Schwierige Personalentscheidungen fÀllen: Mitarbeiter entlassen oder nicht?
// Von Simone Janson
Personaler stehen immer wieder vor der schwierigen Entscheidung, Mitarbeiter entlassen zu mĂŒssen. Oder gibt es Alternativen? Erfahren Sie hier, wie Sie systematisch zu einer Entscheidung gelangen, ohne hinterher sagen zu mĂŒssen: âDas hĂ€tte ich besser wissen mĂŒssen!â
Nehmen Sie sich Zeit fĂŒr Ihre Entscheidung
Entscheidungen mĂŒssen Sie stĂ€ndig treffen. Manche fallen Ihnen leichter, andere können Ihnen den Schlaf rauben. Wenn Entlassungen anstehen, sind die Entscheidungen hĂ€ufig besonders schwierig.
Sie sollen in Ihrer Abteilung zehn Prozent der Kosten einsparen. Und wissen: Bei den Sachmitteln ist nichts mehr drin! Nun grĂŒbeln Sie unter Zeitdruck: Sparen bei den Mitarbeitern? Jemanden entlassen? Wen? Weniger Gehalt fĂŒr alle? Viele Ihrer Entscheidungen haben weitreichende Konsequenzen, fĂŒr die Sie verantwortlich sind. Daher: ĂŒberdenken Sie Entscheidungen sorgfĂ€ltig.
Fehlentscheidungen vermeiden
WĂŒrde ich gerne, leider fehlt mir oft die Zeit, werden Sie sagen. Das ist nicht nur bei Ihnen so. Business Objects, eine Anbieterin von Business Intelligence Lösungen und Business Week Research Services veröffentlichten dazu eine Studie.
Diese bestÀtigt: Von 675 befragten Managern in Europa und den USA treffen zwei Drittel jede zweite Entscheidung spontan und intuitiv. Aber: 77 Prozent der Manager geben auch hÀufige Fehlentscheidungen zu. Und diese können Unternehmen Millionen kosten.
Doch gute Entscheidungen auch unter Zeitdruck zu treffen kann man lernen. ZunĂ€chst mĂŒssen Sie sich dazu die Techniken erarbeiten. Mit der Zeit laufen die Prozesse in Ihrem Kopf dann automatisch ab und Sie können besser, schneller und erfolgreicher entscheiden.
9 typische Probleme beim Entscheiden â und die richtige Lösung gleich dazu: |
Problem: | Lösung: |
Ich wÀlze die Gedanken oft ohne Ergebnis hin und her. | Visualisieren Sie Ihre Gedanken schriftlich |
Viele Entscheidungen sind so komplex, dass ich gar nicht weiĂ wo anfangen. | Machen Sie sich die Vorgaben klar, dann Schritt fĂŒr Schritt weiter. |
Meist habe ich gar keine Zeit, ausreichend ĂŒber das Problem nachzudenken. | Ăben Sie mit Zeitdruck umzugehen. Wenden Sie Erste-Hilfe an. |
Schwere Entscheidungem schiebe ich gerne auf, sehe alles zu negativ oder blockiere mich auf Àhnliche Weise. | Machen Sie sich klar, was Sie emotional bei Ihrer Entscheidung blockiert. |
Mir fallen einfach keine Alternativen ein. | Wenden Sie KreativitÀts-techniken an und finden Sie so brauchbare Alternativen. |
Ich benötige hÀufig mehr Informationen, | Recherchieren Sie relevante Informationen |
Ich ĂŒberdenke stĂ€ndig Kon-sequenzen und Alternativen â ohne Ergebnis! | Rechnen Sie alles durch, dann bekommen Sie ein konkretes Ergebnis. |
Ich kann Entscheidungen oft nicht umzusetzen â gerade mit anderen. | Seien Sie konsequent und setzen Sie Hilfsmittel ein. |
5 Schritte zu einer optimalen Entscheidung
Erstaunlich, dass viele Menschen nicht schriftlich denken. Da wird eine Entscheidung im Kopf hin- und hergewĂ€lzt oder auch mal eine Pro- und Contra-Liste geschrieben, doch alles Schwarz-auf-WeiĂ aufzu-schreiben, das tun die wenigsten, so der bekannte MĂŒnchener Coach Gitte HĂ€rter. TatsĂ€chlich entscheiden Sie leichter, wenn Sie alles visuell vor sich haben. Lernen Sie die Techniken dafĂŒr.
Beachten Sie: Je nach Tagesform oder KomplexitĂ€t der Entscheidungen ist Ihr Vorgehen anders. Einmal entscheiden Sie gleich spontan aus dem Bauch, weil Sie die nötigen Erfahrungen haben, ein anderes Mal analysieren Sie alles. Reine Bauch- oder Kopfmenschen gibt es kaum, also stecken Sie sich nicht selbst in diese Schubladen, sondern seien Sie offen fĂŒr neue AnsĂ€tze.
Schritt 1: Sich den Rahmen klar machen
Sie treffen jede Entscheidung im Rahmen bestimmter Parameter. Dazu gehören Gegebenheiten, die schon vorher da waren und vielleicht Ihre Entscheidung erst nötig machen (zum Beispiel wirtschaftliche Probleme Ihres Unternehmens), aber auch Vorgaben wie Zeitraum und Ziel, die Sie nicht aus den Augen verlieren dĂŒrfen.
In den Rahmen gehören auch persönliche Faktoren
Das sind zum Beispiel Ihre Charaktereigenschaften und persönlichen Erfahrungen, die Ihre Entscheidungen auch unbewusst beeinflussen. Sie wissen selbst am besten, wie Ihr Charakter angelegt ist. Richten Sie danach Ihre persönlichen Parameter aus.
Beispiel: Wenn Sie lieber rational entscheiden, sollten Sie dafĂŒr sorgen, dass Sie Zeit haben, um die Fakten zu analysieren. Wenn Sie ad hoc eine Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen mĂŒssten, wĂ€ren Sie sicher unzufrieden mit dem Ergebnis.
Bedenken Sie: Nur wenn sie sich selbst weitgehend treu bleiben, können Sie Ihre Entscheidung auch vor sich und anderen vertreten.
Visualisieren Sie Ihren Entscheidungsrahmen
Sinnvoll ist ein ĂŒbersichtliches Schema, damit Sie wĂ€hrend des gesamten Entscheidungsprozesses prĂ€sent haben, um was es geht. Fragen Sie sich ehrlich: Welche Voraussetzungen sind unverĂ€nderbar gegeben? Wie muss das Ergebnis sein? Aber auch: Welche Faktoren sind fĂŒr mich persönlich unabdingbar? FĂŒllen Sie einen solchen Rahmen mit eigenen Parametern:
ĂuĂere Faktoren:
- Es geht um das Wohl der Firma
- Mein Vorgesetzter will es so
- Der Firma geht es wirtschaftlich schlecht
- Ich muss mich in einer Woche entscheiden
- Es mĂŒssen 10 % Einsparungen herauskommen
Persönliche Faktoren:
- Meine Position darf nicht gefÀhrdet werden
- Ich entscheide gerne analytisch-rational
- Ich bin eher auf Sicherheit denn auf Risiko aus
- Ich habe in einer Àhnlichen Situation schlechte Erfahrungen mit dieser Lösung gemacht
Schritt 2: Zeitdruck und andere Blockaden ĂŒberwinden
NĂ€chste Woche sollen Sie Ihre EinsparvorschlĂ€ge auf den Tisch legen â und Sie fĂŒhlen sich damit unter Zugzwang. Dabei ist der Druck oft kleiner, als Sie denken. In vielen Situationen bleibt Zeit genug, strukturiert zu ĂŒberlegen â es kommt nur darauf an, wie Sie mit dem Stress umgehen!
Trainieren Sie die Techhniken zur Entscheidungsfindung in unstressigen Situtationen. Je mehr Ăbung Sie haben, desto besser können Sie unter Druck damit umgehen.
Wenn Sie mehr Zeit zum Entscheiden brauchen
Fragen Sie nach dem Grund des Zeitdrucks. Wer macht Ihn? Warum? Was spricht dagegen, die Entscheidung in Ruhe zu fĂ€llen? Sprechen Sie mit den Verursachern. FĂŒhren Sie Argumente an, warum Sie fĂŒr Ihre Entscheidung mehr Zeit brauchen. Sie können etwa sagen: Ich muss zunĂ€chst alle wichtigen Fakten kennen, um mich optimal zu entscheiden.
HĂ€ufig zeigt sich, dass die Entscheidung doch nicht so dringend ist, wie zunĂ€chst gedacht. Falls es aber doch brennt, gibt es einige SoforthilfemaĂnahmen:
Erste Hilfe im Notfall:
- Behalten Sie einen klaren Kopf. Gehen Sie die einzelnen Schritte dieser Liste durch.
- Nehmen Sie Zeit fĂŒr sich. Alleine. Wenigstens fĂŒnf Minuten. Nicht diskutieren und Zeit verschwenden! Machen Sie klar: Sie brauchen die Pause, um optimal zu entscheiden und das ist auch notwendig fĂŒr das Wohl der Firma!
- Wie entscheiden Sie sich spontan? Entscheidet Ihr Kopf oder Bauch? Schreiben Sie es auf.
- Analysieren Sie rational: Worum geht es bei der Entscheidung konkret, wer und was ist betroffen?
- Bringen Sie Ihre spontanen GefĂŒhle mit dem Ergebnis Ihrer Ăberlegungen zusammen: Wie entscheiden Sie sich jetzt, nach der Analyse?
Unsicherheit ĂŒberwinden
Zeitdruck ist nur ein Faktor, der Sie hemmen kann. TagtĂ€glich mĂŒssen Sie mit Ihren Entscheidungen VerĂ€nderungen herbeifĂŒhren. Gewohntes aufzugeben, kann unsicher machen. UnterdrĂŒcken Sie Ihre GefĂŒhle nicht einfach, sondern halten Sie sie schriftlich fest â positive wie negative. Denn: Auch positive Empfindungen können Ihre Entscheidung âvernebelnâ, wenn Sie Konsequenzen zu optimistisch beurteilen.
Wichtig ist, dass Sie ein möglichst umfassendes Bild von Ihrer GefĂŒhlslage im Hinblick auf die anstehende Entscheidung bekommen. Erst die Analyse ermöglicht Ihnen, mit unliebsamen emotionalen EinflĂŒssen rational umzugehen. Die folgende Ăbersicht zeigt Ihnen, mit welchen Argumenten Sie sich in typischen Blockadesituationen selbst davon ĂŒberzeugen können, dass diese Sichtweise Sie nicht weiterbringt.
Blockade, die sich so zeigt: | Sie entgehen der emotionalen Falle, indem Sie sich klar machen: |
KomplexitĂ€t: Ich weiĂ gar nicht, wo ich anfangen soll. | Splitten Sie Ihr Problem in Teilprobleme, die Sie nacheinander lösen â so ist es weniger komplex. |
Selbstbild: Ich hasse es, solche Entscheidungen fĂ€llen zu mĂŒssen. | Sie haben schon oft und erfolgreich Entscheidungen dieser Art gefĂ€llt, daher ist die Negativ-Aussage unbegrĂŒndet. |
Aufschieben: Das Problem erledigt sich von selbst, wenn ich abwarte! | Jedes Aufschieben ist schon eine Entscheidung. Nehmen Sie die Verantwortung an, setzen Sie sich selbst einen Termin! |
Weggablung: Es gibt nur zwei Wege. | In vielen Situtaionen gibt es mehrere Alternativen. Suchen und finden Sie sie. |
Flucht: Ich weià keine Lösung, also vermeide ich. | So lösen Sie das Problem nicht, sondern nehmen es wahrscheinlich sogar in die neue Situation mit. |
BedeutungsaufblÀhung: Die Entscheidung ist un-widerrufbar oder lebensentscheidend, Alles oder nichts! | Die meisten Entscheidungen, auch wenn Sie momentan noch so schwerwiegend scheinen, sind spÀter noch korrigierbar. |
Pessismismus: Ich will alles, was passieren könnte, in meine Ăberlegungen einbeziehen. Bald konzentriere ich mich aber nur noch auf die Probleme. | Machen Sie sich klar, dass Sie spekulieren. Suchen Sie bewusst auch nach positiven Konsequenzen. Wenn das nicht hilft, machen Sie das Gegenteil: ... |