tun die eigene ErfĂŒllung und das eigene GlĂŒck, weil es der schöpferischen Weisheit Gottes entgegensteht.2
Eine evangelikale Gemeinde, die ich einige Jahre lang besuchte, brachte in einem Positionspapier einen Àhnlichen Standpunkt zum Ausdruck:
Wir glauben, dass HeterosexualitĂ€t Gottes geoffenbarter Wille fĂŒr die Menschheit ist. Da Gott liebevoll ist, bildet ein keusches und treues Ausleben dieser Orientierung (egal ob als Single oder Verheirateter) das Ideal, zu dem Gott alle Menschen aufruft.
Wir glauben, dass eine homosexuelle Orientierung eine Folge dessen ist, dass die Menschheit in einen sĂŒndigen Zustand gefallen ist, der jede Person durchdringt. Egal, welche biologischen oder familiĂ€ren Wurzeln der HomosexualitĂ€t möglicherweise entdeckt werden, glauben wir nicht, dass sie homosexuelles Verhalten genehmigen oder entschuldigen wĂŒrden. Dennoch wĂŒrden sie unser Erbarmen fĂŒr diejenigen und unsere Geduld mit denjenigen stĂ€rken, die darum ringen, frei von sexuellen Versuchungen zu werden.
Wir glauben, dass es Hoffnung gibt fĂŒr Menschen mit einer homosexuellen Orientierung. Jesus Christus bietet eine heilsame Alternative, in der die Macht der SĂŒnde gebrochen wird und der Mensch frei wird, seine wahre IdentitĂ€t in Christus und in der Gemeinschaft seiner Kirche zu erfahren.
Wir glauben, dass diese Freiheit durch einen Prozess erlangt wird, der einschließt, dass man homosexuelles Verhalten als SĂŒnde erkennt [und] das Ausleben von homosexuellen Verhaltensweisen aufgibt.3
Mit anderen Worten: Denjenigen unter uns, die wissen, dass sie schwul oder lesbisch sind, und die dennoch Christus nachfolgen und Teil der Glaubensgemeinschaft sein sowie die Forderung des Evangeliums nach Heiligkeit ausleben wollen – denjenigen unter uns, die Christen sind, Mitglieder der Kirche Christi, und die sich zu Personen ihres eigenen Geschlechts hingezogen fĂŒhlen –, denen sagt die Kirche: „Du darfst nicht deinen Anziehungen entsprechend handeln.“
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Ich möchte Sie nicht vor den Kopf stoßen, meine Herren, aber auch die Kirche ist wie ein Chef. Du sollst das und das tun. Du bist nicht frei, eine Erfahrung zu machen. Ein Mann muss treu und bescheiden und gehorsam sein. Er muss die Gesetze befolgen, ganz gleich, was die Gesetze sein mögen.
Alan Paton, Denn sie sollen getröstet werden4
Manchmal können das Gewicht des biblischen Zeugnisses und die traditionelle Lehre der Kirche gegen ausgelebte HomosexualitĂ€t fĂŒr mich und viele andere ziemlich wenig ĂŒberzeugend wirken. Die Bibelpassagen und die Aussagen des Vatikans und anderer Gemeindeleiter erscheinen einfach nicht triftig genug, um schwule und lesbische Menschen davon abzuhalten, in homosexuellen Beziehungen nach sexueller ErfĂŒllung zu suchen. TatsĂ€chlich sind sie nicht nur nicht triftig; diese biblischen Texte und christlichen ErklĂ€rungen wirken ĂŒberholt, vielleicht sogar grausam und in jedem Fall nicht wirklich praktikabel oder erreichbar.
Ein Grund dafĂŒr ist: Falls es wirklich wahr ist, dass Gott gegen homosexuelle AktivitĂ€t ist, dann sind Tausende von Menschen, die Gott gefallen wollen, von Anfang an zum Scheitern verdammt. Denn es kann geradezu unmöglich erscheinen, dass irgendjemand die ganze Zeit vollstĂ€ndig enthaltsam lebt – ganz zu schweigen von homosexuellen Christen, die kein legitimes Ventil fĂŒr ihre sexuellen Energien haben. Stellt Gott nicht schwulen und lesbischen Christen vom Startschuss an eine Falle, sodass sie scheitern mĂŒssen?
KĂŒrzlich war ich unterwegs, um ein paar Freunde aus dem College zu besuchen. Dabei verbrachte ich einen Sonntag in Philadelphias Innenstadt. Nachdem ich einen Morgengottesdienst besucht hatte, fuhr ich durch „Gayborhood“, ein Stadtviertel von Philadelphia, das – wie der Name sagt – fĂŒr seine schwulenfreundlichen Etablissements bekannt ist. Es lag kaum drei oder vier Straßen entfernt von der traditionellen, konservativen Gemeinde, die ich gerade mit meinen Freunden besucht hatte.
Der Sommermorgen verwandelte sich in einen strahlenden, warmen Nachmittag. WĂ€hrend ich meinen Kopf aus dem Autofenster streckte, konnte ich Regenbogenflaggen von einem Buchladen in einem roten Backsteinhaus flattern sehen und Musik aus den offenen TĂŒren einiger Bars schmettern hören. Was mĂŒsste passieren, fragte ich mich still, damit die Leute, die in dieser Straße abhĂ€ngen, sich in der Gemeinde wohlfĂŒhlen wĂŒrden, in der ich gerade den Gottesdienst besucht hatte? WĂŒrden sie den Eindruck gewinnen, dass ihr Lebensstil ihre Schuld derartig groß gemacht hatte, dass Gottes Gnade und Vergebung nun außer Reichweite wĂ€ren? WĂŒrden manche von ihnen ihre Hoffnung aufgeben, wenn sie hörten, dass sie als Christen aufhören mĂŒssten, ihre homosexuellen GefĂŒhle auszuleben?
Nehmen wir einmal an, eine schwule oder lesbische Person wĂŒrde in die Gemeinde kommen wollen, um zu versuchen, irgendeine Form von SpiritualitĂ€t zu praktizieren, um zu versuchen, Gott zu finden – was dann? Einmal sagte eine sich abmĂŒhende lesbische Frau: „Es ist einfach zu schwierig zu versuchen, gleichzeitig Lesbe und Christin zu sein. Ich schaffe es einfach nicht, der Versuchung zu widerstehen. Das bedeutet, dass ich nie in der Lage sein werde, das Leben zu fĂŒhren, das Gott fĂŒr mich will. Ich werde in lesbische Verhaltensweisen zurĂŒckfallen und das wird das Ende meines Bestrebens sein, christliche SpiritualitĂ€t zu praktizieren.“ Es wirkt auf viele lesbische und schwule Leute so, als könnte oder wĂŒrde Gott nicht alle homosexuellen Handlungen vergeben. Aus diesem Grund erscheinen die Reinheitsanforderungen nicht realisierbar.
Es gibt andere GrĂŒnde dafĂŒr, dass das traditionelle Nein der Kirche zu ausgelebter HomosexualitĂ€t nicht ĂŒberzeugend wirkt. Einer davon ist folgender: Es scheint einfach untypisch fĂŒr die christliche Botschaft von Liebe, Gnade und Leben in FĂŒlle. Hin und wieder denke ich, wie seltsam es ist, ĂŒber das Evangelium – die „frohe Botschaft“ des christlichen Glaubens – zu sprechen und im selben Atemzug etwas zu fordern, das mein GlĂŒck zertreten wĂŒrde. Enthaltsamkeit von homosexuellen Partnerschaften und homoerotischen Leidenschaften und AktivitĂ€ten wĂ€re solch eine Forderung. Wenn das Evangelium voller Hoffnung und Verheißung ist, dann muss es doch gewiss gutheißen – oder zumindest nicht dagegen sein –, dass Leute liebevolle, gleichgeschlechtliche Beziehungen eingehen, die sich erotisch ausdrĂŒcken. Wie kann das Evangelium gegen Liebe sein?
Manchmal wirkt es so, als wĂŒrden wir schwulen und lesbischen Christen auf unfaire Weise von der Kirche fĂŒr besonders harsche Anforderungen ausgesondert. Welche andere Gruppe in der heutigen Gesellschaft konfrontiert die Kirche schließlich so direkt und scharf wie homosexuelle Menschen? Heterosexuellen steht zumindest die Option Ehe offen und damit die Möglichkeit, ihre sexuellen Triebe zu befriedigen. FĂŒr homosexuelle Christen existiert keine solche Möglichkeit. Sofern nicht unsere Orientierung umgekehrt wird – mit anderen Worten: sofern wir nicht heterosexuell werden –, wird schwulen und lesbischen Christen keine Hoffnung geboten, dass sie jemals in der Lage sein werden, ihre tiefsten sexuellen SehnsĂŒchte zu erfĂŒllen.
Ich las einmal das Zeugnis eines schwulen Christen aus Großbritannien. Er hatte eine Weile versucht, enthaltsam zu leben, und stellte fest, dass es undurchfĂŒhrbar war. Er erlebte „GlĂŒcksstrĂ€hnen“, wĂ€hrend der er der Versuchung fĂŒr Wochen am StĂŒck widerstand und seine Hoffnungen stiegen. Bis der sprichwörtliche Damm brach und er sich selbst dabei ertappte, wie er auf der Straße nach einem One-Night-Stand Ausschau hielt. Jedes Mal fĂŒhlte er sich anschließend elend wegen seiner SchuldgefĂŒhle. Seine Lösung fĂŒr diesen Kreislauf aus SĂŒnde – SchuldgefĂŒhl – Buße bestand darin, sich als homosexueller Christ zu outen und eine monogame sexuelle Verbindung einzugehen.
Ich muss gestehen, dass ich VerstĂ€ndnis fĂŒr diese Lösung habe. In vielen langen, einsamen NĂ€chten, wenn meine SehnsĂŒchte nach schwulem Sex ĂŒberwĂ€ltigend scheinen, denke ich: „Es gibt einen einfachen Weg aus dieser Frustration. Ich könnte mir einen schwulen Partner suchen. Der lange Kampf, der Versuchung zu widerstehen, wĂ€re vorbei.“ Immer und immer wieder Nein zu einer meiner tiefsten, stĂ€rksten und am hĂ€ufigsten wiederkehrenden SehnsĂŒchte zu sagen, erscheint mir oft abwechselnd unmöglich und nicht wĂŒnschenswert. Wenn die sexuelle Orientierung eines schwulen Christen so fix und tief sitzend ist, dass wenig Hoffnung besteht, sie zu Ă€ndern – sollte man wirklich von ihm oder ihr erwarten, ihr ein Leben lang zu widerstehen?
Alles in unserer Kultur sagt uns, dass das biblische Zeugnis und das Nein der Kirche zu ausgelebter HomosexualitĂ€t lĂ€stig, repressiv, erdrĂŒckend und vielleicht sogar leicht sadistisch ist. Sexuell aktiv zu sein, ist der Weg, sich am lebendigsten zu fĂŒhlen – vollkommen, wahrhaft und wunderschön Mensch zu sein. Das sagt ein Chor einflussreicher Stimmen. Und wenn das fĂŒr heterosexuelle Menschen der Fall ist, dann gilt das gewiss auch fĂŒr die, die homosexuell sind. Wenn schwule und lesbische Menschen sich selbst das VergnĂŒgen versagen, sexuell aktiv zu sein, werden sie dann nicht letztlich ein ausgedörrtes und zusammengeschrumpftes Leben fĂŒhren? Wenn die Kirche von schwulen und lesbischen Christen verlangt, auf homosexuellen Sex zu verzichten, entmenschlicht sie das nicht irgendwie?
Ich höre und lese Ă€hnliche Aussagen auch von Christen, nur in eine theologische Tonart transponiert. 1. Mose zufolge „ist [es] nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (1. Mose 2,18), erinnern uns diese Christen. Außerdem tadelte Jesus religiöse Leute heftig, die „schwere und schwer zu tragende Lasten zusammen[binden] und sie auf die Schultern der Menschen [legen]“ (MatthĂ€us 23,4). Er sagte, sein „Joch ist sanft, und [s]eine Last ist leicht“ (MatthĂ€us 11,30). Gewiss bedeutet das, dass kein schwuler oder lesbischer GlĂ€ubiger ohne einen Partner durchs Leben ...

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