Ideen durchsetzen, Ziele erreichen: Sei ein Arschloch!
// Von James Watt
Wer seine Ideen durchsetzen und Ziele erreichen will, muss in gewisser Weise ein Arschloch sein. Zumindest gehört auch eine gewisse Portion Egoismus, dazu: Denn auch das nicht jedem schmeckt: Wer erfolgreich sein will, tut (meist) gut daran auf die RatschlÀge anderer zu pfeifen.
ReiĂt die Regeln in Fetzen!
In den 1970er-Jahren verÀnderte Punkrock die Welt. Er war mehr als einfach nur Musik. Er war ein kulturelles PhÀnomen. Unser Business bei BrewDog ist auf der Punk-MentalitÀt aufgebaut. Im Kern geht es bei Punk darum, die FÀhigkeiten zu erlernen, die man braucht, um etwas zu seinen eigenen Bedingungen zu tun. Bei BrewDog lehnen wir den Status quo ab, wir sind engagiert, wir pfeifen auf alle und wir machen immer Dinge, mit denen wir uns selbst treu bleiben. Von Anfang an hatten wir einen antiautoritÀren und nonkonformistischen Ansatz.
Inspiriert von allem, was Punk ist, wollten wir eine zeitgemĂ€Ăe Rebellion gegen massenmarktkonforme Biersorten ohne jeden Geschmack anzetteln und eine knallharte Revolte gegen Marken, die so nichtssagend sind, dass man sie sofort wieder vergisst. Wir entschieden uns fĂŒr eine anarchistische, zweifelsohne waghalsige Do-it-yourself-Vorgehensweise, rissen das Business-Regelwerk in Fetzen und machten unser eigenes Ding. Die Ergebnisse waren ĂŒberwĂ€ltigend.
»Aus meiner Sicht heiĂt Punk, ein Individuum zu sein und gegen den Strom zu schwimmen.« Johnny Ramone (Punk-Archetyp)
»Ich habe immer gesagt, dass Punk eine Einstellungssache ist ⊠Es hatte was mit Zerstörung zu tun und mit dem kreativen Potenzial, das darin liegt.« Malcolm McLaren (Ur-Punk)
Hallo, lasst uns die Welt verÀndern
RĂŒckblende auf das Jahr 2007. In einem Schuppen in einem abgelegenen, gottverlassenen Industriegebiet im Nordosten Schottlands erblickte BrewDog das Licht der Welt. Martin Dickie (mein bester Freund) und ich grĂŒndeten eine winzig kleine Brauerei mit einer riesengroĂen Mission: die Braubranche des Vereinigten Königreichs zu revolutionieren und die britische Bierkultur komplett umzukrempeln. Dieses Buch dokumentiert die Philosophie hinter unserer wilden Achterbahnfahrt, aus der BrewDog als umwĂ€lzender Katalysator fĂŒr die Craft-Beer-Bewegung in GroĂbritannien und darĂŒber hinaus hervorgegangen ist.
Vor der GrĂŒndung von BrewDog hatte ich meiner Anwaltskarriere den RĂŒcken gekehrt und mich an den wogenden Wassern des stĂŒrmischen Nordatlantiks versucht, zunĂ€chst an Deck eines Tiefseetrawlers und schlieĂlich als voll ausgebildeter KapitĂ€n. FĂŒnf Berufsjahre in einer der rausten Umgebungen der Welt und bei der KapitĂ€nsausbildung lehrten mich enorm viel ĂŒber Menschen, FĂŒhrung, Teamwork und RĂŒckschlĂ€ge. Es war unglaublich hart, aber ich habe jede Sekunde davon geliebt. Die ultimative effektive FĂŒhrung einer Besatzung muss von oben nach unten, von unten nach oben und in jeder anderen Richtung dazwischen erfolgen.
Am gefĂ€hrlichsten Ort der Welt ist kein Platz fĂŒr Zweifel
Viele meiner unorthodoxen Business-Strategien, die dem Piratenschiff BrewDog Wind in die Segel geblasen haben, wurden auf dem stĂŒrmischen Atlantik geprĂ€gt. In einem der gefĂ€hrlichsten Jobs der Welt gibt es keinen Platz fĂŒr Zweifel; das Risiko lauert ĂŒberall, die FĂŒhrung muss ebenso schnell wie entschlossen sein und Ăberleben ist immer der erste Schritt zum Erfolg. Es ist mir schwergefallen, die KapitĂ€nsmĂŒtze an den Nagel zu hĂ€ngen, aber ich hatte etwas entdeckt, das ich sogar noch mehr liebte als die See: Craft Beer. Schon immer hatte ich mich fĂŒr Bier begeistert, und mit dem Hausbrauen fing ich 2004 als Vergeltungsschlag an, als Martin und ich in unserer Garage einen Sturm zusammenbrauten.
Die zufĂ€llige Begegnung mit dem legen Ă€ren britischen Bierspezialisten Michael Jackson fĂŒhrte dazu, dass Martin und ich den Schritt wagten, unseren Traum zu verwirklichen und unsere erste eigene Craft-Brauerei zu grĂŒnden. Nachdem Michael eines unserer selbst hergestellten GebrĂ€ue verkostet hatte, sagte er, wir sollten unsere Jobs aufgeben und mit dem Bierbrauen anfangen. Das war der letzte Rat, dem wir jemals folgten.
Vom Zwei-Mann-Betrieb zum Welterfolg
In den letzten vier Jahren war BrewDog offiziell der am schnellsten wachsende Nahrungsmittel- und GetrĂ€nkehersteller in GroĂbritannien und gleichzeitig der am schnellsten wachsende Bar- und Restaurantbetreiber und fĂŒhrte damit die Wachstums-Hitlisten nicht nur in einem, sondern in zwei Branchenbereichen an, wĂ€hrend sowohl das einheimische als auch das internationale GeschĂ€ft zusehends stĂ€rker wurde. Unser Betrieb, der mit nur 30000 Pfund* angefangen hat, verzeichnet mittlerweile einen Umsatz von ĂŒber 50 Millionen Pfund und hat in jedem einzelnen Jahr seit seiner GrĂŒndung solide Gewinne erzielt.
Was 2007 mit zwei Menschen und einem Hund begann, ist in weniger als acht Jahren auf natĂŒrliche Weise zu einem Unternehmen angewachsen, das 500 Personen beschĂ€ftigt. Wir liefern unsere BrewDog-Biere in ĂŒber 50 LĂ€nder, denn wir möchten die Wahrnehmung der Menschen dessen, was Bier ist, hinterfragen und im Endeffekt andere mit unserer Leidenschaft fĂŒr Craft Beer anstecken, indem wir Geschmacksvielfalt und Handwerkskunst wieder in die BierglĂ€ser zurĂŒckbringen. Martin und ich machen auĂerdem die langlebigste Biersendung der Fernsehgeschichte: BrewDogs wird mittlerweile in ĂŒber 20 LĂ€ndern ausgestrahlt.
Tritt an und zeig, was in dir steckt!
Unsere Brauerei, immer noch im Nordosten Schottlands, ist eine der technisch höchstentwickelten und umweltfreundlichsten der Welt. ZusĂ€tzlich zu unserer topmodernen Brauerei besitzen und betreiben wir nun ĂŒber 40 BrewDog-Craft-Beer-Bars an Flagship-Standorten in Tokio, London, Edinburgh, SĂŁo Paulo, Rom, Barcelona, Helsinki, Berlin und Stockholm. Und vor Kurzem haben wir mit dem Bau einer Flagship-Brauerei in Columbus, Ohio, begonnen. Fast ohne Startkapital ein ambitioniertes kleines Unternehmen zu grĂŒnden ist draufgĂ€ngerisch, turbulent â und macht einsam. Unsere selige NaivitĂ€t und unser Mangel an Erfahrung erwiesen sich als unser gröĂter Trumpf. Wir wussten nicht, wie man so was macht, also gingen wir einfach ans Werk und machten es auf unsere eigene Weise. Und bei der Gelegenheit schufen wir unabsichtlich einen völlig neuen GeschĂ€ftsansatz. Business fĂŒr Punks umreiĂt diese revolutionĂ€re Philosophie und beschreibt, dass es gute wie auch schlechte Seiten hat, wenn man das FĂŒhren und Erweitern eines Unternehmens auf die harte Tour lernt.
Die Bedingungen fĂŒr Kleinunternehmen haben sich in den letzten Jahren radikal verĂ€ndert. Business fĂŒr Punks ist ein Manifest fĂŒr Unternehmen des 21. Jahrhunderts. ZerreiĂt die dicken alten LehrbĂŒcher, wehrt euch gegen den Status quo, bringt das Establishment zu Fall und begrĂŒĂt das Hereinbrechen einer neuen Ăra! Dabei gilt: UnternehmensgrĂŒndungen sind nichts fĂŒr heimatlose Selbstschutzmilizen. Mit allergröĂter Wahrscheinlichkeit wird ein Unternehmen scheitern.
80 Prozent aller GrĂŒndungen scheitern gleich am Anfang
Die Sterne stehen schlecht. 80 Prozent aller UnternehmensgrĂŒndungen scheitern innerhalb der ersten 18 Monate. Das sind 800 von 1000, acht von zehn, vier von fĂŒnf Start-ups, die nach der GrĂŒndung floppen und zugrunde gehen. Das ist einfach Fakt. Egal, wie man das schreibt, es liest sich nicht schön. Diese niederschmetternde Sterblichkeitsstatistik ist eine schonungslose Erinnerung an das brutale wirtschaftliche Umfeld von heute. Wenn Sie also darĂŒber nachdenken, ein Unternehmen zu grĂŒnden, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach scheitern. Und es ist nicht nur Ihr GeschĂ€ft, das dabei eins auf die MĂŒtze kriegt â auch Ihre Zukunft, Ihr Selbstvertrauen, Ihre TrĂ€ume und natĂŒrlich Ihr Bankkonto gehen den Bach runter.
Nehmen wir mal an, Sie gehören zu den ZĂ€hen und ĂŒberstehen die ersten 18 Monate. Die Wahrscheinlichkeit, ein nachhaltiges, langfristiges Unternehmen zu werden, liegt immer noch bei weniger als eins zu 20. Ein weiterer deutlich vernehmbarer Weckruf. Bei einer nur fĂŒnfprozentigen Ăberlebenschance sollten Sie dafĂŒr sorgen, dass Sie vom ersten Tag an fokussiert, skrupellos, ehrgeizig und motiviert sind. Dann kann man es vielleicht schaffen. Aber nur vielleicht ⊠Die Entscheidungen, die Sie wĂ€hrend der prĂ€genden Monate Ihres Unternehmens treffen, bestimmen Ihren Platz in der Welt.
Die wichtigste Entscheidung Ihres Lebens
Es sind die monumentalsten Entscheidungen, die Sie jemals fĂ€llen werden, und sie formen Ihr frischgebackenes Unternehmen auf eine Art und Weise, die Sie sich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht vorstellen können. Also schnallen Sie sich an, halten Sie sich gut fest und bieten Sie der Herausforderung die Stirn. Sie mĂŒssen dafĂŒr sorgen, dass Ihre Ideen und deren Umsetzung nichts Geringeres sind als umwerfend. Es ist ein gruseliges Paradox, dass Sie mit den Entscheidungen, die Sie treffen, wenn alles am schwierigsten ist und Sie am unerfahrensten sind, viele Jahre lang leben mĂŒssen.
Sie mĂŒssen sich das Recht auf Existenz verdienen und einen Grund finden, warum Sie auch nur annĂ€hernd relevant sind. Wappnen Sie sich also fĂŒr die dĂŒstersten, hĂ€rtesten und intensivsten Jahre Ihres Lebens. Sie mĂŒssen vielseitig sein, alles lernen und alles machen. Und Sie mĂŒssen lernen, mit stĂ€ndiger ZurĂŒckweisung umzugehen, es lieben, gnadenlos aufs Maul zu kriegen, und Sie mĂŒssen selbst in den ausweglosesten Sackgassen noch Chancen entdecken können. Der Start Ihres Unternehmens wird unvorstellbar brutal sein und trotzdem irgendwie groĂartig und erfĂŒllend. In diesem Teil geht es um das Schaffen der Grundlagen, um das Zimmern des GerĂŒsts und darum, dass die Entscheidungen, die Sie in diesen ersten Jahren trieffen, gute Dienste leisten und dafĂŒr sorgen, dass Ihr Start-up nur im positiven Sinne explodiert. Das restliche Buch baut auf den Grundlagen auf, die in diesem Teil dargestellt werden.
GrĂŒnde kein Unternehmen, fĂŒhre einen Feldzug!
Wenn Sie darĂŒber nachdenken ein eigenes Unternehmen zu GrĂŒnden, wird es mit allergröĂter Wahrscheinlichkeit scheitern. Daher: GrĂŒnde kein geschĂ€fft, fĂŒhre einen Feldzug! Denn Unternehmen scheitern. Unternehmen sterben. Unternehmen geraten in Vergessenheit. Revolutionen sterben nie. Also ruf eine Revolution ins Leben, kein Unternehmen. Es reicht nicht mehr aus, einfach nur ein GeschĂ€ft zu grĂŒnden. Es braucht ein klares Ziel, eine Mission und eine ExistenzbegrĂŒndung.
Martin und ich haben nicht einfach eine Brauerei aufgemacht â wir hatten die Mission, anderen Menschen dieselbe Leidenschaft fĂŒr groĂartiges Bier zu vermitteln, wie wir sie empfinden. Dieses Versprechen und diese Voraussetzung liegen jeder unserer Handlungen zugrunde und dienen als eindeutiger Bezugspunkt fĂŒr jede unserer Entscheidungen.
3 Tipps: Erfolgreiche Businesses haben eine Mission
Egal welche Art von Unternehmen Sie grĂŒnden, Sie allein sind dafĂŒr verantwortlich, dass es durch eine starke, bedeutsame, leicht verstĂ€ndliche und vollstĂ€ndig in sich geschlossene Mission verankert ist. Zum Beispiel:
- Zappos hat kein SchuhgeschĂ€ft gegrĂŒndet, sondern eine Kampagne gestartet, um den Kundendienst zu verbessern, indem es seine Mitarbeiter auĂerordentlich anstĂ€ndig behandelte.
- Noma hat kein Restaurant eröffnet, sondern sich der Mission verschrieben, die nordische KĂŒche neu erstarken zu lassen, und sogar ein eigenes Manifest der nordischen KĂŒche geschrieben.
- Apple hat keinen Computerladen aufgemacht, sondern folgt der Mission, die Welt durch Technologie zu verÀndern.
3 Tipps: Machen Sie etwas, das Sie lieben!
Machen Sie etwas, was Sie lieben, und zwar mit einer klaren Mission. Je enger sich alles um Ihre Daseinsberechtigung dreht, desto besser kommt Ihr Angebot bei den Kunden an und desto leichter wird es sein, Kunden zu Fans zu machen. Gehen Sie davon aus, dass es keinen interessiert. Gehen Sie davon aus, dass es allen scheiĂegal ist und dass keiner zuhört. Jetzt ĂŒberleg dir, wie Sie die Leute dazu bringen, sich fĂŒr das zu interessieren, was Sie machen. Wenn Sie das nicht können, ist Ihr Unternehmen zum Scheitern verurteilt.
- Machen nicht einfach eine BĂ€ckerei in Idaho auf, sondern fĂŒhren Sie einen Kreuzzug zur AufklĂ€rung der Menschen ĂŒber die gesundheitlichen und geschmacklichen VorzĂŒge von frischem Sauerteigbrot.
- Eröffnen Sie nicht einfach einen Friseursalon in Berlin, sondern finden Sie heraus, wie viel Spaà ein Kunde haben kann, wÀhrend er sich die Haare schneiden lÀsst.
- GrĂŒnden Sie nicht einfach eine Autowerkstatt in Manchester, sondern machen Sie es zu Ihrer Mission, die Erwartungen der Menschen an den Kfz-Kundendienst neu zu definieren.
7 Tipps: Darum geht es bei Ihrer Mission
Wenn Geld Ihre Motivation ist, mĂŒssen Sie der gierigste, mieseste Dreckskerl der Welt sein, um ein GeschĂ€ft zum Laufen zu bringen. AusschlieĂlich aufs Geld fokussierte Unternehmen existieren durchaus, aber mit ihnen oder ihren Mitarbeitern möchte ich ungern was zu tun haben. Mit wachsendem Durchblick der Kunden werden ausschlieĂlich finanziell orientierte Unternehmen das gleiche Schicksal erleiden wie die Dinosaurier. Auf Nimmerwiedersehen! Wenn Ihr Hauptgrund fĂŒr Ihre UnternehmensgrĂŒndung ein finanzieller ist, hören Sie bitte jetzt auf, diesen Text zu lesen. FĂŒr alle andern, die wissen wollen, was eine Mission von einem normalen Business unterscheidet: Hier die wichtigsten Punkte!
- Wenn Sie eine Mission haben, können Sie alles, was Sie tun, in den Kontext eines höheren Zwecks stellen und jeden innerhalb Ihres Unternehmens auf ein gemeinsames Ziel einschwören,
- Die...